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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1921
- Strukturtyp
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- 1921-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X 122. 28. Mai 1921. Verband Evangelischer Buchhändler. Jahresbericht, erstattet vom Vorstand auf der Ostermeß-Harchtversammlung 1921. »Niemand lasse den Glauben daran fahren, daß Gott durch ihn eine große Tat tun will!« Diesen Ausspruch unseres Refor mators 0. Martin Luther, dessen Großtat vor Kaiser und Reich in Worms vor 400 Jahren wir in diesem Jahre festlich begehen, stellen wir an die Spitze unseres diesjährigen Jahresberichts. Hart liegt der Druck der Notzeit auf uns und unseren Volks genossen. Wir wissen nicht, was der nächste Tag uns bringt. Der französische Ministerpräsident Briand verheißt unserem Volke in seiner letzten Rede, daß, wenn Deutschland »weiter versuche, sich seinen Verpfiichtungen zu entziehen, sine starke Hand aus die Deutschen niedersausen würde«! Wird diese starke Hand das deutsche Wirtschaftsleben völlig zerschmettern, oder wird dieser Ausspruch nur eine theatralische Geste bleiben? Mit der Zukunft unseres wirtschaftlichen und nationalen Lebens ist die Zukunst des deutschen Buchhandels auf das engste verbunden. Auch wir Buchhändler sind auf uns selbst gestellt. Wir müssen uns dessen bewußt werden, daß wir eine Aufgabe für unser Volk zu erfüllen haben, daß wir diesen Dienst aber nur leisten können, wenn wir einig und stark dastehen! Es gilt, die sitt lichen und religiösen Kräfte in unserem Volke durch unsere Ar beit zu wecken und zu stärken; dann wird auch unser Stand berufen sein, für unser Volk eine Großtat zu tun! Leider aber sahen wir wie im politischen Leben unseres Volkes im allge meinen, so auch in unseren Reihen Uneinigkeit und Mißtrauen den so dringend notwendigen Neuaufbau unserer wirtschaftlichen Verhältnisse hindern. Das vergangene Jahr war ein Jahr wirt schaftlicher Kämpfe, wie wir es kaum je in der neuen Geschichte des Buchhandels erlebt haben. Im Hinblick auf die Verhand lungen der letzten außerordentlichen Hauptversammlung des Börsenvcrerns und die daraufhin erfolgten Beratungen des Merundzwanziger-Ausschusses aber dürfen wir hoffen, daß eine Einigung der widerstrebenden Interessen erzielt wird. Blicken Wir auf diese Kämpfe um die Notstands ordnung zurück, so erkennen wir, daß es sich im Grunde nicht um die Einzelheiten der VerkaufSordnung handelte, sondern um die Frage: Wer schreibt dem Buchhandel seine Standesgesetze vor? Das Sortiment hatte sich in seiner Gilde eine starke Or ganisation geschaffen, die wohl in der Lage war, die Macht an sich zu reißen. Der Verlag sah sich infolgedessen gezwungen, auch seine Organisation so auszubauen, daß er der starken Sortimentergilde einen starken Verlegerverein entgegenstellen konnte. So schuf er sich auf seiner Weimarer Tagung in seiner Satzungsänderung die entsprechenden Waffen. Der Börsenver ein, der in seiner langjährigen Geschichte sich als der Hort und Halt des deutschen Buchhandels bewiesen hat, stand in Gefahr, durch diese Interessengegensätze seiner Mitglieder zer rieben zu werden. Jeder wahre Freund des Buchhandels aber mutz wünschen und hoffen, daß der stolze Bau, den unsere Väter im Börsenverein aufgerichtet haben, auch fernerhin zum Segen des Gesamtbuchhandels erhalten bleibe, und muß im Blick aufs Ganze auch gewillt sein, Sonderinteressen zum Opfer zu brin gen. Im Verlauf der verschiedenen Verhandlungen in Leipzig, Marburg und anderen Orten trat immer mehr zutage, daß die bestehende Notstandsordnung geändert werden müsse, daß das System der Teuerungszuschläge sich überlebt habe, daß auf der andern Seite aber der feste Ladenpreis unter allen Umständen geschützt und wieder Wirklichkeit werden müsse. Der Verlag einerseits mutzte darauf bestehen, daß eine Majorisierung in Le bensfragen durch die Hauptversammlung des Börsenvereins un möglich gemacht und das Selbstbestimmungsrecht des Verlegers in bezug auf den Ladenpreis und den Rabatt gewährleistet wer den müßte. Das Sortiment andererseits mußte die Forderung auf lebensmögliche Erträgnisse seiner Arbeit festhalten und einer Diktatur des Verlags wie einer Unterbietung durch ihn bei direkter Lieferung an das Publikum auf das entschiedenste entgegentreten. Wege zur Einigung wurden von den berschte« 734 densten Seilen gezeigt. Die denkwürdige außerordentliche Haupt versammlung Mitte Februar 1921 brachte nach dramatischen Ver handlungen ein Provisorium, von dem wir hosfen durften, daß cs auf der Kantate-Hauptversammlung durch allgemein befriedigende feste Ordnungen abgelöst werden würde. Von diesen Kämpfen blieb auch unser evangeiischer Buch handel nicht unberührt. Da der Versuch gemacht worden war, eine Lösung der Schwierigkeiten dadurch zu finden, daß die Verhandlungen von Gruppe zu Gruppe, ja von Firma zu Firma — durch die wissenschaftlichen Verleger und Sortimenter — ausgenommen wurden, so mußten wir christ lichen Buchhändler mit der Möglichkeit rechnen, daß auch wir seitens der christlichen Verleger und christlichen Sortimentsbuch handlungen Sonderabmachungen zu treffen gezwungen sein würden. Es galt daher, die Frage zu beantworten, welche Stellung der Verband Evangelischer Buch händler grundsätzlich zu den Gegenwarts fragen des allgemeinen Buchhandels einzu nehmen habe, um seinem Zweck, die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu vertreten, tatkräftig dienen zu können. Die Beantwortung dieser Frage durch den Vorstand löste einen lebhaften Meinungsaustausch aus. Eine Gruppe angesehener Mitglieder vertrat die Ansicht, daß der Verband allgemeine buchhändlerische Fragen nicht lösen könne und sich infolgedessen aus den Jnteressenkämpfen zurllckzuziehen und auf die Pflege freundschaftlicher Beziehungen de: christlich gesinnten Buchhändler untereinander zu beschränken habe. Es wurde eine Einigung der verschiedenen Auffassungen dahin erzielt, daß der Verband auf seine Mitglieder aufklärend einwirken müsse, und daß, wenn die Not der Zeit und die Sonderinteressen des evangelischen Buchhandels es verlangen, der Verband auch aktiv in die Gegenwartskämpfe einzugrcisen habe. Die Geschäftslage des christlichen Buch handels unterschied sich im allgemeinen nicht von der des Allgemeinbuchhandels. Im Verlag gestalteten sich die Ver hältnisse zu Beginn des Jahres 1920 dadurch besonders schwie rig, daß in jene Zeit das ungeheuerliche Wachsen aller Her stellungskosten fiel. Die Papierpreise stiegen sprunghaft, in die Kalkulationen kam eine allgemeine Unsicherheit, und die Ver kaufspreise mutzten ebenso sprunghaft den veränderten Her- stellungsverhältnissen angcpaßt werden; dadurch wurde eine ruhige, stetige Arbeit zeitweilig unmöglich gemacht. Trotzdem ging die Produktion nicht zurück. Es wurden verhältnismäßig zahlreiche Neuerscheinungen ausgegeben, deren äußere Auf machung zwar noch immer die durch die Teuerungsverhältnisse bedingten Mängel zeigte, doch aber schon hie und da das Be streben erkennen ließ, auch der äußeren Aufmachung wieder eine größere Sorgfalt angedeihen zu lassen. Der Absatz der Neu erscheinungen war zunächst schwach. Das Sortiment hatte sich auf der Bugramesse und durch die immer zahlreicher werdenden Besuche von Reisenden stark eingedeckt; die Lager waren in folgedessen voll und die Aufnahmefähigkeit für Neuerscheinungen gering. Der christliche Verlag sah daher dem Herbst nicht ohne Sorge entgegen. Glücklicherweise steigerte sich der Absatz gegen Ende des Jahres je länger je mehr. Die Nachfrage wurde sogar während der Weihnachtszeit recht lebhaft, sodatz auch der christ liche Verlag im allgemeinen auf einen befriedigenden Absatz zurückblicken darf. Die geistigen Strömungen unserer Zeit blie ben natürlich auf die Verlagstätigkeit des christlichen Buchhan dels nicht ohne Einfluß. Der Christ steht mitten im Strom des öffentlichen Lebens und mutz Stellung nehmen zu allen gei stigen Fragen, die unser Volk bewegen. Steiners Anthropo sophie, Spiritismus, Okkultismus, Idealismus usw. usw. wur den eifrig erörtert und gaben Veranlassung, daß auch von christ licher Seite aus zahlreiche Schriften erschienen, in denen diese Fragen im Lichte der christlichen Weltanschauung besprochen wurden. Die-Hoffnungen, die der Buchhandel, sonderlich der Verlag, auf das Ausland gesetzt hatte, gingen nicht in dem gewünschten Maße in Erfüllung. In der Annahme, daß das deutsche Buch der beste Kulturträger im Ausland sei, hatte der deutsche Verlag seine wirtschaftlichen Interessen allzusehr
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