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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1925
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- 1925-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1925
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Redaktioneller Teil. .V 246. 26. Oktober 1925. mit Büchern zu versorgen, die vergriffen, ö. h. auf regulärem Wege durch den Buchhandel nicht mehr zu beziehen sind, und andererseits Bücher aus dem Besitz des einen Gelehrten, dem sic aus irgendwelchen Gründen entbehrlich sind, in den Besitz eines anderen überzuleitcn, der sie gerade braucht. Sicher ein unge heuer mühseliges, unwirtschaftliches Geschäft. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich es als den kleinlichsten Detailbetrieb bezeichne, der in der gesamten Wirtschaft vorhanden ist. Schon der Sortimenter beschäftigt sich, wie kein anderer Kaufmann, niit dem Vertrieb von Millionen verschiedenartiger Objekte, von denen jedes individuell behandelt werden mich. Nur dadurch erklärt sich die ungewöhnliche Höhe seiner Geschäftsunkosten, die Tatsache, daß er mit einer sehr großen Bruttogewinnquote arbeiten muß, ohne einen entsprechenden Nettogewinn zu erzielen. In iveit größerem Maße trifft dies beim Wissenschaftlichen Antiquariat zu. Denn die Zahl der verschiedenartigen Bücher, die durch seine Hände gehen und die die Literatur aller Wissensgebiete und aller Sprachen umfassen, ist noch viel umfangreicher, die Schwierig keiten, die auf dem langen Weg vom Ankauf zum Verkauf liegen, sind entsprechend größer. Andererseits ist der Kreis der Ab nehmer für diese meist recht spezialisierte Literatur verhältnis mäßig klein. Es gibt Bücher, die überhaupt unverkäuflich sind, es gibt solche, für die in der ganzen Welt nur zwei bis drei Interessenten existieren, und es ist die Aufgabe des Antiquariats, diese wenigen Interessenten ausfindig zu machen, durch Kataloge und Verkaufsangebote »ach Suchlisten der Bücherkäuser. Die außerordentliche Teuerung der letzten Jahre, besonders auch die Tatsache, daß infolge des Krieges die Leistungsfähigkeit des Gehilfeunachwuchses geringer geworden ist, während die Ge hälter wesentlich gestiegen sind, haben die Lage des Antiquariats verschlechtert. Um nur ein Beispiel zu geben: Die Gesamtkosten für die Bearbeitung und den Druck einer einzigen Katalognummer betrugen vor dem Kriege 40—60 Pfennige. Deshalb konnte man damals Bücher im Werte von l—2 Mark durch Kataloge anbieten. Heute ist das nicht mehr tunlich; denn eine Katalognummer kostet ungefähr 2 Mark. Die Folge davon ist, daß ein großer Teil der Lagerbestände der Antiquare überhaupt nicht mehr angeboten wer den kann und deshalb wertlos geworden ist. Zu den vergrößerten Unkosten und Steuern kommt noch die Verteuerung des Kredits. Dadurch ist ein Hauptzweig des wissenschaftlichen Antiquariats fast völlig brachgelegt worden, der darin bestand, Bibliotheken anzukaufen und die so erworbenen Werke durch Kataloge zum Angebot zu bringen. Die 'Verzettelung und Katalogisierung einer größeren Bibliothek beanspruchte meist 2—3 Jahre. Bei den heu tigen Kredit-Verhältnissen und Unkosten ist es nicht mehr gewinn bringend, größere Beträge solange sthtzulegen. Als ein Vorzug des Antiquariats gegenüber dem Sortiment wird es angesehen, daß elfteres nicht an feste Preise gebunden ist, daß seine Gewinnquote nicht durch die Rabattfestsetzung der Verleger in bestimmten Grenzen gehalten wird. Aber auch diese Freiheit in der Preisfestsetzung ist nicht so groß, wie es den An schein hat. Die Preise regeln sich durch Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage richten sich nach dem ursprünglichen Ladenpreis, dem literarischen, typographischen und künstlerischen Wert jedes einzelnen Buches. Regulatoren für die Preise sind die Ergebnisse öffentlicher Versteigerungen und die Kataloge der großen Antiquariate. Und damit komme ich zu der schwierigsten Aufgabe, die dem Antiqunriatsleiter obliegt, der richtigen Fest setzung der Preise. Sie ist um so wichtiger, da von ihr ungeheuer viel abhängt, die ganze Stellung und der Ruf einer Firma, das Vertrauen der Kundschaft. Zur richtigen Preisfestsetzung ist aber nur der imstande, der eine große Erfahrung, ein vorzügliches Zahlen- und Büchcrgcdächlnis besitzt; bei großen Firmen werden diese Fähigkeiten noch unterstützt durch einen Preisindex, der aus den erzielten Preisen der in der Vergangenheit verkauften Bücher zusammengestellt wurde. Der Schwerpunkt der großen Antiquariate liegt im Export. Und sie mußten infolgedessen denselben Leidensweg beschreiten, den der ganze deutsche Exporthandel in den letzten Jahren gegangen ist. Die großen -Außenstände, die die Antiquariate bei Kriegs ausbruch im feindlichen Anslande hatten, werden bekanntlich nur mit 2°/„o von der deutschen Regierung aufgewertet. Die Antiqun- Börsenblatt s. d. Dtschri. Buchhandel. 16047 rillte haben später, besonders in den ersten Jahren der Inflations zeit, viel zu billig nach den. In- und Auslande verkauft, sie haben damals große Verluste erlitten durch die zahlreichen Kunden, die nach Monaten und Jahren in entwertetem Gelde bezahlten, und sind dadurch in ihrer -Kapitalkrast empfindlich geschwächt worden. Aber auch die Absatzmöglichkeiten des Exportantiquariats sind beeinträchtigt worden. Infolge der jahrelangen Absperrung haben sich zahlreiche auswärtige Bücherkäufer daran gewöhnt, durch Buchhändler des neutralen Auslandes zu beziehen, und sie sind in vielen Fällen, besonders dann, wenn persönliche Verstimmungen gegen Deutschland vorhanden waren, dabei geblieben. Außerdem hat sich in manchen Ländern, wie zum Beispiel in Nordamerika, wo das Antiquariat vor dein Krieg wenig ausgebildet war, -in den letzten Jahren eine Anzahl bedeutender Jmportantiquariate entwickelt, die nunmehr die frühere Kundschaft der deutschen Anti quare beliefern. Die Verstimmung gegen den deutschen Buch handel ist ferner durch die Preispolitik des Verlags verstärkt wor den, besonders durch die Auslandszuschläge während der Infla tionszeit, die differenzierte Preise für die Bücherkäuser in den verschiedenen Ländern vorschrieben, und neuerdings wieder durch die Preiserhöhungen. Sie haben im Ausland das Vorurteil von einer ungerechtfertigten Verteuerung der neuen deutschen Bücher geschaffen, ein Vorurteil, das durch unsere auswärtigen Konkur renten, besonders die Franzosen, natürlich gern unterstützt wird lind z. B. zahlreiche Bibliotheken veranlaßt hat, Geldmittel, die früher zur Anschaffung deutscher Bücher bestimmt waren, jetzt zum Ankauf französischer und englischer Bücher zu verwenden. Meine persönliche Meinung ist -es nun, daß es sehr schwierig ist, festzustellen, ob -ein -Buch teuer oder billig ist, und daß der Ver leger bei -der Preisfestsetzung neuer -Bücher eine gewisse Be wegungsfreiheit hat. Ich halte dagegen die nachträgliche Er höhung der ursprünglich festgesetzten Ladenpreise, die während der Inflationszeit nötig war, um Substanzverlusten zu begegnen, heute für verfehlt. Jedenfalls zeugt eine derartige Maßnahme von einer vollkommenen Verkennung der Käuferpsychologie. Sie machen sich keine Vorstellung davon, welche langwierigen Korre spondenzen der Exporteur wegen der Preiserhöhungen führen muß, und daß es fast nie gelingt, den Abnehmer davon zu über zeugen, daß der deutsche Buchhändler gezwungen ist, die auf Grund der gesamten Unkosten kalkulierten Ladenpreise, die der Käufer aus den Verlagskatalogen feststellen kann, nachträglich zu er höhen, und zwar in einer wertbeständigen Währung. Sie werden sagen: Das gehört nicht zu meinem Thema. Ich muß aber doch auch diese das Verhältnis des Antiquariats zum Verlag be rührende Frage hier erörtern. Denn der wissenschaftliche Anti quar, dessen Kundenkreis sich meist aus auswärtigen Gelehrten und Bibliotheken zusammensetzt, ist fast immer gezwungen, auch neue Bücher zu exportieren, da seine Kundschaft nur dort ihren antiquarischen Bedarf eindeckt, wo sie auch neue Bücher beziehen kann. Der Rückgang des Exports neuer Bücher hat deshalb zwangläufig auch den Exportrückgang antiquarischer Bücher zur Folge. Nach den geschilderten Schwierigkeiten werden Sie es ver stehen, wenn ich Sie zum Schlüsse darauf Hinweise, daß die Heran bildung eines brauchbaren Mitarbeiterstabs zu den ernstesten Sorge» der wissenschaftlichen Antiquariatsleiter gehört. Und dabei war nach meinen Erfahrungen schon vor dem Kriege eine Ausbildungszeit von mindestens sieben Jahren erforderlich, um einem Gehilfen die bibliographischen, -die literarischen und kaufmännischen Kenntnisse beizubringen, die nötig sind, um ihn zu wirklich brauchbaren Leistungen zu befähigen. Bei der letzten Antiquariatsgruppc, dem Seltenheitennnti- quariat, kann ich mich kürzer fassen, da sie keinerlei Berührungs punkte mit dem Verlag und -Sortiment hat. Seiner inneren Struktur nach steht es wielmehr dem Antiquitätenhandel näher. Das Sellcnhaitenantiqnariat ist die gewinnbringendste Gruppe, da es bei der Ansetzung -der Preise der von ihm vertriebenen Objekte, die mehr oder weniger -einen einzigartigen Charakter haben, über eine größere Bewegungsfreiheit verfügt. Aber auch hier richtet sich die Preisgestaltung nach Angebot und Nachfrage. Seltene, wenig gesuchte sind oft billiger als häufig vorkommende und gesuchte Bücher. Auch hier bestehen die durch die Verstim- 2110*
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