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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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fremden Sprachen an Zitaten usw. Hausrecht bei uns erlangt habe, sollte nach seinem Plane Aufnahme in seinem Werke finden. Jeder spruchartige Satz, »der einen selbständigen Gedanken trägt, also möglichst knapp und sinnvoll, gebunden oder ungebunden, allgemeine Wahrheiten aus den ver schiedensten Gebieten menschlicher Lebensweisheit verkündet und so in anregender Weise — mit Ernst, Gemütstiefe, humorvoll oder satirisch — belehrt oder warnt, tröstet oder ermahnt«, hatte ohne weiteres Aussicht, für die Sammlung ausgewählt zu werden. Neben den landläufigen Sprüchen, Sprichwörtern, Redensarten usw. findet man daher auch unbekanntere, aber ethisch-sinnvolle, sowie in Fassung und Inhalt besonders originelle, ganz wie sie dem Geschmack und literarischen Empfinden des Sammlers zusagten. Um nichts Wertvolles zu übersehen, wurden in langjähriger Sammelarbeit nicht nur die Werke der Schriftsteller selbst, sondern, wie das Vorwort mitteilt, auch etwa dreihundert vom Beginn der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts an erschienene Sammlungen von Sinnsprüchen, Wahl sprüchen usw. durchforscht. Das Werk sollte alles Hervor ragende vereinigen, was aus deutschem Geiste entsprungen, sprachlich beachtenswert ist und was verdient, auf spätere Zeiten zu kommen. Auch die Kernsprüche der Alten und die des uns zunächst berührenden Auslands sollten nicht ausgeschlossen sein. So lautet das Schlußwort des Heraus gebers schlicht und klar: Man könnte das Spruchwörterbuch eine Ergänzung zu jedem Konversationslexikon nennen, wie es äußerlich im Gewände eines solchen auftritt; aber ein Konversationslexikon ist eine Real-Enzyklopädie, während wir eine Enzyklopädie des Geistes geben, die Quintessenz von dem, was die erleuch- testen Köpfe aller Zeiten an allgemein gültigen Gedanken, »mit überzeugend treffender Gewalt, in kurzen Riffen und in schöner Form- zum Ausdruck brachten, und was vielfach von un vergänglichem Werte bleiben wird. Das Spruchwörterbuch will ein literarisches Urkundenbuch sein, nicht allein zum Ge brauch des Gelehrten, sondern für die Gebildeten der deutschen Nation und darüber hinaus, des ganzen deutschen Sprach gebiets. Bei diesem weitausgreifenden Plane war es dem emsigen Sammler Lipperheide und seinem Mitarbeiterstab möglich, in fünfjähriger Arbeit über 30 000 Stellen zusammenzutragen. Volle fünf Sechstel des Inhalts des Spruchwörter buchs entstammen unsrer Muttersprache. Den aus fremden Zungen übernommenen Sprüchen, etwa 5000, ist stets eine deutsche Übersetzung vorgesetzt. Mit großer Gewissenhaftigkeit ist jeder einzelnen Stelle oie Quellenbezeichnung in fast übertriebener Ausführlichkeit beigesetzt worden. Ausgenommen sind davon nur etwa 800 Sprüche fremder, weniger bekannter Sprachen, die ohne jede literarische Bearbeitung, vielfach nur in deutscher Über setzung Aufnahme fanden. Bei Zitaten ist zum Namen des Urhebers genau der Titel des betreffenden Werkes, in dem der Spruch vorkommt, hingesetzt; bei Stellen aus Dramen sind Akt, Szene und Name der redenden Person, das Entstehungsjahr oder das Jahr der ersten Ausgabe hinzu gefügt. Diese für viele Benutzer des Buches sehr wichtigen Angaben fehlen nur dann, wenn die betreffenden Werke nicht zugänglich oder die angeführten Stellen nicht zu erforschen waren, im ganzen nur sehr selten. Aber noch weiter geht die Quellenforschung. Bei einer nicht geringen Zahl von Liedern und Gedichten hervorragender Poeten ist die Entstehungszeit oft nach Monat und selbst nach Tag an gegeben. Eine gleich genaue Datierung findet man bei der Anführung der Kompositionen, die bei jedem einzelnen Liede in möglichster Vollständigkeit hinzugesetzt sind. Ja, bei bekannten Opern, Operetten und Singspielen sind sogar Tag und Ort der ersten Aufführung nicht ver- Börsenblatt für de» Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. gessen. Die Zeit des ersten Erscheinens eines Spruches in der Öffentlichkeit kann für seine Beurteilung allerdings oft von Einfluß sein, wohl aber weniger der Ort, die Bühne, auf der er zum erstenmal gesprochen oder gesungen worden ist. Merkwürdig mutet es an, wenn man in den Quellenangaben z. B. unsre Dichterheroen Schiller und Goethe stets mit ihren Vornamen »Friedr. von« und »Joh. Wolfg. von« angeführt findet. Bei dem häufigen Vorkommen dieser Namen eine unnütze Raumverfchwendung! Jeder Leser weiß, wer gemeint ist, und hat die Vornamen im Kopf. Warum stets so ausführlich Publius Ovidius Naso für kurz Ovid, Aug. Graf von Platen-Hallermund für Platen, Quintus Septimius Florentinus Tertullianus für Tertullian? Unter diesen kurzen Bezeichnungen weiß der Gebildete genau, wer der Urheber ist; der weniger Eingeweihte muß sowieso andere Hilfsmittel zur Hand nehmen, wenn er sich über den zitierten Autor unterrichten will. Vornamen brauchten doch nur bei solchen Familiennamen zu stehen, wo sie zur Unterscheidung von gleichlautenden auch sonst üblich sind. Noch störender sind die bei manchen Namen stets in Klammern beigefügten Zusätze wie »Anton Alexander von Auersperg« bei Anastasius Grün, »Louis Charles Adelaide Chamisso de Boncourt« bei Chamisso, »Joh. Paul Friedr. Richter« bei Jean Paul, »Niembsch, Edler von Strehlenau« bei Lenau usw. usw. Besonders ermüdend und langweilig wirkt diese standes amtlich-pedantische Namenzitierung, wenn zufällig ein solcher langer Name bei dicht aufeinander folgenden Sprüchen öfters wiederkehrt. Da krümmt sich das Herz des Buchhändlers ob dieser Raumvergeudung. Ganz leicht würden durch ver ständig gekürzte Namenangaben genügend Seiten Raum erspart werden für das fehlende Autorenregister, das sich ja in der beliebten Ausführlichkeit keinen Zwang anzutun brauchte, weil der Name hier nur einmal angeführt wird. Zweckmäßigerweise würden bei einem solchen Register hinter den Verfasser nicht die Seitenzahlen zu stellen sein, auf denen er vorkommt, sondern die Leitworte, unter denen seine Sprüche angeführt sind. Ein so bearbeitetes Urheber-Ver zeichnis dürfte wohl manchem Besitzer des Buches bei ver schiedenen Gelegenheiten, wenn das Gedächtnis im Stiche läßt, gute Dienste leisten können. Unterzieht man nun endlich mehr den eigentlichen Inhalt des Buches, die Sprüche selbst, einer näheren Be trachtung, so findet man zunächst ihre Anordnung nach ihren Hauptleitworten, nach Begriffen sehr praktisch. Die Ordnung der Sachworte unter sich nach dem Alphabet ist ferner viel zweckmäßiger, als etwa nach Gruppen oder sonst nach einer wissenschaftlichen Einteilung. Indem das System der Konkordanzen angenommen ist, wird der umfangreiche Spruchwörterschatz in seiner Vielseitigkeit dem Benutzer erschlossen. Der Leser wird also, wie der Schöpfer des Werkes es geplant hat, in den Stand gesetzt, sich leicht in übersichtlicher Weise zu unterrichten, einmal, was über irgend einen Begriff, z. B. Weib, seit Beginn der Literaturen überhaupt und bis zur neuesten Zeit Gewichtiges und Eigen artiges gesagt worden ist, sodann auch, weil die Anordnung innerhalb der einzelnen Stichworte chronologisch erfolgt, wie ein Begriff sich im Laufe der Zeiten bei uns und den andern Kulturvölkern gewandelt hat und wie er durch den Mund der Denker seine verschiedene Prägung erhielt. Schwerlich dürfte für einen so gewaltigen Stoff eine bessere als die von Lipperheide angewandte Ordnungsweise gefunden werden. Sehr geschickt hat er auch die Überfülle unter einigen Leit worten dadurch vermieden, daß er noch eine weitere Ein teilung nach Nebenbegriffen vornahm, also z. B. bei Weib (siehe auch Frau) folgendermaßen ordnete: Weib als All gemeinbegriff — in Verbindung mit dem Mann — im 173t
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