Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1869
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18691129
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186911296
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18691129
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1869
- Monat1869-11
- Tag1869-11-29
- Monat1869-11
- Jahr1869
-
3941
-
3942
-
3943
-
3944
-
3945
-
3946
-
3947
-
3948
-
3949
-
3950
-
3951
-
3952
-
3953
-
3954
-
3955
-
3956
-
3957
-
3958
-
3959
-
3960
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
277, 29. November. Nichtamtlicher Theil. 3943 werde, als auch der Erwerb eines großen anstoßenden Gartengrund stückes. Es ist ja der Unterschied des geistigen Magens von dem leib lichen, daß, je mehr man ihm bietet, je mehr will er haben, die Küchen für die geistige Speise haben also auch gute Aussichten, immer größer zu werden. Auf architektonische Schönheit macht das Gebäude keinen An spruch, dagegen geht durch das Ganze ein praktischer Geist; man sicht dem Hause an, daß es für die Arbeit und nicht um damit Staat zu machen gebaut ist. Deshalb ist für Licht, der Setzersaal hat 30 mächtige Fenster, Bequemlichkeit, durch Aufzüge, Zwi- schcntrcppen, Eisenbahnen durch das ganze Haus, Sprachrohre, elektrische Klingel, Wasserleitung, und durch letztere zugleich für die Sicherheit gesorgt, indem in allen Etagen Spritzenschläuche an- gcschraubt werden können. Die Hähne dieser Wasserleitung befinden sich in sicheren Schränken, die mit einer kleinen Glasscheibe versehen sind, hinter welcher der Schlüssel hängt. Es ist also undenkbar, daß der Apparat nicht in Ordnung ist, oder daß die Schlüssel sich nicht, wenn sie nöthig sind, finden, wie cs schon vst dagcwcsen, man schlägt ohne Weiteres die Glasscheibe ein. Zugleich ist cs unberufenen Händen unmöglich gemacht, aus Neugierde oder Bosheit ihr Spiel zu treiben, wenigstens nicht ohne daß es sofort bemerkt werden würde. Das Souterrain enthält die Papi er uied erlage mit ihren großen, namentlich für den Bazar, die Leipziger Zeitung und den Verlag bestimmten Vorräthen; die Fcuchtkammer, die Gyps- Stcrcothpie und die galvanoplastische Anstalt. Interessant ist die Herstellung der großen Musterbilder des Bazar's. Dieselben sind in der Art der Kattundrnckformcn gemacht, indem lauter kleine Metall-Stücke oder Typen auf einer großen Holzplatte, worauf die Papierzeichnung aufgcklebt ist, aufgenagclt werden. Die so äußerst schwierig erscheinende Kreuzung der Muster wird dadurch verhält nismäßig leicht zu Wege gebracht, und nachdem eine Stereotyp platte angefcrtigt ist, wird der Abdruck, der scheinbar wie von drei oder vier Platten herrührend aussicht, mit einem Druck erledigt. Nur durch solche sinnreiche Combination ist cs möglich, so Vorzügliches für einen so billigen Preis zu liefern, wie es der Bazar thut. Es werden von solchen Tafeln vier Stereotypen für die verschiedenen fremdländischen Ausgaben des Bazar's gefertigt, und cs ist eine merk würdige Erscheinung, daß das Land der Mode seine verbreitetste Modezcitnng aus Deutschland holt und daß der Druck derselben in Paris unendlich weit gegen den Druck der deutschen Ausgabe zu rücksteht, In dem Parterre befindet sich das geschmackvoll und elegant eingerichtete Comtoir, wo sich das Klingel- und Sprachröhrennetz conccntrirt. Soll Jemand durch das Sprachrohr angercdct werden, so wird er durch die elektrische Klingel erst an das Sprachrohr geru fen; zeigt er durch Zurückklingeln an, daß sein Ohr auf dem Posten ist, so beginnt mit Leichtigkeit die Conversalion, die sich indcß nicht um Tagesncuigkeiten dreht. Dem durch Uebung geschärften Sinn der Chefs ist es sogar leicht, durch die in dem Sprachrohr vibriren- den Töne vielfach den Gang der Arbeit zu controliren. Ferner um schließt das Parterre das Bücherlagcr, das Platte nlager und die wunderschön gearbeitete Dampfmaschine, die wie ein glänzen der Schmuck in einem polirten Holzkasten ruht — nein, das Wort paßt nicht auf sie — sondern liegend arbeitet. Sie ist in Buckau bei Magdeburg gebaut, hat 15 Pfcrdekraft und wird von zwei großen Kesseln gespeist. Das Entresol enthält außer verschiedenen Nebenräumlich- keitcn besonders einen großen Saal mit 30 Fenstern, in welchem sich 7 Satinirmaschinen und 8 Glättpressen (darunter 4 hydraulische mit je 400,000 Pfd. Druckkraft) befinden. Auch werden hier die Zeit schriften gefalzt und die roh zu versendenden Bücher zusammengc- tragen und collationirt. Im Ganzen sind in diesem Saale 32 Mäd chen und 20 Männer beschäftigt. Wir betreten nun den eigentlich ersten, im Betrieb aber schon vierten Stock des Hauses, welcher außer einem Nebenzimmer mit einigen Handpressen nur einen einzigen großen Maschinensaal bildet. Obwohl an den Anblick des Geschäftsbetriebs gewöhnt, über raschte und verblüffte uns doch das Bild der Thätigkcit, das sich hier entwickelte; 22 Maschinen, in denen zufällig keine einzige Form zu gerichtet wurde, ließen alle im schnellsten Tempo ihre formenbelaste ten Fundamente hin- und hertanzen unter Begleitung der schnurren den und surrenden Musik der vielfachen Näder und Riemen der Trans missionen; die an den Maschinen befindlichen Sclbstausleger neigten sich uns so höflich entgegen, daß wir unwillkürlich zu einem Gegen- compliment veranlaßt wurden. „Bitte nehmen Sie sich in Acht, der Wagen kommt", sagte mir mein gefälliger Begleiter, einer der Fac- toren, von denen je zwei der Setzerei, der Druckerei und der Gießerei vorstehen. Erschrocken wich ich dein auf der Eisenbahn leicht dahin- gleitcndcn Wagen mit etwa zwei Ballen Druckbogen aus, da höre ich dicht neben mir einen knarrenden Ton. Ich drehe mich um und an meinem Gesicht vorüber fährt der schwcrbcladene Fahrstuhl. In dem ich diesem auswciche, heißt es wieder: „Bitte kommen Sie nicht dem Treibriemen zn nahe." In der That, auf den, der keine Buchdruckcrci gesehen hat und nun aus der Stille des Treppenhauses plötzlich hereintritt, muß dieser Saal, wo alles, auf dem Fußboden, an den Wänden, unter der Decke in Leben und Bewegung ist, einen betäubenden und imponi- rcndcn Eindruck machen. Die 22 Maschinen, aus König L Bauer's berühmter Anstalt, sind alle, mit Ausnahme einer sehr großen und 2 Doppelmaschinen, mittelgroße von der Gattung Nr. 31> bis 8d. Die Besitzer haben trotz der großen Auflagen ihrer Druckarbcitcn und trotz der verhält- nißmäßig größeren Anschaffungs- und Betriebskosten den Grundsatz, nicht mit zu großen Maschinen zu arbeiten, und cs ist wohl auch nicht zu leugnen, daß bei Arbeiten, wo Sorgfalt unerläßlich ist, das, was auf der einen Seite durch kleinere Maschinen verloren geht, auf der andern Lurch die bessere Beaufsichtigung, die kürzeren Pausen, den schnelleren Gang (die Mittelgcschwindigkeit, mit der gearbeitet wird, ist 1400 per Stunde), durch die leichteren Manipulationen des Feuch ten», Glättens und Satinircns, namentlich aber durch die bessere Arbeit bei dem Jllustrationsdruck reichlich ausgewogen wird. Diese 22 Schnellpressen liefern jährlich über 60 Millionen Drucke, von denen etwa 24 Millionen auf den Bazar kommen. Bei unserm Besuch beschäftigte derselbe bloß 7 Maschinen, während zur Zeit der Herstellung der Probe-Nummern und Prospekte die doppelte Zahl der Maschinen kaum ausreicht. Der Papicrverbrauch für den Bazar ist annähernd 2400 Ballen. Die Leipziger Zeitung erfordert jährlich circa 13,000,000 Drucke und etwa 1300 Ballen Papier. Von Farbe werden jährlich gegen 200 Centncr, einen Preis von über 9000 Thlr. repräscntirend, consumirt, trotz demFarbengcize, der den besten Ruhm des Tcubncr'schen Druckes bildet und schon ein Vorzug des alten B. G. Teubner war. Es wird nicht der gefährliche Ver such gemacht, eine mangelhafte Zurichtung durch Farbemassen zu er setzen und einen Druck zu erzielen, den der Laie „als wunderschön schwarz" zu bezeichnen Pflegt, sondern er steht auf der, nur durch un ausgesetzte Sorgfalt iunezuhaltcndcu richtigen Grenze zwischen zu blaß und zu schwarz. Es wurde uns schwer, Abschied von dem regen Leben zn nehmen, um den zweiten Stock zu betreten, wo ein ganz ähnlicher, mit 30 mächtigen Fenstern versehener Setz ersaal und noch einige kleine Säle 120 —150 Setzern Platz und zwar einen sehr reichlichen und Hellen bieten. Bei unserm Besuch, zwischen 2 und 3 Uhr, waren gerade 37 Setzer und 5 Correctorcn mit der Herstellung der am Nach- 563"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht