Nr. 211 Leipzig, Mittwoch den 11. September 1935. 102. Jahrgang. Vaul V<roB De« Schiffer Michael Älusiyn Roman SIL Seiten / Ganzleinen NM S — Der „Condor", schmuck und stattlich, mit zwei großen Masten, ist die Heimat dieses Romans. Dazu kommt die Umgebung: der Strom, die kleinen Flüsse zwischen schweigenden Wiesen, das Haff mit seiner Meeresstille oder den plötzlichen Stürmen, die gelben Dünen längs der meilen langen Nehrung. Da gibt es Naturschilderungen, die von einer gradezu elementaren Kraft beseelt sind. Auch die Menschen sind ein Stück dieser weiten und schwermütigen Natur: der tüchtige Schiffer Austyn, den seine Frau im Sturm ertrinken läßt ohne zu helfen oder je zu bereuen, diese Frau selbst, ihrer beider Sohn Michael, dazu der schweigsame Schifferknecht Johann; Michaels Freundin Gertrud aus der Winterschule und die Pianistin Helga, die er sich nach dem Tode der Mutter auf den „Condor" holt. Die Handlung entwickelt sich einfach und natürlich, dabei immer vorwärtsdrängend und gelegentlich von unerhörter, dramatischer Wucht. Szenen, wie den Tod des Schiffers in den Wellen, den seltsamen Frühlingsabend am Heidenstein, die Fahrt der beiden Kinder nach Königsberg auf der Eisscholle oder den letzten Tag der Mutter, die vergißt man nicht wieder. — Paul Brock ist ein Neuling in der Literatur, trotzdem er nicht mehr ganz jung ist, aber man wird den Namen behalten haben, wenn man ihm wieder begegnet. Schon mit iLI Jahren stand Brock am Steuer eines Oreimastschoners, voll ver antwortlich für Mannschaft und Ladung. Sein Roman vom Schiffer Michael Austyn, der Flösse, Haff und Meer befahrt, ist lebendigste Wirklichkeit - mit den T Augen eines Dichters gesehen. <Z Gräfe und Linzer, Verlag / Königsberg i. Pr. Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. 101. Jahrgang.