Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1926
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- 1926-11-04
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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di« schon längst im Buchhandel bekannt, hier nnd da auch schon verwirklicht sind, von denen aber ein Teil der Buchhändler noch nicht in der Weise Gebrauch gemacht hat, wie es notwendig und wünschenswert ist. Die Ziele sind dieselben wie in der übrigen Wirtschaft, die nur von ihren Rationalisierungsmaßnahmen etwas mehr Aufhebens macht, als es der Buchhandel gemeinhin zu tun pflegt; man denke zum Beispiel an die imposante Kundgebung des Einzelhandels in Düsseldorf, bei der Professor vr. Hirsch die Ziele lder Rationalisierung im Einzelhandel wie folgt formu lierte: »Genaueste Durchbildung des Einzelhandelsbetriebs auch nach der rechnerischen Seit« hin, höchste Zusammenfassung seiner Einkausskraft und weitestgehende Ausbreitung des Geistes des Service, d. h. des Dienstes am Kunden, der Billigkeit der Leistung, der Größe der Warenkenntnis und der größten Anpassung an die gesunkene Kaufkraft der deutschen Wirtschaft«. In ähnlicher Weise redet man in Kreisen des Großhandels von der Liquidation unren tabler Betriebe, dem Zusammenschluß in Form der Betriebskonzen- tration, Fusionen, Interessengemeinschaften, des gemeinsam durch- gesührtcn Einkaufs u. dgl. mehr. Ferner werden die Verkanssmctho- den unter Berücksichtigung der amerikanischen Vorbilder geprüft sowie die Frage der Ziclgewährung, des Abzahlungsgeschäfts und der Betriebsstatistik. Kurzum, wir stehen mitten drin in den Ratio nalisierungsbestrebungen zur Umstellung der deutschen Wirtschaft aus Grund der eingetretonen Strukturveränderungen, und die Er kenntnis dieser Notwendigkeit kann heute wohl als Gemeingut aller deutschen Wirtschastskrcise von der Produktion bis zuni Detailhandel bezeichnet werden. Der Buchhandel aber macht hier von erfreulicherweise keine Ausnahme, wie namentlich gegenüber den in der Presse gelegentlich auftauchendcn falschen Äußerungen bemerkt werden muß. (Schluß folgt.) Karl May-Jahrbuch. 1926. Herausgegeben von Prof. vr. Lud wig Gurlitt und vr. E. A. Schmid. 9. Jahr. sRit zahl reichen Abbildungen.) 8° 48V S. Radcbeul b. Dresden, Karl-May-Vcrlag, 1926. Brosch. Mk. 4.—. »Ich«. Aus Karl Mays Nachlaß herausgegcbe» von vr. E. A. Schmid. 10. Ausl. 4V.—SV. Tausend. 8° S9V S. Ebenda, o. I. 11928). Geb. Mk. 5.—. Eine Laiizc für Karl May von vr. jur. Euchar Akbrccht Schmid. 2. Ausl. (4.-6. Tausend.) gr. 8° >20 S. Ebenda, 1926. Brosch. Mk. 1.—. Den vorstehenden drei Veröffentlichungen ist nicht nur der Name Karl May gemeinsam, sondern mehr noch die ihnen innewohnende Ten denz, einem besseren Verständnis dieses viclgelobten und vielgeschmäh- ten Volksschriftstcllers die Wege zu bereiten. Es ist das unbestrittene Verdienst des Verlegers und Mitherausgebers des Karl May-Jahr- buchs vr. E. A. Schmid, den Namen Karl Mays wieder zu Ehren ge bracht und ihm auch in den Kreisen zu Ansehen vcrholfen zu haben, die in ihm mehr einen Verführer als einen Führer und Erzieher der Jugend zu sehen glaubten. Als Gymnasiast und begeisterter Verehrer der Schriften Karl Mays wendet sich der damals 18jährige an den von ihm verehrten Meister, um ihn seiner unwandelbaren Treue und Gefolgschaft zu versichern, und aus dem sich daraus entwickelnden Briefwechsel zwischen dem damals aus der Höhe seines Erfolgs stehen den Schriftsteller und seinem sugendlichen Verehrer entsteht ieneS Bündnis, das, über den Tod Karl Mays fortdauernd, den begeisterten Jünger zum Verleger, zum literarischen Anwalt und Testamentsvoll strecker des geistigen Erbes Karl MayS emporstcigcn läßt. Einen ge treueren Eckermann hat auch Goethe nicht gehabt, und so wenig glück lich Karl May auch manchmal in der Wahl seiner Freunde und Ver tranten gewesen ist, so hat er in dieser Beziehung doch den denkbar glücklichsten Griss gemacht, da sein leiblicher Tod auch zugleich seinen geistigen bedeutet haben würde, wenn ihm nicht in seinem Verleger ein so energischer, zielbewusster Verfechter seiner Interessen entstanden wäre. Während Karl May, schlecht beraten und von Haus aus ohne großen Bekcnncrmut, einen verzweifelten Kampf um seine bürgerliche Ehre ausfocht, in dem er sich verblutete, war sein sunger Verleger klug genug, den Schwerpunkt aus die literarischen Verdienste seines Mandanten zu legen, aus die begeisterte Zustimmung der Jugend, die ganz unverdient keinem Schriftsteller zuteil wird, und die Jugend sünden Karl Mays als den Ausfluß einer falsch geleitete» Erziehung und einer Umwelt darzustellen, in der alle Keime vorhanden waren, ein phantastisch veranlagtes Gemüt aus ungewöhnliche Wege zu drängen. Aus dieser Betrachtungsweise erwuchs dem energische» Ver teidiger de» oft mit maßloser, blinder Wut Angefochtenen der weitere IZ20 Vorteil, aus jene geheimnisvollen und ost vlelverschlungenen Ver bindungen zwischen genialer Begabung und verwilderter Sittlichkeit Hinweisen zu können und an dem Beispiele Karl Mays ihre enge Verwandtschaft zwischen Genie und Verbrechen darzutun. Ohne diese harte Schule, durch die er gemäß seiner Veranlagung und seinem Schicksal gehen mußte, wäre er kaum das geworden, was er heute ist: einer unserer besten Volksschriststellcr, die den im Volke, besonders in der Jugend lebenden Drang nach unbegrenzten Weiten, bunten Aben teuern und seltsamen, nicht alltäglichen Menschen in reichstem Maße be- sricdigen. Ist es da nicht vollständig gleichgültig, ob er jene Länder, die den Schauplatz dieser phantastischen Welt bilden, selbst gesehen, ob jene Menschen, die in allen mögliche» Verkleidungen austrcten, wirklich gelebt, oder ob die Sehnsucht der einsamen Gefängniszelle sie nur vor seinem geistigen Auge erstehen ließ und sie später in seine Bücher bannte? Deshalb wird man auch nicht ohne ei» leises Lächeln die Nachweise in dem Karl May-Jahrbuch lesen, daß der Henry-Stutzen, der Bärcntöter und die Silberbüchse im Nachlasse des Dichters ge sunde» wurden, wie nicht minder die krampshastcn Versuche, Karl May in die Umwelt seiner Landschastcn und Personen htncinzustellcn und allerlei zu versuchen, in vergilbten Notizen Ausschlüsse Uber mut maßliche und tatsächliche Reifen des Dichters zu gewinnen. Dem gegenüber berührt es angenehm, daß in dem jüngsten Karl May- Jahrbuch Ansätze zu einer Erweiterung des Stoffgebiets vorhanden sind, daß sich die Herausgeber nicht mehr sklavisch an den Namen und das Werk Karl Mays binde», sondern darüber hinaus auch Aufsätze i» ihr Interessengebiet einbezogen haben, die, nur In loser oder gar keiner Verbindung mit Karl May stehend, sich mit allgemein volks- bildnerlschen Fragen oder dem Schicksal und Lebe» der roten Rasse beschäftigen. Diese Erweiterung des Stossgeblets ist um so mehr zu begrüßen, als es bei aller Anerkennung der Bedeutung Karl Mays als Volksfchriftsteller doch immer ein gewagtes Unterfangen ist, ihn zum Träger eines Jahrbuchs und seine Schriften zum Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschungen über ethnographische und solkloristtsche Bestrebungen zu machen. Gleichwohl wollen wir vermeiden, auf einzelne dieser Aufsätze besonders hinzuweisen, sondern nur ein paar hcransgreisen, die besonderes Interesse stir den Buchhandel bean spruchen können. In erster Linie ist da der Aufsatz von Prof. Eduard Engel: Sprich Deutschi zu nennen, ein Bekenntnis zum Deutschtum und zu deutscher Sprache und Wesensart, von dem man wünschen möchte, daß es die weiteste Verbreitung im Buchhandel und in der Schriststcllerwelt fände. Zeigt Engel in diesem Aussätze doch klar und deutlich, wie die Lebensdauer eines Schriftwerkes nicht zuletzt von seiner Sprache abhängt, wie Goethe bis in seine letzten Jahre hinein unablässig bemüht war, die unter dem Einfluß der damaligen Mode in seine Schriften cingedrungenen Fremdwörter durch gute deutsche Ausdrücke zu ersetzen und so sein Lebenswerk möglichst frei von allen Schlacken kommende» Geschlechtern zu überliefern. Auf Pros. vr. Alfred Blcscs Aufsatz: Die Kunst des Erzählens sel hier nur hinge- wicsen, um zu zeigen, daß Eduard Engel nicht der einzige Literar historiker ist, der sich den Bestrebungen der Karl May-AnhLnger freundlich gegcnübcrstellt. Mehr um ihres Inhalts willen verdienen dagegen hcrvorgchobcn zu werden: Buch nnd Werbekunst von Pros, vr. Emil Schling, sowie die drei Aussätze des Mitherausgebers vr. E. A. Schmid: Die Vorgeschichte der Münchmeyer-Romanc, »Wald- röschen« und »Die verfälschte Handschrlft», die interessante Einblicke ln das Wesen und Treiben des Kolportagebuchhandels, besonders aber in das Zustandekommen und dte Technik der so viel geschmähten und doch so viel gelesene» Kolportageromane gewähren. Ebenbürtig tritt diesen Aussätzen vr. Schmlds sein Mitherausgeber Prof. vr. Ludwig Gurlitt mit einem Beitrag über Kunst nnd Kritik zur Sette, in dem er das Recht der dichterische» Persönlichkeit gegenüber allzu vorlauter Kritik betont. Die »Lanze», die vr. Schmid für den verstorbenen Dichter ein gelegt hat, sowie die Sclbstbiographlc Karl Mays unter dem stolzen Titel »Ich« sind bei ihrem Erstcrschcincn In diesen Blättern bereits ge würdigt worden. Beide sind bis auf die Neuzeit ergänzt und be richtigt worden. Heute sind die leidenschaftlichen Kämpfe, die sich um die Person und das Werk des Dichters erhoben haben, zum größten Teile verstummt, um einer gerechteren Würdigung Play zu machen. Diese Wandlung hcrbetgeführt zu haben, Ist nicht zum wcntgstc» das Ver dienst der vorliegenden Schriften und ihres Herausgebers und Ver legers. Es darf wohl als ein Im Buchhandel nicht gewöhnliches Er eignis angesehen werde», daß ei» biographisches Werk wenige Jahre nach seinem Erscheinen einen Absatz von vielen Tausende» von Exem plare» gefunden hat. Gewiß ist dies ein Beweis dafür, wie sehr die Person des Autors, sein ungewöhnliches Schicksal, das ihn i» alle Höhen und Tiefen menschlichen Erlebens führte, nicht zuletzt aber auch die In »Ich« zutage tretende Darstcllungskuiist das Interesse der Lcserwelt gefunden haben. Das Buch, von vr. Schmid durch eine
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