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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1932
- Strukturtyp
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- 1932-07-19
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1932
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- Deutsch
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X: 166, IS. Juli 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn Buchhaabel. fürchte ich, daß sie unser Lager in gar keiner Weise als Krcdit- grundlage ansehen würde. Unsere Läger sind nämlich — 'bankiermäßig betrachtet — nur noch soviel wert, daß sie von irgendeinem Kollegen, der den großzügigen »Verschleiß« be treibt, mit einem Durchschnittspreis von etwa 20 Pf. pro Band bewertet und — wenn sie leidlich gepflegt sind — auch gekauft werden würden. Eine wesentliche größere Bcleihgrundlage dürf ten sie im allgemeinen nicht bieten. Etwas anders könnte sich das Bild darstellen, wenn die schon oft in schönen Träumen vorhanden gewesene »Buchhändler bank» eine solche Beleihaktion tragen würde. Vielleicht könnte das praktisch so vor sich gehen, daß — -sagen wir — di« Allge meine Deutsche Credit-Anstalt solchen Buchhändlern, die um einen derartigen Kredit nachsuchen, nach Prüfung der Unterlagen sämtliche überfälligen Verlegerrechnungen abdeckte und dafür sämtliche Zahlungen der betreffenden Buchhändler empsänge. Vielleicht mit der Maßgabe, daß die monatlichen Einzahlungen die monatlichen Auslagen um so oder so viel übersteigen müßten. Ein anderer Weg — und wahrscheinlich der gangbarste und in sehr vielen Fällen z. Zt. wohl der einzig mögliche — ist viel leicht der, daß die Sortimentsfirmen, die einen solchen Kredit erstreben, ihre sämtlichen unbezahlten Rechnungen der einzelnen Verleger addieren und durch 12 teilen und dann mit ihren Ver legern Übereinkommen, daß sie zu ihren laufenden Bezügen mo natlich ein Zwölftel ihrer augenblicklichen Schulden hinzurech nen und so ausgleichen. Das wird wahrscheinlich die einzige Mög lichkeit sein, die heutige unfruchtbare und untragbare »Hochkon junktur» der Nachnahmen und Zahlungsbefehle abzubauen. Das dürfte auch der einzige Weg sein, die mehrfach erwähn ten Kredite zu umgehen. Denn jeder Kredit, sowie er nur überbrücken und nicht neue gute Geschäfte finanzieren soll, wirkt sich nach kurzer Zeit wieder als erhöhte Fessel und Belastung aus, während bei dem von mir angedeuteten Weg das einzige wirk liche Aktivum der Sortimente, nämlich der lausende Umsatz, nutz bar gemacht würde. ,! Aus Nordwestdeutschland: Bei mir liegen die Verhältnisse ähnlich wie beim Kol- ^ legen A. Stadt mit 32 000 Einwohnern. Konkurrenzverhältnisse sim allgemeinen wie beim Kollegen A. Umsatz doppelt so groß, davon etwa 14 Bücher, Kunst, Musikalien und »/, Papjer-, Schreib-, Geschenk- und Bürowaren. Ich stammp aus dem reinen Sortiment, mußte als Gehilfe beobachten, daß meine Chefs trotz Fleiß und Sparsanikeit nicht vorwärtskamen, machte mich selbständig in einer Kleinstadt in Buch- und Papierhandel (unter Papierhandel ist stets der ganze Handel mit Papier, Papierwaren, Schreib-, Büro-, Schul- und Geschenksachen zu verstehen), wo ich sehr bald erkannte, -daß der Papierhandel bedeutend bessere Verdienstmöglichkeiten bot als der Buchhandel. Im Buchhandel betrug der Rabatt 25 bis 40^, die pro zentual sehr erheblichen Porto- und Frachtkosten trug und trägt jetzt noch der Sortimenter. Buchhändlerischer Kleinkram, der die meiste Arbeit und die größten Portokosten verursacht, ist am schlechtesten rabattiert. Im Papierhandel gibt es kaum etwas mit weniger als 3314?? Verdienst vom Verkaufspreis. Fast allez wird aber mit höherem Verdienst verkauft. Der Klein kram, Papier, Federn, Formulare usw. für 10 bis 50 Pf. wird zumeist mit 50?? und höher kalkuliert, nachdem die Frachten feingerechnet sind. f Im Buchhandel wurden viele Rabatte infolge der letzten Äkot-Verordnungen verschlechtert. Ich schätze den Verlust, der dem Sortimenter durch die Rabattverschlechterung entsteht, höher als dsn Verlust durch die erhöhte Umsatzsteuer. Im Papierhandel dagegen wird die erhöhte Umsatzsteuer wohl überall in den Ein kaufspreis mit einbezogen, von dem aus dann der Verkaufs preis errechnet wird. fJm Buchhandel sind Lagerverluste riesengroß, im Papier- hanidel fehlen sie fast ganz, abgesehen von einigen Verlusten im Schul)- Und Geschenkwarenhandcl. Aber auch hier sind Total- j Verluste sehr selten. Vom Schulbuchhandel wollen wir lieber schweigen. Im Buchhandel borgen Schüler, Studenten, Lehrer und Be amte und Angestellte. Im Papierhandel zahlen diese Leute meist bar. Ist es nicht lächerlich, daß der Amtsgerichtsrat einen Dwinger anschreiben läßt, ein Photoalbum für sein Töchterlein gleichzeitig mit 8 RM bar bezahlt? Meine Kundenkladde sieht fast aus, als ob ich reiner Buchsortimenter wäre. Im Buchhandel gibt der Monopolverlag für Barzahlungen fast nie oder sehr verklauselt und recht jämmerlich Skonto, der übrige Verlag stellt sich jetzt zögernd auf Skonto ein, aber Rech nungsvordrucke mit dem Vermerk »Bei sofortiger Zahlung . . . ?? Skonto« habe ich noch nicht gesehen. Im Papierhandel ist dieser Vordruck oder ein ähnlicher selbstverständlich. Der Skonto bei sofortiger Bezahlung liegt im Durchschnitt über M, bei Bezahlung innerhalb 30 Tagen bei 2??. Für diesen Skonto läßt sich mit der ganzen sechsköpfigen Familie eine wunder schöne Sommerreise machen. Im Buchhandel gibt ein Sortimenter, der auf der Höhe sein will, im Jahr einige hundert Mark für Kataloge aus. Im Papierhandel tragen die Lieferanten restlos die Katalog- kosten. Ist es mir zu verargen, daß ich trotz meiner Liebe zum Buch den »Nebenbranchen« meine Hauptkraft widme? Und die Folge davon? Mein Geschäft ist gesund, es ernährt nicht nur die Familie, sondern wirft darüber hinaus noch einiges ab, auch jetzt noch, trotz des Umsatzrückganges, der in den Monaten Januar bis Juni dieses Jahres 41, 12, 32, 21, 29, 27A oder im Durchschnitt 24?? betrug. Dabei muß ich bemerken, daß ich im vorigen Geschäftsjahr noch keinen Rückgang halte. Wie Kollege A. die Spesen berechnet, ist mir unklar. Rechnet er z. B. Kreuzbänderporto, Porto für Postpakete und Frachten dazu? Hat er Bedingtbezug, wie verrechnet er dessen Spesen anteilig? Wie verrechnet er vorausgezahlte, strittige, gestundete und zurückverlangte Steuern? Kollege A. sagt: »Der größte Teil aller Buchhandlungen ist verschuldet, er kann auf die Dauer nicht durchkommen, er kann nur dank der weitsichtigen Unterstützung durch Verlag und Bar sortiment durchhalten (?). Auf die Dauer wird das nicht mög lich sein, es muß etwas geschehen, dem deutschen Buchhandel Kredite zu geben.« Nach meiner Meinung nützen Kredite nur gesunden Unter nehmungen, der Buchhandel in kleinen und mittleren Städten aber ist krank, er leidet an Auszehrung, er wirft bei seinen jetzigen Verdienstmöglichkeiten zu wenig ab. Daß er dem Chef und dem Personal angemessene Lebcnsbedingungen gewährt, daran ist schon lange nicht mehr zu denken dank der Engherzig keit und Kurzsichtigkeit verlegerischer Rabattpolitik und verlege rischer Lieferungsbedingungen sowie dank der unkausmänmschen Einstellung des Sortiments, das da glaubt, sich für jedes Buch verwenden zu müssen, das als bedeutend angcsprochen wird, auch wenn es noch so schlecht rabattiert wird. Daß es in den großen Städten dem Sortiment besser geht, bezweifle ich. Ein großer Kredit, abgesehen davon, daß ihn niemand gibH würde dem Buchhandel wohl zum Hinhallen, aber nicht zum Durchhalten nützen. Nützen können nur bessere Bezugsbedingun gen oder die Aufnahme von Nebenabteilungen wie Papier- und Schreibwaren, die den Buchhandel mit durchschleppen. Dadurch wird man unabhängiger vom Verlag, und infolge kaufmännischen Denkens, das in den Nebenbranchen unerläßlich ist, kommt man zum besseren Kalkulieren im Sortiment. Kollege A. hat recht mit seinem Wort: Wir müssen uns selber Helsen! Ich fasse das »selber helfen« allerdings anders auf als er. Aus Schlesien: Mein Geschäft befindet sich in einer Provinzstadt mit rund 6000 Einwohnern. Ich sühre hauptsächlich Bücher, daneben noch Musikalien und etwas Kunstgewerbe. Am Ort befinden sich noch eine eingetragene Buchhandlung mit viel Papierwaren u. ä. und außerdem noch 4 Papiergeschäfte mit Büchern. SS9
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