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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1921
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- 1921-06-06
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- 06.06.1921
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X- 12g, 6. Juni 1921, Redaklioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. renöcn Steuergesetzgebung rein gar nichts entgegen als das Gefühl, wenn es so nicht mehr weiter geht, werden es die Herren, die auf Koni missionssitzungen im Abstrichverfahren Gesetze machen, schon merken. Nirgendwo ist eine vorausschauende Persönlichkeit in unserer Gesetz gebung zu spüren, die lebensgesetzlich zu denken vermag. Ter schema tische Steuermodus ist einfach so, das; man stenertechnisch die Summe am Ursprung ergreift und darauf rechnet, der Steuerbetrug wälze sich dann sukzessive auf den Konsumenten ab. Aber aus dem »sukzessive« wird »dauernd ansteigend«, und so kann man sagen, das; je nach der Länge des Weges zum Konsumenten dieser das Zwei- bis Vierfache des Steuerbetruges in dem um diesen erhöhten Preise bezahlt: es beruht das in den geschäftlichen bzw. Nisikospesen. Die Künstler und Schriftsteller, die Vorträge halten, merken die Ergebnisse der neuen Steuerpolitik des großen Einmaleins bereits daran, daß die Steuer mehr an einem Vortrag verdient als der Künst ler selbst, — eine geradezu der Kultur hohnsprechende Erscheinung. Da mit steuern wir auf ein Versiegen der Vortragstätigkeit zu, d. h. auf neue Gemeinschaftsformen, die ermöglichen, die Steuer zu umgehen. Man darf wohl von einem Steucrvorschlag, der von Vertretern geistigen Lebens ausgeht, verlangen, das; er Ausdruck einer bestimmten geistigen Persönlichkeit ist — wie früher der A v e n arinssche Vo r- schlag —, um den sich die Urheber- und Künstlerverbände seinerzeit gar nicht bekümmert haben, weil eben Verbände nie eine eigene Mei nung haben, weil wirklich fruchtbare Gedanken nnr die einzelne Per sönlichkeit haben kann und nicht irgend ein Gesamtvorstand. Der Avenariussche Vorschlag, der vor etwa fünfzehn Jahren gemacht wurde, ging dahin, das; die Allgemeinheit Erbe des verfallenen Urheberrechts sei, und darum der Verleger einen bestimmten, sehr mäßigen Prozent satz für einen allgemeinen Fonds, der der Gesamtheit schöpferischer gei stiger Arbeit zugute komme, abzugeben habe. Ein solcher Vorschlag ist durchaus organisch gedacht, und ich weiß keinen anderen Weg, als von ihm aus etappenweise versuchsmäßig zu einem Fonds zu kommen, der Institutionen resp. Verbänden, aber nicht Einzelpersonen zugute kommt. Ich bin über den genauen Wortlaut des Entwurfs der Urheberver bände, der von »Sachverständigen« beraten wird, nicht orientiert, an scheinend ist zu den Sachverständigen noch kein einziger Verleger hinzu- gezogen worden. Die Gesetzmacherei ist ja auch viel bequemer, wenn sie von theoretischen Grundsätzen und nicht experimentierend vom orga nischen Leben ausgeht. Ich frage darum: welche Persönlichkeit, und nicht welcher Verband steht hinter dem Vorschlag von 10 Prozent Ab gabe vom Ladenpreis eines jeden Buches? Die Forderung einer solchen Konfiskation zugunsten einzelner bedeutet weder Verantwortungsge fühl für die Folgen, denn alle Bücherpreise müßten sofort um 2 0 bis 25 Prozent automatisch steigen, noch die Einsicht, wie der Volksorganismus als Ganzes zu den theoretischen Forderungen eines solchen Sozialisiernngsvcrsuches sich verhält. Die Erhöhung des Bücherprcises um 20 bis 25 Prozent bedeutet eine Katastrophe, nachdem bereits die BUcherpreise um das Fünf- bis Achtfache infolge der zehnfach gestiegenen Herstellungskosten gestiegen sind. Man soll sich klar sein: nnr die alten Verlagsvorrüte ans früheren Jahren ermöglichen es den Verlegern, die Preise wenigstens etwas ausglcichend zu balancieren. Sobald diese vergriffen sind, steigen die Preise weite', während die Kaufkraft des Publikums beträchtlich abnimmt. Ich schätze, cs wird binnen einem Jahr etwa nur ein Viertel der sonstigen Ncupioduktion vor dem Kriege gedruckt werden können. Soll nun dem Schriftsteller noch eine wesentliche .Herabminderung der Möglichkeiten, seine Werke unterzubringcn, durch die notwendigerweise ebenso automatisch sich verringernde Verlagstätigkeit infolge eines der artigen Gesetzes zugcniutct werden? Ich muß fürchten, der Verbands vorstand hat seinen Mitgliedern noch gar nicht klar gemacht, das; mit seinem Gesetzentwurf nicht das ganze Volk zur Rettung und Erhaltung seiner geistigen Kultur hcrangezogen wird, wie Herr Hans Kyser meint, sondern allein die geringe Schicht der Bücherkäufer, denen damit so zu Leibe gegangen wird, das; sie sich erheblich vermindern werden. Man mache sich die dem Gesetzesvorschlag zugrunde liegenden sozialpolitischen Einsichten an einem Parallelbeispiel klar. Gesetzt den Fall, der Staat hat kein Geld mehr, die Universitäten zu unterhalten. Es würde dann ein Gesetz nach dem Grundsatz eingebracht, wer den Nutzen hat, möge zahlen, so das; dann sämtliche Banken die Kosten aller Handelshochschulen, die Großindustrie die der technischen Hochschulen übernehmen müßten. Alber das würde dem Schntzverband Deutscher Schriftsteller nicht genügen, denn für ihn handelt es sich nicht um Insti tutionen der Allgemeinheit, sondern um Einzelpersönlichkeiten, die ans einem gemeinsamen Napf mittelst eines »Verwaltungskörpers« gespeist werden sollen. Doch man wird wohl erst die Einzelheiten dieser Vor schläge zur Neichskulturabgabe abwartcn müssen, um nachzuweisen, das; dann die Banken und die Großindustrie von vornherein allen Erfin dern und Denkern, fruchtbaren und unfruchtbaren, ihren Lebensuuter- halt garantieren müßten. Jedenfalls wäre ein Gesetz, das für die Pflegestätten geistigen Le bens eine Zentrale schasst, von der aus sie gespeist werden, der erste Schritt zum Untergang jenes Lebens, das gepflegt werden soll. Jede Zentralisation mechanisiert und verbürokratisiert das Leben. Geistiges Leben beruht aber auf der Polarität der Gegensätze; es basiert auf der Idee der Freiheit, und seine Bindung ist die der Gesetze eines gotischen Domes. Die materiellen Bauglicder eines gotischen Domes sind gleich sam f ö d e r a l i st i s ch einander verbunden, nicht zentralistisch, und die beherrschende Idee der Freiheit ist Zentrum und Spitze zugleich. In diesem Bilde geschaut müßten bei einem Gesetz, das die Pflege geistiger Kultur erhöhen will, Einzelorgane innerhalb beruflich organisierter Lebcnskreise geschaffen werden (womöglich landschaftlich differenziert). An maßgebender Stelle der Interessenvertretungen sollte aber die Per sönlichkeit stehen, denn die Entscheidung im geistigen Lebensgebiet dürf ten nur aus einer objektiven Erkenntnis handelnde Männer fällen, sonst kommen wir im Geistesleben zu einer ZwangSjackenwirtschast. Es kann und darf zurzeit nichts anderes geschaffen werden als in Verfolg der alten Avenariusschen Vorschläge vorerst ein Fonds zur Unterstützung von Institutionen für geistiges Leben. Sagen wir für Volkshochschulheime und Volksbibliotheken, der aber nicht von einer Zentralstelle verwaltet, sondern landschaftlich zu individuellem Verbrauch verteilt wird. Möglichst entscheide darüber eine einzelne Persönlichkeit, die alle Verantwortung ans sich zu nehmen bereit ist und die sich als gemeinsame Vertrauensperson der Schriftsteller, Künst ler und des Buchgewerbes erweist. Nur so gelangen wir auch wieder zum Sichtbarwerden der auf Selbstverantwortung gestellten Persön lichkeiten, die ganz aus unserem öffentlichen Leben verschwunden zu sein scheinen. Kleine MtmtluiWn. Ausstellung zur Aufklärung über den Fricdcnsvcrtrag. — In Stuttgart im Neuen Schloß wiro am 12. Juni eine Ausstellung über den Inhalt und die Wirkung des Friedensvertrages von Versailles er öffnet. Ta es noch sehr viele im Deutschen Reiche gibt, die sich über die -Härte' dieses Dokuments und seiner verschiedenen Zusätze gar nicht klar sind, so ist die Veranstaltung sehr zu begrüßen. Das beste Mittel, den gewollten Ziveck der Aufklärung zu erreichen, ist das Buch, deshalb hat sich der Verein der Stutt garter S o r t i m e n t s b u ch h ä n d l e r entschlossen, im Nahmen der Gesamtallsstellung eine Sonderausstellung zu veranstalten. Was sie enthalten wird, ist aus der An zeige ans der letzten Seite der Nr. 126 zu erseheil. Auch an dieser Stelle möchten wir auf den Ausruf und die Bitte der Stuttgarter- Kollegen Hinweisen. Sie erscheint außerordentlich beachtlich und wird von den Herren Verlegern, deren vaterländischer Sinn sich schon oft bewährte, sicherlich nicht übergangen werden. Die Angelegenheit duldet bei der Nähe des Ausstellungstermins (12. Juui) keine Verzögerung. Alles Weitere ist der Anzeige zu entnehmen. Eine Diircrcrwcrbung in New Port. - Das New Borker Metro politan-Museum hat mit der Sammlung von Dürerblättcrn der Junius S. Morgan Jr.-Saminlnng auch zwei alte Dürersche Originalholz- stöcke erworben. Es sind die Stöcke zu großen frühen Holzschnittin des Meisters, znm Martyrium der hl. Katharina und zu Simsons Kampf mit dem Löwen, die beide um 1498 entstanden. Das Museum stellt von den alten Stöcken neue Abdrücke der beiden Holzschnitte her und verkauft sie für 2 und 3 Dollar an Liebhaber. PMöWMlHNMen Einstein Ehrendoktor der Prinecton-Univcrsität. — Prof. Albert Einstein ist jetzt beim Besuch der Princeton-Universität in feierlicher Sitzung in Anwesenheit vieler Gelehrter anderer amerikanischer Hoch schulen zum Ehrendoktor promoviert worden. Die Präsidenten von 0 Universitäten wohnten dem Akt bei. Der Präsident von Princeton, Professor Hibben, begrüßte den deutschen Gast mit einer Ansprache in deutscher Sprache, rühmte den »neuen Pythagoräer, der sich ans den Tafeln der Wissenschaft in die mit Pythagoras beginnende Reihe der Maxwell, Newton und Galilei gestellt hat . Dann folgte die latei nische Promotion. Gestorben: am 27. Mai Herr Ernst Fuhrmann, Inhaber der Firma Ernst Fuhrmann, Buchhandlung in Berlin. Der im besten Mannesalter Verstorbene hat die von ihm vor 15 Jahren errichtete Handlung mit bestem Erfolge geführt und entwickelt, sodas; sie sich heute am Platze und bei der Kundschaft eines geachteten Rufes erfreut. Dem tüchtigen, strebsamen Fachmann wird in Berufs kreisen ein dauerndes Andenken sicher sein. Professor Georg Holz f. - In der Nacht vom 1. zum 2. Juni ist Herr Professor I)r. ptiil. Georg Holz in Leipzig einem Herz- 776
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