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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1873
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- 1873-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1873
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190, 18. August. Nichtamtlicher Theil. 2987 Nichtamtlicher Theil. Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels. m. Wieland und sein Merkur. (Schluß aus Nr. 186.) War Wieland seit 1784 in seinem Schwiegersohn Reinhold eine treffliche Stütze erwachsen, so ging ihm im Jahre 1787 in der Person des Raths Schiller ein neuer Stern auf. Mit besonderem Behagen zeigt er seinen Lesern dessen Theilnahme am Merkur Ende 1787 an. Unser Dichter frent sich, diesen „vortrefflichen jungen Mann" und noch einen oder zwei seines Gleichen fernerhin zur Seite zu haben. Jetzt konnte wohl an eine Neubelebung des Merkur gedacht werden. Und nun wird Wirklichkeit, was schon vor Jahren und dann Ende 1787 mit Schiller war geplant worden, der alte Heidengott steigt 1790 als „Neuer tcutscher Merkur" aus seiner Asche. In der That hatte Wieland zu Ende der achtziger Jahre Grund, für die Zukunft des Merkur besorgt zu sein. Wenn seine Klagen über die Gleichgültigkeit des Publicums je begründet waren, so waren sie es jetzt, freilich mußte sich unser Dichter sagen, daß sie einige Be rechtigung hatten. Man klagte, daß zwischen den guten Aufsätzen des Merkur viel geringe Waare erscheine und cs stand in der That zu erwarten, daß der Götterbote an der Schwindsucht sterben werde, wenn da nicht geholfen ward. Schillern gegenüber sprach Wieland ganz offen und jener schrieb, was ihm mitgetheilt ward, mit erster Gelegenheit an seinen Freund Körner. Als er, wie er diesem am 14. November 1788 schreibt, von Rudolstadt nach Weimar zurückkam, fand er den Merkur in Todes nöthen. Das Feuer brannte Wieland auf den Nägeln und Schiller meint, „wenn ich mich nicht entscheidend für den Merkur mit ihm verbinde, so wird er wohl aufhöreu". Der Merkur hatte etwa 1200 Käufer, „welches auf zweitausend Thalcr, wie er sagt, hinaus läuft (vcrmuthlich nach Abzug dessen, was Göschen erhält)". Drnck- nnd Papierkosten beliefen sich auf sieben bis achthundert Thaler und so blieben, nach Abzug der Honorare re. für Wieland, „wie er behauptet", nicht viel über zweihundert Thaler. Schiller glaubte an die Richtigkeit dieser Angabe, denn der Schwiegersohn Rein hold empfing dreihundert Thaler sn Zros, „und wer weiß, was seine zwei anderen Schwiegersöhne ihm ausgepreßt haben. Die Autoren wollen frisch bezahlt sein und Er wird cs freilich etwas langsam und in kleinen Sümmchen. Goethe ist jetzt auch dazu getreten, und er hat mir im Vertrauen gesagt, daß Goethe nichts wegschenke". Es fragt sich nun, soll man aufhören oder sortsahren. In letztem Fall soll die schon vor einem Jahr projectirte Umwandlung des Merkur in eine richtigere Copie des Nsrcurs äs Uranos vor sich gehen und es fehlte den hierfür Verbündeten, Wieland und Schiller, nur noch der dritte Mann. Es kommt dabei darauf an, „einen Weg auszudcnken, wie sich wenig und gut arbeiten mit einer anständigen Einnahme ver einigen lasse. Wenn drei vortreffliche Federn des Jahres nicht mehr als eine jede ein Alphabet zu liefern haben, so sollte man denken, daß drei Alphabete vortreffliche Arbeit herauskämen. Vertheile diese 96 Bogen (!) in zwölf Hefte, so hast du eine Monatsschrift, an der jeder Aufsatz Werk des Genies, der abgewartetcn Stimmung und der Feile sein kann. Rechnet man, daß jeder der drei Mitarbeiter hundert Carolinen reinen Profit erhalten soll und der Entre preneur die doppelte Summe, oder der Buchhändler, der sie übernimmt, auch diese 100 Carolinen: so sind 2500 Thlr., welches mit den Druckkostcn, die sich, wie Wieland sagt, jetzt auf 750 Thlr. und alsdann ungefähr auf lOOObelausen könnten, 3500Thlr. beträgt. Ist diese Summe zufammcnzubringen, so hat erstens Deutschland -ein vortreffliches Journal und zweitens drei gute Köpfe Brot. Da nun der Merkur zweitausend Thlr. bereits einträgt und also nur 1500 fehlen, so sollte es doch mit dem Teufel zugehcn, wenn man diese 1500 Thlr. nicht durch Bortrefflichkeit der Arbeit erzwingen könnte. Ein betriebsamer Buchhändler würde sie in zwei bis drei Jahren bloß allein außerhalb Deutschland znsammentreiben". Diese Idee Schiller's leuchtete Wieland wohl ein und man beschloß jenen Schritt, der den Teutschen Merkur in den Neuen teutschen Merkur umwandelte. Wieland versprach Schiller für das Alphabet seiner besten Arbeiten 100 Louisd'or, und Schiller sah dadnrch seine ganze Existenz gesichert. Der ruhig erwägende Körner hat gegen seines Freundes Plan dann nichts einzuwenden. „Der merkantilischc Erfolg", schreibt er, „hängt bloß vom Zutrauen des Publicums zu denjenigen ab, die sich als Unternehmer ankündigen." Wieland hat bisher gezeigt, „daß er trotz der ehemaligen vielversprechenden Ankündigung des Merkur" in der Aufnahme von Beiträgen nichts weniger als streng war und wenn über Schiller's Fähigkeiten ein Zweifel nicht aufkommen kann, wer gibt Bürgschaft für Schiller's Pünktlichkeit? Körner räth des halb den Jahrgang 1789 als Uebergang mit den besten Beiträgen auszustatten, „alsdann könnte man zu Ende des Jahres das Publi cum fragen, ob es ferner dergleichen Waare haben wollte". lieber den weiteren Lebensgang des Merkur soll nur noch wenig gesagt sein. Schiller ging als Professor nach Jena, die viel versprechende Verbindung der beiden Dichter fiel, noch ehe sie recht begonnen, und Wieland sah eine Erwerbsquelle, die ihm neben manchem Aerger doch auch Freude gemacht, allgemach immer schwächer werden. So kam die Zeit, wo er wieder einmal den Entschluß faßte, sein Journal eingehen zu lassen. Das war Ende 1798. „Die Hauptursache ist keine andre", schrieb er im November 1798 an Göschen, „als daß ich die 1000 Thlr. Capital, die der Verlag und die Hono- rirung jährlich erfordern, im künftigen Jahr schlechterdings nöthig habe, um das Osmannstädter Gut vollständig einznrichten". „Der Absatz war bisher in tot» noch ungefähr 800 Exemplare jährlich, der Verdruß und Plackerei aber, die ich vom Merkur habe, seitdem ich von Weimar weggezogen bin, wird durch die 200 bis 300 Thlr., die mir äsäuotis äsänssnäis als Profit übrig bleiben, nicht vergütet. Gemüthsruhe ist das unentbehrlichste für mich in meinen jetzigen Jahren." Dann ändert Wieland jedoch seinen Entschluß, er wird die Zeitschrift erst mit dem Ende des Jahrhunderts sanft „schlafen legen". Aber der Merkur scheint unsterblich. Das Jahr 1800 findet ihn noch am Leben und 1801 hat er ebenfalls noch nicht die Absicht znm Orkus hinabzustcigeu. Jedoch erscheint er jetzt im Verlage der Ge brüder Gädickc in Weimar; ist auch Wieland noch immer der Eigen- thümer des Journals, so ermahnen Alter und das wenig Lohnende des Betriebs, sich nach einem Buchhändler umzusehcn, der etwas mehr ist als Commissionsverleger. Und zu dieser Stellung eines Pächters finden sich Gädickes bereit, mit ihnen wird, wie es scheint, jährlich ein neuer Contract für das folgende Jahr von Wieland ab geschlossen. Nach dem im Original vorliegenden Vertrag für das Jahr 180«» regelte sich das Verhältniß zwischen Wieland und Gädickc folgender maßen: „Uropristairs bleibt nach wie vor Herr Hofrath Wieland." Die Verlagshandlung trägt alle Kosten der Herstellung, Wieland aber verpflichtet sich, zu jedem Monatsstück fünf Bogen Text zu liefern. Die Ablieferung besorgt K. A. Böttiger, der wie früher Lütkemüller, am Merkur jetzt Wieland hilft und zur Zeit Redacteur ist. Gädickes haben dafür, „falls der Debit nicht über 800 Exem plare steigt", 650 Rthlr. in zwei Terminen nach der jeweiligen Oster- und Michaelismesse an Wieland in Laubthalcrn ä 1 Thlr. 15 Gr. zu zahlen. Stieg der Absatz über 800 Exemplare, so erfolgt 403*
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