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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1925
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- 1925-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1925
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Mitarbeiter des gewaltigen Unternehmens gewesen. Die Namen dieser Gelehrten, die, teils in festbezahlter Stellung, meistenteils aber im Nebenberuf, in uneigennütziger Weise in den Bibliotheken und Archiven Europas die Masse des Materials znsammengctragen haben, zu nennen, würde zu weit führen. Wichtig ist es dagegen, darauf zu verweisen, daß einzelne Bände, wie Band XVIII, XXIV—XXVI, ausschließlich a us l ä n d i s ch e n Q u c l l e n in Italien, Frankreich, England und Dänemark gewidmet sind. Auch sonst sind die deutschen Annalen und Chroniken wiederholt mit ausländischen Aufzeichnungen durchsetzt. Das Gesamtwerk, vor allem aber die Folioseric, ist deshalb inhaltlich für die Geschichte dieser Länder fast ebenso wichtig, um so mehr, da der lateinische Originaltext der Wiedergabe es bei allen Na tionen verständlich und lesbar macht. Neben dem Inhalt erhöht ein anderes Motiv den Wert der Mo numents für den Gelehrten. Wohl hat man in anderen Staaten schon früher ähnliche Quellensammlungen angelegt, und auch in Deutschland sind im 18. Jahrhundert derartige Versuche für einzelne Länder ge macht worden. In den Monumsnts Osrmsniss aber sind zum ersten mal die mittelalterlichen Schriftsteller mit einer Sorgfalt behandelt worden, die bis dahin nur den klassischen Autoren gewidmet wurde. Von Anfang an galt hier der Grundsatz, für jeden Schriftsteller alle vorhandenen Handschriften ausfindig zu machen, die beste Handschrift ohne Rücksicht auf bereits existierende Drucke zugrunde zu legen und durch Vergleichung die möglichste Reinheit und Sicherheit des Textes zu gewährleisten. Zu dieser Korrektheit des Textes trat dann noch die kritische Analyse der Quellen. Nun erst wurden die ersten Chronisten für den Geschichtsforscher brauch bar. Nun erst konnte er auf den ersten Blick erkennen, was jedem eigentümlich und was entlehnt und woher es entnommen war. Zuerst in der Ausgabe der Chronik Reginas von Prüm im ersten Bande und dann vom vierten Band an regelmäßig wurde alles Entlehnte sogar durch Petitdrnck kenntlich gemacht, was die Benutzung unge mein erleichterte. Der gelehrte Apparat, Erläuterungen und Hin weise, wurde in den ebenfalls lateinisch geschriebenen Anmerkungen in möglichster Kürze unter dem Text jeder Seite angebracht. Zur Be lebung und Illustrierung des Textes gab man den Bänden eine An zahl teils farbiger Tafeln bei, die faksimilegetreu Miniaturen und Schriftproben zeigte». Dadurch erhielt das Gcsamtwcrk auch für den Kunsthistoriker und den Palävgraphcn einen beson deren Wert. Die literarische Wirkung b c r M o n u m s n t s war dem entsprechend gewaltig und wahrhaft international. Ihre Methode und Organisation beherrschte die gesamte europäische Historiographie. Der Name »Monuments« wurde auch für die Ausgaben ausländischer Quellensammlungen sehr beliebt. In Italien veröffentlichte die Osputsrions cli storis pstris 1836 den ersten Band der Monumsnts liistoriss pstriss. 1883 entstand dort das Istituto storioo itslisno nach dem Muster der Zentralöirektion, das, den Monuments Oermsniss folgend, die 8ontl per 1s storia ck'Itslis herausgab. In England verfaßte Th. Duffus Hardy den ersten Band der Monuments liistorioa kritannios. Von 1888—90 erschienen dort, teilweise nach den Grund sätzen des deutschen Werkes bearbeitet, die 8oriptorss rerum Lritsn- niesrum. Sehr eng schloß man sich in Portugal an das deutsche Muster an, wo die Lissaboner Akademie von 1886—97 die kortuAslliss monumonts üistoriss veröffentlichte. In Frankreich tritt der Einfluß der deutschen Monumsnts deutlich hervor in der 1886 gegrün deten Collection ckss tsxtss pour servir s l'etucls st s l'snssiZnsmsnt cks l'kistoirs und in den Oüsrtes st ckiplomss rslstiks s l'Iiistoiro <ls 8rsnos von 1908. Auch in der historischen Quellenpublikation Bel giens machte sich seit 1880 der Einfluß der M. 6. 8. geltend. Ähn liche Erscheinungen finden sich in Ungarn, in Rumänien, Po len und Skandinavien. Nur ein Umstand erschwerte später die praktische Verwendbarkeit und die allseitige Benutzung der Ausgabe. Die Bände waren seiner zeit im Hahn'schen Verlag in einer Auflage gedruckt worden, die Sen damaligen Abonnentenkreis nur wenig überstieg. Infolgedessen waren die ersten Bände schon in den sechziger Jahren teilweise vergriffen, und die Rachbeschasfung ist den seitdem gegründeten historischen Insti tuten und Bibliotheken, namentlich des Auslands, nicht oder nur unter den größten finanziellen Opfern möglich gewesen. Die kom plette Folio-Ausgabe der M. 0. 8. gehörte bis heute zu den großen Seltenheiten des Antiquariatsmarkts. Vor zwei Jahren sind nun die Restbestände dieser Serie in den Besitz des Verlags Hi erse mann übergegangen. Alle fehlenden 21 Bände der 36bändi- gen Ausgabe sind heute nachgedruckt. Der Nachdruck er- vvrtenblLtt f. de» Deutsche» Buchhandel. A. Sahriaug. folgte faksimilegetreu im Wincor-Verfahren der Spamerschen Buch druckerei im kleineren Format der gebundenen Ausgabe. Von nun an ist sowohl die komplette Reihe als auch jeder einzelne Band wieder liefer bar. Die historische und ursprüngliche Ausgabe der Monumsnts Oer msniss Historios ist damit der gelehrten Forschung wieder erschlossen. Antiquare und Antiquariate. Von Walter Anatole Per sich. Der Antiquar, dieser skurrile Typus, gibt sich in so reichen, so mannigfachen, so prägnanten Variierungen und in jeder einzelnen so sehr als beachtliche Persönlichkeit wie selten die Typen anderer Stände. Genial auf seine Art, wird der Antiquar geboren. Keine Schulung, keine Absicht vermag ihn zu schaffen: Er ist — oder ist nicht. Ein bißchen Talent, ein wenig mehr als durchschnittliches Inter esse für alte Bücher genügen bei weitem nicht. Derart konstruierter Dilettantismus erzeugt im günstigsten Fall jene Outsider, die das Dekorative für Qualität halten, zur Eröffnung neuer Geschäftsräume Cocktails und Cobblers servieren lassen und jedem Snob eine fabelhaft gedruckte Anpreisung warm ans Herz legen. Diese Art einer nach süßlicher Demi-Kultur fashionabler Friseure duftenden Reklame ist so wenig ernst aufzufassen wie die Bemühungen der ständigen Auktions macher, einen wissenschaftlich und kulturell wertbaren Stand aus das Niveau des Marktschreiers herabzuwürdigeu, zum Glück ohne wirkliche Schädigung, wenn auch mit erheblichem, weil risikolosem Gewinn. Keinerlei innere Anteilnahme fesselt diese Nebenläufcr an das Buch. Dem einen ist der Einband, dem anderen das Titelblatt maß gebend — nichts sonst. Weit entfernt sind sie von der arbeitsreichen Durchdringung der Materie, wie sie dem wahren Antiquar nicht nur unerläßlich scheint, sondern geistiges Bedürfnis ist. Für i h n gibt es keinen heiligeren Ernst als den der Arbeit um das Buch; gleichgültig, ja ablehnend verhält er sich gegenüber modernen Ausmachungsmanien; konservativ, wie alle Menschen mit engen Be ziehungen zur Vergangenheit. Ein weiteres Charakteristikum des Antiquars von Bedeutung ist die Beschränkung auf ein seinen Kenntnissen und Neigungen nahe liegendes Gebiet. Nie wird er in den verhängnisvollen Universalitäts fimmel der Dilettanten seines Berufes verfallen. Bestimmte Gesichts punkte lassen ihn sein Lager hauptsächlich auf Philosophie, Medizin, Naturwissenschaft, Alt- oder Neubibliophilie, Linguistik oder sonstige Einzelgebiete ausdehncn. Erst jahrzehntelange Tradition gestaltete die Kataloge der ganz großen Häuser in vielerlei Beziehung so reich haltig. In der Natur des Antiquars liegt nun einmal das vorsichtige Abwägen, da sogar auf vertrautem Boden infolge zeitweiliger Kon junkturen wesentliche Jrrtümer Vorkommen. Das beste Beispiel finden wir inPopp verkörpert. Seine Klause befindet sich in einem von der Zeit vergessenen, malerisch engen Winkel der Stadt. Schon sein Nock symbolisiert anspruchslose Schlicht heit. Ein Kopf, würdig eines Nembrandt, umloht von schneeweißen Haaren, Fältchen an Fältchen im Gesicht, von gleicher, ständig vibrieren der Lebendigkeit wie die gütigen, klaren, erfahrenen Augen, so tritt er uns seit Jahr und Tag gegenüber. Er gehört ganz den zahllosen Drucken des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts. Und unter diesen wieder sind es besonders die schönen theologischen und mystischen Werke, die es ihm angetan haben. Er besitzt kein Privatleben. Das Dasein hat für ihn nur zwei Stationen, zwischen denen er sich mit erstaunlicher Rüstigkeit hin- und herbewcgt: die Beschäftigung mit seinen Büchern — den unbedingt notwendigen kurzen Schlaf. Von morgens bis nachts haust er stillvergnügt und allein im Laden, kraxelt hier eine Leiter bis zu schwindelnder Höhe empor, stöbert dort in ein -r Bibliographie und gebärdet sich hier wie ein freudcntolles Kind über einem schönen Holzschnitt. Er ist restlos glücklich. Diametral entgegengesetzt mutet 8r. Longinus an. Sein Privatleben ist — allerdings ohne Hintansetzung des Geschäftes — überaus ausgeprägt. Anerkannte Kapazität für Philosophie und klas sische Philologie, ist er eine geistig ungemein regsame und eigenwillige Natur, erstrebt eine völlig vernnnftmäßige Lebens- und Wirtschafts organisation, deren Ziel die Ausnutzung aller irgendwie verwendbaren Arbeits- und Geisteskräfte im Rahmen des Gemeinschaftsgedankens sein soll. Das Gegengewicht schafft sich sein nervenfressender dialek tischer Intellektualismus durch geradezu konvulsivische Entladungen in 2111
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