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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1863-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1863
- Sprache
- Deutsch
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2356 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 136, 4. November. genden Gemeinden geleert worden. Inzwischen waren freilich ^ für unfern Cotta persönlich Tage des Leids angebrochen, welche ihn bei aller Stärke des religiösen Gefühls, wie es sich eben jetzt in den Tagebüchern aussprach, tief darniederdrückten und dem Jammer Anderer in seiner Seele lauten Anklang geben mußten. Körperliche Leiden, Brust und Herz afsicirend — Leiden, worin ec scbvn damals den Keim seines Todes richtig ahnte — waren über ibn gekommen, so daß er mit schwerem Herzen und in tiefem Leid, nicht ein bestimmtes Berufsfach akademisch vollständig ab- solvircn zu können, Tübingen noch vor Ablauf seines ersten dor tigen Semesters hatte verlassen müssen. Es beschäftigte ihn in Stuttgart, Dotternhausen, Baden, wo er sich abwechselnd im Jahr 1817 aufhielt, ernstlich die Erwartung eines baldigen To des. Die Eltern traten mit ihm im December 1817 eine Reise nach Rom an, wo der Sohn das rege Leben des Vaters inmitten der Künstler, Gelehrten und Staatsmänner theilen durfte, und in einer Reihe bedeutender Bekanntschaften, darunter Niebuhr, erweiterte noch spät in lebhafter Erinnerung nachklingende gei stige Anregung fand. Er fand auch, was augenblicklich für ihn mehr werth war, körperliche Gesundung. Nach der Rückkehr in die Heimath im Frühling 1818 gab sich die gestärkte Gesundheit in dem erhöhten Drang zu einer be stimmten Bcrufslaufbahn kund, wie sich derselbe nunmehr in den Tagebüchern aufs lebhafteste ausspricht. Er klagt darüber, 21 Jahre alt zu sein, und immer noch bloß das Anschauen vom Leben, nicht das Handeln in demselben zu haben. Freilich un- thätig war er auch während der Periode körperlichen Leidens nicht gewesen. Ec hatte nicht bloß unverdrossen an seiner geistigen Ausbildung gearbeitet, sondern auch bereits eine Thätigkeit für die literarischen Institute des Vaters begonnen. Er hatte z. B. eine Uebcrsctzung des Ksnusoript venu <io 8t. Helene für die euro päischen Annalen gefertigt. Die Studien in den Jahren 1817 und 1818 scheinen indessen, wie es der persönliche Zustand mit sich brachte, der Form nach mehr dilettantisch gewesen zu sein. Dem Stoff nach waren sie hauptsächlich auf politische Literatur gerichtet. In dieser Zeit beschäftigten sein politisches Nachden ken namentlich auch Ideen über den modernen Beruf des Adels, dessen Stellung er nicht in Vorrechten und nicht bloß in ge schichtlichem Namen, sondern in Bildung und Gesinnung be gründet zu sehen wünschte. Der Wahlspruch „noblosso oblizs" hat ihn von da sein ganzes Leben begleitet. Die Frage von dem Beruf des Adels war für ihn freilich eben damals auch äußerlich besonders nahe gerückt worden. Unter dem 24. November 1817 hatte der König von Württemberg, wie später im Jahr 1822 der König von Bayern, den Adel der Familie Cotta mit dem Prädi kat von Cottendorf dem Vater erneuert, welcher allerdings wahr haft aristokratischen Beruf schon lange vor Erneuerung des Adelsbriefs bethätigt halte. Der wiederaufgenommene Stamm baum interessirte in erklärlicher Weise den jungen Mann wäh rend unfreiwilliger Muße. Dieser Stammbaum führt, um es beiläufig zu bemerken, mit Sicherheit auf das schon im zehnten Jahrhundert blühende altlombardischc Geschlecht der Cotta zu rück, von welchem ein Zweig in Sachsen zu Anfang des fünf zehnten Jahrhunderts sich niedcrließ und von Kaiser Sigismund ,,wegen seiner gegen die Vencticr und andere des Reiches Feinde" gerühmt und durch einen neuen Wappcnbrief ausgezeichnet ward; es ist derselbe, welchem auch die Gönnerin Luthec's zugezählt wird. Ein aus Sachsen eingewanderter Johann Georg Cotta hatte 1640 in Tübingen den Corta'schen Verlag gegründet, in welchem unter anderem die Werke eines eigenen namhaften Fa milienglieds, des großen Tübinger Theologen und Kanzlers, nach welchem unseres Cotta's Vater getauft ist, Johann Friedrich Cotta's bovi tkeolo§iol erschienen sind. Nie haben auch nach Wiederaufrichtung des alten Stammbaums die Freiherren und Kammerhcrren Johann Friedrich und Johann Georg v. Cotta den geschäftsmännischen Charakter verleugnet, welcher ihnen die breite Grundlage zum neuen Erwerb des alten Namens und al ter Adelsgüter geworden ist. Vielmehr war es ihnen ebenso gro ßes Vergnügen zu wissen, daß die von dem eingewanderten säch sischen Cotta gegründete Buchhandlung schon früher einmal 20 Pressen beschäftigt habe, als annehmen zu können, daß ihr Geschlecht auf die Cotta der römischen Kaiserzeit zurückführe. Die Jubelfeier der Königl. Geheimen Ober- Hosbuchdruckerei. Berlin, 27. Dct. Der heutigen Nummer des Fremden- und Anzeigeblattes entlehnen wir über die genannte Feier nach folgende Mittheilung: Bereits seit einigen Tagen bereitete sich in aller Stille eine Feier vor, welche einer der bedeutendsten in dustriellen Unternehmungen des preußischen Vaterlandes galt, dem hundertjährigen Privilegium der Königl. Geheimen O b e r-H o fb u chdr u ckerei, welches Friedrich der Große dem damaligen Gründer der Dccker'schen Buchdruckerei verliehen hatte. Indem der jetzige Besitzer der Ofsicin dieses Privilegium, als die erste königliche Anerkennung der Bestrebungen seiner Vorfahren, zumMittelpunkte der Feier machte, knüpfte sich selbstverständlich daran die Dankbarkeit für die Gründer des Hauses, welcher er nicht besser Ausdruck geben konnte, als durch Errichtung ihrer Statuen inmitten der Stätte ihrer ruhmvollen Thätigkeit, zu gleich als mahnendes Beispiel für die Lebenden und Nachfolgen den, den Bürgertugcndcn des Großvaters und Vaters Georg Jacob Decker nachzustreben. Bereits am 26. September wur den die Grundsteine zu beiden Statuen gelegt und in denselben die Urkunden des kindlichen Stifters und die neuesten Erzeug nisse der Ofsicin verschlossen. Bald darauf erhoben sich Piedestal und Säulen aus schlesischem Marmor über den Grundsteinen, während auf hohem Sockel die Büsten des Gründers Georg Ja cob und dessen Sohnes Georg Jacob, Vater des jetzigen Chefs des Hauses, von der Meisterhand des Professors Hagen in italie nischem Marmor gemeißelt, aufgerichtet wurden. RührigeHände waren nun bereit, die Umgebung derStandbilder festlich zu schmü cken, und als der Morgen des 26. Oktober in herrlichem Son nenschein anbrach, war der festliche Schmuck vollendet. Um 10 Uhr versammelten sich die Festtheilnchmer, sämmt- liche Arbeiter der Ofsicin, Alt und Jung, wie es die Arbeit weck- thätig zusammenhält, in festlichem Kleide. Manches inzwischen bekannt gewordene freudige Ereigniß (Börscnbl. Nr. 135) er höhte die Fcstcsstimmung ungemein, und mit herzlichem Gruße ward der Chef des Hauses empfangen, welcher an der Spitze der Festtheilnchmer sich auf den Festplatz begab. Die Feier begann nun mit einem allgemeinen Gesänge des Chorals: ,,Lobe den Herrn" rc., an welchen sich ein Sologesang von Mitgliedern desDomchors anschloß. Nach darauf folgendem Gesang der Versammlung hieltPredigerEyssenhardt die Festrede. Der Redner recapitulirte in spannender Weise die geschichtlichen Daten aus der Vorzeit des Dccker'schen Hauses und schloß dar an ein inbrünstiges Gebet für das fernere Wohlergehen des von Gott so reich gesegneten Hauses. Da plötzlich siel dieHülle, welche dieStatuen dem Augenoch bisher verdeckt gehalten hatte, und es ward Allen vergönnt, das Antlitz der hochverehrten Vorfahren zu schauen. Als eine Ver körperung der Goekhe'schen Worte: „Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, Ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt Sein Wort und seine That dem Enkel wieder". bilden sie ein ewiges Zeugniß kindlicher Dankbarkeit.
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