Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1877
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- 1877-08-29
- Erscheinungsdatum
- 29.08.1877
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- Deutsch
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3226 Nichtamtlicher Theil. Il- 200, 29. August. keit, Autonomie und Sprache zu vernichten gedroht hatten, — der Tod Joscph's II., — die Heinibringung der Krone, welche Joseph nach Wien hatte bringen lassen, — die Eröffnung des Reichstages von 1790, — die Krönung Leopold's II. u. dgl. erzeugten eine ganze Gelegenheits-Literatur, welche im Verhältniß stand zur ge steigerten Nachfrage. Die dem türkischen Kriege geltende Neugierde vermehrte die Zeitungen, und diese wieder das zeitungslesende Publicum. An einem Tage, im April, begannen zu erscheinen: in Ösen die „küpdcmoriilcs koliticao ot I-ittcrariac" und inHermann- stadt in Siebenbürgen der „ä-lag^ar IlirvivL" (der ungarische Neuigkeitsträger). Das Interesse sür die literarischen Produkte wurde auch durch jene Bewegung gefördert, die im ganzen Lande herrschte und die Cultivirung der nationalen Sprache bezweckte. Für Budapest geschah viel, namentlich von Seite jener Männer, die durchaus diese Stadt zum literarischen Mittelpunkt machen wollten. Diese Verhältnisse waren der Hebung des Budapester Buch handels so günstig, daß schon um die Mitte des Jahres 1790 die Zahl der regulären Buchhändler aus neun gestiegen war — eine Zahl, welche früher nie erreicht worden war, und erst nach 30 Jah ren überschritten werden konnte. Die bedeutendste Buchhandlung besaß, wie es scheint, Ignatz Anton Edler von Strvhmayer, der drei Lager, und zwar in Pest, in Ofen und in Kaschau unterhielt. Ebenfalls Budapester Buchhändler im vollen Sinne des Wor tes war Johann Michael Weingand, indem er sowohl in Pest, als auch in Ösen (in der Festung) einen Laden innehatte. Er war der erste in Budapest, der in seiner, noch im Jahre 1768 begründe ten Buchhandlung ausländische Bücher in größerer Anzahl vor- räthig hielt. Weingand verlegte mehrere hervorragende historische Werke in lateinischer Sprache von Katona, Pray, Palma u. a. m. Als er im Jahre 1802 verstarb, übernahm das Geschäft Joseph Eggenberger, der dies dem Publicum am I. Juli 1802 folgen dermaßen anzeigte: „Alle unsere Freunde und Correspondenten setze ich hierdurch gebührend in Kenntniß von dem am 17. Juni des laufende» Jahres 1802 erfolgten Hinscheiden meines lieben Freun des und Kompagnons, des Herrn Michael Weingand, der nach kur zer Krankheit in seinem 59. Lebensjahre am zehrenden Fieber ver schied. In unserer Buchhandlung wird keine Veränderung ein- trcten, indem dieselbe nach seinem Tode in meinen alleinigen Besitz überging; auch die Firma bleibt wie bisher: Weingand L Eggenberger. Den Freunden der Wissenschaften ist cs bekannt, daß in dieser Buchhandlung außer den auf eigene Kosten gedruckten vorzüglichen Werken eine große Anzahl in- und ausländischer Bücher in allen Sprachen und aus allen Wissenschaften zu finden sind. Ich empfehle daher den geehrten Herrn iin ganzen Vaterlande meine volle Dienstfertigkeit, und versichere, daß die Befriedigung Ihrer Wünsche stets mein Hauptbcstreben sein wird." Schon auf den im folgenden Jahre (1803) erschienenen Verlagsartikeln er scheint bloß Eggenberger's Name, ohne Nennung Weingand's. Es ist dies die älteste der noch bestehenden Budapester Buchhandlungen, deren jetzige Besitzer: Hofsmann L Molnär, die alte Firma als „Eggenberger'sche akademische Buchhandlung" beibehielten. Im Jahre 1790 waren die Buchhandlungen Budapests in der inner» Stadt concentrirt, wo auch heute noch die meisten sich befin den, außerdem bestanden jedoch auch in Ösen in der Festung Buch handlungen, wo heute keine mehr existirt. In der Festung Ofen gab es zu jener Zeit drei Buchladen, und zwar die von Strohmayer, Weingand und Floridus Diepold, der sich in Annoncen auch Dipold und Tibold schrieb. Im Jahre 1789 edirte er in Gemeinschaft mit Lindauer in Leipzig und Ofen das zweibändige Werk von Johannes Samuel Klein: „Nachrichten von den Lebensumständen und Schriften evang. Prediger in Ungarn." I. G. Köpf hatte in Ösen, Pest undKaschauBuchhandlungen; derselbe war noch im Jahre 1785 Gesellschafter Weingand's, von dem er sich später trennte. Ein zeitgenössischer Schriftsteller äußert sich 1790 über Köps und den damaligen Reichstag folgendermaßen: „Noch nie hat sich die Feindseligkeit des Klerus gegen unsere Reli gion (den Protestantismus) so ausgesprochen, wie in diesen Dispu tationen (nämlich des Reichstags), und gleichzeitig seine Unver schämtheit in den darauf folgenden kleinen Schriften und Tractätlein, welche in praojuckicinm relixionis aus dem Reichstage publice ver theilt wurden. Ich war diesen Tag beim Buchhändler Köpf, der sich freimüthig aussprach: „Lgo sum aatbolicus, sock non pnpista; uostri suosrüotcs nos uü pristiuam nocturnitatdn voluut roäuosrs."" Aus diesen Worten erhellt auch, daß damals die lateinische Sprache das Medium war zwischen dem ungarischen Publicum, das nicht deutsch sprach, und den Buchhändlern, die der ungarischen Sprache nicht mächtig waren. Das Jahr 1790 war übrigens sür die Sache der ungarischen Sprache in vieler Beziehung förderlich. Die Demonstrationen er gaben das Resultat, daß die Geschäftsleute, die unmittelbar mit den ungarischen Konsumenten in Berührung standen, sich der Er lernung des nationalen Idioms befleißigten und es sogar für noth- wendig fanden, die Patrioten zu spielen. So gibt z. B. der Leiter der Firma Joseph Stahel L Ki lian folgendes Selbstbekenntniß: „Geliebtes Vaterland! Obzwar ich meiner Abstammung nach kein Ungar bin, so bitte ich dich doch mit vollem Vertrauen und mit schuldiger Achtung, daß du mich unter deine Adoptivsöhne aufnehmen, und an deinem mütterlichen Busen Pflegen mögest; der ich in meinem Bücherladen mit allen möglichen Diensten, und dir gewidmeten strebsamen Beständigkeit und ewiger Treue mich dir aufzuopsern, und alle Tage meines Lebens der Deinige zu bleiben wünsche. Joseph Stahel, Wiener und Pester Buchhändler." Diese bombastische Apostrophe findet sich in der Vorrede der ungarischen Uebersetzung von Becker's „Noth- und Hülssbuch", welche Stahel „aus eigene Kosten bewerkstelligen und drucken ließ". Stahel hielt auch in seinem Wiener Laden einen großen Vorrath von ungarischen Büchern. Ebenso waren bei Michael Pauer die neuesten Erscheinun gen der ungarischen Literatur zu haben. Der Absatz war aber ein sehr geringer! Wir sprechen da von der Zeit, wo die „guten alten Täblabirö's" ihre Bibliothek jährlich mit einem Buche, dem Kalen der, zu bereichern pflegten. Eine ungarische Zeitschrift sagt über die 19 Jahre späteren literarischen Verhältnisse, daß jährlich 150,000 ungarische Kalender gedruckt werden, daß aber sämmtliche ungarische Zeitungen zusammen keine 2000 Pränumerantcn besitzen, und wich tigere Werke kaum in 500 Exemplaren abgehen. In ganz Ungarn sammt Kroatien wurden jährlich 3000 Ballen oder 15 Millionen Bogen Papier durch die Druckereien verarbeitet, deren Preis im Handel, den gedruckten Bogen zum höchsten Preise von 4 Kreuzer gerechnet, im Ganzen eine Million Gulden betrug. Diese geringe Production vermochte nicht die im Lande befindlichen 14 Buch handlungen zu erhalten, so daß dieselben gezwungen waren, sich hauptsächlich durch den Verkauf von ausländischen Büchern zu er nähren. In dem genannten Jahre erreichte der Betrag, den ungarische Buchhändler nach dem Auslände sandten, eine Höhe von über 100,000 Silbergulden, nach dem „mörderischen" Augsburger Course gerechnet. Und 99 U davon wurden in ungarischen Dukaten bezahlt, und kaum 1 9b betrug der Saldo sür ungarische Bücher. Ueber Pauer wissen wir nur so viel, daß sein Geschäft noch 1786 Eigenthum von Johann Thomas Trattner war, dessen Be mühungen und auf vielfachen Reisen angeknüpften Verbindungen der damalige oesterreichisch-ungarische Buchhandel seine relative
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