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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1907
- Sprache
- Deutsch
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Lipperheides Spruchwörterbuch. Der im vorigen Jahre verstorbene hervorragende Ver lagsbuchhändler Franz Freiherr von Lipperheide in Berlin, ein »Genie der Tat«, wie ihn Fedor von Zobeltitz in seinem Nachruf nannte, hat neben den nicht geringen Berufspflichten, die ihm die Leitung seines über den ganzen Erdball verbreiteten Modenzeitschriften-Verlags auferlegte, stets noch Zeit und Muße zu verständnisvoller Sammelarbeit und literarischer Betätigung sich zu ersparen gewußt. Von seiner bewundernswerten vielseitigen Arbeitskraft und seinem be deutenden Wissen auf kunsthistorischen Gebieten geben seine berühmten Sammlungen Zeugnis. Vor allem seine unver gleichliche Bibliothek zur Kostümgeschichte, die er hochherzig dem Berliner Kunstgewerbemuseum als Geschenk über ließ, samt dem umfangreichen Katalog darüber, der allein in seiner Gründlichkeit das Lebenswerk eines Gelehrten darstellt. Dann auch seine Gemäldegalerie und schließlich die einzige Sammlung antiker Helme, die als bedeutsame Zu wendung dem Antiquarium in Berlin zufiel. Hoher Kunst sinn paarte sich bei Lipperheide in glücklicher Weise mit aus geprägtem Sammelgenie. Sein mit den geschäftlichen Er folgen zunehmender Wohlstand setzte ihn in den Stand, seinen künstlerischen Interessen die ausgedehnteste Pflege zu widmen und darin Befriedigung zu finden. Aber auch literarische Beschäftigung gewährte ihm großen Genuß. Das deutsche Lied, die Volkslieder und volkstümliche Dichtungen bildeten das Gebiet, auf dem er gern forschte und sammelte. Seine Verlagsverzeichnisse lassen diese Vorliebe sichtlich hervortreten; erwähnt seien nur die größeren Sammlungen: »Historische Volkslieder der Zeit von 1756—1871« von F. W. Frhrn. von Ditfurth, und »Er zählende Dichtungen« von Julius Grosse. Schon im Jahre 1861 als Buchhandlungsgehilfe (sein Geschäft gründete er 1865) gab Lipperheide unter dem Pseudonym Ludwig Horst die Gedichtsammlung »Lieder und Sagen vom Rhein« (Leipzig, Amelangs Verlag) heraus. Dieser ersten Frucht seiner literarischen Tätigkeit folgten in den Kriegsjahren 1870/71 vier Sammlungen: »Lieder zu Schutz und Trutz. Gaben deutscher Dichter aus der Zeit des Krieges in den Jahren 1870/71. Gesammelt und herausgegeben von Franz Lipper heide. Mit Autographen der Dichter und einer Titel zeichnung von Ludwig Burger«. Der Absatz dieser patrio tischen Bücher war gut; den Reinertrag hatte Lipper heide für die Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger des gesamten deutschen Heeres bestimmt. Noch größere Verbreitung fand eine von ihm daraus veröffent lichte »Auswahl für Schule, Volk und Heer«, deren Ertrag der Kaiser Wilhelms-Stiftung zusloß. Zusammen mit dem Literarhistoriker Georg Scherer veröffentlichte er ferner 1871 zum Besten der Carl Wilhelms-Dotation und der Deutschen Jnvalidenstiftung: »Die Wacht am Rhein, das deutsche Volks- und Soldatenlied des Jahres 1870. Mit Porträts, Faksimiles, Musikbeilagen, Übersetzungen rc.«. Aus dem Ge biete der Kunst ist noch die von ihm 1885/86 der Öffentlich leit übergebene »Mustersammlung von Holzschnitten aus englischen, nordamerikanischen, französischen und deutschen Blättern«, (10 Lieferungen, 30 ^H) zu nennen. Alle diese Werke, mit Ausnahme des erstgenannten, erschienen im eigenen Verlage. In den letzten Jahren vor seinem Tode bereitete er noch eine wissenschaftliche Beschreibung seiner Sammlung antiker Helme, ein »6orpus cLssickum sie.« vor und war vor allem mit der Herausgabe seines Spruchwörterbuchs beschäftigt. Dieser die Weisheit und den Humor der Welt umfassende reiche Gedanken schatz erschien seit 1906 in Lieferungen. Das Schicksal hat den Schöpfer und emsigen Sammler dieses weit angelegten Werkes dessen äußere Vollendung nicht mehr erleben lassen. Sein Hauptmitarbeiter Walter Quecken- stedt mußte die Bearbeitung und Drucklegung allein zu Ende führen. Der Titel des stattlichen Werkes ist etwas lang geraten. Sein Wortlaut zeigt aber am besten, was das Spruchwörterbuch bietet. Deshalb soll er trotz seines Umfangs hier ohne Kürzung folgen: Spruchwörterbuch. Sammlung deutscher und fremder Sinn sprüche, Wahlsprüche, Inschriften an Haus und Gerät, Grab- sprüchc, Sprichwörter, Aphorismen, Epigramme, von Bibel stellen, Liederanfängen, von Zitaten aus älteren und neueren Klassikern, sowie aus den Werken moderner Schrift steller , von Schnaderhüpfln, Weiter- und Bauernregeln, Redensarten usw., nach den Leitworten, sowie geschichtlich geordnet und unter Mitwirkung deutscher Gelehrter und Schriftsteller herausgegeben von Franz Freiherrn von Lipper heide. Lex.-8°. VIII u. 1069 S. 1907. Verlag von Franz Lipperheide in Berlin VI. 35. In Halbfrannz geb. 16 Jeder Buchhändler wird bei der ersten Anzeige des Lipper- heideschen Werkes an den »Büchmann«, der sich mit Recht »der Citatenschatz des deutschen Volkes« nennt, gedacht und wohl gar in dem neu entstehenden Werke ein »Konkurrenzwerk« des alteingebürgerten vermutet haben. Zwischen dem »Büch mann«, der bereits 1895 in hunderttausend Exemplaren verbreitet war und in der ersten Hälfte dieses Jahres in 23. Auflage erschienen ist, und dem Lipperheideschen Spruch wörterbuch bestehen aber doch bedeutende Unterschiede. Büch mann und seine Nachfolger in der Bearbeitung der »Ge flügelten Worte« haben nur landläufige Zitate, »allgemein angewendete Worte, deren Verfasser sich angeben lassen« ge sammelt. Ein »geflügeltes Wort« ist nach der Erklärung in der Vorrede zu Büchmann ein in weiteren Kreisen des Vaterlands dauernd angeführter Ausspruch, Ausdruck oder Name, gleichviel welcher Sprache, dessen historischer Urheber oder dessen literarischer Ursprung nachweisbar ist. Immer müsse man möglichst bestimmt sagen können: »da steht es zuerst geschrieben«, oder: »aus der Stelle ist es abgeleitet«, oder: »der hat es hervorgerufen«, und: »es hat sich bei den Gebildeten eingebürgert«. So hat sich »der Büchmann« — der Name des Urhebers ist selbst zum »geflügelten Wort« geworden — ganz bestimmte Grenzen für seinen Stoff, für seinen Inhalt gezogen und hat diese Schranken streng eingehalten. Mit philologisch kritischem Sprach- und Spürsinn sind nur die landläufigen Zitate aus dem Gesamtschatz aller heimischen und ein gewanderten Worte und Wendungen herausgehoben. Deshalb ist Büchmanns Zitatenschatz den Sammlungen von Sinn sprüchen, gebräuchlichen Redensarten, Sprichwörtern oder. Mottos und dergleichen wohl vergleichbar, aber keineswegs gleich. Er ist ein Buch mit ganz bestimmten Grundsätzen, das keinem Wort Aufnahme gewährt, von dem nicht einerseits die Geburisstätte, anderseits seine Landläufigkeit erwiesen ist. Ganz anders hat Lipperheide gesammelt; er hat sich nicht die strengen Schranken gezogen, die immer wieder zu zeitraubenden philologisch-kritischen Untersuchungen führen müssen. Er hat das Schöne und Gute genommen, wo er es fand, sei es in der Bibel, in den Redensarten des Volks, bei unfern Klassikern, sei es an einem Hausgiebel, auf einer Waffe oder an einem Marterl, ohne Rücksicht darauf, ob die Sprüche Allgemeingut der Gebildeten geworden sind. Um richtig zu verstehen, welchen Zweck er mit seiner Sammlung verfolgt hat, läßt man am besten den Schöpfer selbst reden. Er hat seinem Werke im Vorwort noch eine kurze Einführung mit auf den Weg geben können. Darin spricht er die Grundgedanken aus, von denen er sich bei seinem unermüdlichen Zusammentragen leiten ließ. Das Wertvollste, was die deutsche Literatur auf dem weiten Gebiet des Spruches besitze und was aus
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