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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1926
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- 1926-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1926
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258, 4. November 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn.Buchhandel. Verhältnisse zwischen Arbeitgeber- nnd Arbeitnehmerschaft handelt. Jedenfalls muß dem Siedlungsgedanken ernsteste Aufmerksamkeit geschenkt werden, da immerhin mit der Zeit bemerkenswerte Aus wirkungen auf die allgemeine Lage davon zu erwarten sind. Zusammenfasseud kommt man jedoch zu dem Ergebnis, daß auf dem Wege der unmittelbaren Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eine disponible Arbeitsarmee von 3 Millionen Menschen, die etwa einen Jndustrieproduktionswert von 9 Milliarden Marl ver körpern, weder dauernd zufriedengestellt noch volkswirtschaftlich nutzbringend beschäftigt werden kann. Somit ergibt sich von selbst, daß die Umstellung der deutschen Wirtschaft auf die veränderte Struktur der allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse entscheidend ist, mit anderen Worten, daß in erster Linie der indirekten Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Schaffung gesunder Wirt schaft s- und Arbeitsbedingungen Aufmerksamkeit gewidmet werden muß. Dieser Umstellungsprozeß ist bereits in vollem Gange und hat in dem Schlagwort der Rationalisierung seinen zeit gemäßen Ausdruck gefunden. Es 'handelt sich daödi um die Ge samtheit der Maßnahmen zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Produktion und des Handels. Während aber bei der Indu strie technische Maßnahmen und Fragen der Betriebskonzentration im Vordergrund des Interesses stehen, «denkt der Handel in erster Linie an die Rationalisierung der Betriobsorganisation, d. h. di« Wirtschaftlichkeit des Ein- und Verkaufs, «der Feststellung des Be darfs, der Propaganda, des Bürobetriebs und dergleichen mehr. Wie bei allen Dingen, die zu einem Modeschlagwort geworden sind, besteht auch hier die Gefahr, daß die Rationalisierung als Selbstzweck betrieben wird, woran die Mode der Amerikareisen nicht zum geringsten Teil schuld ist, während in Wirklichkeit Ra tionalisierung nur insoweit sinnvoll ist, als sie tatsächlich zur Hebung der Wirtschaftlich keit beiträgt. Infolgedessen muß auch das Ausmaß dieses Umstellungsprozesses in den einzelnen Wirtschaftszweigen und in den einzelnen Unternehmungen durchaus verschieden sein, selbst verständlich aber auch in den einzelnen Ländern, und schon hieraus ergibt sich, 'daß das, was für Amerika richtig sein mag, noch längst nicht für die deutschen Verhältnisse zuzutrefsen braucht. Ins besondere werden auch in Zukunft bei uns der Massen- und Typen herstellung wesentlich engere Grenzen gezogen sein als in den Vereinigten Staaten. In diesem Zusammenhang ist cs nicht ohne Interesse, die Einstellung der Arbeitnehmerschaft zur Rationalisierung kennen zu lernen, weil es gerade bei diesen Fragen im wesentlichen Ausmaße von der geistigen Ein stellung der Massen abhängt, ob die mit diesen Plänen verfolgten Ziele erreicht «werden können oder nicht. Erfreulicherweise läßt sich feststellen, daß die Gewerkschaften, die durch diese Vorgänge, zum Beispiel «die Einführung arbeitsparender Maschinen, naturgemäß vor schwierige Probleme gestellt werden, keine prinzipiellen Ein wendungen «gegen die auch von ihnen «als notwendig erkannte Um stellung erheben, sondern nur bestrebt sind, die damit für die Ar beitnehmerschaft verbundenen Härten durch entsprechende sozial politische Maßnahmen zu mildern. Dieses an sich begreifliche Be streben wird in dem Augenblick zu einer Gefahr für «den Erfolg des Rationalisierungsprozesses, wenn die durch dis Umstellung erzielte Wirtschaftlichkeit durch entgegenwirkende sozialpolitische Maßnahmen wieder redrcssiert wird. Das würde aber zum Bei spiel eintreten, falls der kürzlich «in der -«Buchbinderzeitung» dis kutierte Gedanke der Arbeitszeitverkürzung Wirklichkeit würde. Trotz «dieser Schönheitsfehler «wollen wir «uns aber der grundsätz lichen Einstellung der Gewerkschaften freuen und es begrüßen, wenn z. B. der «alte Hirsch-Dunckersche Gewerkschaftler Anton Erkelenz sich nachdrücklichst für technischen Fortschritt, Be triebskonzentration und Vereinfachung der Verkaufsorganisation «insetzt, auch wenn «er gleichzeitig «sozialpolitische Gegengewichte für die Übergangsnöte fordert. Diese Tatsache ist um so bedeut samer, wenn man die psychologischen Wirkungen der Rationali sierung, die zweifellos eine Belastung für das Spannungsverhält nis zwischen Kapital und Arhett darstellen, richtig einschätzen will. Es ist vielleicht nicht überflüssig, In diesem Zusammenhang auf die! 131 8 vorbildliche Einstellung der amerikanischen Arbeiterschaft zu «den ' Rationalisierungsfragen hinzuweisen, wie sie der amerikanische Arbeiterführer William Green, der Nachfolger von Samuel Gompers, in folgenden Sätzen zum Ausdruck gebracht hat: -Ich wüusche als praktischer Manu zu sprechen und «bin weit davon entfernt, das kapitalistische System zu verdammen, vielmehr wünsche ich es nur zu verbessern. Die Allgemeinheit «ist aus eine radikal« Umwandlung nicht vorbereitet. Dagegen will sie eine wirkungsvolle Arbeitsgemeinschaft zwischen «den großen Gruppen der Wirtschaft, Kapital, Arbeit und Betriebsleitung. Die Arbeiter schaft weiß, daß der Ersolg der Betriebsleitung Erfolg der Ar beiterschaft bedeutet.» Diese Einstellung stößt aus entsprechendes Verständnis bei den führenden amerikanischen Wirtschaftlern, wie die wiederholten Äußerungen des Staatssekretärs Herbert Hoover und anderer prominenter Wirtschaftsführer beweisen, wonach di« Grundlinien des neuen amerikanischen Wirtschafts systems in «der Methode «erblickt werden, durch die soziale Zufriedenheit mit der Erhaltung der privaten Initiative in der Industrie und der industriel len Betätigung «sich vereinigen läßt. Die Koope ration aller an der Wirtschaft verantwortlich Beteiligten bedeute die Anwendung der Demokratie auf das Wirtschaftsleben und sei nicht nur aus «die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit, son dern auch zwischen Produzenten und Konsumenten von weitestgehen dem Einfluß, und Hoover nennt diese Entwicklung geradezu eine wirtschaftliche Revolution. Wir sind leider in Deutschland von dieser allgemeinen Einstellung noch ein «gut Stück entfernt, und erst wenn diosc erfreuliche Übereinstimmung in der Zielsetzung zwischen Betriebsleitung und Arbeiterschaft herbeigesührt werben kann, wird es möglich sein, die nachteiligen Auswirkungen des Rationalisierungsprozesses zu überwinden, die zunächst durch ein« Erhöhung der Arbeitslosigkeit und in gewissem Sinne auch eine erhöhte Mechanisierung der Arbeit, wie sie in der Tätigkeit am fließenden Band am stärksten zum Ausdruck kommt, hervorgerusen werden. Während, wie gesagt, in «der Industrie die Rationalisierungs frage vorwiegend unter technischen Gesichtspunkten und aus dem Gesichtswinkel der Betriebskonzentration ungefaßt wird, stehen für den Groß- und Einzelhandel vorwiegend betriebs organisatorische Ilmstellungsmaßnahmen zur Hebung der Wirt schaftlichkeit iws Betriebs zur Diskussion. Um einen Betrieb zu organisieren und festzustellen, Ivclche Mängel der bisherige Zustand auflveist, muß man seinen Betrieb kennen, und des halb ist allen Maßnahmen, die dazu dienen können, dem Betriebs leiter diese Kenntnis zu vermitteln, größte Aufmerksamkeit zu schenken. Das Kernstück jeder Organisation ist die Buchhal tung, die leider nicht nur im Buchhandel, sondern auch in anderen Gowerbezweigen noch nicht überall aus den Stand moder ner Betriebsführung gebracht ist. So hat z. B. die letzte Ein kommensteuerveranlagung gezeigt, daß es namentlich im Sorti ment doch noch eine Reihe allerdings meist kleiner Firmen gibt, die nicht in der Lage sind, den steuerlichen Vorschriften ent sprechende Unterlagen für die Ermittlung des Reingewinns bei zubringen, und es wird Ausgabe der buchhändlerischen Organi sation sein, überall dort, wo sich solche Mängel zeigen, einen er zieherischen Einfluß geltend zu machen, was namentlich eine dank bare Aufgabe für die Kreis- und Ortsvereine wäre. Die Buch haltung und die auf dieser Grundlage ermöglichte Be triebsstatistik müssen die Grundlage aller geschäftlichen Dispositionen sein. Wenn sie richtig funktionieren, ist es möglich, die Vorräte zu verringern und damit die Unkosten «und das Risiko der Lagerhaltung hevabzusetzen; ebenso läßt sich die Inanspruch nahme des Kredits in ein richtiges Verhältnis zur Rentabilität bringen. Vor «allem «aber ist die laufende Sclbstkostenberechnung und Bctriebskontrolle von ausschlaggebender Bedeutung für eine richtige Kalkulation. Es wird viel davon gesprochen, daß z. B. «bei der Bestimmung «des Ladenpreises durch den Verleger das Fingerspitzengefühl, «das heißt die kaufmännische Erfahrung aus schlaggebend sein müsse. Dabei wird den Preisen der Konkurrenz meist ein größerer Einfluß eingeräumt, als es den Interessen des ! Betriebs auf Grund der Selbstkostenberechnung entspricht. Man
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