LLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL Ä Ä Der Dichter Josef Martin Bauer über sein neues Werk ^ /EF E M „Ungewöhnlich — aber kühn!" Das war das erste Urteil, das ich über mein „Zwischenspiel" ju hören bekam. Hernach hatte ich reichlich Zeit, über diese bündige Meinungsäußerung nachzudenken: warum habe ich einen Roman über zwei als Zwillinge geborene Brüder geschrieben?—Weil ein mehrmaliges Erleben solcher Menschengeschicke mich zutiefst berührt hat. Und selbst da war es nicht der äußerliche Gleichklang, was mir der Mühe wert erschien, tiefer hineinzuhorchen in zwei solche Menschen, sondern es war die für den Außenstehenden fast beängstigende Verbundenheit solcher Menschen, die mir höch- stens am ganz anderen Beispiel der Ehe begreifbar wird, nur ist bei Zwillingen die Vor- aussetzung für all das in viel höherem Maße gegeben. Letzte dichterische Pflicht und Auf- gäbe ist es, das Leben und vom Leben zu schreiben, und wenn das Leben etwas außerhalb der gewöhnlichen Ordnung tut, wird dies zum nachdrücklicheren Anstoß für eine Gestal- tung. So sind denn meine „Brüder Ecarius", wenngleich diese Schau zweier Menschen- schicksale ungewöhnlich oder sogar kühn erscheinen mag, nicht unwirklich aus dem Leben herausgerisscn und auf das Podest dichterischer Phantasie erhoben, sondern wirkliches, glückliches, gepeinigtes Leben. Miteinander, füreinander, gegeneinander leben sie ins Leben hinein, und wenn es dem Leben auch gelingt, den kleinen Unterschied in den Charakteren klarer auszuprägen und die Wege auseinanderzugabel», so muß ein grausames Geschick am Ende doch dieses zwiegespaltene Eins-Sein mit einem unver- söhnlichen Schlußstrich abschließen, weil es nur ein Leben, ein ganzes, einzelnes, auf sich gestelltes Leben gelten läßt. Der eine lädt die Schuld auf sich, well er nie selbst Leben, sondern nur Schatten des Lebens war. So überläßt er dem anderen, der nach diesem Zwischenspiel spät erst beginnen darf, sich selbst und sich allein zu leben, die Schuld, aber er muß ihm zugleich auch die höchste Kostbarkeit überlassen: die Liebe. .h ^ doselNsrtin Lauer„2wisebenspie1"ersebeint sin 11. ^u^ust und leosied brosebiert 3 N, io Osnrleinen 4 iVI (A. Der Vor- sbdruvle dieses d erbes iin „Völleiscben Leobsebter" Uni den IVsinen des Diebtsrs und das Interesse für sein Lebsüen io weiteste Xreise ßetrsAen. Lethen 8ie sieb dssbslb jetrt besonders sueb für seine bereits in niedreren ^uIlsZen er- sebienenen Iloinuns ein: den Liedler-Roinsn „^ebtsiedel" und den X.Iein8tsdt-Roin3n„Ds8 Daus sin koblenrnsrbt" U- L L K L. I sV 378S Nr. 176 Montag, üen 1. August 1988