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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1915
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- Deutsch
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/k' so, 2. MÄrz ISIS. Redaktioneller Teil. Schriftsteller und nichts Wetter (Zum 7V. Geburtstage vr. Rudolf Kleinpouls, 9. Mürz 19!5.) Wenn man sein Leben lang ein gewisses Ziel im Auge gelebt hat And nun an einem Markstein des Lebens angekommen ist, so pflegt man wohl einmal zurückzublicken und die Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit zu ziehen. Ich nun habe niemals etwas anderes als Schrift steller werden wollen, ich bin weder Professor, noch Beamter, nicht einmal Journalist gewesen, obgleich ich für Zeitungen «nd Zeitschriften Beiträge geliefert habe; mehr als einmal ist mir ein Redakteurposten angetragen worden, aber ich bin immer der freie Schriftsteller ge blieben, der mir als Ideal varschmedte, und zu dem ich mit Bewusst- fein den Anlauf genommen hatte. Ich war nach Abschluß meiner philologischen und philosophischen Studien in Leipzig und Berlin auf Reisen, zunächst nach Paris und dann nach Rom gegangen, jahrelang in Italien, Griechenland, Ägypten und Palästina umhergeschweift, ohne bestimmte Zwecke, nur mit der Absicht, die Welt kennen zu lernen und mich in meiner Weise weiter auszubilden,' und dann, ein Drei ßiger, im Jahre 1878 nach Deutschland zurückgckchrt. Hier nahm auf Empfehlung meines Freundes Friedrich von Hellwald die Cotta'sche Buchhandlung mein erstes Buch: DieDahabiye, Reiseskizzen aus Ägypten in Verlag, worauf F. A. Brochhaus in zwei Bänden meine italienischen, einzeln im »Ausland-» erschienenen Reisebilüer brachte. Zugleich erwarb Herr Wilhelm Friedrich, mit dem ich persönlich be kannt geworden war, die Welschen Reiseabenteuer, die den Titel: Kreuziget ihn! trugen. Damit war ich, wie man zu sagen pflegt, lanciert. Von fetzt ab sind alle meine Werke auf ausdrückliche Bestellung hin und im Einvernehmen mit dem Buchhandel geschrieben worden, so daß ich fast niemals ein Manuskript aufs Geratewohl abfaßte und hernach einen Verleger suchte, sondern von vornherein -den Ver- lagsvertrag und die meist recht günstigen Bedingungen in der Tasche hatte. Von den vornehmsten Firmen find mir Aufträge zuteil geworden, etner nach dem andern; das erste Unternehmen, das meist gut ablief, zog gewöhnlich eine dauernde Verbindung nach sich, wobei dann die Initiative von mir ausgehen konnte. Vom Biblio graphischen Institut wurde ich zur Bearbeitung des Italienischen Sprachführers und von den Herren Schmidt L Günther zur Herausgabe des Prachtwerkes Nom in Wort und Bild auf gefordert, eines Werkes, das eine Zeitlang für meinen Ruf ausschlag gebend mar, und dem noch drei illustrierte Werke nachgefolgt sind (zuletzt das Mittelalter). Unmittelbar darauf betrat ich aber im Einverstäiidnts mit Herrn Friedrich einen mir besonders zusagenden neuen Weg, indem ich die Sprache ohne Worte veröffentlichte, die ein großes dreibändiges Werk über das Leben der Sprache und ihre Weltstellung inaugurierte. Ich suchte hier zum erstenmal weltmännische Form und Eleganz mit solidem Wissen zu verbinden und einen freien, leichten Ton an zuschlagen, der über die zugrunde liegende Gelehrsamkeit täuschen sollte, gleichsam mit dem Gegenstand zu spielen, was mir die Zunft- gelehrten gewaltig übelnahmen, obgleich ich wohl weiß, daß ich meiner Zeit bisweilen vorausgeeilt bin. Ich wollte lesbare und verständ liche Bücyer schreiben, eine klassische Prosa haben, vom Naheliegenden, oft vom Trivialen ausgehcn, um tief zu gründen, die Gedanken von der Straße auflesen wie Sokrates und das Publikum für die Sprach wissenschaft, aber nicht für die Sprache als solche, sondern für die darin steckende Philosophie gewinnen. Ich erreichte damit, daß ich für einen amüsanten Plauderer gehalten wurde, der über alles Mög liche und über die Paptertüte so gut schreiben könnte wie über die Kaffeetasse — unzähligemal bin ich von einer Zeitschrift um eine Plauderei angegangen worden, als ob das meine Spezialität ge wesen wäre. Auch meine zahlreichen Artikel in der »Gartenlaube« sind meist auf besondere Veranlassung der Redaktion, namentlich des mir sehr wohlgesinnten vr. Tischler hin erfolgt, der mir bis zu seinem Tode treu blieb und mir regelmäßig um die Weihnachtszeit eine Arbeit zuzuwenden liebte. Inzwischen ging aber auch meine schriftstellerische Tätigkeit un unterbrochen weiter. Für Earl Meißner mußte ich ein Buch über Menschen- und Völkernamen schreiben, für Philipp Reclam tun. das Italienisch-Deutsche Taschenwörterbuch neu bearbeiten, für E. G. Naumann einen Beitrag: Das Trinkgeld in Italien und hierauf das Moderne Hexenwesen liefern, ein Buch, das meine guten Spiritisten sehr enttäuscht und aufsässig gemacht hat. Namentlich aber bin ich in der letzten Zeit durch die Verbindung mit Herrn Wilhelm Crayen, dem Chef der G. I. Göschen'schen Verlagshandlung, in meinen Bestrebungen mächtig gefördert worden; sie datiert von dem Jahre 1896, wo ich von der Leitung der Sammlung Göschen berufen ward, das Fremdwort im Deutschen herauszugeben. Das Büchlein hatte einen ungeahnten Erfolg, und so sind in derselben Sammlung bereiis fünf Nummern erschienen, die meinen Namen tragen, wozu noch im Laufe der Zeit zwei größere Werke: Die Lebendigen und die Toten und neuerdings die VolksPsychologie kamen, während ein drittes Buch in Vorbereitung ist und nur auf den Frieden wartet. Man fleht, ich habe mit vielen Verlegern zu tun gehabt, alten und jungen, zum Teil sehr großen und berühmten; sie sind durch gängig sehr gut gegen mich gewesen, und ich danke ihnen eine Existenz, wie ich mir sie träumen ließ. Ich habe nicht ums Brot schreiben müssen, die mir übertragenen Arbeiten lagen mir durchweg und waren mir selbst sehr nützlich und angenehm; daß ich außerdem noch ein oft glänzendes Honorar dafür empfing, konnte meine Zu friedenheit nur steigern. Man wird sagen: ich haoe Glück gehabt; ich will es nicht ganz in Abrede stellen. Daß ich nicht nur in die Literatur eingesührt worden bin, daß ich mich auch, was fast noch schwerer, darin habe halten können, ist eine Gunst des Schicksals, die ich nicht ohne Rührung anerkenne. Ich würde jedoch mein Ziel kaum erreicht haben, wenn ich nicht, und zwar zum Teil unter meinen Ver legern selbst, so gute, großdenkende Freunde gefunden hätte. Es ist und bleibt ein Freundschaftsdienst, ein Buch in Verlag zu nehmen, selbst von einem bekannten Autor. Ich würde es vielleicht immer noch nicht durchgesetzt und in meinem 70. Jahre die Ehre haben, diese Zeilen im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel zu schreiben, wenn ich verheiratet gewesen wäre, und mir nicht statt dessen eine alte teure mütterliche Freundin zur Seite gestanden hätte, die nicht mehr lebt, die aber alles für mich getan hat, und deren Segen noch auf mir ruht. Leipzig-Gohlis. Rudolf Kleinpaul. Kleine Mitteilungen. Einziehung von Forderungen bei den Schuldnern der kriegführen den Länder. — Auf Anregung aus dem Mitgliederkreisc hat der Vor stand des Deutschen Verlegervereins folgenden Brief an das Auswär tige Amt gerichtet und darauf die unten abgedruckte Antwort erhalten: Leipzig, 26. Januar 1915. An das Auswärtige Amt, Berlin. Hierdurch bitten wir um gefällige Mitteilung, ob Aussicht besteht, daß die zahlreichen Forderungen, die deutsche Kaufleutc bei unseren Gegnern un Auslande haben, zum Friedensschluss oder nach Beendi gung des Krieges unter Mithilfe des Reiches eingczogen werden kön nen, so daß es sich empfiehlt, rechtzeitig mit Sammlung des Materials in den betreffenden Kreisen und Jnteressenten-Verbänden zu be ginnen. Da zurzeit staatliche Zahlungsverbotc bestehen, hoffen wir, daß derartige Bemühungen nicht aussichtslos sind, und bitten um ge fällige nähere Mitteilung, zumal wohl auch schon von anderer Seite das Thema angeregt worden ist. Wir bemerken, daß der Deutsche Verlegerverein alle größeren Buch- und Zcitschriftenverlcger umfaßt und rund 7llO Mitglieder besitzt. Wir verharren mit vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand des Deutschen Vcrlegervereins gez. Hofrat Arthur Meiner, I. Vorsteher. Auswärtiges Amt. Nr. III e. 1902. 13 39l. Berlin (Datum des Poststempels). Auf die Zuschrift vom 26. v. M. An den Deutschen Verlcgerverein in Leipzig. Eine Beitreibung deutscher Forderungen im feindlichen Ausland auf diplomatischem Wege ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen ausgeschlossen. Soweit das feindliche Gebiet in deutsche Verwal tung genommen ist, würden sich die Gläubiger an die zuständigen deutschen oder unter deutscher Aufsicht stehenden Behörden zu wen den haben. Uber die Frage, in welchem Umfang später derartigen Forderungen Schutz gewährt werden kann, schweben Erörterungen, die noch nicht zum Abschluß gelangt sind; ihr Ergebnis wird seiner zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bis zu diesem Zeitpunkt empfiehlt es sich, von der Anmeldung der Forderungen beim Auswärtigen Amte abzusehen. Selbstverständlich bleibt es den Gläubigern unbenommen, sich durch gerichtliche Beschlagnahme Vermögenswerte zu sichern, die ihre Schuldner innerhalb des Reiches besitzen. Dagegen ist es unzu lässig, zur Befriedigung solcher Ansprüche Privateigentum, insbe sondere Privatfordernngen anderer feindlichen Ausländer innerhalb des Deutschen Reiches von Amts wegen zu beschlagnahmen. Auswärtiges Amt. 287
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