Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1921

Redaktioneller Teil. X° 9, 12. Januar 1921. bei der Ausw-Hl irgendeines Werkes von Anfang bis zu Ende zu lesen, so wird «in aus dem Ganzen sich ergebender .Kaufentschluß so lange ein Zufallstreffer bleiben, als nicht der Stoff redaktionell und systematisch entsprechend verarbeitet und dem Leser schnellere Orientierung durch bessere Übersicht ermöglicht wird. Dann stellt diese Gruppe von Ver legern keineswegs einen in sich geschlossenen Ring ähnlicher oder gleich wertiger Unternehmungen dar. Schon aus dem Umstände, das; der Jnsel-Verla-g fehlt, ergibt sich eine empfindliche Lücke. Gleichwohl darf man di« Bemühungen des Verlags für die gemeinsame Schaffung von Werbemitteln n'ich^ unterschätzen. Im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel tonnen solche Kataloge sehr gut zum Aus gangspunkt für die künftige Gestaltung mustergültiger Schlüssel für den deutschen Büchermarkt werden, wenn auch die Schwierigkeit, so viele verschiedene Pferde an einen Wagen zu spannen, nicht geleugnet wer- -den darf. Hier könn ce der vom E i n h o r n - V e r l o g in Dachau herans- gegeben« Heinere Katalog »W e i h n a ch ts b ü ch c r. Die besten Bücher des Jahres 1920«*) richtunggebend wirken. Di« in der kleinen Ver triebszeitschrift »Der Bücherwurm« gemachten Erfahrungen sind für den Weihnachtskatalog nutzbar gemacht worden. Die sorgfältig getroffene systematische Einteilung des Stoffes umfaßt die Gebiete Romane, No vellen, Erzählungen — Briefe, Biographisches — Bildende Kunst, Musik - Neudrucke deutscher Literatur — Geschichte, Philosophie — Zeit- und Kriegsgeschichte — Naturwissenschaften, Reisen — Jugendschriften und Neue Gesamtausgaben. Die Zahl der in den einzelnen Abteilungen aufgeführtcn Titel ist nicht groß, aber die Auswahl mit Liebe und Sorgfalt in literarischem Sinne getroffen. Kurze Hinweise auf den Inhalt sind geeignet, Bücher und Menschen sich rascher finden zu lassen. Einiger gut ausgewählter, in die typographische Einheit des Ganzen sich einfügcnder Bildschmuck schafft einige Abwechslung für das Auge. Der Anzeigenanhaug gliedert sich ebenfalls organisch ein und bildet keine Belastung des Ganzen. Ein hübsches Umschlagbild von W. Klemm - Weihnachtsmann mit Sack aus dem Rücken und Büchern im Arm, ein Pferd am Zügel führend, auf dem das Christkind mit brennende»' Christbaum sitzt — ist recht stimmungsvoll. Hier l>aben wir den Mustertyp eines kleineren WeihnachtskatalogeS. Nebenbei sei bemerkt, das; die gleiche Zusammenstellung von Geschenkwerken den Inhalt von Hest 3 des 6. Jahrgangs der Monatsschrift für Bücherfreunde »Der Bücherwurm« bildet. Unter den größeren, von einzelnen Verlagen ausgehenden Kata logen verdient noch das Verzeichnis Schweizer Geschcnkbüchcr aus dem Verlag Art. I n st i t u t Orell IüßIi, Zürich 1920/21 (8°. 48 S.) Beachtung. Auf ein kurzes auf den Inhalt hinweisendes Geleitwort folgen Empfehlungen von Werken aus den Gebieten Schwei zer Jugcndschriften, Erzählungen, Novellen, Romane und Dramen, Dichtungen, Gedichtsammlungen, Kunst. Philosophie, Geschichte und Kulturgeschichte, Länder- und Völkerkunde, Bergsport, Touiristcukartcu und Verschiedenes, sowie eine Abteilung »Für Haus und Familie«. Zahlreiche Jllustrationsproben und Wiedergaben von Einbänden und Umschlägen beleben den Text, der außer den Titeln kürzere oder längere Charakteristiken der angczeigten Bücher oder maßgebende Urteile über sie bringt. Das EKnize erweist sich als ein recht zweckmäßiges und drucktechnisch vorzüglich ausgestattetes Werbemittel. — Als Muster eines trotz kleinsten Formats sehr schönen und wirkungsvollen Weih- nachtsverzeicknisses eines neuen Verlags muß der Katalog: Die ersten Bücher des Sibyllen-Verlages (10°. 16 S. Si byllcn-Verlag, Dresden) angesprochcn werden. Schon di« Gestaltung des Titelblattes bedeutet eine eigenartig« Lösung der Ausgabe. Der Titel ist in einer etwas verschnörkelten, aber darum durchaus nicht un schönen Schrift gezeichnet. Darunter zeigt sich das räumlich sich wunder voll eingcfügte Oval des Verlagssiancts und im Anschluß daran ein kurzes, von einem ^Bandornament umgebenes Verlagsprogramm. Die fertig vorliegenden Veröffentlichungen werden in T'>'0l und Inhalt mit peinlicher bibliographischer Genauigkeit aufgeführt und durch ausführliche Charakteristiken beschrieben. So soll das EinführunaS Werbemittel eines zielbewußten Verlagsunrernehmeus beschaffen sein! Nicht besonders zaKlaech sinh die von einzelnen Sortimenten her crusa ege denen Weihnack tsvorzechnksse. Diese Tatsache ist nickt verwnu dcrlich, wenn man die Hoden Herstellungskosten und die große Speien- belcrstung in Rechnung zieh:, der das Sortiment heut« unterworfen ist 11m so «'.'freEch«"' c-'ck>'iiit es. daß wir den bere'is anfgefüh-ven Kata logen dieser Art noch vier weitere hinzufügcn dürfen. Als Glied in der Kette einer periodischen Katalogveröffcntlichung zeigt sich Nr. 5 von: D c r B ü ch e r o n k e l a u s d e in F i ch t e l g eh i r ge. Buchhand lung Köhler, W n n s i e d e l r. Ob fr. Verzeichnis vorrätiger Bücher, Kunst- nud B >'de:werke, Musikalien zu Fest-Geschenken und Eigen de sitz. (Gr. 8". 64 S.) Der Nmsch'l'ag weist keine über den Nah- *') W e t h n a ch t s b ü ch e r. Die besten Bücher des Jahres 1920 8*. 82 S. Einhorn-Verlag in Dachau. 30 men rein typographischer Gestaltung hiua-usragenden künstlerischen Merkmal« auf, trägt aber außer einigen für die Beziel>er bestimmten Bemerkungen die sehr bezeichnenden Vers« offenbar eigener Prägung: Das Drucken kostet schwer Moneten, Drum seien freundlich Sie gebet«n. Dies Verzeichnis fleißig zu Rate zu zieh'n: Tann wird auch Onkels Weizen blüih'n. Die gut uud sorgfältig durchgearbeitete Bebkiographie 'beschränkt sich auf kurze Titel- und Preisangaben, hier uud da unterbrochen durch prüche und Zilate, die den Wert des Buches uns dessen Besitz in be sonderes Licht stellen. Einen ebenso e.gena>rli-gen wie gelungenen Versuch, in der Be schränkung des Werbemittels die Meisterschaft und damit den Erfolg zu erreiche», stellt der Weihuachtskatalog der F.rma Otto Meißner in H a m b u r g, D i e 1 2 b e st e n B ü ch e r a u s a l l e u Literatur- gcbieten. Das Ergebnis einer Umfrage, (kl. 8°. 32 S.) dar. Die Ab.e.lnugeu Konversations-Lexika uud Sammelwerke. Die beliebrcslen .Klassiker-Ausgaben, Gesammel-te Werke neuerer Schriftsteller und Die zwölf beliebteste» Gedichkbäude weisen nur ein Dutzend sorgfältig ge wählter Titel ans. Die Ablesung Romane umfaßt deren 36, Humor uud Scherz, Gute Plattdeutsche Literatur, die verschiedenen nach Alters klassen geordneten Gruppen in der Abteilung Jngcudschriften, die Ab teilungen Kunst, Musik, LitercU'ua ge schichte, Bücher kulturclien uud phi losophischen Inhalts, M-oiuoiren — Biographien — Briefwechsel wieder um je 12, Geschichte und Politik 24, Sonstiges — Weltwirtschaft, Han del und Verkehr — Länder- und Völkerkunde. Reisen — Globen, Wand karten, Atlanten — Hambnrgeusieu und Heimatbüchcr je 12, Natur wissenschaft, Technik, Jagd, Sport 24, Bücher für Familie und Heim 12. Kalender für Haus uud Familie 24, Zeitschriften uud Luxusausgaben je 12 Titel. Die Auswahl ist mit größter Sachlcuuini's und Sorgfalt getroffen und ermöglicht dem Buchhändler, von vielen dieser gangbaren Werke sich Stapel hinzulegeu und de» Vertrieb aus eine rationellere und materiell günstigere Grundlage zu stellen. Allerdings liegt die Befürchtung nahe, daß ans diese Weise manches wertvoll« Werk bei der Werbung unter de» Tisch fällt. Demgegenüber wird in der Einleitung ans das reichhaltige Lager der Buchhandlung hingewieseu. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn dieser klein«, weihnachtlich wirkungsvoll aus- gcstattct« Katalog nicht einen rocht gnten Erfolg «ingebracht häkle. Das Umschlagbi'ld zeigt unter einem mit brennendem Lichte und anderem Schmucke versehenen Einzel zweige des Chri'stba-nnres ein zrvangloses Ar rangement von Büchern in guter farbiger Darstellung. Das gleiche Motiv ist in noch einfacherer, aber zeichnerisch und in der Raiilube»ntzil»g »echt minder geschickter Weise ans dem Umschlag des von den Firmen Franz Lcuwer, I o h s. Storm und Gustav Winters Buchhandlung in Bremen gemeinsam herausge- gcdenen Katalogs Weihnachten 1 920 (kl. 8". 16 S.) verrvender. Hinter zwei im Vordergründe aufeinanderliegcudeu gebundenen Bü cher» leuchtet der m'i't brennenden Lichtern besteckte Christbaumzweig aus ovaier Ulurahinniig. In einer kurzen Einleitung wird auf di« Cchwie- rigkei'.en dos Cortimentsbuchha»dels bei der Herausgabe eigener Kataloge nud di« Notwendigkeit gemeinsamen Handelns hingewieseu und darauf aufmerksam gemacht, daß das Verzeichnis leinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe, dafür aber Bücher anfführe, die vorhanden und deren Preis« als fest anzuseheu sei«». Es folgt sodann der bi'blio- graphi'sche Teil mit kurzen Titclaugabeu in den Gruppen Schöne Lite ratur — Allgemeines, Literaturgeschichte, Biographie» — Geschichte, Kulturgeschichte, Politik, Wirtschaftsleben — Geographie, Reisen, Natur geschichte — Philosophie, Lcdenskiinst — Kunst, Kunstgeschichte, Musik — K.'ässiker, Gesamtausgaben — Jngcndschrifien — Kalender und Al- manache für das Jahr 1921. Auch hier zeigt sich in der Sorgfalt bei der Auswahl einer nicht allzu großen Anzahl von Büchern weise Be schränkung. In ähnlicher Richtung bewegt sich der Wcihnachtskatalog der Firma Buchhandlung König in Torsten (Inh. Hermann Masert): Bücher für den Weihnachtstisch (8°. 38 S.) Auch er trägt alle Merkmale eines Lager-Auswahl-Katalogcs, zeigt eine gute Gruppierung der Titel und ergänzt diese, wo cs nötig erscheint, durch kurze Hinweise. Der Bearbeiter F. A. Geißler lieferte eine zum Kaufen anregende Einleitung »Der Mensch und sein Buck« > nd außer dem, in der Mitte des Katalogs abgcdruckt, eine kurze Abhandlung »Hcimatbücker«. Das Umschlagbild — Kirche oder Kapelle, über der der Weihnachtsstcrn leuchtet — wirkt in seiner flüchtigen Strichmanicr etwas verschwommen, atmet aber Weihnachtsstimmnng. Im Verlauf« meiner Darstellung kn dem Hanpiartikcl wurde die Möglichkeit längerer Lebensdauer der Kataloge durch Be fügnng eines auswechselbaren Prei'sschliissels gcstrci'st. Ich komme gern dem Wunsche der Franckh'scheu V e r l a g s h a u d l u n g in Stutt gart nach und bemerke, daß diese Firma Wert auf die Mitteilung legt, daß sie als erste die Einteilung in Preisgrnppcn mit Pveisschlliß- seln, die bei Preksändernngen leicht ersetzt werden können, vovgenom-