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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1898
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- Deutsch
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- Saxonica
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9760 Nichtamtlicher Teil. die Kunst besaß an ihm einen warmen, verständnisvollen Verehrer. Es ist bezeichnend für seinen jeder Konvention abholden Sinn, daß er, der in den Anschauungen der alten Kunst groß geworden war, sein Auge für den Wert der Moderne nicht verschloß, daß er ihrer Würdigung insbesondere die Spalten dieses Blattes öffnete »Ein Blatt, das den Fortschritt auf seine Fahne geschrieben hat,« — so pflegte er zu sagen —, »darf am wenigsten in der Kunst reaktionär sein.« Er war überhaupt ein Feind alles reaktionären Wesens und jeder Kompromisselei. Mit aller Entschiedenheit stand er persönlich auf dem Boden des gesunden Liberalismus in politischer, kommunaler und reli giöser Beziehung. Es lebte in ihm, der alles, was er hatte und war, seiner eigenen Kraft verdankte, ein so köstlicher gesunder Bürgerstolz, wie ihn heutzutage leider nur wenige besitzen. Der Byzantinismus, der in unseren Tagen sich so unerfreulich breit macht, besaß in ihm einen entschiedenen Gegner. Immer und in allen Fällen sah er auf den Mann und nicht auf das Kleid, und für die Schwächen und Fehler der Großen dieser Erde ver schloß er ebensowenig sein Auge wie für die Vorzüge und Verdienste der Niedrigen und Bedrängten. Damit war aufs harmonischste eine echt christliche Menschenliebe verbunden. Er trug sein Christentum nicht auf den Lippen, sondern im Herzen. Der einfachste Mann fand bei ihm stets eine offene Thür und ein offenes Ohr, der ärmste ein mitfühlendes Herz und eine offene Hand. Er übte das Wohlthun im Stillen. Seinen Jugendfreunden, die ein ungünstiges Geschick in die Tiefen des Lebens geführt hatte, blieb er bis an sein Ende ein stets bereitwilliger Helfer. Schriftsteller, die in Not und Bedrängnis waren, klopften nie vergebens bei ihm an. Und weit darüber hinaus übte er eine schöne Wohlthätigkeit, ohne damit zu prahlen. Noch eins darf bei einem Nachruf an dieser Stelle nicht vergessen werden: die liebenswürdige, gütige Art, in der er mit den zahlreichen Angestellten seines Geschäftes verkehrte. Frei von Barschheit und Herbheit traf er alle Anordnungen mit Freundlichkeit; überall spürte man sein warmes, mitfühlendes Herz. Ein Wirken in diesem Geiste mußte ein gesegnetes sein. Das Geschäft blühte unter seiner thätigen Hand, die sich vor keiner Arbeit scheute, sichtlich mehr und mehr auf. So war es ihm möglich, 1867 an die Begründung einer Zeitung zu gehen, des »Boten für das Saalthal«, aus dem dann allmählich die »Saale-Zeitung« hervor gegangen ist. Wenn das Blatt heute mit in der ersten Reihe der deutschen Provinzialpresse steht und das ge- lesenste Blatt unter den Gebildeten unserer Stadt ist, so ist das in erster Linie das Verdienst des Verstorbenen, der keine Mühe scheute, seine Schöpfung fortzubilden und immer auf der Höhe der Zeit zu halten. Für weitere Kreise schuf dann der Vierundsiebzigjährige den »Halleschen Central- Anzeiger«, der in der kurzen Zeit seines Bestehens einen ungeahnten Aufschwung genommen hat und in ständigem Wachstum begriffen ist. Neben diesen journalistischen Unternehmungen hat Otto Hendel auch auf dem Gebiete des Verlagsbuchhandels Bedeutendes geleistet. Seine größte Schöpfung auf diesem Gebiet ist die »Bibliothek der Ge- sammtlitteratur«, die jetzt in bereits weit über zwölfhundert Heften vorliegt und Schriftsteller aller Nationen in trefflichen Uebersetzungen und Ausgaben dem Volke zugänglich macht. Welches Verdienst sich der Entschlafene durch die Begründung dieser »Bibliothek« erworben hat, die von der Kritik einstim miges und andauerndes Lob erntet, ist jedem Einsichtigen klar. Sie allein würde genügen, sein Gedächtnis zu erhalten. Sein hohes Alter nötigte ihn, sich im Herbste dieses Jahres in die Stille des Privatlebens zurückzuziehen. Er that es ungern; aber es war ihm bei seinem Entschlüsse ein -O 294, 20. Dezember 189». — - «Li Herzenstrost, zu wissen, daß die Männer, die an seine Stelle traten, sein Werk in seinem Geiste fortzufahren beabsichtigten. Die wohlverdiente Ruhe hat er nicht lange genossen; Geist und Körper, die er so lange in strenger Zucht und Arbeit erhalten, konnten die Abkehr von der gewohnten, rastlosen Thätigkeit nicht ertragen. So schied er denn aus diesem I Leben, tief und aufrichtig beklagt von allen, die das Glück hatten, ihm näher treten zu dürfen. pis -wiwsl Verein der Buchhändler zu Leipzig. Außerordentliche Hauptversammlung im Deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig am 13. Dezember 1898, abends ^8 Uhr. (Vgl. Börsenblatt Nr. 287.) Tagesordnung: 1) Vorlage des von dem am 31. Januar 1898 erwählten außer ordentlichen Ausschuß ausgearbeiteten Satzungsentwurfes. 2) Antrag des Vorstandes: die außerordentliche Hauptversammlung wolle den vorgelegten Satzungsentwurf annehmen und den Vorstand bevollmächtigen, von dem königlichen Amtsgericht etwa verlangte Aenderungen selbständig vorzunehmen. Nachdem die für Dienstag den 6. Dezember einberufen gewesene außerordentliche Hauptversammlung wegen zu ge ringer Beteiligung sich nicht als beschlußfähig erwiesen hatte, war vom Vorstände (unter Bezug auf ß 13, Absatz 6 der Satzungen) eine neue außerordentliche Hauptversammlung auf den 13. Dezember abends '/,8 Uhr in das Deutsche Buch händlerhaus einberufen worden. Auf der Einladung war ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht worden, daß nach Z 50 der Satzungen, letzter Absatz, diese neue Hauptver sammlung ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Mit glieder beschlußfähig sein würde. Zu dieser Versammlung hatten sich gegen 70 Mitglieder eingefunden. Der Vorsitzende Herr Credner begrüßte die Erschienenen und eröffnete die außerordentliche Hauptversammlung mit der Erklärung, daß sie satzungs- und ordnungsgemäß einberufen worden sei. Er ging sodann zum ersten Punkt der Tages ordnung über und bemerkte vor Eintritt in die Debatte, an knüpfend an die in der außerordentlichen Hauptversammlung vom 6. Dezember von Herrn Konsul Harrassowitz angeregten Bedenken, daß von den 14 Mitgliedern des Leipziger Vereins, die bisher nicht Mitglieder des Börsenvereins gewesen seien, 4 es inzwischen geworden seien; 7 andere hätten erklärt, daß sie sich an der Zulassung zur Bestellanstalt genügen ließen; bezüglich der verbleibenden 3 Mitglieder behalte er sich vor, nach Erledigung der Tagesordnung besondere Anträge zu stellen. Herr Konsul Harrassowitz erklärte sich von diesen Auskünften befriedigt und verzichtete darauf, einen Antrag zu stellen. Zu dem Entwurf neuer Satzungen selbst sprach Herr Streller. Er kam auf seine in der letzten außerordent lichen Hauptversammlung gegen einzelne Paragraphen des Entwurfs vorgebrachten Einwendungen zurück und überreichte drei Anträge zu den 12, 19 und 34. YZu 8 12: hinter »beizuwohnen«einen Punkt zu setzen und alles fol gende (bis: »ohne Angabe von Gründen«) zu streichen. Oder: dem Z 12 Absatz 3 folgende Fassung zu geben: »Wer ohne triftige Entschuldigung zwei aufeinander folgende Hauptversammlungen nicht besucht, kann von der Benutzung der Vereinsanstalten für sich und seine Firma ausgeschlossen werden.«
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