Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1926
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- 1926-01-23
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lg, 23. Januar 1926. Redaktioneller Teil. der Durchschnittsunkosten in II Hauptzweigen des Dctaitgeschäl- tes, die die allgemeine Erfahrung im Prozentsatz der Nettovcrkäusc ausdrückt) wicdergibt, erscheint mir mindestens zwcisclhast; denn selbst dem Übelwollendsten springen Analogien in die Augen, die nicht einjach mit einer Hcmdbcwcgung zu erledigen sind. Er fahren wir doch unter anderm aus dieser Tabelle (die Durch schnittszahlen sind von mir errechnet): In Amerika schwanken die G e s a m t u n k o st e n zwischen 18A (Kolonialwarenhandel) und 40A (Juwelen). Der Durch schnitt der Gesamtunkosten beträgt 27,475?. Für Reklame wurden in diesen Betrieben ausgegeben 0,7/1 (Kolonial waren) bis 4,135? (Herrenbekleidung). Der Durchschnittssatz stellt sich aus 2,55?. Der Jahresumschlag des investierten Kapitals schwankt zwischen 0,8A (Juwelen) und 10,lA (Ko lonialwarenhandel). Der Durchschnittssatz ergibt die für unsere heu tigen deutsche» Verhältnisse erstaunliche Umschlagsumme von 3,475?. Ebenso interessant dürfte die Summe des Nettogewinns fein, die nur 0,6A (Kohle) als Minimum und 75? (Möbel) als Maximum verzeichnet. Der Durchschnittsumsatz beträgt 3,605?. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die nun einfach diese Zahlen ohne weiteres aus deutsche Verhältnisse anwendcn. Um aber gleich von vornherein zwei Einwände vorauszunchmcn: Gewiß, die Steuer lasten Amerikas sind unverhältnismäßig gering: betragen sic doch im Durchschnitt nur 0,495? des Umsatzes, mithin nicht ganz die Hälste unserer Umsatzsteuer. Demgegenüber steht aber, um nur eines zu nennen, die Miete mit einem Durchschnittssatz von 3,275? weit über -den augenblicklichen deutschen Verhältnissen. So darf trotz allem nicht verkannt iverden, daß diesen amerikanischen Zahlen, zumal da die Gehälter naturgemäß eine größere Rolle cin- nehmen als bei uns, doch eine gewisse Bedeutung zukommt; sic lassen auf jeden Fall Rückschlüsse zu, und zwar in der Weise, daß wir seststcllen können, inwieweit unsere Wirtschaft heute noch krank ist. Hören wir ferner, daß die B e t r i e b s k o st e n in den meisten Preisen einen geringeren Posten einnchmen als die Ver - kriebskostcn, oder um cs anders auszudrückcn, daß es teurer ist, »eine Ware zu verkaufen, als sie überhaupt hcrzustellen«, so werden wir uns doch sragcn müssen: Wie ist dies möglich? Ist dies wirklich ein Wirtschaftswunder? Und da kommen wir zu sehr ernsten Erkenntnissen, an denen besonders der deutsche Buch handel, vornehmlich der Berlagsbuchhandel, gern vorbeigcht, weil er sich industriell zu unbedeutend fühlt, um von sich aus in das rollende Rad der Zeit cinzugrcifcn. Ganz abgesehen davon, daß cs wirklich eine kulturelle Tat (die wievielte??) wäre, wenn er als richtig erkannte Arbeitsmethoden im größten Stile propagierte, so hat der Buchhandel auch direkt das größte Interesse, daß in seinen eigenen Reihen alles geschieht, um zu einer Verbilligung des End produktes zu gelangen. Daher betrachte ich in vieler Beziehung Artikel von der Art des L. Deubnerschen im Börsenblatt Nr. 7 als verheißungsvolle Anfänge, weil sic endlich mit dem Begriffe der »Geschäftsgeheimnisse» aufräumen. Ohne der Schristleitung des Börsenblattes Lorbeerkränze zu winden, muß anerkannt wer den, daß sie selbst seit Jahren immer und immer wieder tastende Versuche in dieser Hinsicht unternommen hat. Denn je stärker die Verödung des Jnlandsmarktes fortschreitet, je mehr sich die Lage auf dem Auslandsmärkte verknappt, desto mehr wird der Buchhandel, das ist eine alte und oft erörterte Tatsache, notleidend werden. Der Einwand liegt nahe — weil er bejahendenfalls uns beruhigen könnte —, das ganze angebliche Plus Amerikas sei einzig und allein durch die günstigeren Rohstoffquellen bedingt. Leider ist aber — und auch hierzu gibt Hirsch erschöpfende und lehrreiche Zahlen — dem nicht so. Räumen wir dem Rohstoffplus ein beträchtliches Teil des Vorsprunges ein, so bleibt doch noch ein Prozentsatz übrig, -den wir nur durch die vorbildliche Arbeitsorganisation zu erklären vermögen. Wenn von Arbeitsorganisation gesprochen wird, so wird allgemein an Ford gedacht, trotzdem er nicht der erste und einzige ist, der das lau sende Band, die volle Ausnützung der Arbeits kraft ersunden resp. eingeführt hat. Wenn wir die Unter suchungen über die Chicagoer Schlachthausindustrie lesen, so frap piert den nicht Efsekthaschcnden vor allen Dingen, daß der Ge winn vom Umsatz nur etwa 1,35? beträgt; und wenn selbst in oieten Ztveigen mit einem fünf- bis sechsmaligen jährlichen Um schlag gerechnet werden kann, so beträgt der Kapitalgewinn doch erst 6,5 bis 7,85?. Andere amerikanische Industrien geben ihre Sätze aus etwa 8,55? an. So ist neben dem laufenden Band, dem als Unterordnung das Filialsystem der Fabriken, das Massen- Filialsystem des Detailhandels a» die Seite zu stellen wären, vor allen Dingen fcstzustellcn, daß die Unternehmer-Gewinnquote un- gemein klein ist. Man kann sogar noch weiter gehen, wenn man hört, daß das Massen-Filialsystcm im Kolonialwarcnhandol so ausgedehnt ist, daß es möglich wurde, durch Kleinhaltung des Lagers den jährlichen Umschlag der Filiale von einem zehn- bis zwölfmaligcn zu einem etwa sünszigmaligcn zu steigern. Nun nimmt uns auch nicht wunder, daß in diesem Lande der größten Vcr- mögensgegensätze ein Gcwerkschastskampf in dem Ausmaße Europas nicht vorhanden ist; denn die Arbeitsorganisation wird gestützt und verstärkt durch eine Arbeitsdemokratic, die nichts mit den Formen einer politischen Demokratie gemein hat, die sich vornehmlich in der gerade von Propagandafachleuten immer wieder geforderten und für dringend notwendig empfun denen Arbcitsfreudigkeit, dem »Service», ausspricht. Psychologisch interessant ist es, daß Hirsch glaubt, diese Freudigkeit wäre daraus zu erklären, daß »jeder Amerikaner glaubt, er habe den .Marschallstab zum Reichtum I. P. Morgans in, Tornister». Wich tig aber ist vor allen Dingen die dortige Erkenntnis, daß die sozialen Fragen sich vornehmlich durch Wohlstand lösen lassen. Daraus folgt die iveitere Einsicht: »Der größte Reichtum des Lan des ist die größte Produktion des Volkes». Inwieweit aber der Amerikaner jede Propagandamöglichkeit auszunützcn versteht, dafür nur das eine Beispiel: Zurzeit läuft drüben eine großzügige Propaganda für Rationalisierung in der Herstellung, und diese Propaganda wird unter dem Begriff »Be seitigung der Verschwendung in der Industrie» dem einfachen Manne eingchämmcrt. »Was ist nun Verschwendung in diesem Sinne, was .vaste in inäustrze? Das sind offenbar rückständige Produktionsmethoden, die mehr Material verschlingen als nötig, die aus die Dauer mehr Arbeit wegnchmen als erforderlich und die damit das nationale Produkt und letztlich die Billigkeit der Produktion beeinträchtigen. Das versteht auch der Letzte. Mesc Propaganda wird mit unge mein großem Nachdruck und nicht minder großer Geschicklichkeit seit Jahren unter den Auspizien von Herbert Hoover betrieben. Eine Reihe tief eindringender Untersuchungen sagt dem Unter nehmertum und der Arbeiterschaft einer ganzen Nation: in der und jener Industrie könnte durch einfache Organisationsverände- rungen eine Ersparnis an Material von XA, eine solche von Arbeit von VA eintreten, und nachdrücklich wirken die Behörden auf die Durchführung solcher Ersparnis hin. Es mag schon sein, daß der Nutzen aus solcher Verbesserung der Produktion nicht ohne weiteres alsbald im Preise sichtbar wird. Aber schließlich kann der Mehrprosit vom Unternehmer doch nur in ganz kleinem Ausmaß wirklich konsumiert werden, das andere muß als Kapital in der Wirtschaft wieder Arbeit suchen, also neue Arbeitsgelegen heit, Arbeitsnachfrage, auf die Dauer folglich Lohnsteigerung er zeugen. In diesem Bestreben wird das Wirtschastsministcrium drüben von den Vertretern der Industrie sehr nachdrücklich unter stützt, insbesondere von dem .kiationgl Industrial Oonkeronce Uosrd'. Dieser ist zwar nichts anderes als eine Unternehmervereinigung nach Art des deutschen Reichsvcrbandcs der Industrie, aber hier Hilst er nachdrücklich mit». Daß jede Propaganda sich totläuft, wenn nicht neue Ideen herangeführt werden, haben die Fachleute immer und immer wieder betont. Warum aber diese Lebcnsgrundjätzc nicht auch auf andere Gebiete übertragen? Propaganda ist ein Mittel zur Hebung des Umsatzes. Wirkungsvoll kann sic nur werden, wenn der Betrieb, für den sie angewandt wird, zum rationellsten seines Bcrufszweiges gehört. Und ist es nicht typisch, daß die Menschen mit den unverbrauchtesten Nerven, die Amerikaner, am ehesten die große Bedeutung der Statistik im weitesten Sinne erkannt haben? Würde nämlich die noch ganz in den Anfängen steckende Statistik des Börsenvereins von der Allgemeinheit stärker unter stützt, so würde der Buchhandel bald zn der Erkenntnis ge langen müssen, daß in seinen Betrieben, Verlag wie Sortiment, g»
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