f ü r den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegcben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Älmtliches Blatt des Vörsenvereins. 2» Freitags, den 6. Januar 183^« Zustand des französischen Buchhandels und die Ursachen seines Werfalls. (Von N. O. Spazier in Paris.) (Fortsetzung.) Es scheint mir auch unmöglich, daß, wenigstens seit 1815, der französische Buchhandel jemals im Ganzen ge nommen habe auf festen, geschweige, wie man sonst bei uns glaubte, aufgoldenen Grundpfeilern ruhen können. Denn von den sechs Hauptkrebsschäden, die an seinem in nersten Lebenskern nagen, der Centralisation des Landes und seiner selbst, der jedem Privatmann mit den Verle gern möglichen Concurrenz, welche eben nur bei dieser Cen tralisation gedacht werden kann, dem enormen Tribut, den der Verleger an den politischen Journalismus zii zah- H len hat, und der ihn schon allein erdrücken müßte, dem Mangel an aller spontanen, lockenden, ausmunternden, und der Publicität der Werke von selbst bchülflichcn Kritik, und endlich dem betrügerischen Nachdruck, — von diesen i Krebsschaden war nur der letztere in neuerer Zeit Hinzuge- ^ kommen. Die übrigen auflöscnden Elemente wirken schon t sehr lange; wenigstens seit dem Beginn der Restauration, seit welcher man sich aber auch in Deutschland von den gro ßen Aushängeschilden und dem Schreisystem der französi schen Verleger und Journale hauptsächlich hat irre führen lasten. Alle angeführten früher» glänzenden Beispiele sind gewiß auch damals Ausnahmen gewesen. Man sehe sich in Paris um, welche von den ehemals blühenden Hausern noch bestehen. Didot's? Wer weiß nicht, daß ihr Haupt erwerb in ihrer Druckerei, nicht in ihrem Vcrlagsgeschäft besteht? Treuttcl und Würtz? Hier ist Deutschland und zum Lheil England die Haupterwerbsquelle, eben so wie 4r Jahrgang. Rußland bei Bertrand und andern. Pankoucke? Seine Solidität liegt in seinen Elassikern, die er als Gelehrter selbst - bearbeitet, und denen er darum einen besonder» Werth gibt, und er hat daher seine dauernden Erfolge wenigstens ebenso seiner Wissenschaftlichkeit als seiner Betriebsamkeit zu danken. Beinahe alles Uebrige fallirte und zwar mehrere Male. Die Centralisation des Landes in Paris bietet freilich manchmal eine schnelle Chance sür ein Unternehmen, aber sie beschränkt die Betriebsamkeit des Buchhändlers auf ei nen außerordentlich geringen Umkreis. Nirgends kann man die durch diese Centralisation hervorgebrachte Beschrän kung der Bildung und der Bildungsmittel auf eine unver- hältnißmäßig kleine Fraction des ganzen Volkes und die Un gleichheit derselben so wahrnehmen, als bei der Beobach tung des Ganges, den der Bücherverkauf in Frankreich nimmt. Man hat nur die Umgegend von Paris und die von Leipzig, oder die Betrachtung der Waaren, die auf beide Städte zu oder von ihnen ausgeführt werden, mit ein ander zu verglcichrn, um des ungeheuren Unterschiedes inne zu werden, auf den die beiden Ccntralpunkte des literarischen Verkehrs in beiden Ländern Hinweisen. Während die fahren den Posten, die von allen denkbaren Straßen nach Leipzig kom men, oder von dieser Stadt aus diesen Wegen hinfahren, ihr schwerstes und umfangreichstes Gepäck in deutschen Bü- cberballen führen, jede Woche fast ganze Frachtwagen neuer Bücher für die dortigen Lager zum Thore heceinschwanken, in der Messe fast die kleinste Buchhandlung der kleinsten deutschen Stadt einen solchen Frachtwagen allein mit ihren Remittenden beladet, dürste man kaum alle acht Tage ein kleines winziges Päckchen um Paris auffangen , das ein pa riser Buchhändler vom Quai Voltaire, wo meist die Com- missionaire der Provinzialbuchhändler wohnen, nach dem