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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1934
- Strukturtyp
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- 1934-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1934
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- Deutsch
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220, 20. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. Neuer Fernkursus „Dichtung und Volkstum" (Neue Folge) In Nr. 182 des Börsenblattes vom 7. August 1934 hat Martin Riegel einige grundsätzliche Ausführungen »über die Ausbildung des Sortimentslehrlings« gemacht, wie sie sich bei der neuen Stellung des Buchhandels im nationalsozialistischen Staat als erforderlich er weist und wie sie vor allem beschaffen sein muß, wenn die wirtschaft liche und kulturelle Geschlossenheit des Berussstandes der Buchhänd ler wirklich erreicht werden soll. Diese Ausführungen weisen in vielen Punkten über das spezielle Gebiet der Lehrlingsausbildung hinaus; sie enthalten Forderungen, die für den Buchhändler in seiner verantwortungsvollen Tätigkeit — und wann wäre sie verantwor tungsvoller gewesen als gerade heute, wo der geistige und ivelt- anschauliche Umbruch weitergetrieben und ausgebaut werden muß? — überhaupt gelten. Es wird auf die Bedeutung der Literalur kunde als einer »ideellen Warenkunde« verwiesen, als einer not wendigen Ergänzung zu der technischen und kaufmännischen Durch bildung und der weltanschaulichen Vertiefung. Es heißt: »Es liegt in der Natur der Dinge, daß die Kenntnis von dieser .ideellen Waren kunde' nie irgendwie abgeschlossen werden kann. Das eigentliche Er lebnis des Buchhändlers wird immer wieder das Wissen von dem geistigen Strom sein, der in einer unendlichen Tiefe und Breite die Menschheit von Jahrhundert zu Jahrhundert durchströmt. Hier setzt die echte Ehrfurcht vor dem geschichtlichen Geschehen ein und hier er wacht das echte Verantwortungsgefühl für die Weitergabe, d. h. für den Verkauf von Büchern«. Die Unabgeschlossenheit der literarischen Bil- d u n g kann nicht stark genug betont werden. Sie besteht aber noch in einem anderen Sinne als dem eben von Martin Riegel angedeu teten. Daß die Fülle des Stoffes mit dem Fortschreiten der Zeit wächst, gilt für die Warenkunde eines jeden Berufes. Wer beim Ver kauf seinen Mann stehen will, muß auf dem laufenden sein — der Buchhändler sogar in einer ganz besonderen Weise. Aber die schön geistige Literatur, die Dichtung als ein Teilgebiet der Kunst über haupt bringt es mit sich, daß hier der Stoff wie ein lebendiges Ge bilde eine immer erneute Auseinandersetzung, ein immer tiefer ein dringendes Verständnis, ein Wachsen und Sichbilden an dem ein zelnen Werke verlangt. Eine oberflächliche Kenntnis des Titels und Inhalts genügt nicht; will man sich für ein Werk einsetzen, so muß man eine eigene und begründete Stellung zu ihm besitzen. Diese Stellung ist aber nur zu gewinnen, indem man sich unablässig um das einzelne Werk bemüht und sich nie mit dem gefundenen Ergebnis zufrieden gibt — indem man Literaturkunde als eine sich nie ganz erfüllende Aufgabe treibt. — (Liegt hier übrigens nicht mit einer der schönsten ideellen Gewinne, die sich aus einer Beschäftigung mit der Dichtkunst ergeben?) Das zweite, worauf Riegel verweist, ist die »echte Ehrfurcht vor dem geschichtlichen Geschehen«, aus der das echte Verantwortungsgefühl erwächst. Der Buchhändler ist heute leicht geneigt, seine Verkaufspraxis ausschließlich unter dem Ge sichtswinkel der Tagesproduktion zu betrachten. Dieser Gesichtspunkt erhält aber erst seine eigentliche Berechtigung, wenn es gelingt, ihn in Verbindung zu bringen mit den Traditionswerten unseres Schrift tums, mit dem geistigen und dichterischen Erbgut unseres Volkes, vor allem wo es sich als Grundlage und Baustein unserer heutigen Zeit erweist. Kolbenheyers Worte, die er im Herbst 1933 auf einer Jung buchhändlertagung in Oberammergau gesprochen hat (vgl. Börsen blatt Nr. 242 vom 17. Oktober 1933), sollten vor dem Buchhändler als eine ständige Mahnung stehen: »Ich wiederhole: Gebt dem Tage, was dem Tage gehört, aber behaltet dienend das Herz und die Sinne offen für das, was über den lauten Tag hin inneres Wachstum ist! Und unser Volk i st im Wachsen und Werden«. Dieses Schrifttum aber, das lebendig in unserer Zeit wirkt, hat Hellmuth Langen bucher in seiner bekannten Schrift als »volkhafte Dichtung« bezeichnet. Mag es für den Buchhändler noch so sehr wichtig sein, in Umrissen das ganze Gebiet der schön geistigen Literatur zu umfassen, seine eigentliche Pflege kann sich immer nur auf die Werke erstrecken, für die er einzutreten, zu werben, für die er immer weitere Kreise zu gewinnen und die er im besten Sinne des Wortes »volkstümlich« zu machen, d. h. in ihrem ewigen Volkstumswert zu erfassen und zu vertreiben hat. Ein Hilfsmittel für die Verwirklichung einer solchen literarischen Bildung wollen die literarischen Fernkursusbriefe sein, die vom »Kreise Norden« in diesem Winter in einer neuen Folge heraus gegeben werben. Die guten Erfahrungen, die mit dem vorjährigen Kursus »Dichtung und Volkstum« gemacht worben sind, haben dazu Verantwortlich: vr. Hellmuth Langend u che r. — Verantw. Anzeigenleiter: Deutsche» Biichbänkiler zu Leipzig. — Anschrist der Schriftlcitung Druck: ErnstHedrichNachf., LeipzigC l, Hospltalstraße 11»— geführt, eine Fortsetzung unter dem gleichen Gesamttitel erscheinen zu lassen. Was unter ihm verstanden werden soll, braucht nach den obigen Ausführungen nicht weiter gesagt zu werden. Geplant ist die Besprechung von je einem Werke folgender Dichter: Timm Kröger, Konrad Beste, Rudolf Huch, Wilhelm Schäfer, Ernst Wiechert, Hans Friedrich Blunck, Josef Ponten, Ina Seidel, Rudolf G. Binding und Lulu von Strauß und Torney*). Tie Auswahl dieser Dichter ist nach verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen. Ihnen allen gemeinsam ist die Verwurzelung ihrer Kunst in dem Urgründe ihrer Heimat und die daraus entspringende Echtheit, Wahrhaftigkeit und »Volkstümlichkeit« ihres Schaffens. Es soll an ihnen aber noch mehr gezeigt werden: -. B. an dem Werke Timm Krögers oder Rudolf Huchs, daß das deutsche Volk eine Pflicht hat, sich der Dichter zu er innern, die bodenständig in ihrem Denken und Fühlen, wegweisend wie die besten unserer Tage, durch eine sie nicht verstehende Zeit schon fünfzehn Jahre nach ihrem Tod oder gar zu ihren Lebzeiten völlig oder fast völlig in Vergessenheit geraten sind; im Zusammen hang mit dem vorjährigen Kursus soll u. a. auf den besonderen An teil der deutschen Landschaften an der dichterischen Produktion unserer Tage eingegangen werden; an Ina Seidel und Lulu von Strauß und Torney soll die Stellung der Frau in der heutigen Dichtung erörtert werden. Weiter sind Beispiele aller erzählenden Literaturgattungen ausgewählt worden: von der Anekdote und Kurzgeschichte über die verschiedenen Formen der Novelle bis zu dem knapp gefaßten oder weit ausgesponnencn Roman. Das Ziel dieses Kursus ist aber in erster Linie ein praktisches. Er will keine neue Literaturgeschichte zu den schon vorhandenen hin zufügen, er will auch nicht eine Übersicht über die Neuerscheinungen der betreffenden Dichter geben, wie man mißverständlich immer wie der gemeint hat. Sondern seine Aufgabe ist: den Teilnehmer zu einem eigenen Urteil zu führen. Seine literarische Urteilsfähigkeit soll ausgebildet werden. Deswegen verfolgt der Kursus eine besondere Methode, die jetzt schon in mehreren Fern kursen erprobt worden ist. Für jede einzelne Dichtung wird durch eine Reihe von Fragen, die sich auf Stoff, Form und Gehalt be ziehen, eine Vorbereitung gegeben, und erst, wenn der Teilnehmer sich selber mit dem Werke auseinandergesetzt und zu ihm Stellung genommen hat, erfolgt in dem nächsten Kursusbriefe eine ausführ liche, abschließende Besprechung, in der das Werk von allen Seiten, inhaltlich wie formal, beleuchtet wird. Der Kursus setzt demnach eine eigene Mitarbeit voraus, die aber jeder für sich zu leisten hat. Von dieser Mitarbeit wird in einem hohen Grade der Erfolg des Fern kursus abhängen. Der Fernkursus wird wieder von Alexander Mru- gowski bearbeitet. Er erscheint in insgesamt zwölf Briefen (zehn Einzelbesprechungen und einem einführenden und einem abschließen den Brief). Seine Ausgabe erfolgt ab Mitte Oktober 1934. Die Briefe folgen durchschnittlich in einem Abstande von drei Wochen, sodaß dem einzelnen Teilnehmer ausreichend Gelegenheit für die Vorbe reitung auf die Werke gegeben ist. Die Geschäftsstelle des »Kreises Norden«, Hamburg 1, Große Bäckerstraße 13/15, II, übernimmt wie der den Vertrieb; an diese sind auch die Bestellungen zu richten. Die Bezugsbedingungen sind die gleichen wie im Vorjahre. Die Teil nehmergebühr beträgt 5 Mark. Die Zahlung muß im voraus er folgen. Postscheckkonto: Hamburg 15 255, Geschäftsstelle des Buch händler-Verbandes »Kreis Norden« e. V., Hamburg. Der literarische Fernkursus »Dichtung und Volkstum«, Neue Folge, wird ausdrücklich vom Bildungsausschuß des Börsenvereins empfohlen. Es sei noch darauf hingewiesen, daß sich an einzelnen Orten kleine Arbeitsgemeinschaften gebildet hatten, die den Fern kursus gemeinsam bezogen und ebenfalls in gemeinsamer Aussprache durcharbeiteten. Vielleicht läßt sich das auch in diesem Winter wieder hier und da verwirklichen. *) Als Ergänzung sei noch einmal auf den Inhalt des literari schen Fernkursus »Dichtung und Volkstum« I. Folge, veiiviesen: Friedrich Griese »Winter«, Hermann Stehr »Meister Cajetan«, Jakob Schaffner »Johannes«, Hans Carossa »Eine Kindheit«, Paul Alverdes »Reinhold oder die Verwandelten«, Emil Strauß »Der Schleier«, Hans Grimm »Der Richter in der Karu«, Paul Ernst »Das Glück von Lautenthal«, Erwin Guido Kolbenheyer »Meister Joachim Pausewang«, Karl Benno von Mechow »Das Abenteuer«. Dieser Kursus ist noch durch den »Kreis Norden« entweder geschlossen oder in einzelnen Lieferungen zu den gleichen Bedingungen, wie am Schluß des Aufsatzes angegeben, zu beziehen. »nd Ervcditnm: Leipzig C 1? G^e r t ch t c g 26. PostschlictUach 272/78. — -13. — TA: TöSö^VIII. Davon 6008 mit Angeborene und Gesuchte Micher. 828
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