Nummer 217, 17. September 1936 Börfcrrbkatt für den Deutschen Buchhandel 4245 ie in der Apokalypse die Würgengel, die „Weltretter" über die Erde gehen, so nennt Johannes Klein Napoleon den Weltreiter. Der visionäre Zug, den sein Buch bei aller dramatischen Bewegtheit hat, unterscheidet es von den bisherigen Deutungen. Napoleon erscheint nicht als der große Feind, wie ihn der Historiker sehen muß, auch nicht als eine Art Antichrist — sondern als Wiederhersteller großen Men schentums, der zugleich Gottesgeißel sein muß und alles wahrhaft Große seiner Zeit formen hilft, allerdings gegen sich und sein Reich. Alle wesentlichen Liebesmenschen wenden sich von diesem Machtmenschen ab oder gehen an ihm zugrunde, er selber sucht zu lieben und wird verraten, denn er darf nicht nur bildhafter Mensch, er muß Gottesgeißel sein. Eine reiche Kapitelfolge zieht vorbei, die von visionären Szenen in Napoleons Begegnung mit einem Gottverkünder bis zu leidenschaftlichen Gesprächen und den erregten Szenen des Liebeskampfes reichen. Alles überwölbt aber der düstere Himmel der Revolution und der napoleonischen Kriege. Bald hört man wuchtige predigten, die dem Gottsucher unserer Zeit etwas zu sagen haben, bald die klirrenden Reden Napoleons, bald sieht man den Menschen in seiner letzten Auf- gewühltheit. Dabei klingen aber auch sehr zarte Töne auf. Da dieses Buch, dessen Handlung ein ebenso erschütterndes wie erschreckendes Schicksal darstellt, die Geschichte Gottes und des Menschen aufs neue zu verknüpfen sucht, spricht es besonders zu unserem Jahrhundert. S 6KLHH.LIIV L cO. / I.LII'216