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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1891-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1891
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- Deutsch
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^ 20, 26. Januar 1891. Nichtamtlicher Teil. 529 »Am 1. Oktober 1890 hatte die Buchhandlung ein Alter von fünf- undsicbzig Jahren erreicht, und am 13. desselben Monats siedelte sic in das eigene, in der Maucrstraßc 44 errichtete Haus über. Ein Lebensalter von sünfundsicbzig Jahren, sür den einzelnen Menschen säst die Grenze des Daseins bezeichnend, ist wohl auch sür ein bestehendes Geschäft eine höchst seltene Existenzdaucr. die viele verschiedene Schicksale, aus- und nieder gehende Lcbenscpochcn, in sich schließt. Die Firma Carl Heymann wurde im Jahre 1815 in Glogau als kleine Sortimcntshandlung, verbunden mit Leihbibliothek, gegründet. Nach und nach fand sich auch Verlag dazu, namentlich bestehend aus belletristischen und populär-wissenschaftlichen, besonders populär-rechts wissenschaftlichen Artikeln. Endlich wurde das Sortiment gänzlich auf gelöst, und der Verlag übersicdcltc 1836 nach Berlin; hier nahm er einen mächtigen Umfang an und gewann durch große amtliche juristische Unternehmungen an Bedeutung und Ansehen. Nach dem im Jahre 1862 erfolgten Tode ihres Begründers, von wo ab die Firma ihre noch jetzt bestehende Form annahm, trat eine fast zehnjährige Periode des Niederganges ein, die sich erst mit der gegenwärtigen Aera schloß, in welcher der nicht juridische Teil des Geschäftes von der Firma abgc- trcnnt wurde. Ucber diese letzten zwanzig Lebensjahre der Handlung sind in verschiedenen Berichten ausführliche Darstellungen gegeben worden. Das neu erbaute Haus Maucrstraßc 44 dient vorzugsweise den Zwecken der seit fünfzehn Jahren mit der Buchhandlung unter demselben Besitzer vereinigten Buchdruckcrci von Julius Sittcnfcld. Von den vielen Stockwerken des Hauses benutzt die Buchhandlung nur kleinere Teile des Kellers, des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes. Doch ist auch für ihre Zwecke alles mit der nötigen Sorgfalt und in der praktischsten Weise eingerichtet. Für beide vereinigte Handlungen wurden aus Anlaß des Umzugs in das eigene Haus Wohlfahrtscinrichtungcn ins Leben gerufen, so eine Hauskassc, eine Speiseanstalt, eine Büchcr- leihanstalt und eine Vcrgnügungsvereinigung. Am 14 November wurde die ständige Verwaltung für diese Einrichtungen organisiert und am 22. November durch eine festliche Veranstaltung sämtlicher Angestellten feierlich begangen. Zu dem Arbeitsgebiet des vergangenen Jahres nunmehr über gehend , kann der Berichterstatter einfach seststellcn, daß dasselbe wie seine Vorgänger unentwegt die alten Bahnen gegangen, daß es ein Jahr reichster Thätigkcit mit entsprechendem Erfolge gewesen ist Mit dem Wirken und den Werken, die in dem vorliegenden Jahresberichte ausgezeichnet sind, kann die Vcrlagshandlung sicherlich auch ohne Selbst überhebung beanspruchen, in die vorderste Reihe des deutschen Buch handels gestellt zu werden. Die Jurisprudenz als Fachwissenschaft des Verlages bringt es naturgemäß mit sich. daß sich in seiner Produktion die Ideen und die Geschichte der Zeit in einem gewissen Grade wiedcrspiegcln, zumal er ganz besonders das gesetzgeberische Material pflegt und amtliche Ver öffentlichungen herauszugcben gewürdigt worden ist. Aus gesetzgebe rischem Gebiet steht bekanntermaßen die Sozialpolitik im vordersten Vordergründe. — Der Jahresbericht umfaßt nicht weniger als zwanzig Verlagsartikel ausgesprochen sozialpolitischen Charakters, wobei eine Reihe solcher noch nicht mit aufgesührt ist, die mehr oder weniger dies Gebiet streifen. Mit gutem Gewissen kann wohl ausgesprochen werden, daß der sozialpolitische Zug der Reichs- und Staatsverwaltung, wenn nicht Richtung und Ziel, so doch sicherlich das charakteristischste Merkmal giebt. Dies prägt sich auch deutlich in der Littcratur aus. Wenn die Vcrlagshandlung sin obiger Zusammenstellung) den Beweis liefert, daß sie auf ihrem speziellsten Gebiete, dem Verwaltungsrcchtc, auch im abgclaufcnen Jahre nicht müßig gewesen ist; wie winzig macht sich diese Aufzählung gegenüber der gesamten liltcrarischen Produktion sozialpolitischen Inhalts! Diese Erkenntnis führte zu einer Erweiterung der Thätigkcit, welcher an dieser Stelle gedacht werden muß. nämlich zu einem umfassenden Ausbau des Sortimcntcs. namentlich des juristischen und kamcralistischen, auch außerhalb der Erscheinungen des eigenen Ver lages. Seit Jahren wendet sich an die Verlagshandlung ein jährlich wachsendes, zum großen Teil aus Reichs- und Staatsbeamten sich zu- sammensetzcndcs Publikum, nicht nur zu Aufträgen und Bestellungen, sondern auch zu Anfragen aller Art, und dies hat im vergangenen Jahre, namentlich betreffs der staats- und volkswirtschaftlichen Littcratur, in einem Maße zugcnommen, daß die Buchhandlung sich entschloß, unterstützt durch die beim Umzug gewonnene räumliche Vergrößerung, neben dem Berlage eine allen Ansprüchen gerecht werdende Sortimcnts- buchhandlung einzurichten.— Zur'Vcrlagsthätigkcit zurückkehrcnd kann man nur mitteilcn, daß auch im abgclaufcnen Jahre alle jene Bedingungen erfüllt worden sind, die alljährlich in jenen Vorbemerkungen als Zeichen der Thätigkcit und des Erfolges bezeichnet werden konnten. So umfaßt der vorliegende Bericht wieder 122 Nummern mit 2855 Druckbogen zum Preise von 667 40 H. — Seit dem Jahre 1835 betreibt die Buchhandlung auch den Vcrkau von Formularen, namentlich solcher sür Rechtsanwälte und Vcrwaltungs- beamtc. Das Formularmagazin hat in diesem Jahre sür beide Kate- gorieen eine Ausdehnung erfahren, daß seine besondere Erwähnung in diesem Berichte angczcigt erscheint. Für Rechtsanwälte wurden in erster Linie diejenigen Formulare und Formularbüchcr geändert, die mit der neuen Notariatsordnung in Zusammenhang stehen. Auch das Deposital- buch, welches unter dem Namen Verwahrungsbuch eingcsührt wurde, and bald starken Absatz. Die Formulare sür Verwaltungsbeamte ver mehrten sich namentlich durch solche, welche mit der Alters- und Jn- validitätsvcrsichcrung, sei es in direktem, sei cs in indirektem Zusammen bang stehen. Fortdauernd wird dem Formularmagazin die allergrößte Sorgfalt zugcwandt, um dasselbe, welches unter der ständigen Redaktion von Anwälten und Notaren steht, auf der in den betreffenden Kreisen allgemein anerkannten Höhe zu erhalten . . . .» Vermischtes. -Von einigen Weihnachtsnummcrn.» — Mit Bezugnahme auf den diesen Titel tragenden Artikel in Nr. 1 d. Bl. ist mir die Weihnacht und Neujahr gewidmete Nummer der Illustramone Italisna -Hatalo e 6apo ck' Lnoo», hcrausgegcben und gedruckt von Fratelli Treves in Mailand, zugegangen, begleitet von dem Wunsche, ich möchte ihr auch einiges Interesse schenken. Diesen Wunsch zu erfüllen ist leicht und angenehm; denn das Blatt ist, vom graphischen Standpunkte aus betrachtet, eine höchst beachtens werte, ja in einzelnen Teilen vorzügliche Leistung. Das Format des- clbcn ist das des Pariser »b'issaro iliastes», und die Titelseite des Um- chlags zeigt uns in vorzüglicher Lhromolypographie als Medaillon einen reizenden Mädchcnkopf inmitten von Blumen, Stcchpalmcnblättern und Gräsern; die Rückseite des Umschlags aber enthält die Anzeige einer amerikanischen Lebensversicherungs-Gesellschaft, bei welcher sich denn auch transatlantische und italienische Farbenfrcudigkcit zu einem mehr bunten als schönen Bilde vereinigen. Das Heft ist ohne den Umschlag 36 Seiten stark, von denen 24 aus den Text, 12 auf Anzeigen kommen; ersterer ist auf ausgezeichnetes Velin gedruckt, für letztere verwandte man geringeres Papier. Beige geben sind überdies 4 Kunstblätter, sämtlich in Chromolithographie, d. h. von Autotypiee» in Farben gedruckt; trägt man bei ihnen der Neigung der Südländer für Helle, bunte Tinten Rechnung, so werden auch diese Blätter befriedigen. Nur bei einem derselben, unterschrieben Lpsraurs, ist man ent schieden zu weit gegangen. Um einen lebhaften Kontrast zu schaffen zu der jungen, ziemlich sonncngcbräuntcn Mutter hat man dem nackten Kinde, das sic auf dem Schoße tänzeln läßt, eine Färbung ge geben, die cs nahezu als eine Gipspuppc erscheinen macht. — Eine der Kunstbcilagcn enthält ein Kalendarium, welchem die Bilder des Tier kreises als hellbraune Schatten untergedruckt sind; daneben befindet sich jedoch noch ein größeres, I-o Aockiaeo unterschriebenes Bild, dessen Maler von einer wunderlichen Phantasie geleitet worden sein muß, als er dem Sternbild der Jungfrau die Gestalt einer jungen Dame im zarten Morgcngewande lieh, die zwischen grimmigen Löwen, nackten Zwillingen, bärtigen Widdern leicht dahinschwebt. Die Illustrationen der 24 Textfesten sind teils in Holzschnitt, teils durch Autotypie oder--Zinkätzung ausgeführt; viele der zweiten Gattung sind in Farben gedruckt, und besonders gelungen von diesen sind die käguri äi trsot' anoi cki mocka, die ganz den Charakter kleiner Aquarcll- skizzcn tragen, auch durch ihren Gegenstand besonders anziehend wirken, und da der typographische Text des Blattes in einer schönen klaren Antiquatype sehr gleichmäßig schwarz und rein gedruckt ist, so kann man der Weihnachtsnummcr der Illustrarions Italiava bis auf die erwähnten kleinen Ausstellungen nur Gutes nachsagen. Wundern muß man sich aber immer wieder darüber, daß cs uns Deutschen, trotz der vielen schönen Muster englischer, französischer, ita lienischer, ja sogar schwedischer Herkunft noch nicht beschicken ist, eine gute deutsche, alljährlich wicderkchrende Weihnachtsnummcr begrüßen zu können. Sollte eine solche auch während der ersten Jahre Opfer erfordern, — Ausdauer und der ernste Wille, auch wirklich Gutes zu bieten, nicht bloß zu versprechen, müßten doch endlich zum Ziele, d. h. zum Er folg führen. Oder wäre das -Volk der Denker- zu ernst für solche heiteren Wcihnachtsgäste? Ich glaube es nicht. Theod. Goebel. Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Aus der für das ge samte Buchgewerbe höchst interessanten Festschrift der Königlich Sächsischen Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig, herausgegebcn vom Direktor, Herrn Geheimrat vr. Ludwig Niepcr, sind siebenundzwanzig Kunstblätter in den verschiedensten alten und neuen graphischen Ver fahren ausgchängt. Das Interesse steigert sich dadurch, daß alle diese Blätter von Schülern der Akademie gezeichnet und künstlerisch in den Werkstätten der Schule angefcrtigt wurden. Der Text ist in typographi scher Hinsicht ein Meisterwerk der Offizin W. Drug ulin und liegt ebenfalls aus. Das deutsche Buchgewerbe hat mit Befriedigung die Nachricht von der Einweihung des neuen Akademicgebäudes begrüßt in der Erwartung, daß nunmehr, wo die räumlichen Hindernisse in glänzender Weise be seitigt sind, die Akademie sich zu einer wirklichen, sehnlich erwünschten Hochschule für alle graphischen Künste im Mittelpunkt des Buch-
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