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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1920
- Strukturtyp
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- 1920-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1920
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- Deutsch
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125, 10. Juni 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. der Grenzen das Ausland namentlich aus unsere technischen und chemischen, in etwas geringerem Matze aus unsere medizinischen Erscheinungen. Dem hat bis zu einem gewissen, z. T. uner wünschten Grade tue Auslandverkaussordnung einen Riegel vor geschoben. Aber der Ertrag steht nicht im Verhältnis zum Um satz, und bange Sorge beschleicht den Verlagsbuchhandel, wie das Abgesetzte bei den teuren Herstellungskosten und der Wirt schaftslage zu absatzfähigen Preisen wieder zu ergänzen ist und wie dem Bedarf nach neuen Auftagen entsprochen werden kann. Wenn wir bei der Besprechung der Papiersrage im vo rigen Jahresbericht die Hoffnung ausdrückten, daß der Frie- densschtuß und die völlige Öffnung der Grenzen eine Besserung der Papierversorgung herbeiführen würden, so haben die Er eignisse auf dem Papiermarkt die Erfüllung dieser Hoffnung gründlich vereitelt. Die Lage auf dem Pgpiermarkte ist im Gegenteil und insbesondere seit Ende des vorigen Jahres trost loser geworden als je. Unsere großen Verlagsfirmen müssen ihre Produktion immer mehr einschränken, da die Papierfabriken einen großen Teil der Aufträge seit Monaten nicht mehr aus- sühren können. Es fehlt diesen Betrieben nicht nur an dem er forderlichen Zellstoff, sondern besonders an der Kohle. Und die deutschen Zellslossabriken wieder stehen zum größten Teil aus Holz« und Kohlenmange! still, während die Papierfabriken, die ausländische Zellstoffe einsühren konnten, bis vor kurzem ver pflichtet waren, das daraus hergestellte Papier zur Schaffung von Devisen im Verhältnis zu der Einfuhr an Zellstoff auszu- fühien. Die ersehnte Öffnung der Grenzen war von unheilvollem Einfluß auf unsere Papierversorgung. Ausländische Käufer machten sich den niedrigen Stand der Markwährung zunutze, um große Mengen von Papier aus Deutschland herauszuholen, und die dafür gezahlten Auslandspreise hatten eine starke Erhöhung auch der Inlandspreise im Gefolge. Wir sind heute soweit ge kommen, daß für holzfreie Papiere 25 und mehr für das Kilo, für holzhaltige bis zu 10 gefordert werden, während die enisprcchenden Preise noch im September vorigen Jahres 2.50 bzw. 1.— betrugen, obwohl dies damals bereits das Fünffache des Friedenspreises bedeutete. Auch das ominöse -Loch im Westen- trägt große Schuld an unserer Papiernot. In welchem Maße die Ausnutzung der -Konjunktur- zum Scha den des Verlagsbuchhandels von den deutschen und österreichi schen Papierfabriken gehandhabt wird, geht aus den von diesen veröffentlichten Jahresbilanzen und der Höhe der verteilten Dividenden zur Genüge hervor. Neben der Papierausfuhr ist uns vor allem auch die Holzausfuhr verhängnisvoll, da sür Holz im Ausland so hohe Preise gezahlt werden, wie sie die inländisch« Papierindustrie nicht ausdringcn kann; die Folge davon ist die bereits erwähnte Stillegung nahezu aller deutschen Zellstoff fabriken. Ob das in mehreren Eingaben auch vom Verlegerverein geforderte und Mitte Februar endlich erlassene Papieraus- fuhrverbot eine wesentliche Besserung der Lage zu schaffen berufen ist, hängt davon ab, in welchem Geist die Handhabung der zu bewilligenden Ausnahmen stattfinden wird. Die Papier-Verbrauchsbeschränkung des Buch- und Zeitschriftenverlags durch die Wirtschaftsstelle wurde auch im abgelaufenen Vereinsjahr nicht aufgehoben, trotzdem der Vorstand für eine Aufhebung eingetreten ist, aus der Erwägung, daß nach Beendigung des Krieges eine weitere Beschränkung in der bisherigen Weise nicht mehr nötig sei. Tatsächlich konnte dem Verlagsbuchhandel auch jede angefragte Menge durch die Wirtschastsstelle bewilligt werden, da infolge der Entspannung auf dem Papiermarkt in der ersten Hälfte des Jahres ISIS und auch noch lange darüber hinaus jede Menge Papier geliefert werden konnte. Erst die erneute krisenhafte Entwicklung in der Kohlen- und Zellslofswirtschaft und im Anschluß daran in der Pa piererzeugung ließ es wünschenswert erscheinen, die Verbrauchs beschränkung wieder in vollem Umfange eintreten zu lassen. An der Wirtschastsstelle ist es jetzt, durch ihre Tätigkeit zu zeigen, ob sie der Vorschrift, daß das vom Zeitschriften- und Buchverlag benötigte Papier bevorzugt hergestellt werden müsse, den nötigen Nachdruck verleihen kann. Die Erhöhung der Buchdruckprcise ist weiter- gegangen infolge der immer wieder gesteigerten Lohnsordcruir- gen. Nachdem wir auf Beschluß der Hauptversammlung am 17. Mai 1919 an das Reichsarbeitsamt eine Resolution gegen die Lohntreiberei im Buchdruckgewerbe gerichtet hatten, ver suchten wir unsererseits an den Tarisverhandlunge» mitzuarbei- ten. Der Deutsche Buchdruckerverein lehnte es jedoch am 2. Mai 1919 ab, einen Vertreter des Verlegervereins zu den Verhand lungen des Tarifausschusses hinzuzuziehen, sodaß wir uns damit begnügen mußten, unterm 3. Mai 1919 das Tarifamt der Deut schen Buchdrucker auf die verhängnisvollen Folgen hinzuweisen, die weitere Lohn- und Preissteigerungen mit sich führen müßten. Am 2. Juni 1919 erhöhte das Tarisamt die Friedenspreise um weitere 50°/», also für Berlin um 2507», für die Provinz um 2307». Wir mußten daraufhin unsern Mitgliedern möglichste Zurückhaltung in der Erteilung von Druckaufträgen in den -Mitteilungen- empfehlen. Am 1. August 1919 erfolgte eine weitere Erhöhung um 307°, also für Berlin um 2807°, sür die Provinz um 2607°. Am 18. Dezember 1919 wurden auf die bisherigen Preise wiederum 257°, am 6. Februar 1920 weitere 257°, am 15. März sogar 407° ausgeschlagen. Zurzeit haben die Aufschläge die schwindelnde Höhe von über 7007» erreicht. Auch die Buchbinderpreise stiegen ständig seit Er höhung der Akkordpreise um 33s/o"/» im Juli 1919 und haben jetzt sür Werke eine Höhe von etwa 5507» erreicht, wozu noch besondere Zuschläge für Überzugstosfe berechnet werden. Wir haben dem Verband Deutscher Buchbindereibesitzer unterm 21. Januar 1920 die Erwartung ausgesprochen, daß die neue Erhöhung der Preise sich in den Grenzen der vom Buchbinderei gewerbe zu tragenden tatsächlichen Mehraufwendungen für Löhne und Rohstoffe bewegen wird, und ganz entschieden dagegen Ver wahrung eingelegt, daß die von den Mitgliedern des Verbands offerierten Preise auch dann als freibleibend zu betrachten sind, wenn ein Lieferungsvorbehalt unterblieben ist. An die Berliner Handelskammer erstatteten wir am 14. August 1919 ein Gutachten über die Handelsüblichkeit der vom Verband Deutscher Buch bindereibesitzer aufgestellten Lieferungsbedingungen, die wir im großen und ganzen als nicht handelsüblich bezeichnen mußten. Am 7. August 1919 erstatteten wir ein Gutachten an das Amts gericht Leipzig über Berechnung von Lagermiete. In dem Streit zwischen Buchdruckern und Buchbindern über die Frage der Abholung wurden wir zur Vermittlung angerufen, mußten diese aber auf den Bericht unseres Geschäftsführers hin als aussichtslos im Januar 1920 ablehncn. Die Bücherpreise mußten naturgemäß infolge der all gemeinen Teuerung eine bedeutende Steigerung erfahren, stehen aber immer noch nicht im richtigen Verhältnis zu den Unkosten und sind im Vergleich zu andern Waren als außerordentlich mäßig zu bezeichnen. Trotzdem dürften sie in der Mehrzahl weitere erhebliche Erhöhungen nicht vertragen, da die weitaus meisten Bücher nicht Gegenstände des täglichen Bedarfs sind. Die Mannigfaltigkeit der Verlegerteuerungszu schläge, die zwischen 10 und 3007° schwanken, erklärt sich aus der verschiedenen Absatzfähigkeil der Bücher und den indi viduellen Auffassungen der einzelnen Verleger darüber. Der Forderung des Akademischen Schutzvereins in Leipzig vom Juni 1919 an den wissenschaftlichen Verlag auf eine angemessene Erhöhung der auf den Bogen berechneten Honorare mußten wir bei voller Anerkennung der Notlage der Verfasser entgcgentreten, da sie von falschen Auffassungen aus ging. Wir stellten fest, daß in zahlreichen Fällen, überall wo es möglich war, das Bogenhonorar vom Verleger bereits erhöht wurde, eine allgemeine durchgehende Erhöhung vorläufig jedoch nicht durchführbar ist, da in den meisten Fällen der Verleger trotz einer verdret« und vervierfachten Kapitalsaufwcndung die Ladenpreise im höchsten Falle nur verdoppelt hat, um nicht durch zu hohen Preis eine Anschaffung unmöglich zu machen, also einen Mehrverdienst nicht zu verzeichnen hat. Eine B ü ch e r st a t i st i k für 1920 ist in Vorbereitung und wird in dankenswerter Weise von Herrn vr. Springer bearbeitet werden, der auch die Anregung dazu gab.
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