Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1938

fvlsip,, ciss istsios komibobs Ssgobiobts! An der oberen Mosel brüllt jeder vor Lachen, sobald nur die Nede darauf kommt. Die Witwe Siedenzohn hat die Hosen an. Aber nicht das ist komisch, sondern wie sie troßdem noch einen Mann fand und dabei das ganze Dorf verrückt machte. Das ist so komisch. Es ist eine lange Geschichte. Und Heinz Becker Trier erzählt lie in unserer Neuerscheinung Die Witwe SiekenMzn einfach und ehrlich - wie er selbst bemerkt — ohne etwas hinzuzuseßen, ohne etwas zu verschweigen. Da es ein Moselroman ist und noch dazu von Heinz Becker-Trier ge schrieben, so können Tic sich auf etwas gefaßt machen, lieber Leser! Kennen Sie die Mosel? Oder doch wenigstens Moselwein ^ Wo aber solch Weinchen gedeiht, so lieblich, so blumig, da muß es köstlich zugehen So köstlich geht es auch zu in dem neuen lustigen Roman k-ikinr skcnkk.inikk Die Witwe SiebenMzn Diesen Roman widmet er den Kennern des edlen Moselweines, die auch sonst die Natur nicht verachten; Sie gehören doch sicher auch dazu? Und alisgerechnet in diesem weinseligen Paradies — soll ein sprudelnder Quell, also Wasser — brrr! - Geld bringen? Er gehört eigentlich der Witwe Siebenzahn, obgleich die's an und für sich schon reichlich hat, ein Haus, Wiesen, Acker, Kühe, Schweine —? Das ganze Dorf gerät in Aufregung, als eine „Dollar-Amerikanerin" cintrifft, um die Quelle zu kaufen. Die amerikanische Jungfrau kommt mit einem Motorrade angebracht, in Mannskleidcrn! Und „hinten- drauf", jawohl, hintendrauf sitzt der Sohn des Zeitungsverlegers! Die Sittlichkeitsapostel protestieren, wenden sich an die Regierung. „Da haben wirs, Amerika bedeutet Unzucht!" Weinhändler, Matthes Baum, Verleger des Wald- und Wieseuboten mit Jntelligenzblatt, Batch Lamm, der Gastwirt, und der Bäckermeister Kaspar Flämmchen, der in dem Verdachte geheimer Machenschaften wegen der Quelle steht, sowie Iupp Kirchgaß, der Hausbesitzer und „Flöhhuster", neben Witwe Siebenzahn die Hauptperson und ein skrupel loser Mitgifljäger, dem inan den späteren Reinfall schon gönnt. ein Grammophon gehört, und Bübchen Flumm, d'e Klavierhexe, „staat lich geprüfte", nimmt ihr Lorgnon überhaupt nimmer runter. Bloß bei Professor Muckermann sind die lila Nachtvorhünge zugezogen Überhaupt - der Bürgermeister und Weinhäudler Josef Knüppchen! Prächtig ist seine wiederkehrende Redensart: „Ich bin der Bürger meister — —". Ebenso lustig und kleinstadtwahr sind alle Typen ge zeichnet. nicht zu vergessen das Manschen mit dem losen Mundwerk, das selbst den Honoratioren die Meinung zeigt. Prächtig — diese energische, aber doch noch mannstolle Witwe Siebenzahn, die schon reichlich von, Baume der Erkenntnis genossen hat. Und nun geht der Kamps um den Quell an. Die eine Gruppe erhitzt sich für die „heimische Industrie" und jeder meint sich selbst; die andere Gruppe schwärmt für die Dollars und jeder ineint wiederum nur sich selbst. Ein Volksfest mit Keilerei und Tanzvergnügen, mit mehreren Verlobungen soll das Geschick der Quelle entscheiden. Aber die Witwe Sicbenzahn ist hartnäckig, und Jupp Kirchgaß, der Flöhhuster und „Zimmervermieter" ist heimtückisch: er heiratet die Quelle samt der schon in den Händen dreht. Zwar ist er schon zum Generalkonsul von Honduras ernannt und die Witwe Siebenzahn prangt als Iupps Ehe weib schon in dieser Würde; zwar hat er schon an Manschen und den armen Dorfschuster je 350 Dollar Zeugengeld bezahlt, jedoch — die Quelle macht ihm selbst einen Strich durch die Rechnung, sie -, na. Schwamm drüber. Jede Seite dieses Buches wimmelt von drastischen oder soll man sagen niederträchtigen? — Episoden; Sic kommen aus dem herzlichen Lachen gar nicht heraus. Moslcrwein, der Sorgenbrecher, Schafft gesundes Blut. Trink' aus dem bekränzten Becker Glück und frohen Mut. Sie sollten sich tatsächlich ob dieses Spruches von Ewald Christ, von Kleist Ü757) üi einen trauten Winkel setzen, eine Flasche Moselwein nippen und den Mosel- roman von Heinz Becker-Trier .schlürfend Die Witwe Siebenzahn Echte, wahre Moselstimmung, gesunder, urwüchsiger Humor. Gut gezeichnete Men schen, stott abrollende Begebenheiten und ein Stil ... man könnte schon sagen eine „Prosa-Poesie". Dieses Buch hat'S in sich! ,Die Witwe SiebenZahn^ wir- ein Verkaufsschlager! Den hier aufgeklebten Prospekt bekommen Sie in genügender Anzahl für Ihre Werbung, und wenn Sie dieses .taufrische^ Buch selbst einmal gelesen haben, so wissen Sie, daß Sie es allen in die Hand geben können, die keine Freunde von Sorgenfalten sind, sondern ungezwungene Heiterkeit lieben. Die vollendete Erzählerkunst des Verfassers und die gute Ausstattung machen das Buch zu einer Zierde für die Bibliothek jeden Bücherfreundes. Es ist keine Eintagsfliege, sondern man wird es öfter lesen. Und wenn Wilhelm Raabe sagt: „Man spricht viel zu leichtfertig vom Lachen in der Welt; ich halte es für eine der ernsthaftesten Angelegenheiten der Menschheit", so wollen wir uns daran halten und mit Ernst und Lachen diesen .süß saueren^ Moselroman lesen. Gute Ausstattung, holzfreies Papier, allseitig Farbschnitt, seidenes Lesezeichen, zwei mehrfarbige Schau- und Schutz umschläge, Leinenband RM 4.—, kartoniert RM Z — lI Wer gleich bestellt, vergißt es nicht! Auslieferung: Carl Fr. Fleischer, Leipzig; für die Schweiz: A. Meyer-Sibert, Trogen b. St. Gallen S74 Bdrsenblg» I. d. D-uIIch-n Buchhandel. los. Jahrgang. Nr. ISS Mittwoch, den 24. August 1SSS 4l0l