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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1883
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- 1883-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1883
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^ 11, 15. Januar. Nichtamtlicher Theil. 191 des achtzehnten Jahrhunderts die Gelegenheit nahe, den Namen des ersten Dichters der Nation mit dem Namen Cotta unauflöslich zu verknüpfen. Haller's ungeheure schriftstellerische Thätigkeit hätte allein genügt, einen ansehnlichen Verlagskatalog zu füllen. Aber obwohl ein freundschaftliches Verhältniß zwischen Haller und Cotta bis zu Haller's Tod fortbestand, hat der damalige Leiter der Buch handlung nicht daran gedacht, auch als Verleger mit dem Schrift steller in Beziehungen zu treten. Was Johann Georg Cotta Haller gegenüber versäumte, das verbesserte sein Enkel Johann Friedrich einem anderen Schriftsteller gegenüber, der, wie Haller, ursprünglich Dichtkunst und Studium der Medicin vereinigt hatte. Im Frühjahre 1794 wurde die Verbindung zwischen Cotta und Schiller geschlossen. Es war die Folge dieser sowohl persönlichen als geschäftlichen Ver bindung, daß bald auch Goethe mit der süddeutschen Buchhandlung Beziehungen anknüpfte, und daß so in der Entwicklungsgeschichte deutschen Geisteslebens die Cotta'sche Buchhandlung eine Stellung eingenommen hat, wie keiner vor und keiner nach ihr glücken konnte. Johann Friedrich Cotta war es, der den Ruhm seines Hauses gegründet. Wenn wir seiner am fünfzigsten Todestage rühmend gedenken, so sind wir wohl ans den Vorwurf gefaßt, das ist eine Geringschätzung gegen unsere großen Geistesheroen selbst, wenn wir dem Verleger die gleiche Ehre erweisen wie dem Dichter. Auch die Todtenfeier Schiller's oder Goethe's kann ja hauptsächlich nur in ähnlichen Festartikeln bestehen. Ob den Freund und Verleger Schiller's ehrend, wir gegen diesen selbst verstoßen, darauf mag eben dieser selbst antworten, wenn er in einem Briefe an Cotta vom 1. Sept. 1794 die Worte schreibt: „Die Zerstreuung eines Buches durch die Welt ist fast ein ebenso schwieriges und wichtiges Werk, als die Verfertigung desselben." Wäre Johann Friedrich Cotta nur der edclmüthige Freund und Verleger Schiller's gewesen, so würde dies allein genügen, ihm eine dankbare Erinne rung zu wahren. Aber Johann Friedrich Cotta ist auch der Grün der der ersten großen politischen Zeitschrift in Deutschland; als Mensch und Bürger, Politiker und Patriot nimmt er eine hervor ragende Stellung ein. Ein reiches edles Menschenleben hat er durchlebt; ein Stück deutscher Culturgeschichte tritt uns bei Be trachtung seines Bildes entgegen. Die Grundlage für all sein Wirken ist aber immer seine Thätigkeit als Buchhändler, und in dieser das Entscheidende ist sein Verhältniß zu Schiller. Dieses wirkt überall bestimmend auf Cotta, selbst in Angelegenheiten, bei denen man nicht an Schiller denken würde. Noch lange nach Schiller's Tode wirkt er wie ein Lebender auf Cotta fort, der bei seinen Handlungen sich selbst die Frage vorlegt, wie wohl Schiller darüber geurtheilt hätte. So schreibt er am 19. October 1816 an Charlotte v. Schiller: „Froh kann ich nicht mehr werden seit jenem Verlust. Alles, was wir seitdem erlebt — möchte ich nur auch ihn darüber vernehmen; und wenn vollends die Stürme persönliche werden, so sehe ich immer sein Bild vor mir, wie er einst als ein Wesen aus anderer Welt, da ich ihm meine persönliche Gefahr und Entschluß erzählte, entwickelte, wann und wo der Mensch über alle Verhältnisse des gewöhnlichen Lebens sich heraussetzen dürfe." Dem dritten Sohne Christoph Friedrich Cotta's schien es nicht bestimmt zu sein, die Leitung der Firma einmal übernehmen zu müssen. Am 27. April 1764 zu Stuttgart geboren, ward er zuerst zum Theologen, hierauf zum Offizier bestimmt. Als er aber 1782 die Universität Tübingen bezog, behielt er von seinen militärischen Studien nur das der Mathematik als Lieblings- Wissenschaft bei, als Beruf aber wählte er die Jurisprudenz. Eine gewisse Vielseitigkeit, von diesem öfteren Studienwechsel herrührend, mag dem Verleger später zu Statten gekommen sein; aber auch als Mitglied der württembergischen Ständeversammlung zeigte Cotta Einsicht ins Militärwesen und eine Achtung für dasselbe, wie sie seinen Collegen wohl zu wünschen gewesen wäre. Für die Ent wicklung des jungen Juristen war der Aufenthalt in Paris nach vollendeten Nniversitätsstudien wohl von der nachhaltigsten Be deutung. Da lernte er große Verhältnisse kennen, erwarb sich einen freieren Blick in politischen Dingen und beobachtete ein reicher ent wickeltes Zeitungswcsen, als cs in Deutschland vor Gründung der „Allgemeinen Zeitung" Vorhand".:. Aber er knüpfte auch manch' persönliche Verbindungen an, die nicht nur dem Buchhändler später nützlich wurden, sondern es ihm auch ermöglichen sollten, das über Württemberg hereinbrechende Kriegsunglück wenigstens zu mildern. Ins Vaterland zurückgekehrt, trat er 1785 in die Zahl der Hofgerichtsadvocaton ein. Nicht nur den Titel eines solchen führte er bis 1805, von welchem Jahre an bis 1812 das württcm- bergische Staatshandbuch ihn als königlichen Advocaten cxtraordi- narium verzeichnet, er übte auch praktisch seinen juristischen Beruf aus, wie er z. B. in Schiller's Erbschaftsangelegenheiten dessen Rechtsbeistand war, wohl ein einziger Fall, daß der Verleger als Advocat den Autor bei Gericht vertritt. Der Hofgerichtsadvocat muß aber doch auch außerhalb seiner Berufstätigkeit ganz beson dere Fähigkeiten gezeigt haben, sonst bliebe es schwer erklärlich, wie sein Vater dazu gekommen, gerade von ihm eine Rettung der allmählich immer jmehr herabkommenden Buchhandlung zu hoffen. Es war ein bedenklicher Schritt, zu dem Johann Friedrich sich in: Interesse der Familie entschließen sollte. Wenig gute, fast gar kein bedeutender Verlagsartikel waren dem I. G. Cotta'schen Verlage verblieben. Die besten Artikel waren Tafinger „Ins eamerals", Lauterbach „6olls§is.", Gerhardt „I-oei tbsoloMoi", Stewart „Staatswirthschaft" und einige kleine, eigentlich nur in Schwaben gangbare Sachen. Zu den letzteren gehörte auch G. Fr. Stäudlin's „Schwäbischer Musenalmanach für 1782 ", zu dem der Regimentsmedicus Schiller ein Gedicht, „Die Ent zückung an Laura", beigesteuert hatte. Die nicht geringen Schwierigkeiten, welche einerseits aus dem Zustande der Handlung, andrerseits aus der ungünstigen Finanzlage und Geschäftsunkennt- niß des neuen Besitzers sich für diesen ergaben, lernen wir aus den beiden Briefen kennen, die der Anfänger an Philipp Erasmus Reich, den Besitzer und Leiter der damals in Leipzig befindlichen Wcid- mannschen Buchhandlung, richtete.*) „Mein Studieren gab mir Gelegenheit, die für einen Buchhändler nothwendigen literarischen Kenntnisse zu erlangen, Bekanntschaft mit mehreren Gelehrten und Bücherliebhabern zu machen und mich von dem Localen meines Vaterlandes in so weit zu unterrichten, als es dem Buchhändler nützlich ist." Credit könne er von mehreren Personen erlangen, doch verkennt er nicht das Mißliche überhaupt, nothwendig auf Credit angewiesen zu sein. Dann aber gibt er die Grundsätze an, nach welchen er zu verfahren denkt. „Nun erlauben Sie mir auch, Ihnen zu melden, wie ich meinen Handel anzufangen gedenke. Da der Credit der Cottaischen Buchhandlung seit einiger Zeit ziemlich ge fallen ist, so müßte ich diesen zuvörderst erst herzustellen suchen. Ich würde dahero denen Herrn Buchhändlern dasjenige, was man ihnen die letzte Messe schuldig blieb, sogleich senden. Alsdann würde ich auf die nächste Ostermesse so viel Geld mitnehmen, daß ich nicht mir alle Rechnungen tilgen, sondern auch von den neuen Büchern die vorzüglichsten sogleich bezahlen könnte." Aeußert er hier doch nur Klugheitsregeln des gewöhnlichen Geschäftsverkehrs, so haben wir im folgenden Satze das Prinzip, welchem Cotta seine spätere Stellung verdankte. „Ich würde keine anderen als gute Bücher in Verlag nehmen und immer auf schönen Druck und Papier sehen." Allen möglichen Fleiß und Mühe anzuwenden, stets in Geschäften *) Karl Büchner: „Wieland und die Weidmannsche Buchhand lung. Zur Geschichte deutscher Literatur und deutschen Buchhandels." Berlin 1871. S. 17. 28*
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