5/e c/en Ocrr/)'/e c/e5 Wer durch das Sieb hindurchgciangt, der gerat vvrn zwischen die Zahnräder. . . . Am >r. November fällt der Raum von s?asschcndacic in englische Hand. Dann ist cs auch mit örtlichen Vcrände rungcn aus. Das Material bekümmert sich nicht darum. Es rast noch eine Zcitlang sinnlos welker, bi» cs endlich be greift, daß die Schlacht zu Ende ist. Örtliches Ergebnis — in vier Monatei, ein Gelände- gewinn von zwanzig Riloincter Breite und acht Rilomctcr Tiefe. Ein Schlammseld, das einer Mondlandschaft Ehre mache» wurde. Millionen Tonnen zersplitterten Eisens. Dazwischen die Leichen von zweihunderttauscnd Menschen. Verbrauch des Angreifers — Hunderte von Eisenbahn zllgcn mit Granate», Zchntausende von Geschützen. Hun derttausend Tote und dreimal soviel Verwundete. Ins- gesamt ein Abgang von einer halben Million Menschen. Verbrauch des Verteidigers — weniger Material, eben- soviclc Menschen. Strategische Bilanz — belanglos. Marschall Haig verkündet, cs sei der größte Sieg, den die Alliierten seit der Marncschlacht ,.,,4 errungen hätten. Welche Begriffsverwirrung, welcher Mißbrauch mit dem Wort Sieg! Die Flandcrnschlacht ist der stumpfsinnigste Ausdruck einer bankerotten Hccrsührung, die alle Tätig kcit aus das Material und alle Not auf die Truppe ab gewälzt hat. Wer singt das Lied des deutschen Soldaten in der Flau dcrnschlachtt Nicht die Heeresberichte, die in Verlegenheit gerieten, woher sie neue Worte des Lobes und der Huldigung ncl, men sollte». Nicht die Orden, mit denen man die überlebenden frei gcbig geschmückt. Nicht die Denkmäler, die man den Toten daheim er richtet. Es ist eine ganz stille, ganz verschwiegene Angelegen heit des Herzens. Lin Verneigen, eine wehmütige Trauer ein Erschauern, ein Zähnczusammcnbcißen und ein Gebet. Die Opoßc Schlacht. Die flacht ist kalt und zieht sich endlos in die Länge. Immer noch rücken einzelne Marschkolonnen an und nehmen ihre Plätze ein. Die Divisionen des ersten Treffens liefen Ropf an Ropf in den Gräben der ersten und zweiten Stellung. Die Divisionen des zweiten Treffens biwakieren hinter der Artillerieaufstellung. Alles ist mit Truppen be deckt. Der Mond scheint. Um Ulitternacht steigen die erstell Giebel. Zuerst füllen die Mulden sich an. Um zwei Uhr nachts ist alles mit milchweißem Dunst überzogen. Nichts mehr ist zu sehen. Ein monotones Rauschen ist überall. Es sind die Kolonnen auf den Straßen. Hier und da fallen ein paar Schliffe der englischen Ar tillerie. Auch die deutsche feuert ein wenig. Alles in allem ist es nicht inehr als an ruhigen Tagen des Stellungskrieges, 'klirrend bersten irgendwo im Nebel die Einschläge. Punkt vier Uhr vierzig Minuten gebt ein Lichtzittern durch den Nebel. Sekunden später folgt ein Rlangzittern. Inner halb einer Minute sind Tausende von Geschützen an der Arbeit. Es irrlichtert im Dunst. Es bellt und rollt lind brüllt und zischt. Und dann vermengt sich alles zu einem ein zigen dumpfen Brummen. Das deutsche Trommelfeuer hat begonnen. Zwei Stunden lang verfeuern alle diese Rohre nichts als Gasmunition. Die englischen Battericstcllungcn wer den unter Gaswolken gesetzt. Der Erfolg ist so, daß nach einer halben Stunde das feindliche Artillcriefeuer sozusagen verstummt. Sie sind gar nicht erst richtig zur Besinnung gekommen. Um sechs Uhr morgens wechselt die deutsche Artillerie die Munition. Es werden nur noch Sprenygranaten ver schossen. Das Feuer verteilt sich auf die feindlichen Batte rien und die Insanteriestellungen. Das Thor der schweren und mittleren Minenwerfer fällt ein und läßt seine Riesen geschoffe unablässig auf die vorderen feindlichen Gräben niedcrpraffeln. Es ist ein infernalisches Orchester. l^nd nun verteilen 8ie diese I.eseprol)e sor^lälti^ an Ilire XundsdiaA. 8ie sollen selben, jeder zvird sicli nacli dein Luclie reifen 1.0. Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. 97. Jahrgang. 299