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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1850
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1850-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1850
- Sprache
- Deutsch
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1365 1850.^ einen Solicitoc des Hauses und trägt ihm sein Anliegen vor. Der Solicitor sitzt, wie alle öffentlichen Beamte in England, hinter einem kastellartigen hölzernen Verschlage, und conversirt mit den Besuchen den durch eine Luke, welche die Schießscharte seiner Festung vorstellt. Der Beamte reicht dem Bittsteller das erste Mal statt jeder Antwort «inen gedruckten Bogen hin, dessen Rubriken auszufüllen sind. Name und Wohnort des Eigenthümers der herauszugebenden Zeitung, ihres Druckers und Editors sind schnell angegeben. Nun müssen die drei Bürgen genannt werden, und endlich noch zwei andere „rsüpectoble xentlemen," bei welchen man sich nach der Solidität der Erstern er kundigen kann. In einigen Tagen sind all die verschiedenen Nach fragen geschehen, und nun folgt der Hauptact des Ganzen. Der Re- dacleur (kldilor) muß mit allen seinen Verbündeten: dem Verleger, dem Eigenthümer (oder wenn es ein Actienunternehmen ist, mit zwei der Hauptaclionäre), dann dem Drucker und dem ersten Eaventen zu einem Richter gehen. Im Angesichte einer kleinen elegant gebundenen Bibel fragt nun der Richter Jeden einzeln im raschen Geschäfston: „Sind Sie damit einverstanden, Herr ... sich als Schuldner von 400 Pfo. St. gegenüber I. Maj. der Königin Victoria zu bekennen, im Falle das Gesetz Sie zu dieser Strafe verurtheilen sollte? — Wird diese Frage ordentlich bejakt, dann werden erst förmliche 400 Pf. St. Wech sel ausgestellt, geschrieben auf Pergament, zahlbar an die Königin Victoria und ihre Nachkommenschaft. Jeder der Verbündeten unter schreibt und legt, wie zum Schwure, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand auf den Rand des Pergaments. Der Unternehmer jedoch niuß außer dem Zeigefinger noch 2 Guineen auf den Altar des Richters legen. —Der letzte Act des Drama's spielt wieder in Somersethouse, wo die Parteien wieder Papiere unterschreiben und ihre Finger zum Schwure auflegen müssen- Unmittelbar darauf erhält der Unternehmer eine Anweisung an den Siegelstecher der Königin, welcher den ver langten Zeitungsstempel (gegen 15 Schilling Bezahlung) gravirt, und schon des andern Tages dürfen die neuen Blätter ausgegeben werden. — Der Generalpostmeistec bekommt in den ersten Tagen ein Exemplar zur Ansicht, damit er sich überzeuge, daß das neue Unternehmen wirk lich ein Zeitungsunternekmen und keine Umgebung der Briefposttaxe sey. Der Stempel und die Papiere bleiben in Somersethouse. Uebrigens gehört eine Geldbuße wegen Libells beinahe zu den un erhörten Seltenheiten. Man lese die Wochenblätter, zumal die Pro duct« der irischen Tagespresse, wo die Königin oft auf die gemeinste Weise angegriffen wird, dennoch ist seit Jahren kein Fall vorgekom men, daß sie von der Staatsanwaltschaft deshalb belangt worden. Die Regierung hält cs unter ihrer Würde, einen Proccß gegen Pamphlete einzuleiten. „Times" ist wol einmal wegen Libells verfolgt worden, ja, ihr Herausgeber entging nur mit Mühe dem Pranger, aber das war in der ersten Periode ihres Erscheinens, und „Satyrist," gegen welchen der Herzog Earl von Braunschweig als Kläger auftrat, wurde zu nicht mehr als zur Buße eines Farthings (ungefähr 2>/z Pfennig) verurtheilt. Oppeln, 2. October. (Jubiläum.) Gestern wurde das allgemeine bunte Gewirr« der jetzigen politisch bewegten Zeit hier in gewissen Kreisen durch ein Berufsfest, das 50jährige Jubiläum des diesigen Buchdruckerei-BesitzerS und Buch händlers Weilshäuser in der ersteren Eigenschaft, angenehm unter brochen. — Die dem Jubilar allgemein zu Theil werdende Achtung fand ihren Ausdruck am Vormittag in den vielfachen Gratulationen von Deputationen, Freunden und Gönnern, die in der Mittagsstunde ihren Glanzpunkt erreichte, als der Herr Regierungs-Präsident, Graf Pückler, der Mann, der es versteht, mit Geist und Herz auf das Gemüth zu wirken, an der Spitze von fünf Regierungs-Mitgliedern bei dem Jubilar cintrat, um die ihm von Sc. Majestät dem Könige für seine Gesinnungstüchtigkeit verliehenen Insignien des rothen Adler- Ordens mit einer theilnehmenden, gediegenen Ansprache zu übergeben. — Den Nachmittag und Abend verlebte der Jubilar in seinem Lieb lings-Aufenthalte, der hiesigen Freimaurer-Loge, deren geachtetes Mit glied er seit 30 Jahren ist, wo ihm unter zahlreicher Versammlung die herzlichste Theilnahme an dem seltenen Feste dargebracht wurde. — Bei der Abend-Tafel in der Loge herrschte gemüthlicher Frohsinn, ge würzt durch mehrere sinnige, auf Las Leben und den Beruf des Ju bilars bezügliche Gesänge, die er um 10 Uhr verließ, um in den Kreis der ihn erwartenden Familie zurückzukehrcn. MiSccllcn. DieGesellschaftfürGeschicbtevon Frank re ich (soviel« de Ubistoire de krance) hat zu ihrem Zwecke ein sehr anerkennungswerthes Streben. Sie sorgt nämlick mit allen ihr zu Gebote stehenden Kräften für Publication von Werken und Documenten, welche die Kenntniß der vaterländischen Geschichte in Frankreich verbreiten sollen. Wenn die je^ige Zeit, wo man weit mehr die Gegenwart aus den Journalen kennen lernen will, dem Unternehmen, welches sich nur mit der Vergangenheit beschäftigt, auch nicht günstig gewesen ist, so sind doch bis jetzt bereits nach und nach 50Bände herausgegeben worden, und nicht leichtgiebl ein Subscribent das Werk auf oder findet man eine nur einigermaßen be deutende Bibliothek ohne dasselbe, in Frankreich. Jetzt ist man beson ders bemüht, die bereits begonnenen Schriften zu Ende zu führen. So ist der Pcoceß der Jeanne d'Arc von Quicherat durch einen fünften Band completirt worden. Der erste Band des Journals von Barbier, welches einen höchst interessanten Beitrag zur Schilderung der Sitten und Ansichten derPariser Bourgeoisie unter decRegierungLudwig'sXV. liefert, wird bald von einem zweiten und dritten Bande gefolgt seyn. Der sechste Band der Geschichte des heiligen Ludwig von Tillemont, eine ebenso sorgfältige als scharfsinnige Arbeit, wird noch in diesem Jahre erscheinen und dann das ganze Werk beendet seyn. Die interes sante Beschreibung der Mazarinaden von Moreau wird ebenfalls noch 1850 erscheinen. Trotz der sehr beschränkten Mittel hat die Gesellschaft doch Gelegenheit genommen, ihre Freigebigkeit in einem Preise von 10Bän den, der für den am meisten sich in der Geschichte auszeichnenden Slu- direnden ausgesetzt worden ist, zu zeigen. Ebenso hat sie das Unter nehmen des Polizeipräfeclen, eine Bibliothek für die Gefangenen zu be gründen, bereitwilligst unterstützt. Die in Pesth erscheinende Deutsche Ausgabe der im Originale ungarischen „Geschichte der Ungarn von M. Horvsth," ein Werk, das der Literatur Deutschlands und Ungarns zur Ehre gereicht, schreitet rüstig vorwärts. Der Schluß der uns vorliegenden 3. Lie ferung ist beim Ende des 14. Jahrhunderts angekommen. Die Bil ligkeit des Preises macht es Vielen zugänglich, die nicht im Stande sind, das große ähnliche und klassische Werk von Feßler sich anzu- ^rvi8 »n leetvur! Es scheint, daß die Kalender vieler Buchhandlungen dieses Jahr unrichtig seyn müssen, denn Michaelis war nach dem Le ip zi g erKalen- der am 29. September, also vor bereits fünf Wochen, und noch sind sehr Viele mit den Saldis im Rückstände, die zu eben dieser Michaelis hätten gezahlt werden sollen. Ist das die Folge unrichtigen Kalenders oder Vergessenheit, oder sonst etwas? — Diese Frage an Die, die's angeht. Wo soll's aber hinaus, wenn nun 22 Monate Credit nicht mehr genügen?! Es knüpfen sich hieran sehr ernste Betrachtungen, und zeigt sich in dieser Gleichgiltigkeit für eingegangcne Verpflichtungen am traurigsten die Un t so mancher Firma, deren Namen nun auch, von einer Anzahl von Verlegern zusammengestellt, demnächst an geeignetem Orte bekannt gegeben werden dürften.
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