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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-03-12
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1938
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- Deutsch
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händlerische Fragen aus der Feder vr. Spemanns zu dem alten, schönen Thema »Buch« im Börsenblatt und anderwärts erschien und in jedem einzelnen Falle die Aufmerksamkeit der Leute vom Bau erregte, das finden wir hier zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt. Der Fachmann — ganz gleich, ob er nun selbst Verleger oder Verlagsmitarbeiter, ob er Sortimentsbuchhändler, Bibliothekar, Schriftleiter, Kritiker oder Rundfunkmann ist — ihn werden vor allem die zahlreichen Spezialfragen interessieren, die hier ohne alle Geheimnistuerei angeschnitten werden. Er wird eine sehr über zeugende Betrachtung über die natürlichen »Gezeiten« des Buch absatzes lesen, er wird der Betrachtung über den dreifachen Kampf des Verlegers verständnisvoll zustimmen, er wirb sich seine Ge danken über wirtschaftliche Notwendigkeiten und die leider sehr mannigfachen Jrrtümer und Fehlleistungen einer falschen Verlags politik in den letzten Jahrzehnten machen. Aber er wird sich auch über das vergnügliche Kapitel närrischer Manuskriptangebote und über die geschilderten Begegnungen mit allerhand fanatischen oder kuriosen Auch-Schriftstellern ergötzen. Wenn gesagt wurde, daß viele der hier behandelten Fragen jeden Fachmann angehen und auf das Lebhafteste interessieren müssen, so ist doch das Spemannsche Buch alles andere als eine Fachschrift, als ein trockenes Kompendium oder langatmiges Lehrbuch. Es ist im Gegenteil für jeden Bücherfreund und Bücherkäufer verständlich, anregend und aufschlußreich. Was tut eigentlich der Verleger, ist er Kaufmann oder Gelehrter, worin besteht sein persönlicher Anteil am Buch, von dem wir doch wissen, daß es weder von ihm selbst geschrieben noch direkt verkauft wird? Welche sind in Wahrheit seine beruflichen Ausgaben und Leistungen? — Von all dem erzählt der Verfasser. Man erfährt, daß der Verleger das Buch entdeckt, daß er unbeirrbar im Glauben an seine Mission unter den Manuskripten nach der Leistung sucht, wie ein unermüdlicher Goldgräber in der Masse des wertlosen Ge steins nach dem seltenen Fund des Edelmetalls forscht, daß er das Buch aus der Taufe hebt und ihm das wesensgemäße Kleid gibt, daß er ihm auf dem oft dornenvollen Weg in die Öffentlichkeit sorgend znr Seite steht und nicht müde wird, immer erneut zu prüfen und wägen und immer erneut zu hoffen und wagen. Man erfährt von-der rastlosen Entdeckerfreude des Verlegers, der wie ein ewiger Kolumbus ans der Suche nach neuem Lande ist, von seinem Verhältnis zum Dichter und Gelehrten, von seinen kaufmännischen Rücksichten und Erwägungen, vom Umgang mit Kritikern, Übersetzern und Künstlern, vom Verkehr mit den ducherzeugenden Stellen, Papierlieferanten, Klischeeanstalt, Buchdrucker und Buchbinder, von der Zusammenarbeit mit dem Buchhandel, der Presse und dem Funk, von der auf ein richtiges Verhältnis zum Erfolg gebrachten Werbung und anderem mehr. Im Bild des genialen Dirigenten, der das große unsichtbare Orchester der am Buch Beteiligten leitet und zum Klingen bringt, gewinnen wir eine plastische und eindrucksvolle Vorstellung von der komplizierten, an Verantwortung und unermüdlichem persönlichem Einsatz reichen Arbeit des Verlegers. — Das Wesen dieses be kenntnishaften, aufschlußreichen Buches ist sein Freimut und der un verkennbare Wille, der Wahrheit zu dienen. In den einzelnen Kapiteln geht der Verfasser stets aus dem kürzesten Wege an den Kern der Dinge heran, sodaß wir auf dem verhältnismäßig knappen Raum dieses Bnches mit allen wirklich wichtigen verlegerischen Fragen ver traut werden. Wir erfahren von der beratenden und sorgenden Pflicht des Verlegers gegenüber seinen Autoren so gut wie von seiner schick salhaften Verbundenheit mit dem vertreibenden Buchhandel, vom Ge heimnis der Volkstümlichkeit, vom guten Übersetzer wie vom schlechten Literaten, wir hören vom richtigen und falschen Waschzettel, vom »Ballhorn« und »fremden Federn«, von Vorschüssen und Monats raten, vom Beruf des Dichters und der Standesehre des Buchhändlers. Es kann nicht wunder nehmen, daß sich der Verfasser — erfüllt von leidenschaftlichem Berussethos und Berufsidealismus und gereift an den Erfahrungen der harten Wirklichkeit — nicht scheut, bittere Wahr heiten über die Förderung der Novitätensucht, die Gründe der Markt verstopfung und des ungesunden Starsystems auszusprechen und gegen alles Mittelmäßige und Laue, gegen Nutznießertum und geschäftigen Händlersinn temperamentvoll zu Felde zu ziehen. Es wird manch kräftiges Wort über die Auswüchse und Nach teile literarischer »Heiratsvermittlung«, über die Schäden künstlich erzeugter Mammutauflagen, über das Wesen des Literaten und andere Fragen gesagt. Daß hier einmal deutlich Fraktur geredet wird, dürfte viel Zustimmung finden; einzelne Meinungsäußerungen werden wiederum auch auf Widerspruch stoßen, und mancher wird sich gegen die scharfe Abgrenzung zwischen Originalverlag und Buchsabrik wehren. Gern hätte man von den Erfahrungen des Verfassers über das schwierige Kapitel der Titelsindung und Titelbestimmung gehört. Alles in allem darf man sagen: hier wird einmal von berufener Hand der Schleier gehoben, der über einem Fremdgebiet unseres kulturellen Lebens liegt, über das in Wahrheit sehr dürftige und vielfach wunderliche Vorstellungen verbreitet sind. So mögen nicht nur die direkt Beteiligten, Dichter und Schriftsteller, Wissenschaftler und Erzieher, Pressemänner, Buchhändler und Bibliothekare aus diesen »Berufsgeheimnissen und Binsenwahrheiten« eines Verlegers Anregung oder Bestätigung eigener Erfahrungen gewinnen, es mag der große, weitgespannte Kreis aller derjenigen Neues und Wesent liches erfahren, die je in den Zauberkreis des Buches traten und seine geheimnisvolle und verwandelnde Macht an sich selbst erfuhren. Vr. Edmund Starkloff. Zweihundert Jahre Pfeffersche Buchhandlung in Halle Am 10. März konnte die Pfeffersche Buchhandlung in Halle auf ein zweihundertjähriges Bestehen zurückblicken. Sie entstand aus der Gründung Carl Hermann Hemmerdes, der vor zweihundert Jahren einen Buchladen eröffnete und dessen bedeutende Verleger tätigkeit mit dem Namen Klopstock verbunden ist. Nach seinem Tode wurde Carl August Schwetschke 1788 Mitinhaber des Geschäfts, das seitdem unter der Firma Hemmerde L Schwetschke mit die erste Nolle unter den Buchhandlungen Halles spielte. Durch seine Heirat mit der Tochter Johann Jacob Gebauers wurde Schwetschke 1819 auch Inhaber der Gebauerschen Buchdruckerei und des Verlages sowie eines ebenfalls seit 1738 bestehenden Sortiments, in dem nur die eigenen Verlagswerke vertrieben werden durften und das nun mit der Buch handlung Hemmerde L Schwetschke, seit 1829 C. A. Schwetschke L Sohn, vereinigt wurde. 1848 ging die Handlung, die unter Schwetschkes Leitung zu einem blühenden und angesehenen Sorti mentsgeschäft erwachsen war, in die Hände Carl Ernst Moritz Pfeffers über und wurde 1854 in Pfeffersche Buchhandlung um benannt. Unter Pfeffers Leitung mußte das Geschäft das Haus am Marktplatz, das es mehr als hundert Jahre innegehabt hatte, ver lassen und ist seitdem noch einige Male umgesiedelt. Nach seinem Tode verkaufte die Witwe Pfeffers die Sortiments-, Antiquariats und Verlagsbuchhandlung an Robert Stricker und 1896 kam sie an dessen Sohn Carl Stricker. Von ihm erwarb im Jahre 1908 der jetzige Inhaber Herr Albert Neudert das Geschäft. Die alte Pfeffersche Buchhandlung, deren beide Wurzeln, das Gebauersche und das Sorti ment von Hemmerde, zweihundert Jahre zurückreichen, wird heute als ein Bestandteil der Firma Albert Neubert, Buch- und Kunst handlung fortgesührt. Die „Fraktur Hieronymi" In Bestandsaufnahmen von Druckereien des 16. Jahrhunderts taucht mehrmals unter dem Typenvorrat die Bezeichnung »Fraktur Hieronymi« auf. So begegnet uns im »Jnventarium aller Matrizen, Schriften und Pressen« des Leipziger Druckers Ernst Vögelin vom 17. Oktober 1576 unter den angeführten Typen eine »Grobe Fraktur Hieronymi«, eine »Kleine Fraktur Hieronymi« und eine »Concor- danz Hieronymi«. In einer Unterabteilung des gleichen Verzeichnisses stoßen wir dann weiter auf eine »Grobe Fraktur Formschneiders« und eine »Mittel Fraktur Formschneiders« (Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels. 17. 1894, S. 38 f.). Wer in der Geschichte des Buchdrucks zu Hause ist, weiß sofort, wer mit den beiden Namen Hieronymus und Formschneider gemeint ist. Schon Friedrich Bauer hat in seiner aufschlußreichen »Chronik der Schriftgießereien« (1928, S. 154) die »Fraktur Formschneiders« richtig auf den berühmten Holz schneider Albrecht Dürers und Schöpfer der ausgebildeten Fraktur, den Nürnberger Drucker Hieronymus Formschneider, bezogen, der mit Nachnameu Andreas hieß, sich aber immer nur Formschnvider nannte. Daß aber auch die »Fraktur Hieronymi« auf den Nürnberger Meister zurückzuführen ist, lehrt uns eine andere gleichzeitige druck geschichtliche Urkunde. Als der Innsbrucker Drucker Hans Bauer im Jahre 1582 seinen Typenbestand auffrischen wollte, bestellte er sich aus Nürnberg deutsche, aus Frankfurt a. M. griechische und lateinische Lettern. Mit den erhaltenen Schriften stellte er ein noch heute vor handenes Probenblatt her und vermerkte darauf die Kosten dafür. Der hier in Betracht kommende Eintrag lautet: »Aus Nürnberg: Für Fuhrlohn bis Innsbruck 6 Gulden. — 1 Zentner teutscher Canon für zeug und gießen 18 fl. — 1 Zentner große Text Fraktur für zeug und gießen 20 fl. — 109 Pfund Mittlere Jeronimi oder Fraktur für zeug und gießen 20 fl.«. Ein weiteres Probenblatt enthält die Typen, die Bauer schon vor der neuen Erwerbung besessen hat, darunter eine »Große Fraktur Jeronimi oder Mandatsschrift 352 Pfund« (F. Waldner, Ouellenstndie zur Geschichte der Typo graphie in Tirol. 1888. S. 121). Daß sich die Benennung »Fraktur Hieronymi« in Verbindung mit Nürnberg nur auf Hieronymus Form- SI1
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