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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1907
- Strukturtyp
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- 1907-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1907
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- Deutsch
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11198 vkrsinilatt s. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 251, 26. Oktober 1S07. Wie ernst es die Leitung der Leipziger Akademie mit der Aus bildung der Schüler nimmt und welche Forderungen sie an letztere stellt, ist hieraus klar zu ersehen. Daß ich hier besonders au' diese Ausführungen Hinweisen mutz, bedauere ich insofern, als mir Herr Schortz diesen Hinweis, ja wahrscheinlich die ganzen erneuten Auseinandersetzungen mit ihm hätte er sparen können, falls er sein Versprechen erfüllt hätt^ das er mir nach unsrer im Jahre 1899 geführten Polemik gab indem er seinen Besuch in Aussicht stellte, um persönlich mit mir über diese Angelegenheit zu sprechen. Es liegt mir fern, Herrn Schortz einen Vorwurf machen zu wollen, daß sein damals in Aussicht gestellter Besuch unterblieben ist, wohl aber kann ich Herrn Schortz den Vorhalt nicht ersparen, daß er bei seinem unzweifelhaft großen Interesse für diese Angelegenheit sich mit den Einrichtungen, Zielen und Erfolgen der Leipziger Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe längst hätte vertraut machen sollen. Dann wäre jedenfalls weniger Tinte und Druckerschwärze für diese Sache verbraucht worden, und die Beunruhigung in den interessierten Schülerkreisen — wohb verstanden nicht etwa der hierbei in Frage kommenden maß gebenden Persönlichkeiten und Faktoren, die zweifellos keinen Augenblick ihre Ruhe verloren haben — wäre unterblieben. Hätte Herr Schortz sich die Mühe genommen und die Leipziger Anstalt und ihre Einrichtung besichtigt, dann hätte er wahrschein lich die richtige Erkenntnis über seine öfter gestellte Forderung der Wände rkurse längst selbst gewonnen; er hätte sehen müssen, welche, man kann wirklich sagen, fast unüberwindlichen Schwierigkeiten einem sochen Unternehmen entgegenstehen. Wie sollen die hierzu erforderlichen Maschinen, Apparate, Chemikalien u. a. m. transportiert werden? Und selbst wenn dies geschieht, was doch gewiß nur mit großen Kosten — deren Deckung zunächst auch noch eine offene Frage bleibt — zu ermöglichen wäre, wo fänden sich in den verschiedenen Städten sogleich die geeigneten Räumlichkeiten, in denen solche Kurse nebst den dazu gehörigen maschinellen Vorführungen und technischen Versuchen abgehalten werden könnten? Ferner, wann sollen die geeigneten Lehrkräfte, falls die Kurse wirklich ins Leben treten, diese abhalten? Während der Unterrichtsperiode sind die Lehrer an die Anstalt gebunden, und während der Ferienzeit? — Ich glaube — meine Ansicht ist ja ganz unmaßgeblich — die Lehrer der Kunstakademien gehen ebenso gern in die Ferien wie andere. Es käme nun noch die Möglichkeit in Betracht, besondere Lehrkräfte für die Wander kurse anzustellen. Ob jedoch die sächsische Regierung hierfür die Mittel bewilligen würde, entzieht sich meiner Kenntnis. Beträgt doch der jetzige Staatszuschuß zur Leipziger buchgewerblichen Hoch schule bereits 144 5V0 die Schülerbeiträge nur 15 630 Der Deutsche Buchgcwerbeverein wäre vielleicht in der Lage, für die Verwirklichung dieses Gedankens etwas tun zu können; die ganzen nicht unerheblichen Kosten zu tragen, wird er voraussicht lich aber auch nicht willens sein. Angenommen, die Wanderkurse kämen trotzdem zustande, — was würde mit ihnen erreicht werden? — Eine fachliche Ausbildung der betreffenden Hörer doch gewiß nicht; denn aus dem Lehrplan der Leipziger Buchgewerbe-Akademie ist zu ersehen, daß nur eine vieljährige Lehrzeit wirklichen Erfolg zu bringen vermag. In Wahrheit könnten daher jene Kurse eben auch nur anregend wirken; — eine Wirkung, die von mir durchaus nicht unterschätzt werden soll. Zur Verwirklichung der erwähnten Wanderkurse sagt Herr Schorß: »Und die Anschaffungskosten für Apparate und Maschinen, die die Dozenten der Königlichen Sächsischen Hochschule an allen Stätten ihrer periodischen Lehrtätigkeit vorfinden müßten, würden bei der Wichtigkeit dieser Frage überhaupt keine Rolle spielen können, steht dem doch nichts im Wege, daß diese erneuten Anregungen jetzt einmal auf einem Delegiertentage ohne Voreingenommenheit erwogen werden.« Das ist alles. Wir werden also abwarten müssen, welche Stellung die maßgebenden Persönlichkeiten zu dieser Angelegenheit nehmen werden. Zum Schluß möchte ich den in mannigfacher Form auftretenden Betrachtungen des Herrn Schorß über künstlerisches Schaffen meine eignen entgegenhalten, die den Bruchteil eines Kapitels meines demnächst bei Karl W. Hiersemann in Leipzig erscheinenden »Handbuchs der Malerei- bilden: Wohl bedingt künstlerisches Schaffen absolute Freiheit, und wenn Feuerbach sagt: »Wo die freie Schöpfung fehlt, weht kein Flügel schlag der Poesie-, so trifft er damit den Kern der Sache. Aber bei alledem kann das bloße Sichauslebenlassen einer einzelnen, auch noch so starken Persönlichkeit nicht das Endziel der Kunst sein, ebensowenig wie es anderseits das mehr oder weniger objektive Erfassen und die Wiedergabe eines bloßen Naturaus schnittes in realistischer Tendenz sein kann, — Unzulänglich keiten, an denen unsre Zeit nur allzu sehr krankt. Dagegen kraft einer gefühls- und gestaltungsmächtigen Persönlich keit, mit Hilfe klarer Erkenntnis und ganzer Hingebung an die Erscheinungswelt sich aufzuschwingen zum überpersönlichen, göttlichen Bewußtsein der Einheit jener unendlich gestalten reichen Vielheit, — das ist Künstlertum, aus dem der erlösende, befreiende Segen quillt, den wir großen Schöpfern und ihren Werken verdanken. Wir werden den als wirklichen Künstler an- sehen, der mit seinem persönlichen Schauen und Darstellungs oermögen uns durch seine Werke jenes Bewußtsein schafft, daß wir von ihnen den Eindruck der Einheit und harmonischen Schön heit empfangen, die den Begriff Stil bestimmt. Denn dieser wird immer nur aus der Verschmelzung der Persönlichkeit mit dem Allgemeinen, aus der Verbindung des Individuellen mit dem Unendlichen entspringen. Daher kann eine bedeutsame künstlerische Form nur in der engen Beziehung der persönlichen Eigenart zur organischen Gesetzmäßigkeit, nie aber aus persönlicher Willkür er stehen. So werden wir in jeder großen künstlerischen Schöpfung den nach ewigen (freilich undefinierbaren) Gesetzen geregelten Ausdruck einer Notwendigkeit wiederfinden. Darum ist der Wert aller wahrhaft großen Erscheinungen in der Kunst der gleiche, der Segen, den sie uns spenden, ein und derselbe. Mit gleicher eindringlicher Sprache werden deshalb die Meisterwerke der Antike, ebenso wie die der italienischen und der nordischen Blütezeit zu uns reden; denn so mannigfaltig und verschiedenartig die Wege auch immer sein mögen, die die Schöpfer jener Werke eingeschlagen haben, so sind sie dennoch zu einem und demselben höchsten und letzten Ziel gelangt, das auch wir zu erkennen vermögen, sofern wir nur beim Be trachten unsre eigne kleine Persönlichkeit zur vollen Hingabe zwingen können, weil dies die einzige Möglichkeit ist, den Ein druck des Künstlerischen in seiner ganzen Tiefe zu empfangen. Wohl mag dem Einzelnen dieser oder jener Weg besonders zusagen und er für gewisse Künstlerpersönlichkeiten besondere Vorliebe empfinden; sofern er aber in Wirklichkeit künst lerischer Hingabe fähig ist, wird er nun keineswegs den Schluß ziehen, daß die von andern betretenen Wege irrig seien und für ihn belanglos. Fühlen wir uns von Michelangelo oder Raffael besonders angezogen, so brauchen darum Dürer, Holbein, Rembrandt u. a. unserm Verständnis nicht fernzustehen. Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, daß auch diese gewaltigen Persönlichkeiten mit ihrer genialen Schaffenskraft ausnahmslos Kinder ihrer Zeit gewesen sind und ihre angeborenen Eigentüm lichkeiten von ihrer Volksrosse abhängig waren. Es fehlt nicht an Leuten, die da meinen, daß durch wissen schaftliche Untersuchungen die Inspiration des Künstlers gehemmt werde und das Kunstwerk darunter leide. Diejenigen, die solche Ansichten hegen, bedenken gar nicht, ein wie starker und unum gänglicher Faktor das Handwerk auch in jeder Kunst ohne Aus nahme bildet. Ohne langwierige Sprech-und Bewegungsübungen wird kein Schauspieler, ohne fortgesetzte Übungen in der Ton bildung kein Sänger Ersprießliches, geschweige Hervorragendes zu leisten imstande sein. Welche mühevollen Übungen muß der aus übende Musiker vornehmen, bevor er auf irgend einem Instru ment zu einer gewissen technischen Fertigkeit gelangt, und selbst der komponierende Musiker hat langjährige kontrapunktische Ver- uche zu machen, bevor er daran denken kann, einen musikalischen Satz zu Papier zu bringen. So wird auch der bildende Künstler seine Kunst um so sicherer beherrschen, und um so reier schaffen, je mehr er sein Wissen bereichert und dadurch sein Können vermehrt. Treffend sagt Ostwald: »Die Wiffen- chaft ist überall dazu da, die Praxis zu erleichtern, indem sie er kennen läßt, was wesentlich und was unwesentlich ist.- Ernst Kiesling.
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