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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1938
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- 1938-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1938
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Die Buchausstellung als Mittel nationalsozialistischer Schristtumspropaganda*) Nationalsozialistische Schrifttumspropaganda nimmt ihren Ausgang von dem Kerngehalt der dem Volke verbundenen dichte rischen und schriftstellerischen Leistungen. Sie setzt daher eine Ermittlung dieses Wesens voraus. Hieraus ergibt sich, daß die propagandistisch gestaltete Buchausstellung notwendig in engster Verbindung mit der Arbeit der Dienststellen aufgebaut werden muß, denen die Wertung des Schrifttums im Sinne des Dritten Reiches übertragen worden ist. Dies wird besonders wichtig in einer Zeit, in der die seelischen Kraftströme, wie sie die national sozialistische Revolution durch ihren politischen Kampf freigelegt hat, in die schöpferische Mitte des literarischen Zeitschaffens ein strömen und als Werte Gegenstand des Ringens der Künstler und der Denker mit neuen Stoffen oder mit der Neuzurichtung und Ausrichtung überkommener Stoffe geworden sind. Dieser Werdeprozeß im Bereiche des Schrifttums mit all seinen Be gleiterscheinungen auch negativer Art macht die sorgfältigste Auswahl vom Standpunkt der Bewegung aus zur Pflicht. Dieser unabdingbare Bezug auf die nationalsozialistische Wertung des Schrifttums bringt mit sich, daß die Buchaus stellung, soweit sie sich die Förderung zur Aufgabe setzt, ihr Ge staltungsprinzip allein von dieser Wertmitte aus bekommt. Eine Darstellung des volkhaften Gehaltes von Schrifttum wird die Gruppierung und Untergruppierung der Bücher nach inneren Gesichtspunkten vornehmen und sich mehr vom Wesenszusam menhang als von der Verschiedenheit, etwa der Gattung, be stimmen lassen. Ob nun ein Generalthema, etwa die Schrifttums leistung des Jahres oder ein Sonderthema, etwa die Ehre im künstlerischen Schaffen der Zeit oder ähnliches ins Auge gefaßt wird, in jedem Falle wird hier ein Erzählbuch genau so wie ein Gedichtbuch seinen Platze finden. Mit dieser thematischen Ausrichtung, die natürlich unendliche Varianten stofflicher, ideelicher oder sonstiger Art gestattet, ist zugleich die Aufgabe des Gestalters einer Buchausstellung auf die besondere Ver deutlichung dieses Leitmotivs und auf seine plastische Dar stellung in lebendigster und packendster Weise gerichtet. Entsprechend den früher über die besondere Wirkungsweise des Schrifttums auf den Volksgenossen gegebenen Ausführun gen muß die Buchausstellung in sehr viel höherem Maße mit dem Mittel der Frage als mit dem der Aussage arbeiten. Sie dient ja, wie die gesamte Schristtumspropaganda, in keiner Weise der Bevormundung und Gängelung, sondern im Gegen teil der Mündigmachung und organischen Führung des Volkes und ist schon von hieraus darauf gewiesen, eine lebendige Wech selwirkung zu erzielen. Der Hesondere Wirkungszusammenhang der schriftstellerischen Leistung macht es in erhöhtem Maße not wendig, den Anreiz zur persönlichen Mitarbeit an der Gestalt werdung der Schrifttumsschöpfungen im Volke zu schaffen. Dar um kommt es vor allem darauf an, alle Kräfte der persönlichen Anteilnahme, Neugier, Interesse, Drang zur Klärung des noch Ungeklärten usw. dauernd und erneut auf dem Weg durch die Ausstellung wachzurufen. Zu Aussage und Hinweis muß dauernde persönlichste Anregung kommen, die die Lockung in sich enthält, in die angedeuteten Gründe dadurch tiefer einzu dringen, daß man zum Buche selber als der Quelle der eigenen Bildschöpfung greift. Im übrigen wird es gelten, Methoden zu entwickeln, die das auszustellende Schrifttum gleichsam transparent machen, die in ihm gestaltenden Gründe aufzeichnen, ohne es aus der Mitte des Ganzen heraustreten zu lassen. Konkret stellt sich die Aufgabe so, daß man sich zunächst über die Aufgliederung des gesamten, ins Auge gefaßten und zu zeigenden Bestandes an Büchern klarwerden muß. Dabei ist anzustreben, die Ausstellung im fortlaufenden logischen, mindestens motivlichen Zusammen hang aufzubauen, wobei der Besucher durch die Raumanordnung Unter dieser Überschrift veröffentlicht vr. Rudolf Erck- mann in der NSB. 1S37 Heft 1v einen ausführlichen Aussatz, aus dem wir die nachstehenden Abschnitte zum Abdruck bringen. an dieser inneren Linie entlang sich auch im äußeren Durch schreiten bewegen soll. Die Auswahl der einzelnen Gruppen, in die man unter allen Umständen aufteilen soll, um das endlose Nebeneinander von Büchern hinter sich zu lassen, muß dann sofort unter Berücksichtigung der sich bietenden Darstellungs möglichkeiten vorgenommen werden. Man wird unter Umstän den auf eine in sich geschlossene und wesensmäßig zusammen hängende Gruppe dann verzichten, wenn die Möglichkeit der Darstellung dieses Wesentlichen so sehr beschränkt ist, daß eine zwar inhaltlich gute, aber propagandistisch wirkungsarme Ecke der Ausstellung entsteht. In diesem Falle gilt es, eine wiederum wesensentsprechende neue Zuordnung zu finden, die größere Wir kungswahrscheinlichkeit sichert. Grundsätzlich wird die Anzahl der Ausstellungsgegenstände so niedrig wie möglich gehalten. Nach den vorliegenden Erfah rungen beginnt bei etwa dreihundert bis vierhundert Titeln die Kurve des Zuschauerinteresses schon stark abzusinken. Bei Ein rechnung neuer Darstellungsmethoden wird man zwar auch noch umfangreicher ausstellen können, es wird aber in jedem Falle zu prüfen sein, wie weit man eine Verlebendigung er reichen kann; vom Ergebnis wird man dann auch Schlüsse auf die Titelzahl ziehen müssen. In einem stofflich vielfältigen Buch kreis wird man hier bedeutend weiter gehen können als etwa bei gewissen, auf ein Problem abgestellten Werken der For schung. (Diese Betrachtungen sind selbstverständlich in erster Linie aus Ausstellungen gerichtet, deren spezifischer Sinn die breite und weite Wirkung ist; Spezialausstellungen von Fach leuten für Fachleute stehen ja nicht in erster Linie unter propa gandistischem Gesetz und müssen unter Umständen anderen Richt linien gehorchen.) Ein bisher wohl ganz selten angewendetes Mittel zur Aktivierung einer Buchschau ist dann darin gegeben, daß der Ausstellungsraum zugleich möglichst für längere Zeit als Ort von Veranstaltungen, wie. etwa Dichterlesungen, Vorträgen usw., den Volksgenossen vertraut wird und in dieser doppelten Funk tion die Fremdheit zwischen Buch und Besuchern überwinden hilft. Während der Pausen der Veranstaltungen besteht dann die Möglichkeit, die zur Darstellung gebrachten Schrifttumsbestände zu überschauen, sich ihnen ein oder mehrere Male zu nähern. In kleinerem Maß kann dann eine Abteilung der Ausstellung auf den Sonderzweck des jeweiligen Abends abgestellt und da mit dem gerade im Blickfeld liegenden Schrifttum besonders erschlossen werden. Die Darstellung des Wesens des Schrifttums geschieht unter Heranziehung alter nur irgendwie ins Auge zu fassenden Mit tel. Hauptsorge muß dabei sein, daß alles zur Verdeutlichung Angewandte einen wirklichen inneren Bezug zu den jeweiligen Büchern hat oder doch in einen solchen zu ihnen gesetzt werden kann, ohne daß das gewaltsam geschieht. Im letzteren Falle ist sofort wieder die Zurückdrängung des Buches, etwa vor dem verwendeten Bild, zu befürchten. Man wird zunächst einmal alle in Frage kommenden Darstellungsmittel für einen bestimmten Buchkreis ins Auge fassen und dann in die engere Auswahl des besonders Geeigneten eintreten. Eine besondere Bedeutung kommt sowohl der Gesamtanordnung wie der Beschriftung der Gruppen zu. Jene muß vor allen Dingen dafür sorgen, daß der Ausstellung jeder Geruch des Musealen genommen wird, der angesichts der Gegenwartsbedeutung und der Lebendigkeit des Gegenstandes jedenfalls vermieden werden muß. Vitrinen und ähnliches schaffen leicht eine Atmosphäre, die die Annäherung zwischen Besucher und Buch stört, und das Bewußtsein, vor einer wirkenden Kraft der Gegenwart zu stehen, durch das andere ersetzt, etwas irgendwie Feierliches, Weltfernes und Ku rioses zu bestaunen. Was die Beschriftung anbetrifft, so ist sie zur Verklammerung von Darstellungsmittel und Buch beson ders wichtig. Mit langatmigen Sprüchen in unübersichtlicher und das Auge ermüdender Schrift ist nur Negatives geleistet; es >14 Nr. 84 Donnerstag, den 10. Februar 1938
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