Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 95 (R. 48) Leipzig, Dienstag den 27. April 1937 104.Jahrgang Kantate mit Neiciisminister l)r. 6oebbels örolZkundgebuns des Oeutlclien Suckdandels - Lntdülluns der 6ütte I. PK. Palms durch den Präsidenten der Neicdssclirifttumskammer - Arbeitstagungen Die diesjährige Kantate-Tagung fiel mit dem Jubiläum der Leipzig—Dresdner Eisenbahn zusammen. Städtische und andere öffentliche Gebäude hatten aus beiden Anlässen Flaggenschmuck angelegt. Kam man aber bis zum Buchhändlerhaus und weiter ins Buchhändlerviertel, so häuften sich die Flaggen. Man wußte, es war wieder einmal Kantate. Und daß dieser Zeitabschnitt im Buchhändlerjahr nichts an Bedeutung eingebüßt hat, sagten auch dem Nichtbuchhändler die Worte des Bürgermeisters Haake in der Großkundgebung im Neuen Theater, der Kantate 1937 als die repräsentativste Veranstaltung bezeichnete. Diese Kundgebung des Buchhandels mit dem Präsidenten der Reichskulturkammer Reichsminister Or. Goebbels, die zum ersten Male nicht im Buchhändlerhause, sondern in fremden Räumen stattfand, wird für alle, die das Glück hatten, ihr beizuwohnen, ein großes Erlebnis bleiben. Für Hunderte reichte auch der Platz im Neuen Theater nicht zu und sie hörten die Kundgebung im Festsaale des Buchhändlerhauses, wohin sie vollständig durch Lautsprecher übertragen wurde und wo der Stellvertreter des Leiters des Deutschen Buchhandels, Herr Martin Wülfing, anwesend war. Auf dem Augustusplatz vor dem Neuen Theater, wo SS., SA. und NSKK. aufmarschiert waren, herrschte schon lange vor Beginn der Kundgebung reges Leben. Beim Betreten des Theater saales bot sich dem Besucher ein selten schöner Anblick. Die Bühne und die Rampe des Orchesterraumes waren mit Frühlingsblumen reich geschmückt, ein Hakenkreuz in einem Kranz von Blumen leuchtete auf dem nochmals von Blumenstreifen unterbrochenen roten Tuch, mit dem die ganze Hinterwand der Bühne be spannt war. Stürmischer Beifall und Hochrufe empfingen den Minister, als er mit seiner Begleitung den Theaterraum betrat. Den Auf takt der Feierstunde bildete das von Generalmusikdirektor Hans Weisbach vertonte -Feuerlied» von Hans Baumann, das vom Leipziger Sinfonie-Orchester und dem verstärkten Männerchor des Reichssenders Leipzig vorgetragen wurde. Dann sprach herzliche Worte der Begrüßung Bürgermeister Rudolf Haake, wobei er ganz besonders auf die Beziehungen des Buchhandels zur Stadt Leipzig zu sprechen kam und erwähnte, daß immer auch zahlreiche Buchhändler dabei waren, wenn in Leipzig etwas Großes ge schaffen wurde. Leipzig und der deutsche Buchhandel sind Begriffe, die zueinander gehören. Nach Bürgermeister Haake ergriff der Leiter des Deutschen Buchhandels, Hauptamtsleiter RL. Wilhelm Baur das Wort. Er gab ein knappes aber scharfes Bild der Entwicklung, die der Buchhandel in den letzten vier Jahren durchgemacht hat, von der Zeit, als sich unser Schrifttum in Händen von Juden befand, bis Nr. Sö Dl-nSI-g, den 27. Arril 1SS7 3«;s