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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1877
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3766 Nichtamtlicher Theil. 230, 3. Oktober. Buchdruckcrkunst bis zum Erscheinen des ersten Meßkatalogs 1564; II. bis zum Westphälischcn Frieden 1648; III. bis zur Präponderanz Leipzigs 1765; IV. bis zur Gründung des deutschen Buchhändler- Börsenvereins; V. die Neuzeit) die Stellung zu bezeichnen haben wird, welche der Buchhandel gegenüber den politischen, kulturge schichtlichen und literarischen Zuständen eingenommen hat. Als Ab schnitte, in welche die hieraus gezogenen Resultate systematisch weiter zu verarbeiten seien, sind beispielsweise hervorgehoben: die Organi sation des Buchhandels, die aus denselben bezügliche Gesetzgebung u. s. w. Die große Schwierigkeit des so geplanten Geschichtswerkcs verkennt der Börscnverein keineswegs, hosst aber bei dem großen Einflüsse, welchen er sich von demselben aus das gesammte Kultur leben des Volkes verspricht, daß sich die Gelehrtenwelt an der Lösung der schwierigen Ausgabe thätig bethciligen werde, weil damit ein bisher nur oberflächlich und fragmentarisch bearbeitetes Gebiet un- sers Kulturlebens wissenschaftlich erschlossen, zu umfassenden Studien Veranlassung geboten und schließlich ein Werk von dauerndem Werthe geschaffen werde. Um die umfassenden Quellen zu beschaffen und die nöthigcn Vorstudien zu erleichtern, hat der Börsenverein in derselben Generalversammlung vom 2S. April d. I. die Begründung eines „Archivs für die Geschichte des deutschen Buchhandels" beschlossen, und die Sammlung und Sichtung des dafür geeigneten Materials dem Bibliothekar des Börsenvereines unterstellt. Nach den allbekannten großen Verdiensten, welche der Börscn verein sich um den deutschen Buchhandel seit seinem langen Bestehen erworben hat, und der befruchtenden Rückwirkung desselben auf die Geistesprodnction der deutschen Nation kann man das geplante wissenschaftliche Unternehmen nur mit den besten Glückwünschen be grüßen. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, diejenigen Bildungs bedürfnisse, welche dem realistischen Zuge der Gegenwart näher liegen als die wirkungslos gewordenen Erscheinungen der Ver gangenheit, zu besprechen und die praktischen Gesichtspunkte hervor- zuhebcn, welche mit dem historischen Werke mehr oder weniger im Zusammenhänge stehen, vielleicht aber in demselben nicht an den rechten Platz gestellt oder nicht zu der geeigneten Zeit erwogen werden könnten. Indessen lassen mehrere Andeutungen über Form und Inhalt keinen gerechtfertigten Zweifel darüber zu, daß, wie es bei jeder Ge schichte eines Zweiges der Volkswirthschast nicht anders sein kann, nicht die rein wissenschaftliche Erkenntnis; der Erscheinungen mit ihren Ursachen und Wirkungen das einzige Ziel der Geschichte des Buchhandels sein wird, sondern daß dieselbe, wie im Prospekt aus drücklich hcrvorgehoben ist, die vorherrschende Tendenz hat, dem Buchhandel in dem großen Gebiete der Volkswirthschast die ge bührende Anerkennung und Rangstufe zu verschaffen und die Mittel und Wege dazu aus seiner Geschichte herzuleiten. Wenn wir uns also unterfangen, hier über den Plan des in Rede stehenden Geschichtswerkcs eine unmaßgebliche Meinung auszu sprechen, so thnn wir damit nichts weiter, als wozu die Veröffent lichung des Unternehmens ausdrücklich aufgesordert hat, und, indem wir uns weit davon entfernt wissen, mit dem scharfen Auge eines fachkundigen Kritikers vermeintliche Mängel und Lücken des Planes auszudecken, kann es, nachdem dieser definitiv festgestellt und vom Vereine seine Ausführung einer besonder!! Commission übertragen ist, nur unser Wunsch sein, die geehrten Leser dieses Blattes durch eine nachträgliche Besprechung noch mehr für das schwierige Unter nehmen zu interessircn, als dies bei Vereinsversammlungen in der gleichen verwickelten und umfassenden Angelegenheiten zu geschehen pflegt. Ohnehin kann diese Darstellung nur den Charakter einer Skizze beanspruchen; sie muß sich daher aus das in der Sache selbst wesentlich begründete Material beschränken und will eben nur ein wohlgemeintes Scherflein zu dem bedeutenden schriftstellerischen Unternehmen beisteuern. Dem entsprechend wird der Verfasser, von der allgemeinen Voraussetzung ausgehend, daß nach Form und Inhalt die Geschichte des Buchhandels seine wirthschastliche, literarische und juristische Seite zu behandeln hat, die beiden erstgedachten Richtungen nur ganz summarisch vorführen, dagegen die Rechtsgeschichte desBuchhan- dels etwas eingehender erörtern, weil er auf diesem Gebiete das reichhaltigste und sicherste Quellenmaterial voraussetzt und in dessen gründlicher Verarbeitung den theoretischen und praktischen Schwer punkt des Geschichtswerks erkennt. Die Richtigkeit dieser Ansicht wird freilich erst am Schluffe dieser Darstellung einleuchten, wo das Verhältniß des Buchhandels zu der bereits endgültigen neuen Justiz- Verfassung und zu der nahe bevorstehenden Kodifikation des allge meinen Civilrechts in Deutschland besprochen werden soll. Von der wirthschaftlichen Seite betrachtet, besteht die vom allge meinen Handel abweichende Eigenthümlichkeit des Buchhandels in dem vorherrschend geistigen Ursprung und Charakter des Erzeugnisses, welches in den Verkehr gebracht wird. Obgleich die Schöpfung des Schriftstellers erst durch die vom Verleger übernommene und that- sächliche Vervielfältigung derselben Gegenstand des Absatzes und des Gebrauches werden kann, so sind doch der Autorund Verleger diebeidcn Hauptsactorendes Schriftverkehres. Aehnlich wiebei dem Verhältnisse zwischenHandelundJndustrie gestaltet sichdie Beziehungzwilchen Ver leger und Autor. Aber zwischen beiden Verhältnissen waltet der wesent liche Unterschied ob, daß bei dem elfteren es sich um eine für den Umsatz fertig gestellte Waare handelt, welche als uneingeschränktes Eigenthum in den Besitz des Kaufmanns übergeht, wogegen bei dem letzteren der Verleger die vom Autor gcgenHonorar erworbene Handschrift erst zum Verkauf fertigzustellen hat, ohne vom Autor eine immerwährende und uneingeschränkte freie Disposition über das Geisteserzeugniß zu em pfangen, da diese dem Urheber in gewissem Umsange und für eine bestimmte Zeit noch lange nach der Ucbertragung seines Eigenthums rechts an den Verleger verbleibt. Der Verleger ist der mit den Gefahren und Sorgen der Kapitalbeschaffung allein belastete Ge schäftsunternehmer und nimmt die Stellung des gewerbsmäßigen Kaufmanns nur dem Sortimentsbuchhändlcr gegenüber ein, während er als gleichzeitiger Inhaber der Vervielfältigungsanstal ten die Eigenschaften des Fabrikanten besitzt, im anderen Falle aber dem Buchdrucker gegenüber das Verhältniß des Engroisten zum Fabrikanten repräsentirt. Während also der Autor fast ganz von den Fluktuationen! der Volkswirthschast entbunden ist, hat der Ver leger mit denselben nach allen drei Richtungen der Volkswirthschast (Hcrvorbringung, Verthcilung und Gebrauch der Güter) zu rechnen. Wie sich nun überhaupt bei den Ersahrungswissenschaften und ganz besonders in der Volkswirthschast, welche sich erst seit tatsächlicher Ausprägung des Staats- und Volksbegriffes von der Staatswirth- schaft emancipirt und allmählich eine selbständige wissenschaftliche Behandlung erobert hat, schwer unterscheiden läßt, was davon der wissenschaftlichen Erkenntniß und was dem praktischen Leben ange hört: so wird auch die Geschichte des Buchhandels wegen seiner vom allgemeinen und materiellen Güterverkehr abweichenden Eigenthüm- lichkeiten eine besonders schwierige Ausgabe darin finden, die Einwirkungen der allgemeinen volkswirthschastlichcn Bewegung der Neuzeit aus den durch Schriftwerke vermittelten geistigen Verkehr der Nation zu erforschen und darzustellen. Wenn schon die Volks- wirthschastslehre in heftige Parteisucht sich spaltet und in dem materiellen Kampfe zwischen Arbeit und Capital keinen Frieden herzustellcn vermag; wenn ferner das Capital statt der ihm inne wohnenden, die Arbeit dominirenden und dirigirenden Macht Wege zu seiner Vergrößerung cinschlägt, welche von den Geboten der allge meinen Wohlfahrt und Bildung des Volkes weitab liegen, und wenn endlich die hervorragendsten Männer der Gedankensorschung in der social-politischen und wirthschaftlichen Bewegung der Neuzeit fast
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