Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1937

Oie Oeutlcke Ouckkändler-Lekranflalt zu Leipzig Im April 1997 tritt die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt in ein neues Schuljahr, das 85. seit ihrem Bestehen. Am i. Oktober 1928 wurde sie in den Besitz des BLrsenvereins übernommen und am 1. April 19z; mit der Reichsschule des Deutschen Buchhandels organisatorisch vereinigt. Im Rahmen des planmäßigen Einsatzes beider Schulen liegen bei der Deut schen Buchhändler-Lehranstalt zwei gewichtige Aufgaben: die Pflichtfortbildung aller Leipziger Buchhandelslehrlinge, der einjährige höhere Fachkursus für Jungbuchhändler aus dem ganzen Reich. Ich richte an die Mitglieder des Börsenvereins im Reich und im Ausland die Bitte, ihren Söhnen und Töchtern den Besuch des Höheren Fachkursus zu ermöglichen und ihre Lehrlinge auf diese ausgezeichnete Gelegenheit zur Erweiterung und Vertiefung ihrer wissenschaftlichen und buchhändlerischen Kenntnisse hinzuweisen. Junge Buchhändler, die den einjährigen Fach kursus vor Antritt ihrer Lehrstelle mit Erfolg durchlaufen, haben Anspruch auf verkürzte Lehrzeit. Die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in das Reichsfachschulschaftsverzeichnis ausgenommen. Sie sieht unter der Aufsicht des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung. Direktor der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt und zugleich der Reichsschule des Deutschen Buchhandels ist Herr Oberstudien- birektor O?. Walter tzoyer, stellvertretender Direktor an der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt ist Herr Studiendirektor ». Uhlig. Der Lehrplan des Höheren Fachkursus erstreckt sich mit den folgenden Stundenzahlen über die einzelnen Stoffgebiete des Unterrichts: I. Pflichtfächer: Deutsche Literatur (?) Buchgewerbekunde .. .. « (2) Buchhändlerischer Schriftverkehr.. .. (2) Weltliteratur (2) Buchhandelsbetriebslehre .. (4) Kaufmännisches Rechnen (1) Wissenschaftskunde für Buchhändler (2) Buchhändlerische Rechtskunde .. .. (2) Geschichte des Buchhandels, Biblis- Kunstgeschichte (2) Staats- und Wirtschaftskunde.. .. (2) graphie und Bibliothekskunde .. (2) Musikgeschichte (2) Buchhaltung II. Wahlfächer: .. (Z) Turnen (2) Englisch (2) Latein » (2) Maschineschreiben (2) Französisch (2) Einheitskurzschrift .. (2) Kunst- und Plakatschrift .. (2) Die Schüler der Anstalt erhalten auf ihren Fahrten vom Wohnort nach Leipzig und zurück von der Deutschen Reichs bahn eine Fahrpreisermäßigung von 50 vom Hundert. Sie können an dem Mittagstische teilnehmen, den der Börsenverein für seine Angestellten in dem der Lehranstalt benachbarten Deutschen Buchhändlerhaus unterhält. In Fällen besonderer Be dürftigkeit werden einzelnen tüchtigen Schülern und Schülerinnen aus vorhandenen Stiftungen Unterstützungen gewährt. Gesuche sind »ach Michaelis bei der Schulleitung einzureichen. Satzungen und Lehrplan erhalten Sie bereitwillig von der Verwaltung der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt, Leipzig C i, Platostraße i a (Fernsprecher 14191). Sie ist jederzeit auch zu mündlichen und schriftlichen Auskünften bereit. Angesichts der guten Berufsausbildung, die der höhere Fachkursus unserer Deutschen Buchhändler-Lehranstalt vermittelt, darf ich an die Mitglieder die Bitte richten, bei Bedarf an jüngeren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Fachschüler der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt zu berücksichtigen. Leipzig, den 24. März 1937 ver öörlenverein der Veutlciien öuckkändler zu Leipzig Baur, Vorsteher Rückerts Ofterhasenbrief in Chr. v. Schmids ' „Ostereyern" Mit der rührenden kleinen Erzählung »Die Oste re per« — erstmalig ist sie 1818 zu Landshut erschienen — gründete Christoph v. Schmid <1854 als Domherr zu Augsburg an der Cholera gestorben) seinen Rus als Jugendschriststeller. Hat er sich doch später immer gern selbst als den »Versasser der Ostereper« bezeichnet! In einem Exemplar jener niedlichen Erstausgabe fand seinerzeit Albert Becker ein handschristliches Dichterdokument, an das wir in diesen österlichen Tagen erinnern möchten. Denn es handelt sich um einen wahrhast reizenden Bries vom Osterhasen. Friedrich Rückert schrieb ihn — in Ermangelung von Briespapier — als Widmung in das Büchlein, das er seinem Schwesterchen Marie als Geschenk übersandte. Als Ältester einer ganzen Reihe von Geschwistern war Rückert von Jugend aus ein ausgesprochener Kinderfreund. Kür jenes Maricchen versahte er schon zum Christfest 181I fünf gereimte Märlein »zum Einschläsern«. Das gelungenste, das vom Bäumlein handelt, das andere Blätter haben wollte, hat sich bis heute die verdiente Volkstümlichkeit erhalten. Jenes andere Denkmal für Rückerts Bruderliebe, der Bid- mungsbries im Ostereierbllchlein, ist wohl dem Umfang nach bescheidener als die Märchenserie, aber Loch ganz entzückend. Es war vermutlich der Palmsonntag des Jahres 1817, an dem der damals schon der Dreißig sich nähernde Dichter damit bas Bändchen schmückte, das Becker bei pfälzischen Verwandten Rückerts entdecken sollte. Das Schreiben, das uns übrigens auch daran erinnert, daß ur sprünglich der Gründonnerstag in unserem Brauchtum der klas sische »Ostereiertag« gewesen ist, lautet: Stuttgardt am Palmsonntag. Liebe Mariei Weil Du so schon zum Gründonnerstag Eper genug von allen Farben wirst eingelegt bekommen haben, und ich hier keine Zeit habe, Dir auch welche selbst zu färben und zu schicken, auch sonst nie- S71