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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1883
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- 1883-08-01
- Erscheinungsdatum
- 01.08.1883
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3274 Nichtamtlicher Theil. ^ 176, 1. August. kenutniß und literarischer Befähigung ausgerüstet, ging dieser, nach dem er sich erst in dem Material orientirt und auf einer Reise in Deutschland und nach London die Lücken desselben thunlichst aus- zufüllcn bemüht gewesen war, mit Liebe, Ernst und Gewissen haftigkeit an seine Aufgabe. So entstand ein Prachtband: „Friedrich König und die Erfindung der Schnellpresse", ein, durch seinen Inhalt sowohl, als durch sein Aeußeres dem Erfinder würdiges Denkmal, für welches der Familie, dem Autor und den Verlegern, zugleich Druckern (Gebr. Kröner in Stuttgart), der lebhafteste Dank eines Jeden gebührt, dem die Ehre der Buchdruckerkunst, speciell der deutschen, ans Herz gewachsen ist. In schlichter und klarer Weise schildert der Verfasser das Leben und Wirken König's von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Wir sehen die Erfindung keimen, wegen Mangel an Nahrung dem Hinsiechcn nahe kommen, dann wachsen, gedeihen, Stürmen trotzen, schließlich ein mächtiger Stamm mit prächtiger Krone werden. Wir lernen den Erfinder persönlich kennen, wie er ringt, dem Unterliegen nahe ist, sich aber zu neuem Kampfe aufrafft und schließlich siegreich aus diesem hervorgeht. Der geschichtliche Schwerpunkt des Werkes liegt begreiflicher weise in der minutiösen, durch Illustrationen erläuterten Beschrei bung der verschiedenen Erfindungen König's, aus welcher klar hervorgeht, daß sein Erfinderruhm nunmehr nicht durch die aus Unwissenheit, Dünkel oder Thorheit entstehenden Angriffe und für Andere sich erhebenden Prätensionen geschmälert werden könne, namentlich dürfte die Nicholson-Legende ein für allemal begraben sein an der Seite der Coster-Legende. Trotzdem aber, daß dieser technische Theil durch die Masse der Details keine leichte Lectüre bildet, so wird ihn Jeder, der nur die gewöhnlichen Kenntnisse von dem Wesen der Buchdruckerei, wie wir sie woffk^bn der großen Mehrzahl der Leser des Börsenblattes voraussetzen können, mitbringt, vollkommen verstehen, wenn er aufmerksam liest, ihm wird dann der biographische Theil eine um so anregendere Erholung sein. Er wird nicht nur den hohen, un beugsamen, mitunter wohl auch trotzigen Geist bewundern, sondern den, wenn auch nicht fehlerfreien, so doch durchweg edlen Menschen, guten Sohn, treuen Freund schätzen und lieben lernen. König war jedoch nicht allein eine von Geist und Liebe er füllte, sondern auch eine von Humor sprudelnde Natur, und da er, wo es angeht, selbstredend durch seine Briefe eingeführt wird, so ge währt der biographische Theil oft den hohen Genuß, welcher der aufrichtigen Selbstbiographie eigen ist. Wir wünschen nur durch die nachfolgende Skizze viele Collegen anzuregen, sich mit dem Werke selbst näher zu beschäftigen, denn gerade in den Details liegt der Reiz. Wir folgen zwar in der Skizze dem Verfasser, ohne ihn jedoch abzuschreiben, indem wir die fortlaufende, in dem Werke selbst nothwendigerweise öfters unter brochene chronologische Folge festzuhalten suchen und über das bereits allgemein Bekannte kurz Weggehen, was in dem geschicht lichen Werk unzulässig gewesen wäre. Wo die Auffassung des Schreibers nicht ganz mit der des Verfassers des Werkes über einstimmen sollte, wird dies ausdrücklich bemerkt sein. I. Ingendgeschichtc Friedrich König's und der Lchnellpresse. Johann Friedrich August König, Sohn des Ackerbauers und Anspänners Johann Christoph König und dessen Ehefrau Sophie Christiane Rohsin, wurde, was das Register der Andreas kirche in Eisleben beweist, am 20. April 1774 getauft und, wie aus einem Familienschriftstück ersichtlich ist, drei Tage vorher, also am 17. April 1774, geboren. König hatte zwei Schwestern, Marie Rosine und Sophie; erstere gebar in ihren zwei Ehen zwei Söhne, die in der Geschichte der Typographie als Maschinenbauer einen geachteten Namen erwarben; in erster Ehe Friedrich Helbig, später Theilhaber der Firma Helbig L Müller in Wien; in zweiter Ehe Carl Reichen bach, Gründer der großartigen Maschinenfabrik „Augsburg". Die Verhältnisse im elterlichen Hause König's waren beengter Natur. Der Vater war ein einfacher Mann, die Mutter eine sehr verständige geistesfrische Frau, die mit gebildeten Frauen der an gesehensten bürgerlichen Familien Eislebens, namentlich mit der geistig sehr begabten Superintendentin Müller freundschaftlich verkehrte, welch letztere auch später dem Sohne eine treue mütter liche Freundin blieb. Diese hatte aus erster Ehe mit einem Pastor Trinius zwei Kinder, die König's Schulkameraden wurden und an deren Privatstunden theilzunehmen ihm vergönnt war. König war ein frischer, begabter Knabe und zeigte namentlich Anlage für Mathematik und Mechanik. Mit acht Jahren wurde er bereits in die Quinta des Gymnasiums ausgenommen. Dort genoß er wahrscheinlich, doch nicht gewiß, bis zu seinem 16. Jahre den Unterricht. Daß er bei seiner Begabung nicht fortstudirte, lag wohl hauptsächlich in den knappen Verhältnissen, vielleicht trug auch dazu bei, daß ein Onkel, Buchdruckereibesitzer in Greifswald, die Absicht hatte, ihm später sein Geschäft zu übertragen. Genug, er kam in die Buchdruckerlehre bei I. G. I. Breitkopf in Leipzig und wurde gegen Aufdinggeld Johanni 1790 als Setzer- und Drucker lehrling auf fünf Jahre eingeschrieben, jedoch bereits Michaeli 1794 losgesprochen, was für seinen schon damals bewiesenen Fleiß und sein gutes Betragen spricht. Im Uebrigen ist über sein Thun und Treiben während der Lehrzeit und in den auf seine Lossprechung folgenden Jahren so gut wie nichts bekannt, nur daß er unter Benutzung jeder Freizeit und selbst der Nachtstunden*) bestrebt war, sich weiter zu bilden, daß er Vorlesungen hörte, namentlich die Ernst Platner's, und daß seine Kameraden Trinius, die in Leipzig studirten, sich behilf lich zeigten, ihm die nöthigen literarischen Hilfsmittel zu schaffen. Ersichtlich ist ferner, daß er in Hamburg, Weimar und wahr scheinlich auch bei dem Onkel in Greifswald war und dort sich muthmaßlich einige buchhändlerische Kenntnisse verschaffte. Sicherlich hat König mit seinem Hellen Kopf schon, als er während der Lehre an der Presse stand, seine Gedanken darauf ge richtet, wie wohl die schwere Arbeit zu erleichtern und die der Presse anhaftenden Mängel zu beseitigen wären. Seine eigentliche Erfinderlaufbahn beginnt jedoch, soweit bekannt geworden, erst in dem Jahre 1802. Gleichwie das Document, durch welches Gutenberg sich von Fast die nöthigen Geldmittel zur Durchführung seiner Pläne ver schafft, uns den ersten festen Anhalt bietet, Gutenberg's Erfinder- Laufbahn in Mainz zu verfolgen, so haben wir auch durch einen Vertrag König's mit Friedrich Wilhelm Riedel in Eisleben und dessen Ehegattin die erste sichere Kenntniß von König's geschäftlichen Schritten. Durch einen „Handlungs- und Societäts-Vertrag" vom 3. Juli 1802 wird nämlich festgesetzt, daß Riedel unter Mitgarantie von dessen Ehefrau ein Capital von 5000 Thlrn. in verschiedenen Raten zur gemeinschaftlichen Errichtung einer Buchhandlung an einem näher zu bestimmenden Orte zu König's Disposition stellen wird. Es soll jedoch König, falls es ihm zweckmäßig erscheint, freistehen, *) Goebel erzählt S. 20 nach den eigenen Mittheilungen König's an seine Angehörigen ausführlich eine köstliche Anekdote, wie er in seine Dachkammer, die er nicht Heizen durfte, einen kleinen Ofen ein- jchmnggelte, den er jeden Abend aufstellte und jeden Morgen einpackte, bis er, dieser Manipulation überdrüssig, einen alten Schrank kaufte, mit dem er, nachdem er dessen Hinterwand herausgenommen hatte, den Ösen verdeckte.
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