Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1850
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- 1850-01-08
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- 08.01.1850
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32 dieses zum Theil auf die vielen Bücher, welche wir einzeln einholen müssen, so kommen von der andern Seile die Journale zur Sprache, deren größere Zahl erst am Freitag und Sonnabend, oft noch naß aus der Presse, und frisch gekleistert, uns zukommt; es bedarf bei diesen des höchsten Eifers, um im raschen Laufe dafür zu sorgen, damit noch eben zur rechten Zeit jedes Päkchen in den Ballen oder ins Postpaket ge langt. Mit der bloßen Eractitüde, die der Eommissionair übt, ist we nig gethan, — nein wir alle müssen uns unter einander stündlich Gefälligkeiten beweisen und Erläuterungen geben, wenn den zahllosen, vielseitigen Wünschen und Erledigungen, die sich alle um unsre Maaren drehen, genügt werden soll. Ich frage nun die Sortimentshändler, ob sie ihre Interessen durch ein Institut laufen lassen können, was zwar regelmäßig Alles wahr nimmt, doch gerade darum die unzähligen Ausnahmsfälle nie be rücksichtigen kann, sondern solchen selbst hemmend in den Weg tritt? 2) Bei unserer bisherigen Bestellanstalt handelt es sich nur um die Beförderung der Adressen, welche wir zuvor geprüft haben; bei der neu projectirten aber darum, daß wir die Waaren selbst aus unfern Händen geben. Ohne das darüber bereits früher Gesagte zu wiederholen, finde ich hierbei noch ein Bedenken, welches, wenn kein anderes als dieses waltete, uns schon allein aufforderte, unser Haupt auf den Pfühl des Nachdenkens zu legen: z. B. wenn ein solches Institut schon zu Napoleons Zeiten bestanden hätte, so würde dieser große Erobe rer dasselbe, sammt Allem, was darin'steckte, mehr als einmal en Depot genommen haben. Ob nun auf unsre Einsprache re8p. Dro hung wegen Schadenersatzes, der büchcrfeindliche Monarch die Saal schlüssel uns gleich zurückgegeben hätte, — darüber mögen Geschichts forscher urtheilen. Jedes Geschäft in der Welt hat seinen Schleier, das unsrige nicht den dünnsten, — wir müssen uns des Sinnes klar bewußt seyn, daß unsre Waare die einzige in der Welt ist, welche durch die unergründ liche Scala menschlicher Gedanken von der Bank des A. B. E.-Schüt- zen bis zu den höchsten staatlichen Begriffen läuft. Diese Bemerkung ist für die Verleger der Gegenwart und Zukunft! 3) Die ersten Tage der Woche werden in den Eommissionsge- schäften hauptsächlich zum Auslragen, zu Lagerarbeiten und überhaupt zum großen Theil zu solchen Beschäftigungen verwendet, welche als Vorbereitung zum Freitag und Sonnabend dienen, denn an diesen beiden sind alle Hände von Morgen bis in die Nacht nur mit der Expedition der Ballen vollauf beschäftigt. Was hälf's uns nun, wenn ein Bureau der projectirten Art uns zum Theil von den vor- fceitäglichen Arbeiten befreite, wovon wir darum gar nicht befreit zu werden brauchen, weil wir schon wegen des Freitags und Sonnabends unser Personal in gleicher Vollzähligkeit erhalten müssen, und in Ver legenheit kämen, auf welche Weise wir die dargebotenen Mußestunden bei unfern Leuten ausfüllen sollten. Man darf sich an keine Tendenz hängen, ohne die Existenz zu befragen, darum muß die Erkundigung, aus welcher Tasche die 6000 -/b gehen, welche ein solches Institut ge- ringens kostet, nicht als eine undelicate Neugier betrachtet werden. 4) Aus der wohlgeordneten Kette unserer Beschäftigungen jenes eine Glied herauszunehmen, das halte ich für eine Ehimäre! Macht jedoch die neue Idee Anspruch auf irgend ein Logik, so muß sie im Ge fühle eines höheren Zeitbewußtseyns auch noch weiter schweifen, und dann gelangen wir zu der natürlichen Frage: ob das ganze Eommissi- onsgeschäft nicht in eine colossale Associations-Eommissions-Bank-Com- pagnie umzuschaffen sei ? das ist aber nichts Neues, schon vor 18 Jah ren hat ein damaliger merkwürdiger ascanischec College und Schriftstel ler, der unaufhaltsam seiner trägen Zeit voraneilte, die Sache zur Sprache gebracht, und sie wurde von allen Seiten beleuchtet. Es ist hier nicht der Platz, den Beweis zu liefern, daß ein so überschwenglicher Gedanke weit über meine praktischen Begriffe und meine Natur als stiller, ruhi- 3 ger Bürger hinaus geht, doch bin ich mal auf das Gebiet der Ideen ge drängt, nun so führt die Phantasie auch mich bis zur angedeuleten wei ten Grenze. 5) Den Punkt wegen der vermißten Pakete betreffend, obschon das summarische Resultat im Verhällniß zu den Millionen, noch so unbedeutend seyn mag, so bekenne ich doch, daß es im ganzen Eommissi- onsgeschäfte keine widerlichere Partie als diese giebt. Während letzte res so gebaut ist, daß man auf jede Frage den bündigsten Bescheid zu geben vermag, ist jede Antwort wegen eines fehlenden Pakets nichts als eine leere Redensart. Doch nach Lage der ganzen buchhändlerischen Organisation ist es nicht denkbar, daß irgend ein Institut diesen Uebelstand beseitigt. Alles, was in dieser Beziehung gemeinschaft lich gethan werden kann, ist jüngst unter mehreren Eommissionairen zum Gegenstand einer ernsten Berathung geworden. Die Vorschläge und Winke, auf Erfahrung begründet, welche zur Sprache kamen,— werden nach reiflicher Prüfung ins Leben treten, der beste aufrichtigste Wille hat sich kund gegeben, und ich habe die feste Uebezeugung, daß das erwünschte Ziel zu erreichen ist, und auch erreicht wird. r. Quittiren oder nicht quittircii?! Es darf wol befremdlich erscheinen, daß das Verlorengehen der Pakete gewissermaßen als ein unvermeidlicher Uebelstand betrachtet wird, indem angeblich demselben auch durch Einrichtung einer Pakel- Besorgungs-Anstalt nicht abzuhelfen seyn soll. Dieses Uebel kann aber beseitigt werden und zwar ganz einfach durch Empfangsscheine, oder ist die Zumuthung, dergl. auszustellen, denn so unerhört? — Ich sage die Zumuthung ist unerhört, daß man in der Ehrlichkeit der HerrenMarkthelfer, nach wie vor, die einzigeGarantie finden soll, während man es doch wahrlich nicht mit diesen, sondern, denke ich, mit den Herren Eommissionairen selbst zu thun hat. Gebe doch der Abliefernde seinem Markthelfer eine Liste mit den Firmen der Herren Leipziger Eommis- sionaire, und schreibe nur die Anzahl der abzugebenden Pakete hinter jede Firma, wenn die Specisication derselben allzumühsam ist, es ist dann doch wenigstens eine Art von Eontrolle vorhanden. Aber frei lich, es ist eine Arbeit mehr! W. Eorrcspoiivcnz. Aus Wien. 3. Januar 18öv. Als Beweis, wie ernst es gemeint war, als wir Wiener Eollcgen, ein Jahr ist's heute, zusammen traten und für die Dauer der leidigen Eours-Differenzen einen Vertrag über Ansetzung der Thalerpreise und Aufhebung desRabattes abschlossen, mag folgendesLirciilsnäum beweisen. 6. 2. 180. Oirculsnklum. Das am 2l. December 1849 in der Wohnung des Herrn Bcck versammelleEhcengerichl des Wiener Buchhandlungs-Gremiums, hat mit genauer Beobachtung aller Formalitäten und reiflicher Erwägung aller Umstände erkannt: daß die zur Zeit noch unter der bereits ge löschten Firma Peter Rohrmann, von Herrn Sternickel, Alfred, für seine Rechnung geführte Buchhandlung, Stadt Nr. 265, — der Verletzung des Vertrages vom 3- Januar 1849 (we gen Eours und Rabatt) schuldig ist. Indem der Gremial-Vorstand dieses Erkenntniß den Gremial- mitgliedern hiermit bekannt giebt, erlaubt er sich aus dem Vertrage aus §. §. 5 (2 Theil) und 6. aufmerksam zu machen, welche lauten: ß 5. „Hat das Ehrengericht den Fall constatirt, und die Ue- bertrelung des Vertrages anerkannt, gegen welches Erkenntniß eS keine Appellation giebt, so wird dieses Erken n tniß mittelst Cir cular durch den Gremial-Vorstand an alle Eontrahenten intimirl." ß 6. „Alle Unterzeichneten verpflichten sich mit dem schuldig Erklärten, vom Tage der Jntimation des Erkenntnisses an, die Rechnung gänzlich aufzuheben, so, daß auch nicht
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