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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1938
- Strukturtyp
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- 1938-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1938
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trud Fussenegger, Tirol, sprach liber die Entwicklung der Neichsidee, Gauhauptstellenleiter Pg.Kienast vom Neichspropaganda- amt Düsseldorf über das Judentum als Völker zerstörende geschicht liche Macht. Und mit Gertrud Fusscneggers Vortrag erlebten wir zugleich deu geistigen Höhepunkt der Tagung: Unaussprechlich, wie gebannt alle waren von dem Bilde, das Gertrud Fussenegger mit ihrer geistigen und sprachlichen Kraft vor uns hinstellte. So schauten wir gleichsam den höchsten Gedanken der Welt, die Idee des Reiches, im echten Kunstwerk eines bedeutenden Vortrages. Tie andere große Arbeitsgemeinschaft — die sich ebenfalls über die ganze Woche erstreckte — leitete die Bibliothekarin l)r. Elisa beth D a r g e, Breslau. Sie erarbeitete mit uns — oder soll ich sagen: für uns, da unsere eigenen Beiträge mangels ausreichender Lektüre so bescheiden waren? — einen Überblick über den geschicht lichen Roman, den Fraucnromau und die artverwandte Dichtung des Auslandes, un'd dabei wurde nicht nur der gegenwärtige Stand auf gezeigt, sondern immer auch die geschichtliche Entwicklung bis in unsere Tage nachgewiesen, sodaß sich viele das Gesamtergebnis fördernde Gedankenverbindungen zu der von vr. Rumpf geleiteten geschicht lichen Arbeitsgemeinschaft ergaben. Eine dritte, leider zu kurz bemessene Arbeitsgemeinschaft führte der Leiter der Berusskundlichen Arbeitswoche, Pg. Ludwig Litt- mann, Düsseldorf, selbst durch, indem er das deutsche Verlags schaffen skizzierte und damit den jüngeren Kameraden einen verlags- kundlichen Grundriß vermittelte, den sie sehr nötig zu haben schienen und der -sie hoffentlich veranlaßt, in Zukunft bei ihren bücherkund- lichen Bemühungen auch den Verlag etwas mehr zu beachten. An Lesungen der Woche sind diejenigen der ostmärkischen Dich terin Gertrud Fussenegger und des Dichters Anton Gabele hervorzuheben, die beide mit den Proben ihres Schaffens einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, nicht nur bei uns, sondern auch bei den Scharen des BDM. und der HF. und den anderen Gästen, die wir zu den Leseabenden begrüßen durften. To hat die erste Berufskunoliche Arbeitswoche dieses Fahrcs wiederum gezeigt, wie wichtig es ist, die grundlegende 2lusbildungs- arbeit der Neichsschule des Deutschen Buchhandels und der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt immer wieder zu ergänzen und in berufs- kameradschastlichem Geiste weiterzusühren. In diesem Sinne sprachen sich denn auch alle Teilnehmer dankbar über den großen Erfolg d^r Arbeitswoche aus und versprachen, im nächsten Fahr wieder nach Langenberg zu kommen, um au der von Kamerad Littmanu und I)r. Rumpf geplanten Arbeitswoche: »Kunst als Ausdruck deutschen Volkstums« teilzunehmcn. Erich Seidel, Leipzig. Schützengrabenzeitungen Von Walter Probst Itber die Feldpresse des Weltkrieges zu schreiben, macht besonders viel Freude. Die Anzahl der erschienenen Schützengrabenzeitungen ist groß. Wenn auch die Mitarbeiter sich zu einem großen Prozent satz aus Soldaten der deutschen Fronten zusammensetzten, so ist die Schriftleitung wohl meistens in den Händen von Fachleuten gewesen. Mancher Dichter und Zeichner von Ruf unserer Zeit pflückte in den Kriegsjahreu seine ersten künstlerischen Lorbeeren. Die berühmteste aller Feldzeitungen ist und bleibt die »Liller Kricgszeitun g«! Zwei Schriftsteller von Nus zeichneten verant wortlich. Es waren Paul Oskar Höcker und Freiherr v. Ompteda. Als die Front nach der Marneschlacht erstarrt war, begann die »Liller« ihr Erscheinen. Am 27. September 1918 erschien ihre letzte Nummer. Viele berühmte Künstler, deren Blut in Frankreichs Erde versickert ist, waren Mitarbeiter. Von hohem künstlerischen Wert sind die vier bei Albert Feß in Eolmar i. Elsaß in mehrfarbigem Steindruck hergestellten Feldzeitungcn »Die Sappe«, die »Pairulle« (Bayern), Der »Drahtverhau« und die »V o g e s e n w a ch t«. Es sind Negimentszeitungeu, die »Patrulle« ist sogar nur eine Eska- dronszeitung. Künstlerischer Leiter des »Drahtverhau« war Wehr mann Eugen Oßwald, der jetzige geistvolle Zeichner der »Brennessel«. Erschüttert betrachtet man das Bild des abgeschossenen Adlers Man fred von Nichthofen. Wehmut befällt einem beim Beschauen der innig schlichten Steinzeichnungeu oberelsässischer Dörfer und Städte, die einst unser waren. Ter Geburtsort der hochkünstlerischen »Vogesen- wacht« (Herausgeber Eberle) war »Drei Aehren«. Die »Sappe« gab der Zeichner Karl M. Lechner für das bayrische R.-Jnfanterie-Regi- ment 19 heraus. Die Feldzeitüng der 3. Armee hieß der »Champagne kamerad«. Sie war reich illustriert. Auch die »Champagne- Krieg s z e i t u n g« des VIII. Reserve-Korps stand ihrer Lands männin nicht nach. Sie erreichte in drei Jahren 276 Nummern und schloß ihre Redaktion im Dezember 1.917, um in die »Kriegs zeitung der 1. Armee« übermommen zu werden. Den Typen nach zu urteilen, scheint die »K r i e g s z e i t u n g der 4. Arme e« in der Heimat gedruckt worden zu sein. Sie war recht gut redigiert. Man trisft hier die Dichternamen Alfred Hein und Walter Britting an, die sich nicht selten auch in der »Liller« finden. Der Herausgeber der Kriegszeitung für das Marinekorps »A n Flanderns K üst e« war Korvettenkapitän Erich Edgar Schulze in Zeebrügge. Die Bebilderung betreute der Zeichner Rud. Fiedler (»Jugend«). Dieser 'begabte Schwarz-Wciß-Küustler hatte ein eigen artiges Soldatenschicksal. Ein hoher kunstliebcnder Offizier schickte ihn in die Etappe zurück, um ihn der 'deutschen Kunst zu erhalten. Doch das Geschick wollte es anders. Er wurde unterwegs durch Splitter einer Fliegerbombe tödlich getroffen. Der Inhalt der Zeitschrift gab sich viel mit flämischem Brauchtum und niederländischer Kunst ab. Der Marine stand ferner noch »2b u fVorposte n«, Wochenschau für die Hochseestreitkräste und die Marinestation der Nordsee, zur Verfügung. Marinepfarrer Nonneberger war Schriftleiter. In der nicht allzu umfangreichen »Deutschen Kriegs zeitung von B a r a n o w i t s ch i« taucht u. a. Max Junguickels Name auf. Die »Zeitung 'der 10. Armee« erschien sogar täglich. Bckann-te Mitarbeiter waren -Oskar Wöhrle und Robert Walter. Die wöchentliche Bildbeilage der »Scheinwerfer« verrät guten künstlerischen Geschmack. Die Titelseite vom 1. Hartung 1918 weist als Bild »Hagen und Volker auf der Wacht« -(Zeichner: Schmoll von Eisenwerth) -und die Titclleiste das Hakenkreuz auf. Professor Paul 21. Weber zeichnete die farbigen Kriegsbilderbogen. Die Kriegszeitung »Der Stoßt r u p p« hatte im ersten Jahr gang 1917 den Untertitel »Feldzeitüng der Armee-Abteilung ^«. Der zweite Jahrgang bringt dagegen den Untertitel »Feldzeitung für die Lothringer Front«. Gute Dichternamen finden sich wie Alfred Hein, Herm. Löns, Juugnickel und Riebicke. Als »Erste Deutsche Schützeu- grabenzcituug« bezeichnet sich der »Bayrische Landsturm- m a n n« (Hoihnack) des Bayrischen Armierungsbataillons Nr. 14, die tatsächlich vier Jahrgänge erreichte, obgleich sie — das ist das Wunderbare — nur vierseitig, handgeschrieben und handgezeichnet, lithographisch hergestellt wurde. In Nr. 5 von 1918 ist ein ge harnischter Protest gegen den Munitionsstreik der Heimat enthalten. — Gleichfalls im Steindruck angcscrtigt, mit vielen flotten Zeich nungen versehen, ist der »H o r ch p o st e n«, der fortlaufend die Ge schichte des ersten Kriegsjahres des Kgl. Württembergischen Gebirgs- bataillons enthält. Tie vom Kommandanten Oberst Busse gegründete »Kriegszeitung der Feste Boyen und Stadt Lötzen« bezeichnet sich selbst als älteste Kriegszeitung des Weltkrieges. Zwei kleine Feldzeitungcn waren die der Heeresgruppe Scholtz und die »Feldzeitüng derBug- ci r m e e«. »Die b a y r i s ch e L a n d w e h r« sieht recht luxuriös aus. Sie erschien in mehrfarbigem künstlerischem Steindruck. Der Heraus geber war das bayrische Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 2. Selbst die Herren der Lust hatten ihr Blatt. Die Artillerie-Fliegerschule Ost l gab den »Flieger« als geistige Kost für ihre Emils und Fränze heraus. All die vielen kleinen Kompaniezeitungen zu neunen führt zu weit. Ohne sie besonders zu würdigen, sollen nur noch einige der vielen im Weltkrieg erschienenen Schützengrabenzeitungen er wähnt werden: Der Landsturm (Vouziers), Unser Landsturm im Hennegau (Mons), Kriegerzeitung der 14 J.D., Seillc-Bote, Leucht kugel, Dünazeitung, Zwischen Maas und Mosel, Sommcwacht, Am Bosporus, Die Trommel (Mitau) usw. Auf allen Kriegsschauplätzen tauchten diese Blätter auf. Viele Jndustriewerke wie Kvrnfrank oder Krupp, Studeutenbünde, Schulen usw. saudteu Privatuachrichten- blätter hinaus ins Feld. Daneben erschienen in den von unseren Truppen besetzten Gebieten für die deutsche Bevölkerung, die dort von Friedenszeiteu her ansässig war, vielfach Zeitungen. Es sind da zu nennen: Brüsseler Kurier, Wilnaer Zeitung, Bukarester Tageblatt. Für die Franzosen und Belgier im besetzten Gebiet erschien die in Charleville gedruckte »Gazette des Ardenncs«. Sie ist insofern als Feldzeitung anzusehen, weil sie von deutschen Truppen her gestellt wurde. Von österreichischen Kriegszcitungen sind u. a. zu nennen: die »Deutsch-Österreichische Feldpost«, die rcichillustrierte »Karnisch-Julische Kriegszeitung«, »Dvnau-Armee-Zeitung«, »Ost- galizische Feldzeitung«. Diese kleine Bibliographie macht keinen Anspruch auf Voll ständigkeit. Sie soll nur zeigen, daß der deutsche Soldat nicht der Barbar war, als der er von deu Gegnern so gern hingestellt wurde. Selbst im Schlamm des Schützengrabens vernachlässigte der deutsche Frontsoldat seine kulturellen Bedürfnisse nicht. Nr. 195 Dicnötag, den 23. August 1938 653
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