Bekenntnis zu II.N^I 1858 ^as „Dennoch", das dem Schaffen jedes tiefen Künstlers Wert und Sinn verleiht, hat auch im Leben von Carl Hauptmann eine besondere, man kann sagen, heilige Bedeutung gehabt. Hellmuth Langenbucher spricht in seiner Literaturgeschichte davon, daß Carl Hauptmann in seinem ganzen dichterischen Schaffen um Erlösung vom Widersinn des Lebens gerungen habe, um den Sinn des Schicksals im Menschen, um die Erkenntnis des Wesentlichen. Dies alles ist nicht nur in den großen Romanen des Dichters, im „Einhart", der „Mathilde" oder dem „Jsmael Friedmann" enthalten und zu spüren — gerade aus einem manchmal zu Unrecht als bloßes Volks- und Hcimatbuch bezeichneten Werk wie dem Rübezahlbuch wuchs dem Dichter die Kraft seines Willens, weil sie hier genährt ist von den Wurzeln der Heimat und dem Wissen um das Vergangene. Will-Erich Peuckert hat vor Jahren anläßlich der Carl-Hauptmann-Gedächtnisausstellung in Breslau gesagt: „Hauptmann hat sich der Heimat htngegeben als einer jener Wirklichkeiten. Als einer Möglich keit, den Mächten, die er einmal ,Urmächte' nannte, näherzukommen. Ja, sagen wir es kühn, dein ,Rätsel' näherzukommen, dem, was wir Gott zu nennen pflegen. Ihn zu ergreifen. Die Hände nach ihm auszustrecken. Den Zipfel seines Gewandes zu ertasten. Damit wird,Heimat' denn zu etwas anderem, als man gemeinhin ,Heimat' nennt. Sie wird selbst eine jener Mächte, die unbegreifbar, groß, vor handen sind. Ein Un-Grund, wie es Böhme nannte, der ihm in seiner Gier, die Gottheit zu ergreifen, sie sich aus unseren Wirklichkeiten zu erjagen, ganz seltsam nahekommt. Nicht mehr ein freundliches und gemütliches Wort. Nicht etwas, bet dem man sich beruhigen kann. Sondern ein Fernes, Großes, viel leicht Grauenhaftes. Was einen Menschen so ergreift, wie ihn die Mächte des Alls ergreifen. Etwas, vor dem in anbetender Erregung ein Mensch Brot, Blumen, Kränze niederlegen muß. Vielleicht verspüren Sie auch davon, wenn Sie fcststellen, daß,Rübezahl' ein Teil von Hauptmanns Heimat ist. Daß diese ,Heimat' nicht allein das Land, sondern die Menschen, die Götter sind, die dieses Landes Odem trinken." Wir haben einige bekannte Persönlichkeiten aus literarischen Kreisen gebeten, zu uns über Carl Haupt mann und sein Rübezahlbuch mit einigen Worten zu sprechen. Diese Zeilen und warmen Bekenntnisse zu dem Werk des toten und dennoch lebendigen Dichters, vollständig in einer neuen Werbeschrift über das Gesamtwert von Carl Hauptmann veröffentlicht, sollen tiefer und nachhaltiger wirken, als ein ehr licher Aufruf des Verlags es vermöchte. Gerade in der Vielfalt der Gedanken, die das Vermächtnis beschwören, das Carl Hauptmann uns hinterließ, wird die Fülle seines Werkes erneut sichtbar. I.I81 VLKl.^0 I. L I ? 2 I 0 S44« Nr. VS Mittwoch, den N. «prll 1988