Die deutsche Gegenwartsliteratur wurde nicht nur um ein wesenhaftes Werk bereichert, auch um die Hoffnung auf ein Talent, das wir willkommen heißen: wahre Dichterinnen sind selten geworden. Heinz Steguweit im „Westdeutschen Beobachter", Löln. In Leinen gebunden k.so RM Ls hat mich wohl kein Buch in den letzten Jahren mehr beschäftigt als dieses. Ich habe „Vas andere Ufer" zweimal gelesen, um es ganz und richtig zu verstehen, um jedes Wort, auf das es ankommt, zu überdenken. Und nun muß ich dankbar sagen, daß dies Buch mit seinem un geheuren Lrnst und seiner großen Verantwortung zu einem tiefen Lrlebnis geworden ist. Ich habe mit dieser Mutter um ihre Linder gerungen, ich habe mich manchmal der Mutter trotzig gegenübergestellt, ich hätte am liebsten aufschreien mögen, als die Mutter ihr drittes Lind von sich gab. Und doch — — ich habe mich tief in das Leben dieser Frau hineinzuleben versucht und mich zuletzt still und bewundernd auf ihre Seite gestellt, ihr das Recht zu ihrem eigenen Leben für den Geliebten zuerkennend. Vas ist ein starkes, auftüttelndes Werk, das mich immer wieder beschäftigen und nie loslassen wird. Und es ist sehr fein und zart geschrieben. Im all täglichen Leben hätte ich diese Frau vielleicht nie verstehen können, ich muß beschämend gestehen, daß ich mich vielleicht nicht einmal viel bemüht hätte, eine solche Zrau ganz zu verstehen. Ich danke Ldith Mikeleitis sehr dafür, daß sie mich aus dieser Alltäglichkeit herausgeführt hat in die Tiefe einer Zrauenseele, deren Größe ich bisher noch nicht erkannt hatte. Heinrich Lckmanft, Hohenwestedt, SS T Verlag Georg Wester mann. Braunschweig Nr. 283 Dienstag, den 6. Dezember 1938 7473