Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1861
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- 1861-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1861
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- Deutsch
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2569 146. 27. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. daß auch im Buchhandel gewisse Anstandsrcgeln gelten. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Gelehrter, der nebenbei Rentner ist, daß er mir einer Sortimentshandlung seines Wohnorts den Ver kehr abgebrochen habe, weil diese ihm—man denke sich die Rück sichtslosigkeit des Geschäftsmechanismus — zu Neujahr eine Rechnung zugcschickt habe. Bei andern Sortimentern sei ihm dies niemals vorgckommen, selbst wenn er im ersten Jahre nicht gezahlt habe. Bibliotheken von Universitäten, deren Vermögen nach Millionen zählt, sind notorisch so lässige Zahler, daß die Sortimcntshandlungcn erklärtermaßen ihren Bestellungen lieber aus dem Wege gehe», als ihnen cntgcgcnkommen. Natürlich muß trotz aller Bequemlichkeit des Creditwesens dies mißbräuchliche Verfahren des PublicumS auch auf die glatten Abrechnungen im Buchhandel selbst einen nachtheiligen Einfluß üben. Gemischten Ursprungs, aber ein Ausfluß unserer geschäft lichen Grundprinzipien, ist die Unsitte des Rabattgebens an Pri- vatkundcn. Es ist das ein Thema, welches den Sortimenlshan- del mehr als jedes andere beschäftigt hat. Nachgerade dürfte so viel Einsicht darüber gewonnen sein, daß alles Moralisiren und alle Krcisvercins-Bescblüsse gegen das Rabattgeben nicht helfen, im Gegcntheil, daß solche unausführbare Bestimmungen nur ge eignet sind, das Ansehen der Krcisvereine überhaupt in Mißcredic zu bringen. Es ist eine Versündigung am gesunden Menschen verstände, wenn man mir vordecrctirt, ein Buch lieber nicht zu verkaufen, als cs mit einem gewissen Nachlaß am Ladenpreise wcgzugcbcn. Erst sorge man dafür, daß ich meinen Selbsterhal tungstrieb, meinen wahlberechtigten menschlichen Egoismus, mein Geschäftsinteresse gegen die Eoncurrenz und auch ohne die selbe zu verläugncn vermag; nachher läßt sich dann weiter reden. Die Sortimcntshandlungen werden so lange Rabatt geben, als sie Rabatt geben können und die Eoncurrenz sie dazu nöthigt. Wenn sie in der steten Fortentwickelung unserer deutschen Ein richtungen und Bräuche allmählich dahin gelangen sollten, keinen Rabatt mehr geben zu kön neu , so wird die Nöthigung der Eon currenz und damit die Unsitte von selbst Wegfällen, odschon ich nicht behaupten möchte, daß der Buchhandel den Sortimentshan del trotz der grundsätzlichen Preiseinhcit jemals dahin bringen könnte, überall genau zu den nämlichcnPccisen und zu den näm lichen Bedingungen zu verkaufen. Dies sind im Wesentlichen die Hauplübelstände des deut schen Buchhandels; alle anderen leiten sich mehr oder weniger daraus her. Allein wie bei sorgfältiger Prüfung der Verhältnisse zugegeben werde» muß, daß die Vortheile unserer Einrichtungen die Nachtheile weitaus übcrwiegcn, so lehrt uns auch die geschicht liche Entwickelung des Buchhandels in derNeuzeit, daß Sie Nach theile selbst sich mehr und mehr vermindern. Die Gegenwart cha- raktcrisirc sich gegen die Vergangenheit von vor 20 und 30 Jah ren im Allgemeinen dadurch, daß sic alle Dinge ruhiger und be rechnender ansichl und in den geringsten Einzelheiten sorgsame Verstandesthätigkeit übt, denn nach so mancherlei^ Erfahrun gen auf politischem und socialem Gebiete ist man endlich zu der Einsicht gelangt, daß große Mißverständnisse sich aus kleinen Mißverständnissen zusammensetzen. Ein ähnliches Verfahren thut auch dem Buchhandel noth, und es macht sich bereits merklich geltend. Er hat sich genaue Rechenschaft über sein eigenthüm- liches Wesen, sein Herkommen und seine Bestimmung zu geben, und die Grundsätze, die sich hieraus ableitcn, hat er mit der mög lichsten Schärfe und Genauigkeit zu behaupten, ohne natürlich den Geist seines Gcschäftswesens in beengende Formen und Satzungen zu bannen. Dem Verlagshandel ist cs hierbei ganz besonders Vorbehalten, bestimmend einzuwirken. Der Verlags- Handel hat bei allem Entgegenkommen gegen Sortimenter und Publicum streng darauf zu halten, daß dem Ansehen der buch- händlerischen Waare nichts vergeben wird. Er producict, um zu verkaufen, nicht um zu verschenken, am allerwenigsten uni seine Verlagswerkc an öffentliche Bibliotheken zu verschenken, denn diese befriedigen mit dem wohlfeil erworbenen Bestände einen gan zen Kreis von Interessenten. Handelt der Verlagshandel anders, so handelt er nicht im Interesse, sondern zum Nachtheil der Lite ratur, denn die Literatur bedarf eines untcrnehmungstüchtigen VcrlagShandels; die Unternchmungstüchtigkcit geht jedoch auf die Dauer verloren, wenn Jemand als Verleger stattGeschäftsmann Protector spielen will. In der nämlichen Strenge hat er das An sehen seiner Waare gegen den Sortimentshandel zu behaupten; „Krebse" sind auch Waare, mögen sic noch abgesctzt werden oder nicht. Ebenso hat das commissionsweise gesandte Buch nur die Bestimmung, den Absatz zu erleichtern, nicht aber capital-und lagerlosen Sortimentern ohne ergiebige Resultate Jahre lang den Laden auszustatten. Es kommt nur auf die nöthige Eontrolc an, um die Production auf Eommissionsvcrtrieb ohne Beengung der Bctriebsanforderungen vor leichtfertigen Zumuthungen seitens solcher Sortimenter zu sichern, die beispielsweise imStande sind, von einer Novität 50Exemplare a cond. zu verlangen, aber nicht den Much haben, auch nur ein einziges Exemplar fest auf ihr Lager zu nebmen. So kenne ich Verlagshandlungen , die bei ver hältnismäßig geringer Baarauslieferung und mit möglichster Be schränkung der Rubrik „fest" nur in Rechnung versenden, und bei denen der Gesammttransport der Sendungen zur Jahrcsein- nahme wie 2:1 steht, ein für unser Vertriebswescn sicherlich ge ordnetes Resultat. Im Creditwesen des deutsche» Buchhandels liegen die neue ren Fortschritte offen zu Tage. Trotzdem dem Sortimentshandel nach wie vor alle nothwendigen Bequemlichkeiten nach dieser Seite zugestanden werden, wird — und cs ist das nur ein Resultat der genaueren und besseren Geschäftsregelung, der schärferen Sonde rung des Wesentlichen von dem Unwesentlichen in unser» Ge- schäfcsgrundsätzen — der Eredic im Buchhandel immer kürzer, und. zwar durch Steigerung des Baarverkchrs. Für den Leipziger Platz darf es als authentisch angesehen werden, daß ein Drittel sammrlicher Zahlungen gegenwärtig baar erfolgt, zwei Drittel fallen auf die Mcßabrechnungen. Im Börsenblatt 1860 Nr. 128 nahm man sogar die Hälfte sämmtlicher Zahlungen hier für an, aber das ist vor der Hand noch zu hoch. In welchem Steigerungsverhältniß sich übrigens der Baarverkehr befindet, sicht man aus der damals gegebenen Notiz, wonach ein Leipziger Eommissionär vor fünf Jahren ca. 35,000 sivhrlich für Baar- packcce einnahm; seine Eommittentenzahl blieb die nämliche, gleichwohl betrug im Jahre 1859 die Summe der Baarpackcte bei ihm ca. 78,000 also mehr als das Doppelte. Sind so mit die Meßzahlungen durch den Baarverkehr verhältnismäßig schon so stark rcducirt, so läßt sich zudem auch behaupten, daß die Meßabrechnung gegenwärtig viel glatter ist, d. h. daß in der Neuzeit weniger Reste und Ucberlräge auf die Michaelismesse fallen, als ehedem. Ein Drittel Uebertrag war im Anfang des Jahrhunderts Usance; im „Vertrag der Buchhändler" von 1804 wuroe sie anerkannt, wenn auch als Regel die reine Saldirung angesehen wurde. Gegenwärtig dürfte diese Usance keine so all gemeine und unbedingte Anerkennung mehr finden, als in der da maligen Praxis. Diese Modifikation im buchhändlerischen Crc- ditwesen, eincstheils der sich innrer mehr steigernde Baarverkehr, anderntheils die pünktlichere und glattereMcßzahlung, wird nicht ohne Rückwirkung auf den Verkehr mir dem Publicum blei ben; das deutsche Publicum dürfte durch die Lage der Sortimen ter allmählich ebenfalls dahin gebracht werden, von seinem Zah-
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