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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1916
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- 1916-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1916
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94, 25. April 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Tlschn. Buchhandel. Ter älteste Teilhaber von Hachette L Cie. sagte mir vor einigen Monaten: »Ein Umstand, der das gegenwärtige Ringen ganz besonders kennzeichnet, ist der schrecklich hohe Verlust an Toten, den wir auf den Schlachtfeldern erleiden. Bis jetzt sind schon 54 von unseren An gestellten gefallen. 1870/71 haben wir nicht einen einzigen verloren. Einer meiner Freunde, auch Verlagsbuchhändler, hat 9 Angestellte im Felde; 5 davon sind gefallen und die anderen 4 verwundet. Sie sehen mich wieder in den Sielen, obwohl ich mich schon vor einigen Jahren zurückgezogen halte«. Ein Zeichen wiederkehrenden Gedeihens ist auch die neu erwachte Tätigkeit, die man unter den Straßen-Buchhändlern, den sogenannten »Bouquinistes« am Quai Voltaire wahrnehmen kann. Während der Marneschlacht hatten sie alle ihre Kästen geschlossen und die Bestände in Sicherheit gebracht. Als ich jedoch kürzlich nachmittags vorüber ging, fand ich fast alle wieder geöffnet, und dieselben alten Kunden schmökerten dort wieder in den Beständen und suchten nach unerkannten Seltenheiten. Die gesamte französische Verlagstätigkeit jedoch wird lange Zeit fühlbar gelähmt bleiben. Hat doch der Krieg so schrecklich viel junge Schriftsteller auf allen Gebieten der Literatur dahingerafft, abgernsen oftmals gerade an der Schwelle des Erfolgs. Bei einer Feier, die am Allerheiligentage von den Schriftstellern des »Louvenir I^itteraire« veranstaltet worden war, kam mir das in recht ergreifender Weise zum Bewußtsein. Herr Olivier de Gonrcnff, der begabte Gründer dieser trefflichen Vereinigung, hatte einen recht glücklichen Gedanken gehabt, als er den Platz erkor, an dem die ergrauten lebenden Schriftsteller von Paris ihre jungen bei der Verteidigung dieses selben Paris gefallenen Brüder ehren sollten. Er hatte das Ende des großen Mittelweges des »?öre I^ackai86«-Friedhofes gewählt, wo mit Bartholomes gewaltig wirkender Allegorie, dem »Denkmal der Toten« als stimmungsvollem Hintergrund, mehr als 150 hoffnungs vollen Schriftstellern, die nun für immer der Literatur verloren find, eine vom vaterländischen Geiste getragene Ehrenfeicr bereitet wurde. Hier sind einige Namen der Gefallenen, die ich ganz frei, fast ohne besondere Gründe, wähle. Ernest Psichari, der Enkel Nenans; Pierre Leroy-Beanlieu, von dem Vater und Onkel, beide inzwischen auch ver storben, der Vereinigung ungehörten; Guy de Cassagnac, Sohn des einstmals berühmten bonapartistischen Abgeordneten; Claude Casimir- Pörier, Sohn des früheren Präsidenten von Frankreich; Jacques Rambaud, Sohn des Geschichtsschreibers von Rußland; Jean MaspSrq ein Verwandter des großen Ägyptologen; Georges Latapie, Sohn des Direktors der Zeitung La Libertö, und Robert d'Hnmieres, der ein Nachkomme des gleichnamigen Marschalls, eines Günstlings von Ludwig XIV., war. Post. — Der Postpaketverkehr nach der Türkei, der vorüber gehend eingestellt war, ist vom 20. April an wieder ausgenommen worden. Es dürfen jedoch vorläufig nur 10, bei dringendem Be dürfnis höchstens 15 und bei Arzneimittelsendungen 25 Stück von einem Absender täglich anfgeliefert werden. Reichsbuchwochc. — Nach einer Mitteilung des Gesamtausschusses zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten in Berlin ist die Neichsbuchwoche bereits für die Staaten Preußen, Königreich Sachsen, Württemberg, Mecklenburg, Sachsen-Meiningen, -Gotha, -Weimar, -Altenburg, beide Lippe, Schwarzburg-Nudolstadt, Waldeck, Neuß, Hamburg, Lübeck genehmigt worden. Auch Baden wird aller Voraussicht nach sich anschließen. Die zweite Kriegschirurgcntagung findet am 26. April in Berlin im Langenbeck-Birchow-Haus statt. Die Verhandlungen werden durch eine Eröffnungsrede des Generalstabsarztes der Armee und Feld sanitätschefs Ör. v. Schjerning eingeleitet, woran sich die Vorträge, Krankenvorführungen und Diskussionen anschließen. Am 27. April finden Besichtigungen der Kaiser Wilhelms-Akademie, des Kaiserin Friedrich-Hauses und anderer ärztlicher Institute, sowie der Ausstellung von Ersatzgliedern und Arbeitshilfen für Kriegsbeschädigte usw. statt. Die Tagung ist eine geschlossene militärische Versammlung. Daher Zutritt nur auf namentliche Teilnehmerkarte. Im Anschluß an die Tagung der Kricgschirurgen wird die Deutsche pathologische Gesell schaft im Pathologischen Institut der Charite tagen. Als Beratungs- gcgenständc sind in Aussicht genommen: Uber die Aufgaben der Kriegs pathologie (Aschoff-Freiburg i. B.), ferner Demonstrationen und Be sprechungen kriegspathologischer Präparate und Probleme. Bekanntmachung, betreffend Änderung der Postordnung vom 20. März 1900. Vom 16. April 1916. - Auf Grund des 8 50 des Gesetzes «über das Postwesen vom 28. Oktober 1871 und des 8 3, Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die Erleichterung des Wechselprotestes, vom 30. Mai 1908, sowie auf Grund der Bekanntmachung des Bundes rats vom 13. April 1916, betreffend die Fristen des Wechsel- und Scheckrechts für Elsaß-Lothringen, wird die Postordnung von, 20. März 1900 wie folgt geändert. 1. Im 8 18a »Postprotest« erhält der Abs. V unter L und 0 folgende Fassung: L. Postprotestaufträge mit Wechseln, die in Elsaß-Lothringen zahlbar sind, werden erst an folgenden Tagen nochmals zur Zahlung vorgezeigt: a) wenn der Zahlungstag des Wechsels in der Zeit vom 30. Juli 1914 bis einschließlich 28. Juli 1916 eingetreten ist, am 31. Juli 1916; d) wenn der Zahlungstag des Wechsels am 29. Juli 1916 oder- später eintritt, am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage. Solange die Verlängerung der Fristen des Wechsel- und Scheck rechts nach der Vorschrift des vorhergehenden Satzes besteht, kann der Auftraggeber verlangen, daß ein davon betroffener Wechsel mit dem Postprotestauftrage schon am zweiten Werktage nach dem Zahlungs tage des Wechsels nochmals zur Zahlung vorgczeigt und, wenn auch diese Vorzeigung oder der Versuch dazu erfolglos bleibt, protestiert werde. Dieses Verlangen ist durch den Vermerk »Ohne die ver längerte Protestfrist« ans der Rückseite des Poftauftrags auszu drücken. Auch kann die Post damit betraut werden, für solche Wechsel neben der Wcchselsnmme auch die für die verlängerte Frist vom Tage der ersten Vorzeigung des Wechsels an fälligen Wechselzinsen einzu ziehen und im Nichtzahlungsfalle deswegen Protest zu erheben. Wird hiervon Gebrauch gemacht, so ist in den Vordruck zum Postprotest auftrage hinter »Betrag des beigcfügten Wechsels« einzutragen »nebst Verzugszinsen von 6 v. H. vom Tage der ersten Vorzeigung, nämlich vom ab«. Der Zeitpunkt, von dem an die Zinsen zu berechnen sind, ist nicht anzngeben, wenn die Post die erste Vorzeigung des Wechsels bewirkt. Hat der Auftraggeber die Einziehung der Zinsen verlangt, so wird der Wechsel nur gegen Bezahlung der Wechselsnmme und derZinsen ausgehändigt, bei Nichtzahlung auch nur der Zinsen aber wegen des nicht gezahlten Betrags Protest mangels Zahlung erhoben. 0. Als Zahlnngstag gilt der Fälligkeitstag des Wechsels oder, wenn dieser ein Sonn- oder Feiertag ist, der nächste Werktag. Fällt der Schlußtag der Frist zur Vorzeigung des Wechsels auf einen Sonn oder Feiertag, so wird der Wechsel am nächsten Werktage zur Zahlung vorgezeigt. Die Postverwaltung behält sich vor, die Vorzeigung der Wechsel, deren Protestfrist am 31. Juli 1916 (Abs. L) abläust, auf mehrere vorhergehende Tage zu verteilen. 2. Die Änderungen treten sofort in Kraft. Berlin, den 16. April 1916. Der Reichskanzler. In Vertretung: Kraetke. (Deutscher Neichsanzeiger Nr. 93 vom 18. April 1916.) Gegen die Fremdwörter. — In einer am 13. April vom Deutschen Buchgewcrbeverein in der Gntenberghalle des Deutschen Buchgewerbe- Hauses abgehaltenen Versammlung hielt der Herausgeber der Sprach- ecken des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins Prof. vr. Albert Tesch (Köln) einen Vortrag über Sprachreinigung, eine vaterländische Pflicht. Der gegenwärtige Weltkrieg — so führte er ans —, der gegen alles, was deutsch ist in der Welt, gekämpft wird, bringe auch den Ent- scheidnngskampf für die deutsche Sprache und damit die günstige Ge legenheit zur Ausstoßung alles Fremden. Immer seien nach großen Kriegen Sprachreinigungsbcwegunge» entstanden, aber bei weitem nicht in dem Maße und mit der Kraft wie jetzt. Das deutsche Volk habe jetzt erkannt, wie sehr seine Sprache durch Fremdes verunziert und verunstaltet worden sei. Im Hccr, in der Diplomatie, in der Kunst sei Englisch Trumpf geworden, im Geschäftsleben, im Spiel, im Haus und im täglichen Leben Französisch und im Buchgewerbe und den ver wandten Gewerben Lateinisch und Griechisch. Sogar die Werk zeuge belege man mit fremdsprachigen Namen. Schon vor dem Krieg habe man sich hierüber geärgert, im Kriege aber sei dieser Ärger zu leidenschaftlicher Empörung geworden. Das vaterländische Gefühl und die gestiegene Wertschätzung der Muttersprache stemme sich mit Macht gegen das Fremde und fordere Festhalten am Volkstum, an der Sprache und ihrer Reinheit. Selbst ein gesetzlicher Schutz der Sprache gegen die fremde Verunstaltung werde gefordert. Hoffentlich gehe aus der heutigen Bewegung ein stärkeres Kraftbewußtsein des deutschen Volkes und seiner Sprache hervor. Leitwort für die Sprachreinigungs- arbcit sei: kein Fremdwort für das, was deutsch gut ansgedrückt werde» kann! Entbehrlich seien alle Fremdwörter, für die ein guter Ersatz da wäre und die mißverständlich wirken könnten. Alle Einwände gegen die Sprachreinigung — das Fremdwort sei der schärfere, bessere Aus druck, sei schöner im Ausdruck, sei mannigfaltiger, sei ein internatio- 471
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