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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1904
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- Deutsch
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258, 5. November 1904, Nichtamtlicher Teil, 9733 Wiener Buchdrucker Vinzenz Degen") ein Kontrakt ab geschlossen, seine Buchdruckerei ausschließlich in den Dienst des Staates gestellt und in einem ärarischen Gebäude — in der Singerstraße, in dem einstigen Franziskanerkloster — untergebracht. Zehn Jahre später ging sie dann in die staatliche Verwaltung über und erhielt den Namen K- u. K- Hof- und Staatsärarialdruckerei. Degen, der wegen seiner viel fachen Verdienste später geadelt wurde, blieb ihr Direktor bis zu seinem 1827 erfolgten Tode. Sein Nachfolger wurde der Direktionsadjunct Jos. Anton von Wohlfarth, welcher 13 Jahre (nicht zum Vorteil der Anstalt) an ihrer Spitze stand. Er erblickte seine Aufgabe lediglich darin, den materiellen Verdienst des Instituts zu heben. Doch auch dies gelang ihm nicht, und es waren geradezu desolate Verhält nisse, unter welchen Alois Auer"") 1841 als Wohlfarths Nachfolger die Leitung übernahm. Ein genialer Fach mann und zielbewußter Organisator, ein Mann von gediegener wissenschaftlicher Bildung und feinem künst lerischen Sinn, verstand er es, in kurzer Zeit die An stalt gänzlich umzugestalten. Jhin gebührt das Hauptver dienst an dem spätern Ruhm des Instituts. Er ordnete den Betrieb, führte zahlreiche Verbesserungen ein, verwendete nicht nur alle technischen Fortschritte, sondern war selbst der Urheber und Förderer solcher. Es würde zu weit führen, hier auf Auers Bedeutung für die Entwickelung der Anstalt und der gesamten graphischen Industrie näher einzugehen. Seine Tätigkeit bildet ein eignes Kapitel in der Geschichte der Buchdruckerkunst und der Reproduktions verfahren. Leider fand er zu Lebzeiten nicht die volle An erkennung seines Wirkens, und in den letzten Jahren seiner Direktion, zur Zeit als Ignaz von Plener das Finanzportefeuille innehatte, mußte er mancherlei Wider wärtigkeiten und Verdächtigungen erleiden. Tief ge kränkt, geistig und körperlich gebrochen, zog er sich nach fünfundzwanzigjährigem Wirken von der Stätte zurück, deren Weltruf er gegründet hatte. Ihm folgte 1866 Hofrat v. Beck, der ebenfalls ein Vierteljahrhundert an der Spitze der Anstalt stand und unter dem sie in ihr neues, 1889—91 mit einem Kostenaufwand von nahezu 3'/? Millionen Kronen erbautes Heim am Rennweg übersiedelte. Er hatte die Befriedigung, 1892 seinem Nachfolger Ottomar Volkmer ein Institut übergeben zu können, das in seinen Einrichtungen sehenswert, über einen trefflich geschulten Arbeiterstamm verfügte, eine hohe Leistungsfähigkeit aufwies und sich die achtungsvolle Anerkennung weit über die Grenzen der Heimat hinaus ge wahrt hatte. Volkmer, ein Fachmann, praktisch und theo retisch auf allen Gebieten der graphischen Reproduktions verfahren gleich hervorragend, leitete, unterstützt von seinem Stellvertreter, Regierungsrat Fritz, die Anstalt bis zu seinem Tode im Jahre 1901. Kurz darauf wurde dann der gegen wärtige Direktor, Hofrat Ganglbauer, an die Spitze des Instituts berufen, dem er bereits in seiner frühern Stellung als Sektionsrat im Finanzministerium nahegestanden hatte. Er ist ein vortrefflicher Verwaltungsbeamter, der mit gleichem Verständnis wie die administrativen so auch die kommer- ") Degen war 176l in Graz geboren, widmete sich anfangs in Wien dem juristischen Studium, wandte sich aber bald dem Buchhandel zu. 1789 erwarb er die Kraußsche Buchhandlung in Wien, die er bedeutend erweiterte und zu einem reich ausge statteten Sortiment ausländischer Literatur umgestaltete. 1801 gründete er mit Anton Strauß eine Schriftgießerei und bald darauf eine Buchdruckerei in Wien. Die Kompagnons trennten sich dann; die Straußsche Offizin besteht heute noch im alten Hause; sie ist im Besitze der Firma Joh. Vernap. **) Auer, 1813 in Wels geboren, erlernte dort die Buchdruckerei und widmete sich dann dem Studium fremder Sprachen. Er war der Vater des Erfinders des Gasglühlichtes. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Iabraana zielten und fachlichen Agenden leitet und auch den künstle rischen Leistungen sein besonderes Augenmerk zuwendet. So hat die Anstalt seit einem Jahrhundert nur sechs Leiter gehabt, außer Wohlfarth durchweg bedeutende Fach männer, unter denen besonders Auer und Volkmer hervor zuheben sind, deren Wirken die Glanzperioden des Instituts bezeichnet. Welcher große Unterschied liegt in den Arbeiten der Druckerei des Jahres 1804 und von heute. Wohl war Degen ein trefflicher Jünger Gutenbergs und seine Offizin berühmt durch schönen und korrekten Druck; aber seit er nur noch für die Bedürfnisse des Ärars aufzukommen hatte, fehlte ihm die Gelegenheit seine Kunst zu zeigen. Die Drucksachen, die er nach 1804 herstellte, waren sehr einfache Arbeiten, und man muß staunen, welche Entwicklung die Anstalt genommen hat, vergleicht man mit ihnen den kleinen Oktavband, in dem Auer 1853 »den polygraphischen Apparat oder die ver schiedenen Kunstfächer der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien« beschrieb und durch zahlreiche artistische Beilagen in seiner Leistungsfähigkeit auch zeigte. Und welche Fortschritte lassen sich weiter feststellen, wenn man an die letzten Neuheiten denkt, darunter an die großartige, im Kombina tionsdruck hergestellte Reproduktion des Bildes der Frau Wiesinger-Florian »Der Herbstwald«, die man in der eben ge schlossenen photographischen Ausstellung im Museum für Kunst und Industrie zu Wien bewundern konnte. Kein Jahrhundert seit der Erfindung Gutenbergs war so reich an Fortschritten wie dieses letzte, keines brachte so einschneidende Veränderun gen und Verbesserungen, und an ihnen allen hat das Wiener Staatsinstitut wichtigen Anteil gehabt. Es war ein weiter Weg vom einfachen Buchdruck auf der Handpresse und den ersten Anfängen der Lithographie bis zu den Massenauflagen des zeilengegossenen Rotationsdruckes und den vielfarbigen modernen Reproduktionen. Natürlich entsprechen diese Fortschritte jener der Maschinentechnik, und diese zeigen sich am deutlichsten, wenn man sich vor Augen hält, daß Degen mit 16 Holzpressen und einem Personal von etwas über 50 Mann arbeitete, während die maschinelle Einrichtung der Hof- und Staats- druckerei heute aus 4 Rotations-, 156 Schnellpressen, 4 Setz- und 250 Hilfsmaschinen besieht und in ihrem Betrieb fast 2000 Personen beschäftigt sind. In erster Linie für die Bedürfnisse des Staates bestimmt, hat die Wiener Hof- und Staatsdruckerei aber auch sehr viele bedeutende Aufträge auf Druckarbeiteu für Fremde ausgeführt, sowohl für fremde Regierungen, als auch für in- und ausländische Verleger. Dabei hat sie selbst einen reichen Buch- und Kunstverlag. Der jüngste, äußerst sorgfältig gearbeitete Katalog umfaßt 200 Seiten und zählt natürlich nur die neuen, noch vorrätigen und gang baren Veröffentlichungen auf. Neben den amtlichen Gesetzes ausgaben, den Gesetz- und Verordnungsblättern, den amt lichen Veröffentlichungen und Sammlungen, den bändereichen Protokollen der gesetzgebenden Körperschaften usw. finden sich zahlreiche, groß angelegte Prachtwerke und Kunstblätter. Hier einzelne Titel anzuführen, wäre ein müßiges Beginnen; wir wollen nur einiger monumentalen Druckwerke gedenken, die aus der Anstalt hervorgegangen sind; Wurzbachs biographisches Lexikon, die Votivkirche in Wien, die graphischen Künste, die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Franz Joseph I. und seine Zeit, das Tagebuch der Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand, Kunst und Knnsthandwerk, Faulmanns Illustrierte Geschichte der Schrift, die Bilder bogen für Schule und Haus und die jüngste Sammlung der farbig lithographierten Wandbilder. Schließlich gebührt der Wiener Hof- und Staats druckerei auch der Ruhm, eine wichtige graphische Lehrstätte 1278
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