Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1887
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- 1887-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1887
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- Deutsch
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Ferd. Dümmlerschen Verlages in Berlin folgte. Besonders der letztere brachte ihm in den Werken der Gebrüder Grimm einen wertvollen Zuwachs. Schon 1869 hatte er das mit dem Verlage verbundene Sortiment an F. Tigges abgegeben, wie er sich auch von der vom Vater überkommenen Lithographie losmachte, um sich desto eifriger dem Verlage, welchem eine vorzüglich eingerichtete Druckerei, Buchbinderei und Stereotypengießerei als Herstellungs- iustitute beigegeben sind, widmen zu können. Nicht lange jedoch konnte er es ertragen, seiner Thätigkeit durch diese Veräußerung ein Feld entrückt zu haben, und so erweiterte er wiederum den Umkreis seines Wirkens, indem er durch Ankauf der Firma F. D. Küster Nachfolger in Bielefeld Druckerei und Verlag des »Bielefelder Tageblatts«, der jetzigen »Westfälischen Zeitung«, deren heutige Auflage 6000 Exemplare beträgt, in seinen Besitz brachte. So vergrößerte sich das aus kleinen, ja aus den geringsten Anfängen entstandene Geschäft immer mehr und mehr, und mit freudiger Genugthuung konnte des Hauses Chef am 1. Juli 1885, dem fünfzigjährigen Jubeltage des Geschäfts, zurückblicken auf sein Werk, das er mit Gottes Hilfe und großer eigener Thatkraft zu hohen Ehren geführt hatte. Von seiner letzten Arbeit, der er sich mit voller Hingabe widmete, der Herausgabe der Parallelbibel, ist er durch den Tod abgerufen worden. Seit Ende November 1886 trat eine Lähmung des rechten Armes ein, welche sich Mitte Dezember im rechten Bein fortsetzte. Am heiligen Weihnachtsabend hörte er auf zu arbeiten, und reiste nach Verschlimmerung seines Zustandes am 31. Dezember nach Berlin, um auf seinen dringenden Wunsch von Spezialärzten behandelt zu werden. Inder »Liaisonäs santo« in Schöneberg bei Berlin, wo er Aufnahme gefunden hatte, trat jedoch keine Besserung ein. Durch die Lähmung körperlich hilflos, wurde er nun auch geistig teilnahmlos; die Sprache verlor er fast ganz, nur Lieder, die ihm vorgesungen, und Stellen aus der heiligen Schrift, die ihm vorgelesen wurden, verstand er teilweise und lächelte dann. Mitte Februar verschlimmerte sich die Krankheit be deutend, so daß die Ärzte die letzte Hoffnung aufgaben. Unter dem Gesang des Liedes »Christus der ist mein Leben« hauchte er am 3. März nach überstandenem Kampfe ruhig seinen Geist aus. Ein Muster von unermüdlichem Fleiß und Gewissenhaftigkeit, erwarb er sich die Hochachtung seiner Mitbürger, die ihn zu mancherlei Ehrenämtern berufen hatten; seine Güte und Milde sicherten ihm die Liebe und Verehrung würdiger Armer und Hilf loser; sein Wohlwollen und seine Freundlichkeit erfreuten die Seinigen und seine Untergebenen, zu denen er in wahrhaft väter lichem Verhältnis stand; sein Wissensdrang und seine geistige Höhe knüpften enge Freundschaftsbande zwischen ihm und seinen Autoren; dem Buchhandel aber, dem er seit mehr denn vierzig Jahren an gehörte, und der ihn mit Stolz den seinen nannte, gereicht sein edles Gedächtnis zur Zierde und Nacheiferung! Möge das von dem Heimgegangenen zur Blüte gebrachte Werk, das sein Schwiegersohn, Herr Johannes Mohn, welcher fast sechs Jahre lang an des Verstorbenen Seite gearbeitet, im gleichen Geiste weiterführen wird, unter Gottes Segen auch ferner gedeihen — zur Ehre des Buchhandels. U. 6. ck. Zeitglosse. Wieder naht die Ostermeffe, man rüstet zur Fahrt nach Leipzig, und mancher fragt sich wohl schon jetzt, wie die dies jährigen Verhandlungen der Delegierten- und der Kantate-Ver sammlung verlaufen werden. Die Aussichten für eine behagliche Stimmung sind nicht günstig. Mancherlei Wolken stehen am Himmel; namentlich vom Rheinland und Westfalen her zieht ein Gewitter auf, das in Leipzig sich vielleicht in kalten Schlägen, ent ladet, das aber auch zündendes Feuer in seinem Schoße bergen kann. Es läßt sich heute noch nicht beurteilen, wie die so über raschend austretende Agitation zu Gunsten des 5 ^»-Rabatts vom Gesamtbuchhandel, namentlich von Berlin und Leipzig ausgenommen werden wird. Überraschend wirkt dies Austreten insofern, als der Westen gegen Nord, Ost und Süd eine vollzogene Thatsache aus spielt, ohne daß vorher der Versuch gemacht ist, Fühlung zu ge winnen. Der Fall ist denrbar, daß manche Gruppen im Buch handel auf die Vorschläge des Rheinisch-Westfälischen Kreisvereins mit dem besten Willen jetzt noch nicht eingehen können; was dann? Es ist gefährlich, die mühsam geschaffene einheitliche Organisation der Vereine in der Art, wie es geschehen, zu durch brechen. Außer dieser Wolke bedroht eine andere die Beschaulichkeit der Verhandlungen, die angesagte Revision der Statuten. Was das bedeutet, ist. noch von der letzten Revision her bei uns allen frisch in der Erinnerung. Nehmen wir hinzu, daß auch in den Wahlvorschlägen der verschiedenen Vereine — es sind deren im Buchhandel jetzt nahezu sechzig vorhanden! —, soweit sich das nach Cirkularen, die ausgetauscht wurden, übersehen läßt, daß auch da verschiedene Parteiströmungen zu Tage treten, so ist das alles wenig geeignet, eine »ruhige Messe« in Aussicht zu stellen. Da mag denn wohl schon jetzt der Stoßseufzer Entschuldigung finden, mit dem wir fragen: »wann wird es endlich Frieden geben bei uns im Buchhandel?« Scheint es doch beinahe, daß mit der erweiterten Freiheit der Bewegung, wie sie nach den erfolgreichen Kriegen von 1866 und 1870 Platz gegriffen, der Angehörigen des deutschen Buchhandels sich eine Kampfeslust bemächtigt hat, die »ausgctobt« sein will, um mit Hermann Heiberg zu reden, der sich vom geplagten Buchhändler zum gefeierten Schriftsteller glücklich durchgekämpft hat. Auf welche Reihe von Versuchen, den Frieden zu gewinnen, können wir aus den letzten zehn Jahren zurückblicken, von der Konferenz in Weimar im September 1878 unter Adolph Enslins Leitung an, durch die daran sich knüpfenden Bestrebungen des Provinzialverbandes wie des Börsenvereins, bis zu den Vereins- Sortimenten, welche — ganz mit Unrecht — in neuerer Zeit die Sympathieen der Verleger gänzlich eingebüßt zu haben scheinen. Woran liegt es nur, daß alle diese wohlgemeinten Bestrebungen uns immer noch nicht den Frieden geschafft haben, den wir alle ersehnen?! Wer die richtige Antwort auf diese Frage zu geben wüßte, verdiente wahrlich, daß ihm in der neuen Buchhändler- Börse ein Denkmal errichtet würde, vor dessen Sockel bei der Eintbeihungsfeier das »Buchhändler-Banner«, das wir den Kolle ginnen Frau Parey, Frau Seemann, Frau Spcmann zu verdanken haben werden, huldigend niedergelegt würde. Wir schauen nach diesem Messias aus wie der Goethesche Zauberlehrling nach seinem Meister: »Herr, die Not ist grosi! Die ich rief, die Geister Werd' ich nun nicht los!« Wir kennen ihn alle, diesen losgelassenen bösen Geist, cs ist die uralte »Rabattfrage«, die jetzt wieder jung geworden ist und ihren höllischen Spuk mit uns treibt. Wir kämpfen tapfer mit ihr, gar mancher hat schon seine Lanze gegen sie gebrochen, ii .ner aber steht sie noch unbesiegt da. Sollten vielleicht nicht d'e rechten Waffen gebraucht sein, sollte man sich in den Mitteln vergriffen haben? Es muß wohl so sein. Uns kommt es inner vor, als kämpfe man mit stumpfen Waffen, als sei die ganze Taktik eine aussichtslose. Denn mit der immer wiederkehrenden Phrase: »Leipzig und Berlin müssen unschädlich gemacht werden«, ist doch schwerlich etwas auszurichten, wenigstens nicht, wie die Verhältnisse jetzt liegen. Auf welch' schwachen Füßen stehen die Gründe, die ge wöhnlich gegen diese beiden Städte geltend gemacht werden! Da kann man in Nr. 70 des Börsenblattes wieder einmal lesen, wie ein »Universitätsbuchhändler« gelassen ausspricht: »so lange Leipzig und Berlin kein Porto und keine Spesen zu zahlen haben, ist es für sie leicht, überallhin Sortimentsgeschäfte zu machen. Von 5 36 Rabatt kann so lange keine Rede sein, als wir Berlins und Leipzigs nicht sicher sind«.
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