Karl Henna von Mechow / Leben unö Feit Aus dem Lande Oberösterreich. Lin Lrinnerungsbuch. Oktav. 158 Seiten. In Leinwand 3.80 NM Auszug aus einer lesenswerten Besprechung in der D2lZ 1938, Nr. 169 vom IO. April: Dichterreise nach Oberösterreich / Von Joachim Günther .... in den letzten Jahren, als die großen Ereignisse, die jctzl über Österreich gekommen sind, noch gleichsam im Ungcborcnen ruhten, hat der preußische Dichter, in dessen Händen eine Mission wohl am reinsten aufbcwahrt ist, eine Fahrt nach Ober- österreich gemacht. Lr ist nicht mit dem Vorgefühl kommender Ereignisse gefahren, sondern nur, um ihm persönlich verehrungs würdige Stätten aufzusuchen. Nach der Rückkehr ergab cs sich dann ... die Eindrücke als ein ,Lrinnerungsbuch' in Worte zu bringen. Wir sprechen von Karl Benno v. Mechow und seinem so rechtzeitig erschienen Buch ,Leben und Zeit. Aus dem Land Oberösterreich'. Das Buch wäre auch unter anderen zeitlichen Bedingungen ein Ereignis. Sein Zusammenfall mit einer der brausendstcn Be wegungsphasen der deutschen Geschichte hat vollends etwas ergreifend Symbolische« an sich: daß es gerade dieser Dichter war, der vom Geschick ausersehen und mit einem Vorsprung ausgestatlel wurde, den auch die Geschäftigsten nicht mehr einholen können!... ,Beim Einfahren in das Waldland, das man die Welser Heide nennt, sagte der einheimische Begleiter, daß man an die Mark Brandenburg denken müsse. Aber es ist nur eine ferne Verwandtschaft da ... das einzige Gemeinsame ist der Baumbestand... Föhren, die man im Norden Kiefern nennt. Wie seltsam sagt der Klang des Wortes schon von seinem Wesen aus: die Föhre, gedrungener, in unregelmäßige Breite strebend, reicher an Saft durch den reicheren Boden - die Kiefer, ganz schlank und nur auf Gerad heit und einsame, hohe Kronen gerichtet, aus erbarmungswürdiger Magerkeit wachsend, ihres herben Daseins stolz, wenn auch nicht froh.' Das große imaginäre Gespräch, das dieses Neisebuch als immer wieder aufgegriffenes Thema durchzieht, das Gespräch zwischen dem Verfasser und dem Geiste Adalbert Stifters, könnte nicht besser als mit den obigen Worten, in denen alle Verwandtschaft wie aller Unterschied der beiden Partner eingefangen ist, umschrieben werden. So beginnt das Buch wie ein Anfang des spä teren Stifter mit einer Reinheit fast geographischer Seinsbeschreibungen, wie sie Wohl kein zweiter deutscher Schriftsteller der Gegenwart gewinnen könnte. Alle Farben dieser Prosa scheinen fast ins Weiß des Marmors hinübergedämpst; alle dinglichen Realitäten in ihre gleichsam anfängliche Namengebung vergeistigt... Ls geht in drei Abschnitten zunächst durch den südlichen Teil des Landes über Linz in die Umgebung des Zwölferkogels; dann nach Kremsmünster, zum Tal der Lnns über Steyr zur Donau. 2m zweiten Kapitel folgt der nördliche Teil, jenes ,Hochland, das viele Meilen die Ufer der Donau begleitet' und die nähere Heimat Güsters gewesen ist. Der dritte Teil ist der ,Mitte' gewidmet und damit noch einmal der Stadt Linz und dem ältesten Stifte Österreichs, St. Florian, wo neben Stifter die Ge stalten. Albrecht Altdorfers und Anton Bruckners aus der Erinnerung heraufsteigen. Lin Nachklang berichtet in Form eines Traumes in sieben Bildern von einer einslündigen Rundfahrt durch Wien, die ,ein junger Reichs deutscher'vor einiger Zeit machte und die er mit jener wahrlich seherisch geträumten Gebärde abschlvß, welche die letzten Zeilen des Buches erzählen: ,Da geschah diesem wieder etwas, auf das er sich vorher nicht versehen hatte, denn er war zwar mutig und froh am Neuen, aber ohne Übermut: blitzschnell hob er den rechten Arm, fast bis zur senkrechten Höhe, ein wenig nach rechts, und so fuhr er langsam aus dem Tor.'"