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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1862
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Mit dem 22. März 1762 begann er das Cassakuch der neuen Jaegcr'schen Buchhandlung, und von diesem Lage darf ich nun mit Recht das hundertjährige Bestehen des Geschäfts unter seiner jetzigen Firma datiren. Dieses Cassabuch führte er bis zum 31. Januar 1782. Mannichfach finden sich in demselben mit stets kräftiger Hand, nach Ablauf eines Jahres oder im Laufe desselben, bei besonderen Anlassen die dankbarsten Gefühle für den Erfolg seiner Arbeiten, und als mit obigem Tage seine Handschrift aufhört, findet sich von ihm zum Schluffe seiner geschäftlichen Thätigkcit folgender Eintrag: „Nun Gott Lob für allen Segen, den du allcrgütigstcr Gott seit 20 Jahren , da du mir diese Handlung auf eine recht wun derbare Weise zugewandc hast, für deinen gnädigen Beistand, den du mir und meiner lieben verstorbenen Frau diese Zeit über geleistet hast, da wir alle Bcedc in solcher völligen Unwissenheit waren. Segne nun auch von dato an meinen lieben Sohn, welchem ich sie übergebe, und erhalte diese Handlung aus Kin des-Kinder bei dessen Nachkommen und segne sie, wie du rei cher Segens-Gott diese Zeit über gesegnet hast; schenke ihm Dcmuth, daß er und die Seinigcn stets erkennen mögen, daß der Segen unserer Arbeit von dir, großer Gott, dem Geber alles Guten, nur allein hcrkvmmt. Behüte ihn und die Gel ingen vor allem Unglück, Schaden und Gefahr um deiner ewi gen Liebe und Erbarmung willen. Amen!" Unterstützt durch die Beihilfe seiner Frau, die den Ladenver kauf milbetrieb, verdient seine mannichfachc Thätigkcit besondere Anerkennung betreffs seines großen Atlas von Deutschland in 81 Blatt, von welchem ich noch das ursprüngliche UebersichtSnctz besitze. Nach diesem waren 11 Blatt des Atlas in Auftrag meines Urgroßvaters von einem Oberförster Kloz begonnen, der aber darüber starb, und somit blieb Jaeger die alleinige Arbeit, welche er, unterstützt von damals nur gering vorhandenen und schwer zugänglichen Vorarbeiten, mit einer Zähigkeit und Ausdauer be endigte, die auch heute noch die verdiente Anerkennung der Sach verständigen sinder. Dieses Ucbersichtsblatr trägt das Datum 3. Decbr. 1766 und die Bemerkung: „Gott schenke uns viele Liebhaber zu dieser Karte." Während der langjährigen Herausgabe scheint dies weniger der Fall gewesen zu sein, dagegen bildete sie in den be ständigen späteren Kriegen nicht selten die Hauptnahrungsquelle der folgenden Familien - Generationen. Nach dem frühen Ableben des ältesten Sohnes meines Ur großvaters trat dessen zweiter Sohn Johann Christian, mein Großvater, geboren den 25. Januar 1754 und zunächst dem Handelsstand bestimmt, in das Geschäft; für die Zeit seines Ein tritts in dasselbe fehlen mir jedoch die näheren Daten. Das Geschäflslcben der früheren Zeiten mochte wenig Ruhc- punkte zur Vormerkung des Erlebten bieten, namentlich jene Periode der französischen Revolution und der späteren napolconi- schen Kriege, und so vermag icb über meinen Großvater Joh. Ehrist. Jaeger nur Erinnerungen aus meiner Knaben - und Ju gendzeit vorzubringcn. Mein Großvater übernahm mit 1. Dccember 1782 die elter lichen Geschäfte, bestehend aus der Buchhandlung, verbunden mir dem Papier- und Landkartcnhandel, ferner die von seinem Vater begründete Papierfabrik und Pulvcrmühle bei Hanau. Seine Gcschäftsansichlen beruhten daher vor allem mehr auf rein kaufmännischer Basis, die in jener Zeit so mannichfach verschie den von der etwas naiven halb gelehrten Behandlung des Buch handels war. Die verschiedenen Geschäftszweige, denen mein Großvater vorzustchcn hatte, beschäftigten seinen Geist nach allen Seiten, und mit kräftiger Hand wußte er sic zu leiten, den Verhältnissen anzupasscn und so jene Zeit zu nutzen, die im größten KriegSge- dränge dennoch dem kundigen Manne den Faden darbot, seine Kenntnisse geltend und auch zeitweise ungewohnte Verhältnisse sich dienstbar zu machen. Klar steht sic vor mir, die würdige Gestalt meines Großvaters, stets aufrechter Haltung mit lebhaftem, durchdringendem Auge, hoher Stirn, das Haar gepudert, mit kleinem, sorgfältig gehal tenem Zopf, der, wenn ich nicht irre, erst nach 1813 verschwand. Stets sorgfältiger Anzug, kaum anders als im Frack, sehr feine Wäsche, kurzen Beinkleidern mit hohen Stiefeln, ließen die feste gerade Gestalt des Mannes nach damaliger Anschauung immer vorlhcilhaft hcrvortretcn. Ein durchaus rechtlicher Sinn, edles Gefühl und eine väter liche Milde zeichneten denMann aus; Kinder und Enkel bceifcrtcn sich, seine Wünsche ihm abzusehcn und nach Kräften zu erfüllen. Seinem ältesten Sohne Georg Jaeger trat er später (1803) den Anthcil am hiesigen Geschäft ab und betrieb nun die Papierfabrik zu Hanau, während die Pulvermühle durch zwei maliges Aufstiegen in kurzem Zeitraum ihm verleidet war und er solche entgehen ließ. Gleichzeitig mit dem Eintritt in das Geschäft von Georg Jaeger an des Großvaters Stelle fand derjenige meines Vaters, Carl David Kocnitzcr, gebürtig aus Berlin, Statt, welcher meines Großvaters Tochter Anna Marie im Jahre 1800 gehci- rathet hatte. Beide Associe's, jung und rührig, betrieben nun das hiesige Geschäft mit dem lebhaftesten Eifer, doppelt angeregt durch die damaligen Zeitereignisse, welche namentlich den Bedarf an Land karten für den Krieger, wie für den friedlichen Bürger zur unbe dingtesten Nothwendigkcit dcrvortreten ließen. Nun erst zeigte sich die segensreiche Wirkung der Arbeiten meines Urgroßvaters und seiner früheren Unternehmung des gro ßen Atlasses von Deutschland. Das unter Napoleon I. so rasch wechselnde Kriegstheater auf unseren vaterländischen Fluren fand stets die Jacger'schcn Karten schon fertig; ein schnelles Nachbil den, wie heutzutage durch Lithographie und Holzschnitt, existiere nicht, und ließ ihnen daher lange Zeit volle Geltung. Nur wcnigeJahre dauerte die Geschäftsverbindung der beiden Schwäger, als der Tod den braven Genossen und fleißigen Ar beiter Georg Jaeger nach langem Leiden (1807) wegrafftc. Gcnöthigt durch dieses trübe Geschick, trat mein Großvater wieder in des Sohnes Stelle, mußte jedoch seine Thätigkcit zwi schen hier und Hanau theilen und kam nur zeitweise nach Frank furt, während ein fast täglicher brieflicher Verkehr zwischen ihm und meinem Vater stattfand. Mein Vater, geborncr Berliner, Sohn eines Beamten, halte dort in der noch eristicenden Mylius'schen Buchhandlung gelernt, war von da nach Basel in die heute ebenfalls noch be stehende Schweighauscr'sche Buchhandlung als Gehilfe eingetrclen, und nach längerer Zeit dortigen Aufenthaltes nach Lausanne ge gangen, thcils im Geschäfte thätig zu sein, theils sich die franzö sische Sprache eigen zu mache». Von dort aus begab er sich, wie so viele seiner Zeitgenossen, doch mit sebr bescheidenen Mitteln, nach Paris, angezogc» von den wcltcrschütternden Ereignissen, welche dorr sich entwickelten. Zurückgekehtt nach Basel, wünschte er von dort aus eine Stelle in Deutschland anzunehmcn; cs waren ihm unter andern zwei angetragen, die eine bei dem ver storbenen Baron von Cotta, damaligem Besitzer der Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart, dessen darauf bezügliche Briefe ich noch besitze, die andere von meinem Großvater hier in Frankfurt.
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