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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1926
- Strukturtyp
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- 1926-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1926
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- Deutsch
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Eine andere Erscheinung, die nicht unbeachtet bleiben darf, ist in dem -Amerikanismus« unseres Publikums zu sehen. Nur noch neueste Werke finden Absatz, und die Möglichkeit, alte be währte Bücher zu verkaufen, wird immer geringer. So zeigt eine Statistik über die im Dezember 1925 am meisten gekauften 30 Bücher im Vergleich mit dem Vorjahr, daß nicht nur die durch schnittliche Umsatzzifser erheblich gewachsen ist, sondern das; auch der durchschnittliche Ladenpreis ein höherer ist. Da es sich bei allen zum Vergleich herangezogenen Werken nur um Erschei nungen der Weihnachtszeit handelt, kann man daraus unschwer solgern, das; dieses Ergebnis bei Rückgang des Gesamtumsatzes nur zum Nachteil älterer Erscheinungen möglich war. Handelt es sich hier nicht um eine vorübergehende Erschei nung, so wird das Sortiment beim Einkauf und bei Bewertung seiner Lagerbestände in Zukunft noch vorsichtiger sein müssen. Konnten in srühercr Zeit bei einem gut verwalteten Sortiments lager Ladenhüter fast vermieden werden, so können heute Bücher, die über ein Jahr unverkauft am Lager stehen, nicht mehr als voll wertig angesehen werden. Der Vorstand des Börsenvereins wird nicht umhin können, diese Frage eingehend zu studieren und durch Änderung der Bcrkaufsbestimmungen bzw. durch Schaffung einer »Ausverkaussordnung» die unvermeidlichen Verkäufe unter dem Ladenpreis in geordnete Bahnen zu lenken. Der schönwissenschaftliche Buchhandel hat in dem verflossenen Jahre in seiner Entwicklung vielleicht mehr noch als jede andere Richtung unseres Standes ein Spiegelbild der allgemeinen Wirtschaftslage geboten. Das schönwisscnschastliche und vor allem das belletristische Werk wurde im Gegensatz zu der Auffassung gesünderer Zeitepochen mehr und mehr als Luxus artikel gewertet, dessen Produktions- und Absatzchancen von dem jeweiligen Grade der Flüssigkeit des Kapitals abhängig waren. So war namentlich das zweite Halbjahr 1925 mit seiner aus gesprochenen Versteifung des Geldmarktes den schönwisscnschast- lichen Unternehmungen recht wenig günstig. Während der Ver lag infolge der eingegangenen Autorenverpflichtungen genötigt war, seine eingeleitete Produktion ziemlich unvermindert hinaus zubringen, vermochte das Sortiment als Abnehmer diese Pro duktion nicht in der vorgesehenen Weise aufzunehmen; es be schränkte sich vielmehr soweit wie irgend angängig auf den Ver kauf seiner Lagerbcstände. So ergab sich für den Verlag die Schwierigkeit, seine Novitäten in genügender Menge unterzubrin gen, eine Schwierigkeit, die nur dort, wo es gelang, eine oder die andere Neuheit als Modebuch durchzusetzen, überwunden wurde. Dieser Charakter des Modebuches mit intensiver, aber relativ kurzer Laufdauer hat sich beim belletristischen Werke leider stärker als bisher herausgebildet. Der mit der zwangsläufig durch geführten Produktion nicht Schritt haltende Absatz neuer Werke durch das Sortiment hat vielfach zu Stauungen auf den Berlags- lagern geführt, zumal da diese Lager häufig mit alten Holzpapier- bcständen noch stark belastet waren. Diese Überlastung einerseits, die Geldknappheit anderseits ergaben öfter die Notwendigkeit einer Verringerung dieser Bestände auf dem Wege der Verramschung. Hier hat kurz vor Weihnachten namentlich die direkt an das Publikum erfolgte Abstoßung großer Bestände des Berlages Ullstein zu Ramschpreisen dem regulären Sortimentsgeschäst Ein trag getan. Auch durch das Abstichen wesentlicher Ramschbe- stände von seiten der verschiedensten Verlage in die Warenhäuser und auf die Bücherwagen ist eine gewisse Beeinträchtigung des regulären Handels eingetreten. Während alle diese Erscheinungen als vorübergehende Stö rungen aufzufassen sind, wie sie im Gefolge jeder Wirtschaftskrise einhergehen, kann ein gleiches nach den bisherigen Erfahrungen nicht von jener Konkurrenz behauptet werden, die dem Sortiment durch die Preisunterbietung und den direkten Vertrieb von seiten der Buchgemcinschaften erwachsen ist und weiter erwächst. Als eine hauptsächliche Schädigung durch die Buchgemeinschasten muß neben ihrem breiten Wettbewerb der Umstand bezeichnet werden, daß sie infolge ihrer durch den direkten Vertrieb verhältnismäßig weniger Werke ermöglichten billigen Preise das Vertrauen des Publikums in die gewissenhafte Kalkulation und den reellen Preis des neuen, im regulären Sortiment vertriebenen Buches erschüttert haben. Hier bedarf es noch weiterer methodischer Arbeit zur Auf- 5Z8 klärung des Publikums über die Tatsache, daß es dem Verleger, der das Absatzrisiko seiner Werke ohne festen Abnehmerstamm und im Vertriebe durch das Sortiment zu tragen hat, unmöglich ist, in seiner Preiskalkulation Schritt zu halten mit Unternehmungen, die unter Umgehung des Sortiments auf Grund von Zwangs- abnehmcrlisten und unter Beschränkung auf einen Bruchteil der Literatur ihre Produktion vertreiben. In bezug aus die äußere Gestalt des Buches ist zu erwähnen, daß die Ausstattung, was Satz, Druck, Papier, Einband betrifft, sich mehr und mehr den Friedenssormen genähert hat, wie die Verlage auch bestrebt gewesen sind, die Preisstellung trotz aller immer schwieriger gewordenen Verhältnisse von den Preisen der Friedenszeit nicht zu weit zu entsernen. Als erfreulich kann es schließlich bezeichnet werden, daß trotz der überaus widrigen wirtschaftlichen Verhältnisse Geschästsauf- sichten oder Konkurse weder im belletristischen Verlagsbuchhandel noch unter den hauptsächlich schönwissenschastliche Literatur ver treibenden Sortimentern in nennenswerter Zahl zu verzeichnen waren. Im wissenschaftlichen Sortiment waren die Umsätze in den ersten fünf Monaten 1925 einigermaßen zufrieden stellend. Es kamen dann, wie alljährlich, ruhige Sommermonate. Besorgniserregend wurde der Rückgang des Umsatzes erst, als im Gegensatz zu früher der Herbst keine Besserung des Geschäfts brachte, ja sogar von Monat zu Monat die Umsatzzahlen weiter zurückgingen. Der finanzielle Ertrag wurde noch lveiter ge schmälert durch außerordentliche Propagandaanstrengungen, die von allen Seiten in fast überreichem Maße gemacht wurden. Der Rückgang der Umsätze ist also nicht zu suchen in einem Versagen des Sortiments, sondern zurückzusühren aus den immer mehr zu tage tretenden Geldmangel seiner Kunden. Erschwert wurde die Lag« noch durch die direkten Propagandamaßnahmcn einzelner Verleger, die glaubten, sich so neue Absatzqucllen schaffen zu können. Selbst wenn diese direkten Vertriebsmaßnahmen des Verlages Erfolge gehabt haben, so können das nur Augenblicks erfolge fein. Man kann ein Buch nicht zweimal an denselben Interessenten verkaufen; einmal direkt, ein zweites Mal durch Ver mittlung des Sortiments. Auf die Dauer muß dieses in Zahlungs schwierigkeiten kommen, wenn es auf seinen eingekauften Vor räten sitzen bleibt. Es ist dringend zu wünschen, daß der Verlag einmal in feiner Produktion auf die Absatzmöglichkeit Rücksicht nimmt und zweitens den Berteilerkreis nicht ohne dringende Gründe über die Firmen hinaus erweitert, die schon bisher sich mit dem Vertriebe wissenschaftlicher Literatur befaßt haben. Der wissenschaftliche Verlag muß mit dem ab- gclaufenen Geschäftsjahr im großen und ganzen zufrieden sein. Dieses zweite Geschäftsjahr mit fester Währung brachte eine ent schiedene Belebung gegenüber dem Jahre 1924. Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang, der dann Ende 1925 einsetzte, ist aber auch auf den wissenschaftlichen Verlag nicht ohne Einwirkung ge blieben, sodaß für das neue Jahr mit einem Fortschritt der Be lebung vorläufig nicht zu rechnen ist. Im Gegensatz zur Vor kriegszeit mußten zur Erzielung gleicher Ergebnisse viel größere Anstrengungen gemacht werden. Die Werbetätigkeit verschlingt außerordentliche Kosten, ohne auch nur annähernd die gleiche Wirkung auszuübcn wie früher. Außerdem ist der Absatzmarkt vielfach noch durch die aus früherer Zeit stammenden großen Bestände, namentlich auch im Auslande, verstopft und wird erst langsam wieder aufnahmefähig. Es rächt sich auch jetzt die in dem Entwertungsjahre eingerissene Gewohnheit, allzuhohe Aus lagen zu drucken, sodaß von vielen Werken größere Bestände ver alten und dadurch völlig unverkäuflich werden. Dazu kommt der hohe Steuerdruck, der sich namentlich in diesem Jahr erst beson ders auswirken wird. Im Gegensatz zu dem im allgemeinen noch unbefriedigenden Absatz, namentlich von Lehrbüchern, steht bas Angebot von Verfassern, die ohne Einsicht für die schwierigen Ab- satzverhältnisse meist außergewöhnliche Ansprüche stellen. So er fordert es vom wissenschaftlichen Verleger eine ganz besondere Geschicklichkeit, bei den vielen Angeboten das Gangbare von dem Ungangbaren zu trennen, die Ansprüche der Verfasser auf ein er trägliches Maß herabzusetzen und für die Bücher Preise zu er-, rechnen, di« im richtigen Verhältnis zur verminderten Kaufkraft
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