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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-02-04
- Erscheinungsdatum
- 04.02.1916
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- Deutsch
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28, 4. Februar lOlb. Redaktioneller Teil. mehr Besonderheiten zu beobachten, die bei uns gar nicht Vor kommen. Dieses englische Journal, der vailx Inar — Verzeihung, wollte sagen vo.il/ Unit, — kann jeden Tag mit dem Abonnement begonnen werden, ein französisches Blatt gestattet nur ganzjährige Abonnements und will Vorausbezahlung, selbst wenn dadurch die Erledigung noch so lange dauert. Herr X kommt herein und be schwert sich, daß sein Journal, das er vor 8 Tagen bestellt, noch nicht hier sei. Ihm wird mit Muhe verständlich gemacht, daß der Bestellschein noch nicht einmal seinen Bestimmungsort erreicht haben kann. Hier sind ein Dutzend Reklamationen, lauter Leute, die eine fehlende Nummer beklagen, ein Ereignis, gegen das man im Laufe der Zeit abgestumpft wird und das man nur mit dem Allheilmittel »HInlWek«, es macht nichts, beantwortet. Auch die Kontrolle von Bahnhossbuchhandlungen im Orient ist sehr interessant. Ganz abgesehen davon, daß man Land und Leute auf die billigste Art kennen lernt, ist es eine willkommene Abwechslung, wenn auch nicht immer ein Vergnügen. Die mei sten ihrer Vertreter sind natürlich Levantiner, da Europäer, schon wegen der genauen Kenntnis aller Landessprachen, gar nicht dazu zu verwenden wären. Unter diesen Agenten gibt es jedoch eine Menge Halunken, so daß man bei der Abrechnung aufs schärfste aufpassen muß. Ich erwischte einmal einen solchen, als er eben bei meiner Ankunft ein mächtiges Paket öffnen wollte, sowie er mich aber sah, es wieder schloß. Ich ließ ihn trotz seines Wider strebens das Paket öffnen und entdeckte MO Exemplare einer Ta geszeitung, von der er uns nur 30 verrechnele. Eine Stunde darauf war er abgesetzt und ein anderer an seiner Stelle, trotz dem er drohte, mir sein Messer in den Leib zu stoßen. Mit dem Beginn des Weltkriegs standen wir schutzlos da. Natürlich waren die deutschen Buchhandlungen ganz besonders verdächtig, schon, weil die türkischen Paschas und Beys stets bei uns kauften. Eines schönen Tages kam ein Türke, fragte, wieviel Generalstabskarten von Ägypten wir auf Lager hätten, kaufte das ganze Lager, bezahlte den Betrag, ca. 50 Pfund, lieh sich alles einpacken und fuhr davon. Das Entsetzen des Eng länders vom Snrvey-Department, der die Karten unter sich hatte, kann man sich denken. Zum Schluß noch eine originelle Idee des Generals Maxwell. Der Mann sandle eines schönen Tages ein Schreiben, worin stand, wir möchten schriftlich an Eides Statt er klären, daß auf unserem Lager kein Buch, keine Broschüre oder Zeitung sei, die irgend einen Angriff gegen England oder seine Verbündeten enthielte. Wir antworteten, der Inhalt des ganzen Lagers, das viele tausend Bände in allen möglichen Sprachen enthalte, sei keinem von uns vollständig bekannt, sie möchten uns zeitigst selbst angcben, welche Bücher aus den Index kämen. Da raus kam keine Antwort, aber einen schwarzen Strich werden wir sicher bekommen haben. Daß seit Beginn des Kriegs gegenüber dem Geschäft tagaus tagein ein Detektiv ausgestellt war, um zu beobachten, wer das Geschäft betrat und verließ, gehörte auch zu dem berühmten englischen System und war mehr lächerlich als furchtbar. Durch unsere Ausweisung erreichten sie dann das Ziel ihrer Wünsche, die Schließung des Geschäfts. Hoffen wir, daß es nach dem Krieg stolzer als je das Banner deutscher Wissenschaft und deutscher Bildung Wieder entfalten Wird! InsolnrIIabl Sch. gleiche Verlegenheit I Doch der Soldat streckt die Waffen nicht, selbst wenn er nur »schippt«. Ein paar Lichte konnten noch ln der Schreib stube und Kilche aufgetrieben werden, die übrigen waren eigenes Fabri ken Hammeltalg und Banmwolldocht, ebenso die aus starkem Draht hergestclltcn Lichthalter. Größere strategische Beratungen erforderte schon die Lösung der Frage nach Christbaumschmuck. Aber auch hier für fand sich bald ein Ausweg. Sämtliches Stanntolpapier aus Schoko- labenumhiillungen wurde von den Kameraden, die oft flitze Grütze bekamen, gesammelt, und eine aus Pappe geschnittene Baumspitze, Sterne und andere Figuren damit überklebt. Von Nestern eiserner Portionen hängte man die Zwiebäcke statt Keks an den Baum, j Heilige Nacht! Über das schweigende, verschneite Land wölbte sich der dunkle Nachthimmel hoch und weit. Aus tiefem, unendlichem i Grunde schimmerten Millionen Sterne. Irgendwo knatterten ein paar ferne Schüsse, spähten wachende Augen nach dem Feinde aus. Heilige Nacht! Die forschenden Angen hoben sich in heitzem, stillem Verlangen zum schweigenden hohen Firmament empor, als suchten sie unter den friedlich blinkenden Himmelslichtcrn den Stern der Ver heißung von Bethlehem. ^ Drinnen im großen, kurz vorher fcrtiggcwordenen Unterstände strahlte der Christbaum im goldenen Glanz, und der weihnachtliche Dust des leise knisternden Tannengriins zog durch die Lust. Und nun jubelte die Cngelsverkiindigung aus dem Tannengrlin, das die kleine Sängerschar deckte, durch den Raum. Ehre sei Gott in der Höhe, Und Friede aus Erden, - Und den Menschen ein Wohlgefallen. Brett und voll klang der Akkord aus. Und dann war cs still, ganz still im Unterstand, obwohl alle Kops an Kops standen. Unser alter lieber Kompagniesilhrer trat vor, seine sonst so feste Kommandostimme klang heute seltsam weich und belegt, als er, das Haupt der großen um ihn versammelten Kricgersamilic, zu Kameraden und Freunden von der trauten Häuslichkeit daheim, vom greisen Eltcrpaar und von treuer Frauen- und Kindesliebe sprach. Männertränen sind selten wie Perle»; seltener noch weinen Kriegeraugen, die den Tod durch Ihre Reihen schreiten sahen. Als aber zu des greisen Führers schlichten Worten der alte traute Weihnachtssang »Stille Nacht, heilige Nacht« durch das würzige Waldgezweig erklang, da tauten manche hellglän zenden Tropfen von gesenkten Häuptern aus arbeitsharte, gefaltete Hände hernieder. Und jeder Gedanke, der die Auge» heiß und glühend machte, wurde zum Gebet siir diejenigen, deren Unschuld und Frieden der Soldat beschützt. Des Sprechers Mund schwieg, aber noch klangen seine letzten Worte vom Ausharren bis zum Frieden nach. Und als der Kcstgesang er scholl: O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit, Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, o Christenheit, da hoben sich viele feuchtglänzende, aber hoffnungssroh leuchtende Augen zum hellstrahlenden Christbaum empor, und sein immergrünes Kleid wurde ihnen zum Symbol des auf harten, Icbenvernichtenden Winter folgenden FriedenssrilhIingS. Und viele rauhe Kriegerhände schlossen sich fest zusammen, gleichsam als klammerten sie sich an die Weihnachtsverheitzung: Friede soll's noch einmal werden Und die Liebe König sein. Walter Möller, Armierungssoldat. Feldgraue Weihnachten. XIX. (Vgl. zuletzt Nr. 23.) Schippers Weihnachten. Immer frtiher trat die Nacht mit faltenreich schleppendem, blau dunklem Gewände aus dem Walde heraus und schritt durch das schwei fende weite Land. Und immer kürzer wurden die Tape. Briefe, Weih nachtsgrüße an die Lieben daheim wurden bald geschrieben, denn sie hatten ja einen gar langen Weg. Und in einer vom flackernden Herd- seuer erhellten Ecke des Quartiers übten wir, ein kleiner Chor, die alten lieben Weihnachtslicder ein. Schon lange vorher waren die Gcschcnklisten ansgcfüllt worden. Jeder Mann sollte mit einer Gabe bedacht werden. Der Heilige Abend kam, aber die Kisten mit den Wcihnachtsgaben und Lichten und Baumbehang waren nicht einge- troffen. Der Kompagnieführer fuhr selbst mit dem Schlitten meilen weit über Land zn benachbarten Truppenteilen. Fast überall die XX. Als wir 1914 zum ersten Male Weihnachten im Felde feierten, dachten wir nicht daran, noch ein zweites Weihnachtsfest draußen zu verleben, fern von der Heimat, in der doch alle unsere Gedanken am Feste weilten. Obwohl 1914 alles getan wurde, das Fest schön zu gestalten, so konnten wir das vorjährige Weihnachten doch heimatlicher feiern, zumal das Fest im Etappenorte stattfand. Für uns, die wir zum Bataillon kommandiert waren, war die Feier Heiligabend abends Uhr angesagt. Nachmittags war dienstfrei. In den Geschäfts räumen des Bataillons — vor dem Kriege die Wohn- und Schreib- stnbcnrä'umc eines Notars, der sie zu Beginn des Krieges verließ — wurden nachmittags die Anstalten zum Feste getroffen. Die Lichter am Baume waren schon angezündet, als wir eintraten. Lange, weiß- gedeckte Tische standen um den Baum. Fm Kamin brannte ein lustiges Feuer, und in und um uns herrschte Weihnachtsstimmung. Punkt 6^4 erschien der Bataillonskommandeur niit seinem Stabe. Der Haupt- mann hielt eine kernige Ansprache, worauf das Lied »Stille Nacht, hei- 127
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