Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1848
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1848-02-11
- Erscheinungsdatum
- 11.02.1848
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18480211
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-184802113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18480211
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1848
- Monat1848-02
- Tag1848-02-11
- Monat1848-02
- Jahr1848
-
161
-
162
-
163
-
164
-
165
-
166
-
167
-
168
-
169
-
170
-
171
-
172
-
173
-
174
-
175
-
176
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
166 ^ 12 merkung nebeybei. Die Hauptsache ist, daß nicht jede Anklage wahr ist und eine anonyme sogar nur sehr selten. Derjenige aber, welcher den Ruf eines Ehrenmannes mit einer Lüge, mit einer Verleumdung begeifert, ist nicht der Richter, sondern selbst der Verbrecher, und es genügt nicht, wenn er, überführt, sich in seine eigne Seele hinein schämt, sondern er muß vor aller Welt gebrandmarkt werden. Es darf ihm nicht überlassen sein, daß er dem Groll, seine Tücke vernichtet zu sehen, in einer neuen anonymen Nichtswürdigkeit Luft macht, wie. dies zuweilen vorgekommen ist. Deshalb ist ein ehrenhafter Verein es sich schuldig, keinen anonymen Ankläger unter sich zu dulden, und ein ehrenhafter Mann wird sich selbst nicht zum anonymen An kläger entwürdigen, selbst wenn er Recht hat, weil die Pflicht der Ver antwortlichkeit von dem Recht der Anklage unzertrennlich ist. Der Schreiber dieses bleibt selbst anonym, da er nur die Sache (Anonymität persönlicher Anklagen und Verdächtigungen) und keine Person angreift. Sollte sich dennoch ein Anonymus aus Grundsatz getroffen fühlen, so hätte dieser kein Recht, sich zu beklagen, er müßte denn mit den eignen Waffen sich in's Angesicht schlagen wollen. Historisches. Der erste dcutsUie Btiebliniilaer-2 o n b e r bu n d vom Jahr 1768. (Aus Lefsiing s Dramaturgie mitgetheilt von I. D. S. Lun.) ,,Jn unserm Talmud kann man jedes lesen Und alles ist schon einmal da gewesen." Gutzkow. Es sind jetzt gerade 80 Jahre her, daß nachstehendes Circulair von London aus versandt wurde. Gotth. Ephr. Leffing sah sich durch dasselbe veranlaßt, die Hamburgische Dramaturgie sofort zum Abschluß zu bringen, und die deutsche Literatur ist um U eines Werkes, auf dessen Fragmente die Nation ewig stolz sein darf, beeinträchtigt worden. Wir geben die Aktenstücke, soviel möglich, ohne Reflexion; aber: „es ist schon alles einmal da gewesen!" London, den? 1768. Nachricht an die Herren Buchhändler. Wir habe» uns mit Bcihülfe verschiedener Herren Buchhändler ent schlossen, künftig dcncnjenigen, welche sich ohne die erforderlichen Eigen schaften in die Buchhandlung mischen werden (wie es zum Erempel die neuaufgcrichtctc, in Hamburg und anderer Orten vorgebliche Handlungen mehrere) das Sclbstverlegcn zu verwehren und ihnen ohne Ansehen nach- zudruckcn; auch ihre gesetzten Preise alle Zeit um die Hälfte zu verringern. Die diesem Vorhaben bereits btigctretcncn Herren Buchhändler, welche wohl cingcschen, daß eine solche unbefugte Störung für alle Buchhändler zum größten Nachtheil gereichen müsse, haben sich entschlossen, zu Unterstützung dieses Vorhabens eine Casse aufzurichtcn, und eine ansehnliche Summe Geld bereits eingelegt, mit Bitte, ihre Namen vorerst noch nicht zu nennen (!?), dabei aber versprochen, selbige ferner zu unter stützen. Von den übrigen gutgesinnten Herren Buchhändlern erwarten wir demnach zur Vermehrung der Casse desgleichen, und ersuchen, auch unfern Verlag bestens zu recommandiren. Was den Druck und die Schönheit des Papiers betrifft, so werden wir der Ersten nichts nachgcben, übrigens aber uns bemühen, auf die unzählige Menge der Schleichhändler genau Acht zu geben, damit nicht jeder in der Buchhandlung zu hocken und zu stören an- fangc- So viel versichern wir sowohl als die noch zutretende Herren Mit- collcgcn, daß wir keinem rechtmäßigen Buchhändler ein Blatt Nachdrucken wer den ; aber dagegen werden wir sehr aufmerksam sein, sobald jemandem von unserer Gesellschaft ein Buch nackgedruckt wird, nicht allein dem Nachdrucker hinwieder allen Schaden zuzufügcn, sondern auch nicht weniger dcnen- jenigen Buchhändlern, welche ihren Nachdruck zu verkaufen sich unterfangen. Wir ersuchen demnach alle und jede Herren Buchhändler dicnstfreund- lichst von allen Arten des Nachdrucks in einer Zeit von einem Jahre, nachdem wir die Namen der ganzen Buchhändlergesellschaft gedruckt angezeigt haben werden, sich los zu machen, oder zu erwarten, ihren besten Ver lag für die Hälfte des Preises oder noch weit geringer verkaufen zu sehen. Dcnenjenigen Herren Buchhändlern von unsrer Gesellschaft aber, welchen etwas nachgedcuckt werden sollte, werden wir nach Proportion und Ertrag der Casse eine ansehnliche Vergütung wider fahren zu lassen nicht ermangeln. Und so hoffen wir, daß sich auch die üb rigen Unordnungen bei der Buchhandlung mit Beihülfc gutgesinnter Her ren Buchhändler in kurzer Zeit legen werden. Wenn die Umstände erlauben, so kommen wir alle Ostermeffen selbst nach Leipzig, wo nicht, so werden wir doch desfalls Commission geben. Wir empscbten uns deren guten Gesinnungen und verbleiben Deren getreuen Miteollegcn, I. Dodsley und Compagnie. Hier steht denn doch einmal die durch Ihr geschätztes Blatt welt berühmt gewordene deutsche Buchhändlerehre am Pranger, und selbst der neueste Sonderbund des Jahres 1848 mag die Ueberzeugung ge winnen, wie „alles schon einmal da gewesen ist;" aber die Herren sollen erst aufmerken, wie unser Lessing diesem Langohr die verrätherischen Löffel aus der Löwenhaut zieht, wie unsanft er diesem verschleierten Bild von Sais das scheinheilige Lärvchen herunterreißt, hinter dem eine Physiognomie steckt, der jedes Mittel durch einen lucrativen Zweck heilig wird. Soll er darum verdammt werden, weil ernichtohne AnsehenderPersonzu Werke gegangen ist? „Wenn dieser Aufsatz nichts enthielte als die Einladung zu einer ge nauer» Verbindung der Buchhändler, um dem eingerissenen Nachdrucke un ter sich zu steuern, so würde schwerlich ein Gelehrter ihm seinen Beifall versagen. Aber wie hat es vernünftigen und rechtschaffenen Leuten cinkom- mcn können, diesem Plane eine so strafbare Ausdehnung zu geben? Um ein paar armen Hausdicben das Handwerk zu legen, wollen sie selbst Straßen räuber werden? „Sie wollen dem Nachdrucken, der ihnen nach druckt?" Das möchte sein, wenn cs ihnen die Obrigkeit anders erlau ben will, sich auf diese Art selbst zu rächen. Aber sie wollen zugleich das Selbst-Verlegen verwehren. Wer sind die, die das verwehren wollen? Haben sie wohl das Herz, sich unter ihrem wahren Namen zu diesem Frevel zu bekennen? Ist irgendwo das Selbst-Verlegen jemals ver boten gewesen? Und wie kann es verboten sein? Welch Gesetz kann dem Gelehrten das Recht schmälern, aus seinem eigenthümlichcn Werke allen den Nutzen zu ziehen, den er möglicher Weise daraus ziehe» kann? „Aber sie mischen sich ohne die erforderlichen Eigenschaften in die Buch b a n d lun g." Was sind das für erforderliche Eigenschaften? Daß man fünf Jahre bei einem Manne Packete zubindcn gelernt, der auch nichts weiter kann, als Packete zubinden? Und wer darf sich in die Buch handlung nicht mischen? Seit wann ist der Buchhandel eine Innung? Welches sind seine ausschließenden Privilegien? Wer hat sie ihm ertheilt? Wenn Dodsley und Compagnie ihren Nachdruck der Dramaturgie vollenden, so bitte ich sie, mein Werk wenigstens nicht zu verstümmeln, sondern auch das getreulich Nachdrucken zu lassen, was sie hier gegen sich finden. Daß sie ihre Vertheidigung beifügen — wenn anders eine Ver- theibigung für sie möglichst ist — werde ich ihnen nicht verdenken. Sie mögen sic auch in einem Tone abfasscn, oder von einem Gelehrten, der klein genug sein kann, ihnen seine Feder dazu zu leihen, abfassen lassen, in welchem sie wollen, selbst in dem so interessanten der Klotzischcn Schule, reich an allerlei Histörchen und Anekdötchen und Pasquillchen, ohne ein Wort von der Sache. Rur erkläre ich im voraus die geringste Insinua tion , daß cs gekränkter Eigennutz sei, der mich so warm gegen sie sprechen lassen, für eine Lüge. Ich habe nie etwas auf meine Kosten drucken lassen, und werde es schwerlich in meinem Leben thun. Ich kenne, wie schon ge sagt, mehr als einen rechtschaffenen Mann unter den Buchhändlern, dessen Vermittelung ich ein solches Geschäft gern überlasse. Aber keiner von ihnen muß mir es auch verübeln, daß ich meine Verachtung und meinen Haß gegen Leute bezeige, in deren Vergleich alle Buschklepper und Weg laurer wahrlich nicht die schlimmcrn Menschen sind. Denn jeder von die sen macht seinen cvup <Ie mnin für sich; Dodsley und Compagnie aber wollen Bandenweise rauben." Das Beste ist, daß ihre Einladung wohl von den Wenigsten dürfte angenommen werden. Sonst wäre cs Zeit, daß die Gelehrten mit Ernst darauf dächten, das bekannte Leibnitziscbc Projekt auszuführen. Schließlich mag uns Gutzkow noch einmal zum Wegweiser dienen: „Es haben alle Zweifler widerrufen , Und was auch Einer noch so AlugcS fand, ES war schon Blüthe eines früher» AeimS — DaS Neue nur ist droben! Hier war Alles Schon einmal da — schon Alles dagewefen. — "
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht