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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X« 86, 14. April 1934. Redaltioneller Teil. Börsenblatt f. d. Atschn Buchhandel. Langwierige, mühevolle Vorarbeit mußte auch bei Ministerien, Gaupressestellen usw. geleistet werden, bis die vorliegenden Erlasse, Pressemeldungen usw. erschienen, die leider manchmal im Sortiment nicht genügend ausgewertet wurden, die der Verlag allein aber nicht so rasch und nachdrücklich verbreiten kann, wie es bei deren Bedeu tung für die Elternschaft wünschenswert wäre. Muß ich schließlich noch erwähnen, daß befragte namhafte Verleger von solchen Versuchen einer Beeinflussung des Absatzmarktes für dieses Jahr wiederholt abgeraten und schließlich die Zeit für eine gute Lösung der anftauchen- den Fragen als zu kurz erklärt hatten, um nachzuweisen, daß wirklich ein großer Optimismus, eine genaue Kenntnis der Lage und ein un erschütterlicher Glaube an die freudige Bereitschaft des Sortiments zur Mitarbeit notwendig war, um die Gemeinschaftswerbung auf diese Art füuf Minuten vor zwölf überhaupt noch anzupacken? Wer nach diesen Ausführungen die beiden Artikel in Nunnner 75 und 80 des Börsenblattes nochmals liest, der kann meines Erachtens nicht im Zweifel sein, ob vom Verlag in diesem Jahr Optimismus nur mit Worten und ohne eigenes Risiko oder auch durch die Tat zu wecken gesucht wird. II. Nun seien einige offene Worte auch zu den vier Punkten noch gestattet, deren Erfüllung nach Herrn Neinecke für das Gedeihen des, Sortiments notwendig und für den Verlag ohne eigenes Risiko mög lich sein soll. Ich spreche dabei wieder nur für den Verlag Diester weg, doch dürfte sich für die anderen Firmen aus der gleichen Lage zwangsläufig eine ähnliche Einstellung zu diesen Fragen ergeben. Punkt 1 fordert größtes Entgegenkommen bei der Rücknahme liegenbleibender Schulbücher, also nicht mehr — wie leider so oft bis her — Rücknahme jeden unverkauft gebliebenen Schulbuchs schlecht hin. Wo nicht aus grundsätzlichen Erwägungen heraus jede Rück nahme fest bezogener Schulbücher überhaupt abgelehnt wurde, haben die Verleger in den letzten Jahren wohl allgemein bereits soviel Entgegenkommen gezeigt, als ihnen möglich war, und werden dies auch weiterhin tun. Leider gehen jedoch die Ansichten iiber die Grenzen des Möglichen im Sortiment und Verlag außerordentlich weit aus einander, was — vom Standpunkt des Verlages aus gesehen — zu meist darauf zurückgeführt werden muß, daß sich mancherorts im Sortiment ganz falsche Anschauungen über die Arbeitsweise des Ver lages eingebürgert haben. Ich komme darauf beim nächsten Punkt ausführlicher zurück, will hier aber wenigstens klarstelleu, daß auch heute noch jede Rücknahme eines ordnungsgemäß fest gelieferten Schulbuches schon ein Entgegenkommen bedeutet, daß in vielen anderen Branchen die Rücknahme fest verkaufter Artikel gänzlich undiskutabel ist und daß selbst ein großer Betrieb es sich nicht leisten kann, zu seinem eigenen Risiko noch jenes mitzuübernehmen, welches sich natur gemäß aus deu Dispositionen von 20 000 keineswegs gleichartigen Händlerkunden ergibt, von denen obendrein jeder nur einige Dutzend von Schulbüchern (und diese neben anderen) führt, während der Verlag oft Tausende verschiedener Bände (meist aber fast ausschließ lich Schulbücher) liefert. Punkt 2 fordert vom Verlag die Bekanntgabe derjenigen Schul bücher, von denen wegen großer eigener Vorräte reichliche Bestellung durch das Sortiment erwünscht ist und Liegenbleibendes uneinge schränkt und ohne Spesenbelastung zurückgenommen werden kann. Ich darf hier als bekannt voraussetzen, daß die Kalkulation von Büchern nur bei gewissen Mindestanflagen normale Preise ergibt und daß der Schulbuchverlag sehr scharf zu rechnen gezwungen ist. Er wird nur in ganz wenigen Fällen aus dem Nohvorrat mehr Stücke eines Buches aufbinden lassen, als dem voraussichtlichen Ab satz in den nächsten Monaten entspricht, um sein Risiko nicht durch vermeidbare Übernahme beträchtlicher Bindekosten zu erhöhen und seine flüssigen Mittel unnötig festzulegen: denn Papierfabrik, Buch drucker und Buchbinder kann er weder mit Nücknahmewiinschcn kom men noch um Stundung bitten, wenn sich die an ein neues Buch geknüpften Hoffnungen nicht erfüllten. Daß auch der Schulbuchverlag gerade jetzt, wo noch nicht endgültig festliegt, in welchen Unterrichts fächern im nächsten Schuljahr (1935/36) die Bücher' nochmals un verändert gebraucht werde« dürfen, sich bei der Fertigstellung neuer Vorräte dem vorhandenen -Bedarf möglichst anzupassen sucht, dürfte ohne weiteres verständlich sein. Vor allem von gangbaren Schul büchern wird sich schwerlich bei einem Verleger so großer Vorrat auslieferungsfertig am Lager befinden, daß Lieferungen mit unein geschränktem Nückgaberecht in der vorgeschlagenen Weise durchführ bar wären. P u n k t 3 ist doch durch die Praxis längst überholt. Wir haben in den letzten Jahren bei jeder passenden Gelegenheit derartige Rück rufe im Börsenblatt gebracht und allein in der letzten Woche wieder über 20 verschiedene Bücher im Börsenblatt gesucht. Leider muß man allerdings sagen, daß das Sortiment diese Rückrufe nicht überall 330 so beachtet, wie es in seinem eigenen Interesse zu wünschen wäre. Der Verlag muß die bei ihm eiulaufenden Bestellungen auch auf diese Bücher naturgemäß rasch zu erledigen suchen und kann nicht monatelang warten, bis mit oder ohne Bezugnahme auf seine Börsen blattanzeige Rücksendungen oder Angebote bei ihm eingehen. Selbst im kleinsten Geschäft wird sich eine Person finden lassen, die man verpflichten kann, jeweils sofort nach Eingang des Börsenblattes die stets an gleicher Stelle stehenden Rückrufe durchzusehen und so fort zu bearbeiten. Gerade in diesem Jahre wird durch die Beachtung dieser kleinen Anzeigen in vielen Betrieben noch so manches Buch abgestoßen und einem Kollegen geholfen werden können. Punkt 4 ist nach dem oben Gesagten wohl nur da durchführ bar, wo heimatlich eingestellte Schulbücher nur in einem eng be grenzten Bezirk gebraucht werden. Selbst dort dürfte es sich aber empfehlen, daß sich zunächst die ortsansässigen Firmen untereinander verständigen und daß sich dann der zur Übernahme eines solchen Lagers gewillte Sortimenter mit einem entsprechenden Vorschlag an den Verlag wendet, der ihn sicher gern sorgfältig und unver züglich prüfen wird. Auch ich bin davon überzeugt, daß jede ehrliche Gemeinschafts arbeit Verlag und Sortiment zum Vorteil dienen und das gegen seitige Vertrauen festigen wird. Man sollte aber jeden Versuch dazu durch praktische Mitarbeit fördern, theoretische Auseinander setzungen zurückstellen oder soweit unvermeidlich — sie zunächst von Mann zu Mann austragen und sich im übrigen unter Zurück stellung alter Streitfragen bemühen, auch den Partner zu verstehen. Seine Kenntnis der anderen Seite wird selbst bei ehemals praktischer Tätigkeit in dem betreffenden Zweig des Buchhandels und selbst bei dauernder persönlicher Verbindung mit vielen Vertretern desselben durch die rasche Entwicklung auf allen Gebieten doch immer wieder lückenhaft werden. Fritz Kupferschmidt i. H. Moritz Diesterweg. Aus deutschen Zeitungen. 1. Asphaltliteratur? Schollenliteratur? Die »Deutsche Allgemeine Zeitung« veröffentlicht in der Nummer vom 8. April in der Rubrik »Unsere Meinung« folgende interessante Ausführungen: In den letzten Jahren ist an Stelle der Asphaltliteratur eine Schollenliteratur getreten, ja sie hat sich neuerdings geradezu zu einer Hausse in Bauerntum gesteigert. Literarische Erzeugnisse dieser Tage machen es allerdings doch notwendig, wieder einmal eine war nende Stimme zu erheben. Das nationalsozialistische Deutschland hat eine allgemeine Besinnung auf die schöpferischen Werte des Volks tums, auf die enge Verbundenheit mit dem Boden und auf die ent scheidende Bedeutung des Bauerntums im Rahmen der Volksgemein schaft herbeigeführt. Hier ist ein Weg von geradezu revolutionärer Bedeutung eingeschlagen worden, eine Abwendung von dem leeren Zivilisationswahn, eine Hinwendung zu den eigentlich erhaltenden Kräften eines Volkes — kurz eine Tat von europäischer Tragweite, deren Beispielhaftigkeit bereits auch im Ausland ihre Wirkung zu üben beginnt. Daß sich nun auch die deutschen Schriftsteller vom Zivilisationsbetrieb der Großstadt mehr abwenden und ihren Blick auf das Land richten, das mag auf die Dauer gute Folgen haben. Aber die eigentlichen dichterischen Persönlichkeiten dieser Zeit sind in den Bezirken des Volkstums schon seit langem zu Hause und waren bewußt oder unbewußt Wegbereiter für das politische Wollen des neuen Staates. Wenn freilich Schriftsteller, die bisher Ver fallserscheinungen aus großstädtischen Hinterhäusern oder Kur- fürstendammwohnnngen wie in bengalischer Beleuchtung hingestellt haben, nun auf einmal anfangen, den Bauern zu entdecken, so kann das nicht gutgehen. Auch gibt es manchen Schreibenden, der selbst in enger Verbundenheit mit dem Volkstum ausgewachsen ist, der aber später einen Weg eingeschlagen hat, der ihn vom Land und seinen Menschen immer mehr entfernte, sodaß er schließlich lite rarische Entstellungen des Bauerntums aufs Papier brachte, die nur für die Bedürfnisse eines Großstadtpublikums zurechtgeschneidcrt scheinen. Es wäre daher gut, wenn die deutschen Schriftsteller sich- bald darauf besännen, daß es auch andere Bevölkerungsschichten und Stände als die Bauern gibt, und daß die Literatur diese schlich ten, ordentlichen Menschen auf dem Land möglichst verschonen soll. Denn weder mit der Darstellung eines kreuzbiederen, beleckten und spießbürgerlichen Landvolks noch mit der eines Abnormitätenkabi netts für den Fremdenverkehr ist dem Bauerntum und dem deut schen Volke gedient. Schollenliteratur ist fast gerade so schlimm wie Asphaltliteratur, während Großstadtdichtung gerade so wertvoll wie
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