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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1863-10-28
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1863
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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133, 28. October. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2291 ein Buch, von dem er weiß, daß cs nicht zieht, bei der Uebcrpro- duction bleibt ihm indessen oft das beste Buch liegen. Uebcrpro- duction gegen den Consumo ist jetzt ein allgemeines Ucbel, wozu noch kommt, daß uns ein sehr wichtiger Markt fast ganz verschlos sen ist: Nordamerika, und andere leidend durch die jetzigen po litischen, socialen und mcrcantilischen Verhältnisse, z. B. in Ruß land, dann durch die Cours-Verhältnisse und die jetzigestarkc eigene Landesproduction inOesterreich. Ob sich der Absatz in Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland für deutsche Literatur bedeutend gehoben hat, wage ich bei meinem nichtclassischcn Verlag nicht zu entscheiden, bezweifle indessen, daß die Saldi, respective der Absatz, sich sehr bedeutend gehoben. Die Ueberproduction der meisten Verleger rührt her: 1) von dem ewigen Jrrthum, daß das neue Opus, das einem längst gefühlten Bedürfnisse abhelfe, ziehe; 2) von der Sucht, in jeden Winkel der Welt seine Nova zu senden; und 3) und allermeistens, weil man über Geld und Gcldeswerth heutzutage nicht mehr so ängstlich ist, wie die alten Zöpfe, unsere Vorfahren; denn wer will so ein Narr sein, sich 40 Jahre zu quälen, um zum Wohlstand zu kommen, während mit ein bischen Courage dasselbe jetzt in so viel Monaten von einem klugen Kopf erreicht werden kann! Die Ueberproduction, in die der Verleger, wobei auch der allersolideste, geräth, los zu werden, muß der Verleger sich an den modernen Antiquar wenden, er hat oft keine andere Wahl, wenn er nicht zuschen will, bis sich nicht selten sehr gute Bücher nur noch für den Käseladen qualisiciren. Diese modernen Anti quare oder Buchhändler auf die neue Mode sind indessen Psiffici Nr.1, sic wissen unter20Artikeln den besten auszusinden, melden sich mit Silber in der Tasche an gegen baar oder 3 Monate Ziel. Gewöhnlich beginnen dannpersönliche oder schriftliche Excursionen nach der Messe, wo der Verleger Katzenjammer hat, den er nicht mit einem Hering, wohl aber mit Silber curirt. Muthe man dem Verleger nicht zu, daß er diesen Verkehr aufgebc; viele, auch die solidesten Verleger, können cs nicht. Die Natur ihres Verlages erfordert große Auflagen; sehen sie sich im Absatz durch die Sortimenter getäuscht, denen sie gewiß lieber mit einem Drittel in Jahresrechnung, als dem modernen Antiquar mit 60—80U verkaufen würden, so müssen sie die größer» oder kleinern Reste zu versilbern suchen. ,,Wix wollen den Verkehr mit dem Antiquar nicht ganz verbieten, sondern nur sollen die Artikel eine bestimmte Anzahl Lebens - oder Vegeta- tionsjahrc erreicht haben und dann soll der Verleger nicht ferner gebunden sein"— so lautet vielleicht die Antwort. Welches Alter müssen die opors erreicht haben? Ein Buch ist alt und für den Sortimentshandel theilweise schon veraltet, sofern es ein soge nannter populärer Artikel ist, wenn von 2000 Auflage im ersten Jahre nicht 800 verkauft wurden und die folgenden Jahre nicht einen nachhaltigen Absatz von 30—50 Exemplaren zeigen. Da weiß der Verleger, ohne ein besonderer Rechenkünstler zu sein, daß ihm die Hälfte der Auflage liegen bleibt und ec für nichts gearbeitet, und der kategorische Imperativ sagt ihm: fort mit Schaden. Erlaube man mir einen jüngst selbst erlebten Fall mit- zutheilen. Ein Artikel 1860 erschienen, der andere 1861, beide ganz gute Schriften, hatten in diesen Jahren des buchhändleri schen Unheils höchst mittelmäßigen Absatz; ich that mit Offerten der größten Vortheile alles Mögliche, diese guten Bücher durch den Sortimenter anzubringen, doch das Herz konnte nur ganz wenigen erweicht werden; da kam ein gefühlvoller moderner Antiquar und die Auflage wurde per comptant in Partien von 100—150 Exemplaren an ihn verkauft, und somit circa 500 Thlr. gerettet, die ohne das moderne Antiquariat verloren gewesen wären. Ein ähnliches Verhältniß ist's mit den Vereinen; viele Ver leger können auch diese nicht aufgeben, die allerdings nicht zum Nutzen der Sortimenter bestehen. Einsender verkaufte vieleJahre an einen bekannten Verein gar nichts, er wandte die größte Mühe an, die Sortimenter jener Gegend, wo der Verein thront, zur Verwendung für seinen Verlag anzuspocnen, der Absatz blieb höchst dürftig; gezwungen wandte er sich dann an den Verein, an den er dann sofort sehr befriedigenden Absatz halte, ohne von den Sortimentern einen Groschen weniger cinzunehmen. Sind solche Verhältnisse zum Vortheil des Sortimenters? wir sagen entschieden: nein! aber sie lassen sich leider nicht ändern, weil manchem Verleger gar keine andern Absatzcanäle zu Gebote stehen. Die Baarartikcl sind ein arges Malheur! Für den, der kein Geld hat, allerdings. Sie sind eine himmelschreiende Unge rechtigkeit — lautet das Feldgcschrei. Etwas sachte, meine Herren Collegen, mit solchem Urtheil. Der Verleger lebt nicht von der Luft, betreibt den Buchhandel nicht bloß zur Ehre Gottes oder zum Vergnügen, er will, muß auch leben können. Wenn ein Hr. College den spaßigen Einfall hat: die Verleger, die nicht in Jah resrechnung liefern können, sollen das Verlegen bleiben lassen, so muß man über diesen Unverstand lachen und darf sagen, die Sortimenter, die nicht soviel Casse oder Credit haben, um mit einem Rabatt von 30 — 50°ch ihre Waare (Bücher) zu beziehen, hätten lieber sollen Hafner werden, denn in den Kaufmannstand gehören sie nicht. Jeder vernünftige Mensch weiß, daß ein solid etablirtcs Geschäft zu einem Zinsfuß von 5—6HH per Jahr in Deutschland meistens seinen Verhältnissen angemessen Geld findet oder Credit sich hierfür verschaffen kann. Der solide Sortimenter gibt seinem Bankier von Januar bis zur Messe, je nach der Ausdehnung seines Geschäftes, 10,000 bis 40,000 Gulden, und dafür soll er, wenn er einen einfachen, sparsamen Haushalt nach seiner Einnahme geordnet führt, nicht verhältnißmäßig Credit für Baarbezüge finden? Wohl in vielen Sortimentsgeschäften, wir dürfen sagen in Vs, werden die Handlungsunkosten durch Baarverkauf und durch Zahlung solcher Artikel, die im Laufe des Jahres dem Sortimenter auf neue Rechnung gesandt wurden, gedeckt, damit zudem noch ein erheblicher Theil seines Lebens bedarfes für ihn und seine Familie bestritten. Ich halte die Baarartikcl mit verhältnißmäßig höherm Ra batt, mindestens 33^ U, für gar kein Unglück, sondern für einen reellen Gewinn für den, der rechnen kann und rechnen will. Faulen und Unsoliden genügt freilich gar kein Rabatt als 100U, d. h. sie bezahlen nichts. Die Zahl der Sortimenter, von denen man sagen muß: sie arbeiten nicht und zahlen nicht und der Ver leger ernährt sie doch, ist gar keine kleine, wie der solide Sorti menter etwa glaubt. Ist das Loos des Sortimenters nicht benei denswert!), so ist es das der Verleger mit nicht vielen Ausnahmen auch nicht, und die Zahl der Verleger, die ihr Geld in die Lotterie, Verlagshandel genannt, auf Nimmersehen gelegt, ist eine sehr bedeutende. Was ist zu thun in dieser Jeremiadenzeit? Geduld zu ha ben, fleißig zu arbeiten und sparsam zu leben, die bessere Zeit kommt auch wieder, kost lonsbrss lux. Der abgekanzelte Hr. Contrarius deutete an, nicht die vom Cobucger Vereine angemeldeten Schäden seien die Hauptgebre chen, sondern das Uebel liege wo anders oder in Andern. Ich bin nicht dessen Organ, kenne ihn nicht, erlaube ihm aber zu secundiren, mit allerunterthänigstcr Bitte, mich nicht gleich todt- schlagen zu wollen. Erstens, mein Hr. College, fehlt uns, d. h. sehrVielen, dem Einsender mit, kaufmännischer Sinn und Geist, damit kaufmän- 318'
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